Einmal rum!

Reisezeit: Juli 2011 - März 2012  |  von Insa Joost & Luc Hammerstein

Peru: Cordillera blanca

Der Todespass

Der Todespass

unsere wichtigsten Begeleiter!!!

unsere wichtigsten Begeleiter!!!

Ausblick von unserem ersten Zeltplatz, 3.900m

Ausblick von unserem ersten Zeltplatz, 3.900m

Panorama der Cordillera Blanca

Panorama der Cordillera Blanca

Laguna Churup, 4.500m

Laguna Churup, 4.500m

Huaraz
3100 m hoch gelegene Stadt in der wunderschönen Cordillera blanca in Peru soll den schönsten Berg der Welt Alpamayo beherbergen (super Wortspiel, ich weiß).
Wir trudelten hier mit dem Nachtbus und dem Plan ein, einige Tage zu trekken und unsere Höhentauglichkeit zu testen. 
Meine vollkommen überflüssige Unruhe, gepaart mit fehlender Selbsteinschätzung und Sportdrang brachte mich zu der Idee, schon mal am 2. Tag mit einer Mountainbike-Tour in der gegenüberliegenden Cordillera negra meine Höhenanpassung zu beginnen. Yes, Yes, its an easy Ride, good for acclimatization! Von wegen! Un poco tecnico (übersetzt "wenig technisch anspruchsvoll") -un poco? Und was an " No tengo experiencia" haben die  nicht verstanden???
Die Realität war, dass ich einen wahnsinnigen mir körperlich haushoch überlegenen und auf 3000m Höhe geborenen Peruaner mit höchst schelmischem Grinsen als Guide hatte, der vor allem wusste, wo es OHNE Wege steil bergab ging. Ich habe extrem viel während dieser Tour darüber gelernt, wo man alles mit 2 Rädern runter kann. 
Nachher (4h später) sagt mein Guide mir, er hätte viele Leute dagehabt, die da nicht runter gekommen wären, obwohl sie im Gegensatz zu mir behauptet hätten, Erfahrung zu haben. Danke. Du .....!
Meine Beine fühlten sich an wie das aktuelle Lieblingspostre der Peruaner: Götterspeise!
Am Folgetag haben Insa und ich unseren ersten gemeinsamen Trek im Gebirge gemeistert. Einen 1-Tages-Trek zur Laguna Churup, 4500m hoch von 3700 kommend.
Yes, Yes, its a good Trek for acclimatization! (Hat hier irgendwer ein Deja-vu?)
You don't need a guide, the way is clear.

Un poco tecnico, aha, na dann aufi.
3h sollte der Aufstieg dauern. Nach 1h 45min holte uns ein Parkwächter ein um die 5Sol für den Park einzukassieren. Er sei vor einer Stunde mit dem Nachtbus aus Lima gekommen, und bittet seine Verspätung zu entschuldigen. 
( 1 Stunde? Wie ist der so schnell hochgekommen???)
Wie lange wir denn noch zur Lagune bräuchten? 
Na so 30 min. 
Cool, danke.
45 min später waren wir (nach dem Erklettern einer Steilwand mit Hilfe von ein paar abenteuerlich angebrachten Seilen) oben angekommen, wo er uns grinsend ein 2. Mal begrüßte.
Ah ja, 30 min, das brauchst Du wohl, um hier hoch zu kommen!
Nee, ich hatte die Zeit für Euch kalkuliert, ich hab 15 min gebraucht. Danke....
Dennoch, es hat sich jeder qualvolle Schritt da hoch gelohnt. Uns erwartete ein wunderschöner Gebirgssee und ein irrer Ausblick auf das umliegende Gebirge. Nach der verdienten Pause und den notwendigen Beweisphotos am Schild mit der Höhenangabe sind wir zügig wieder runter, uns dessen sicher, dass wir also für den 3-Tages-Trek ab dem Folgetag fit waren.
Pustekuchen.
Wir hatten uns lange in Huaraz nach einer seriös wirkenden Agentur umgesehen, die eine Alternative zum "Santa Cruz-Trek" bot. Dieser ist ein 4 Tages Trek, der recht einfach ist und so viel begangen wird, dass man die Gruppen vor und hinter sich ständig sieht und die notwenigen Mulis nichts mehr zu futtern finden, weil alles schon abgegrast ist. Man zeigte uns einen 3-tägigen Alternativtrek, der ähnlich schwierig sein sollte. Aber so nett die Peruaner sind, mit der Präzision haben sie es ungefähr so sehr wie mit der Pünktlichkeit:

Ist ja auch nicht soo wichtig, ob man die 2. Nacht auf 4500 oder 3400 schläft. (alle Höhenmediziner dürfen jetzt aufschreien.)
Wir also los und entspannt am ersten Tag in 5h durch märchenhafte Wälder im Akilpo-Tal von 3600 auf 3900 gestiegen und dort in Zelten übernachtet. Mit dabei Rosmel, ein 23jähriger Guide, Michael, ein Anwärter (hier während des Treks der Cocinero-Koch) und Rufino, der Arriero (Donkey-Driver). 3 Mulis trugen die Zelte und das Essen, getrunken wurde das abgekochte Wasser aus den Bergbächen. Auch mit dabei ist Alexandra, eine Bekannte von Insa aus dem Kurs für Tropenmedizin, die uns während der 3 Tage sehr ans Herz gewachsen ist und eine ausgezeichnete Reisefreundin auf diesen doch etwas schwerer als erwarteten Trek war.
Es gab  Coca-Tee und das von den Guides gekochte Abendessen schmeckte vorzüglich.
Schon am ersten Abend breitete sich eine Müdigkeit im Team aus, die dazu führte, dass alle um 20.00 schlafen gingen. 
Dann wurden morgens alle vorhandenen Schichten angezogen, die zur Verfügung standen und die Alpaca-Accessoires vom Mercado artesanal (Mütze, Handschuhe und Schal) dem ersten Test unterzogen, den diese übrigens mit Bravour bestanden. Die Kopfschmerzen vom Vortag waren abgeklungen und wir alle motiviert und gespannt auf den 1100m Aufstieg und weitere 1600m Abstieg die in 6h zu schaffen sein sollten.
Nach ca. 1,5 Stunden waren wir an der Laguna Akilpo. Von hier aus gab es keinen Pfad mehr sondern nur noch Markierungen, an denen sich unser Guide orientierte.
Wir kamen jedoch zügig vorwärts und ich langsam an meine körperlichen Grenzen.

Oben angekommen schwellte uns jedoch die Brust vor Stolz. Dann kam der Abstieg. Inzwischen musste ich mich damit abfinden, dass mich die Höhenkrankheit erwischt hatte. 
Die vor uns liegende Moräne stand nicht zur Verfügung, also kletterten wir an dem Hang an einer felsigen Wand entlang um uns mühsam entlang einiger Steinmarkierungen das steile Geröllfeld herunter zu arbeiten. Mehrfach kam es zum Abrutschen kleinerer Gesteinsmengen und an einigen Stellen war mehr Artistik als alles andere nötig. Die Pause auf 4800, die sich alle redlich an diesem Hang verdient hatten, wurde meinetwegen ausgelassen und erst auf 4500m Höhe liessen wir uns ins Gras sinken. Schon auf dem Grat hatte mich Insa mit Fortecortin gefüttert, die trotz meiner mühevollen Dissimulation sofort verstanden hatte, was los war und den Guide auf den schnellen Abstieg gedrängt hatte. Nun ging es mir dank meiner persönlichen Höhenmedizinerin schnell besser, was zur allgemeinen Erheiterung vor allem daran bemerkt werden konnte, dass ich, auf 4500m mit grauem Gesicht angekommen, nach 20 min plötzlich einen Bärenhunger entwickelte. Dann stiegen wir auf die an dem Tag noch möglichen 3900m ab, auf dass ich mich weiter erholen möge.
Erschöpft konnten wir uns in den Zelten erholen und von unserem Guide, der die Strapaze scheinbar bei Ankunft im Camp mit einem Schulterzucken überwand, lecker bekochen lassen.
Am letzten Tag standen nochmal 3,5 Stunden Talwanderung an. Mit den letzten Höhenmetern noch in den Knochen machten wir uns auf den Weg um eine wichtige Lektion zu lernen: wenn man nicht mehr mit einem Anstieg rechnet, bringt man kaum Willenskraft auf, ihn zu schaffen.

Und: nach 3 Tagen Wanderung kommt einem die Möglichkeit einer heißen Dusche wie ein wahr gewordener Traum vor.

© Insa Joost & Luc Hammerstein, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Der lange gehegte Traum wird endlich erfüllt: Zu zweit einmal um die Welt in 8 Monaten. Job gekündigt, Wohnung aufgelöst (naja, fast), Katze versorgt! Wir haben beschlossen, nur Länder zu bereisen, in denen keiner von uns beiden schon einmal war. Von anfangs 17 Zielen haben wir es auf folgende Länder geeinigt: Ecuador, Peru, Hawaii, Nepal, Kambodscha, Laos und Malaysia (?, Nach-Verhandlungen laufen noch).
Details:
Aufbruch: 12.07.2011
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 01.03.2012
Reiseziele: Ecuador
Peru
Vereinigte Staaten
Nepal
Kambodscha
Laos
Malaysia
Deutschland
Der Autor
 
Insa Joost & Luc Hammerstein berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.