Einmal rum!
Malaysia: Bario / Kelabit Highlands
So, nachdem Luc sich jetzt solche Mühe gemacht hat, um Euch ein wenig auf dem laufenden zu halten, muss ich wohl auch noch mal ran...
Nachdem wir uns an diversen Orten vom Wildlife auf Borneo haben begeistern lassen, wollten wir zum Abschluss nochmal ein wenig der Hitze und Schwüle entfliehen und sind zum trekken nach Bario geflogen. Bario ist die 'Hauptstadt' der Kelabit Highlands, liegt auf 1500m Höhe und ist nur per Allradfahrzeug in 12-20h oder Flugzeug erreichbar. Aber was für Flugzeuge! Twin Otter Aircraft, falls das irgendwem was sagt, also mir nicht, bis ich drin sass. 15 Sitzplätze, 2 Propeller und während des Fluges kann man sich mit den Piloten unterhalten, also, falls sie nicht grade Zeitung lesen oder versuchen, diese Mini-mini Propellermaschine durch die Wolkendecke zu bringen. Vor dem Flug wird man gewogen, insgesamt dürfen nur 10 kg Gepäck pro Person mit, und wenn zuviel Cargo an Bord ist, bleiben auch schon mal ein paar Passagiere auf dem Boden.
Unnötig zu sagen, dass ich vor Angst fast gestorben bin, während alle um mich rum total entspannt waren - aber nach der zugegebenermassen sehr sanften Landung haben alle applaudiert und immer wieder Hallelujah gerufen (Bario ist sehr christlich...)
Am Flughafen wird man von wildfremden Menschen mit Handschlag begrüsst, man muss sich sofort um seinen Rückflug kümmern, die Plätze werden gern auch mal an wen anders verteilt. Unter dem Bergrüssungskommitee fanden wir auch Steven und Tine, ein kelabit-dänisches Pärchen mit ihrem kleinen Sohn Noah, die ein sehr niedliches Homestay betreiben, die Jungle Blues Dream Lodge, die Steven, der Maler ist, auch als Atelier dient.
Binnen drei Stunden hatten wir einen Guide, 2 US-Armee Hängematten, Schlafsäcke und einen groben Plan für einen 4 Tagestrek.
Am nächsten Tag ging es los, erstmal 1.5 h auf einer asphaltierten Strasse in der brütenden Sonne. Als nächstes latschen wir an dem vereinbarten Treffpunkt vorbei und durch eine Büffelweide, mein rechter Stiefel steckt bis zum Anschlag im Matsch (es hatte die ganze Nacht geregnet). Irgendwann wird auch uns klar, dass wir wohl am Dorf vorbei sind, also wieder zurück bis wir Handy Empfang haben, wir rufen Rian, den Guide an, wenigstens sind wir auf dem richtigen Weg, er kommt hinterher und wir vertreiben uns die Zeit damit, dem Bauern Guaven zu klauen.
Irgendwie schon ein suboptimaler Start, aber so richtig geht es erst im Wald los. Mich sticht irgendwas ins Knie, Moskito, keine Ahnung, beachte es nicht weiter. Auf dem Boden kringeln sich überall Blutegel (leech!), ich kenn die zwar aus Thailand, aber so viele hab ich noch nie gesehen. Sobald man stehen bleibt, krabbeln sie auf die Schuhe, in die Schuhe, durch die Socken. Wir sehen auch ein paar Tiger Leeches, die sind noch grösser, der Biss tut weh und - falls möglich- sehen sie noch ekelhafter aus. Wir entwickeln einen Leech-index (Anzahl leeches /m2 und kommen auf dem Weg auf 5-10.
Nach 3h wandern geht uns noch der Wasserfilter im Bach kaputt, wir sind verschwitzt, stinken wie die Iltisse, schnippen paranoid die Egel von den Schuhen- ein Traum. Unsere Unterkunft, ein 'forest shelter' besteht aus einem halbhohen Holzunterstand mit Wellblechdach und Feuerstelle. Es wird zur leech freien Zone erklärt, jeder eingeschleppte Blutegel wird rituell mit Rians Machete auf einem (eigens dafür aufgerichtetem???) Holzblock zerhackt. In der Unterkunft ist es allerdings erstaunlich gemütlich, wir kochen, quatschen, waschen uns im Fluss. Zum Abendessen gibt es Reis, Curry aus der Dose und den Dschungelfarn, den wir auf dem Weg gepflückt haben.
In der Nacht tue ich kein Auge zu, Luc zersägt in seiner Hängematte den ganzen Wald, ein Holzklotz raucht still und dunkel vor sich hin und mir ins Gesicht, und ich habe die Wahl zwischen Blase platzen lassen oder im Dunkeln mit den Blutegeln pinkeln...
Am nächsten Tag zeigt mein Knie eine flammende Rötung von guten 15cm Breite und nach 5h drauf laufen ist es so dick, dass ich nicht mehr hocken kann, dafür kann man jetzt ein Spiegelei drauf braten. Luc sagt, ich soll mich nicht immer auf meine Wehwehchen konzentrieren, Rian meint, es war eine Biene, ich denke, ich bin mit zwei gefühllosen Holzfällern unterwegs und werde sicher gleich sterben.
Es ist heiss, wir haben zu wenig Wasser dabei (ist auch eher gekochtes Bachsediment als Wasser), wir stinken wieder/noch, überall Blutegel...kurzum, wir verkürzen den Trek um einen Tag und wandern zurück Richtung Dorf, allerdings "gönnt" Rian uns einen anderen Weg, auf und ab und auf und auf, und...seufz. Ich bin wirklich froh als wir ankommen, nachdem Rian noch Durian Stinkefrüchte pflückt, versucht, einen Hirsch anzulocken, indem er auf einem Gradhalm pfeift und wir ziemlich nass einen Fluss überqueren, der irgendwann auch mal eine Brücke hatte.
Die perfekte Entschädigung kommt aber prompt in Form von Kiki und Kaka, Rians kleinen Katzen, wir verbringen die Nacht in seiner Hütte, auf richtigen Matratzen, seufz, und jeder eine schnurrenden Katze im Schlafsack. Wieviel besser als Lucs Geschnarche!!!!
Vorher ein suuper Abendessen, das eine Familie im Longhouse, der traditionellen Behausung hier, gekocht hat, bestehend aus Reis (Bario- Reis!!), Ananas (Bario-Ananas!!), Bambus, wilden Pilzen, Chilies...
Am dritten Tag ging es dann zurück zum Homestay, wieder ein Schritt mehr in Richtung Luxus, fliessendes kaltes Wasser und ein eigenes Zimmer, das reicht ja schon.
Auch wenn ich während des Treks mehr als einmal geflucht habe, habe ich es auch genossen und musste oft lachen, einfach weil diese Unbehaglichkeit ja nichts anderes bedeutet, als dass man sich (weit) ausserhalb seiner Comfortzone bewegt und diese Reduktion einen die Kleinigkeiten, die wir so sehr für normal und alltäglich halten, wieder richtig schätzen lässt.
unser "forest shelter"
Homestay Jungle Blues Dream Lodge
Sonnenuntergang über dem Dorf Pa Umor
Borneo aus der Luft
kein Witz!
Insekt (??)
Aufbruch: | 12.07.2011 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 01.03.2012 |
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