out and about
Iran: Tehran & kaspisches Meer
23.03. - 27.03. Gastfreundlichkeit neu definieren
Was soll man sagen, ein wenig nervös war ich ja schon, als ich in KL ins Flugzeug gestiegen bin. Es ist auch völlig anders gekommen als ich irgendwie geplant hab aber 10mal besser! Im Flugzeug war ich der einzige nicht-Iraner, da fällt man schonmal ein bisschen auf. Bin neben 2 Studenten (Mehdi und Hammed) gesessen, die in Malaysia studieren und für No Rooz nach Hause fliegen. War echt super, sich mit denen zu unterhalten, total offen und natürlich super English. Hab dann sogar ein Business-class upgrade bekommen, weil eine Iranerin lieber bei ihrer Familie sitzen wollte als in der Business class allein, und hat mit mir getauscht, super Sache aber man kommt sich schon irgendwie blöd vor als backpacker in der business class Kurz vor der Landung haben wir wieder getauscht und ich hab gefragt, was ein Taxi kostet in die Stadt. Draufhin hat mir Mehdi angeboten, dass er mich mitnimmt, weil seine Freunde ihn sowieso abholen und es quasi auf dem Weg liegt. Gut, eigentlich wollte ich die Nacht am Flughafen verbringen (Ankunft war ziemlich spät) und in der Früh erst nach Tehran, aber sowas nimmt man gerne an.
Die Passkontrolle war ne Katastrophe, nicht weils sie mich nicht reinlassen wollten, sondern einfach weil es keinen Schalter für ausländische Pässe gab! Aber dank Mehdis und Hammeds Hilfe, haben sie mir nach ner halben Stunde doch nen Beamten besorgt, der den Foreigner Schalter besetzt hat und mir nach 2 sec den Stempel in den Pass gehauen hat.
Die Fahrt an sich war schon ein Highlight an sich, in ner uralten Kiste nachts um halb 2 mit höllisch lauter iranischer Musik und 140 am Standstreifen überholen Autofahren im Iran is ne Klasse für sich. Knapp 30000 Tote pro Jahr... Unterwegs haben dann Mehdis Freunde spontan beschlossen ne welcome back party für ihn zu schmeißen, er war zum ersten Mal seit 3 Jahren wieder daheim, und ich war gleich eingeladen. Ich war zwar höllisch müde, aber sowas kann man sich ja nicht entgehen lassen und wie der lonely planet schon sagt..just say yes! Haben dann mitten in der Nacht irgendwo in den Tiefen Tehrans erstmal ne Flasche Vodka besorgt, da hab ich mir schon mal kurz gedacht, dass ich eigentlich nicht die geringste Ahnung hab wo ich bin und die theoretisch mit mir machen können was sie wollen Aber gut, es ist anscheinend ganz normal illegal Alkohol zu kaufen und irgendwann gegen 3 waren wir auch bei nem Freund von Mehdi daheim, nachdem wir unterwegs noch 3 Leute abgeholt haben und mind. 1h zu siebt im Auto durch Tehran gegurkt sind. Im Haus sind dann Gitarre und Alkohol ausgepackt worden, dazu FIFA auf der Playstation, war einfach mega cool, sind Iraner wohl auch ganz normale Jugendliche und keine Terroristen?! Alle haben wirklich versucht sich mit mir zu unterhalten, obwohl sie fast kein English konnten, was sich aber logischerweise mit steigendem Alkoholkonsum verbessert hat, und sie waren rührend begeistert, dass sich jemand für den Iran interessiert. Meine 10 gelernte Farsi-Wörter sind auch super angekommen und wurden gleich mit Schimpfwörtern ergänzt Gegen nen Deutschen wollten logischerweise auch mal alle Fussball spielen, wenn auch nur auf der playstation, aber gut, da ich nie ne playstation hatte (wie sich jetzt zeigt ein Erziehungsfehler ), hatte ich nicht wirklich ne Chance. Trotzdem waren alle unglaublich froh, mal Kontakt zu Ausländern zu haben, hab bestimmt 50 mal "thank you for visiting Iran" gehört. Um 6 in der Früh haben sie dann beschlossen, mich auf nen Hügel im Norden von Tehran zu fahren, dass ich Tehran bei Nacht sehen kann, was wirklich beeindruckend war, hab noch nie so ne riesige Stadt gesehen. Sind dann noch bisschen auf nem Spielplatz rumgeklettert, war super lustig, und als ich dann endlich um 7 in der Früh am Boden auf nem Perserteppich bei Mehdis Freund Schlafen gegangen bin, war der Kulturschock perfekt, aber es hätte wirklich nicht besser laufen können.
Kaspisches Meer
Um 3 nachmittags aufgestanden gabs erstmal Chay (Tee) für alle und Mehdi hat beschlossen, dass ich sein Gast sein soll und da wir uns echt top verstanden haben, hab ich gerne angenommen. Mehdi hat im Westen von Tehran gewohnt, sein Freund, wo wir übernachtet haben im Osten und so hat die Fahrt mal locker 1,5h gedauert, ein Höllenverkehr und Tehran ist einfach riesig. Seine Familie war total nett und haben erstmal richtig aufgekocht, super traditionell persisches Essen, Mehdi hat seine Eltern mit dem ersten Besuch nach 3 Jahren nämlich überrascht. Abends sind wir mit der Familie noch in ein Dorf in den Alborz Mountains gefahren zum Honig und Joghurt kaufen, da lag noch Schnee aber war n netter Ausflug. Abends muss man allerdings neu definieren für Iran, wir sind um 11 Uhr losgefahren und um halb 3 wieder gekommen, um 3 nachts gabs dann Abendessen Dementsprechend war ich die ersten paar Tage immer total fertig.
Am dritten Tag hat Medhis Schwester beim Mittagessen (um 4 nachmittags) dann vorgeschlagen, dass wir Freunde am kaspischen Meer besuchen und innerhalb einer Stunde waren wir im Auto unterwegs nach Bandar-e Anzali. Dank dem Tehran-Verkehr hats auch 7 Stunden gedauert, aber die Landschaft war beeindruckend mit der kargen Landschaft und den schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Angekommen sind wir dementsprechend um Mitternacht und zur Begrüßung gabs erstmal Vodka. Wirklich verwunderlich, dass der Alkohol so frei fließt (privat wohlgemerkt!). Die Freunde waren ein Lehrer-Ehepaar, der Mann hieß Garfield, den Namen der Frau hab ich leider in 2 Tagen nicht geschafft auszusprechen x). Sehr gebildete Leute, 2 Kinder studieren in Holland und Spanien und der Sohn ist Professor für Elektrotechnik, konnten auch ein bisschen English und war ne interessante Diskussion, vor allem natürlich über Politik und mein Bild vom Iran (übrigens die Standartfrage im Iran: what do u think about Iran?). Zum Abendessen gabs abgusht, das Gericht, für das die Region im Norwesten vom Iran bekannt ist, bisschen gewöhnungsbedürftig wegen dem Hammelfleisch, das schmeckt als ob der Hammel an Altersschwäche gestorben wäre, aber ganz gut. Ins Bett gings mal wieder erst um 3...
Am nächsten Tag sind wir raus aus der Stadt ans kaspische Meer gefahren zum Picknicken, mit dabei war auch die Familie von Garfields Sohn Ali. Muss dazu erwähnen, dass Picknicken im Iran der Volkssport Nr. 1 ist, wenn man z.b. auf der Stadtautobahn in Tehran fährt, sieht man überall, wirklich ÜBERALL Leute Picknick machen, vor allem hald jetzt zu No Rooz, und zwar nicht in schönen Parks, weils die in Tehran nicht gibt, sondern auf dem Gehsteig oder auch mal auf dem Standstreifen wenn grad nen Stau gibt Haben bisschen Holz gesucht, am Wegrand ein Feuer gemacht, kebab gegrillt und dann auf nem Steg auf nem Teppich gegessen, war lecker und super direkt am Wasser. Das Wetter war leider nicht so gut, was die Iraner aber lieben, im Sommer fahren alle ans kaspische Meer um den Regen zu genießen Die ganze Region hat sehr nach Ostblock ausgeschaut, lauter alte Betonbauten, war aber früher auch ein wenig unter Sovjet-Einfluss, weils auch nur weniger als 100km von der Grenze zu Azerbaijan weg war. Abends nach dem Abendessen waren wir dann noch zum Tee bei Garfields Sohn eingeladen und um 2 in der Früh haben wir uns wieder zurück auf den Weg nach Tehran gemacht. War ein super Trip, wenn auch sehr anstrengend. Wirklich erstaunlich wie verschieden die Landschaft im Iran ist, im Süden sollts ja dann noch in die Wüste gehen.
Als ich Mehdi erzählt hab, dass ich nach Yazd, Shiraz, Esfahan etc will hat er sofort vorgeschlagen, dass wir alle mit seinem Auto fahren, aber das konnte ich wirklich nicht annehmen, sind immerhin 3000km oder so, war garnicht so einfach das abzulehnen, und er hat drauf bestanden, dass wir uns in Esfahan wieder treffen. Das war dann ok, und so bin ich alleine weiter in Richtung Süden mit dem Zug nach Yazd gefahren. Die 5 Tage mit Mehdi waren einfach der Wahnsinn, viel besser als ichs mir jemals vorgestellt hätte, unglaublich wie freundlich die Leute sind.
Aufbruch: | Juli 2011 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | Mai 2012 |
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