Achämeniden, Safawiden und Sassaniden

Reisezeit: Mai / Juni 2014  |  von Herbert S.

Yazd II

Danach werden wir wieder gefahren. Eigentlich hätte man auch zu Fuß zum Meydane-e Amir Chaqmaq gehen können. Auf der Ostseite des Platzes liegt ein eta 65m breiter Arkadenbau (Amir-Chaqmaq). Der wie ein Palast oder eine Moschee wirkende dreistöckige Bau wird von zwei Minaretten überragt und dient als Zuschauertribüne (bei den Ashura-Passionsspielen)

Tribünenbau

Tribünenbau

Das auf dem Platz stehende schwere Nakhl-Holzgerüst wird bei den Ashura.-Riten mit schwarzen Tüchern behängt und auf den Schultern der Trauernden herumgetragen. Es symbolisiert den Schrein des Imam Hoseyn.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Meydane liegt das Wassermuseum, das im Jahre 2000 eröffnet wurde. Es liegt um einem sehr schönen Innenhof und zeigt Behälter zur Trinkwasseraufbewahrung sowie historische Technologie, die mit Wasser zu tun hat. Sehr interessant sind vor allem die Informationen zum Qanat-System der Wasserverteilung.

Historisch waren allein im Iran zur Zeit des Perserreichs zwischen 40.000 und 50.000 Qanate gleichzeitig aktiv. Viele antike Qanatsysteme wurden aber aufgegeben und verfielen. Sie wurden in jüngster Vergangenheit im Rahmen von Befliegungen wiederentdeckt. Heute werden im Iran noch ca. 20.000 bis 25.000 Qanate unterhalten. Diese haben eine Transportleistung von durchschnittlich gut 2.000 bis maximal 35.000 Kubikmeter pro Tag.

Hinab zu den Qanat-Schächten

Hinab zu den Qanat-Schächten

hier unten im Museum haben wir einmal einen Einblick in ein solchen Schacht

hier unten im Museum haben wir einmal einen Einblick in ein solchen Schacht

ein Bild informiert auch über die aufwändige Anlage und Unterhaltung der Qanate, die natürlich regelmäßig gewartet werden mußten.

ein Bild informiert auch über die aufwändige Anlage und Unterhaltung der Qanate, die natürlich regelmäßig gewartet werden mußten.

Direkt gegenüber liegt eine Konditorei, bei der ich wieder keine Auslagen sehen kann.

Konditorei

Konditorei

Sami will uns unbedingt den zarathustrischen Feuertempel zeigen - er scheint möglicherweise dieser Religion anzugehören?

Das zarathustrische Erbe ist auf einer Fahrt in den Südosten Yazds zu sehen. Man fährt bis zum Meydan-e Markar, der durch seinen in der Mitte stehenden Markar-Uhrtum (Borj-e Saat-e Markar) auffällt. Diesen Uhrturm ließen Yazder Zarathustrier aus Dankbarkelt für den 1965 verstorbenen indischen Glaubensbruder Pashotanji Markar errichten, der sie durch Spenden für Schulen, Waisenhaus und Gemeindezentren unterstützt hatte.

Markar-Uhrtum (Borj-e Saat-e Markar) auf dem Meydan-e Markar

Markar-Uhrtum (Borj-e Saat-e Markar) auf dem Meydan-e Markar

Der zarathustrischen Feuertempel (Ateshkadeh) ist ein modernes Gebäude und wurde um 1940 von wohlhabenden Glaubensbrüdern aus Mumbay gestiftet. Die zarathustrische Gemeinde feiert dort ihre Gottesdienste. Das unterhaltene Feuer ist ein Symbol der Anwesenheit Gottes, was gewisse Parallelen zum Ewigen Licht in katholischen Kirchen aufweist. Das Feuer stammt aus Karyan südöstlich von Firuzabad in der Provinz Fars. Es soll dort bereits um 500 n. Chr. gebrannt haben und wurde 1174 nach Ardakan gebracht. Von dort gelangte es 300 Jahre später nach Yazd und wurde 1940 diesem Tempel übergeben.

Während unserer Besichtigung wird sogar das seit 1700 Jahren angeblich ununterbrochen brennende Feuer versorgt. (Mit Mundschutz, damit das Feuer nicht beschmutzt wird) - leider muß deswegen auch das Foto durch eine spiegelnde Glasscheibe gemacht werden

Während unserer Besichtigung wird sogar das seit 1700 Jahren angeblich ununterbrochen brennende Feuer versorgt. (Mit Mundschutz, damit das Feuer nicht beschmutzt wird) - leider muß deswegen auch das Foto durch eine spiegelnde Glasscheibe gemacht werden

Anschließend besuchen wir eine Zuhane Veranstaltung, in der Kuppel des Amir-Chaqmaq-Wasserreservoirs, das unterhalb noch einen Zugang zu einem Quanat hat.

Die Windtürme des Amir-Chaqmaq-Wasserspeichers

Die Windtürme des Amir-Chaqmaq-Wasserspeichers

Wasserreservoir mit Qanatzuläufen

Wasserreservoir mit Qanatzuläufen

In der ebenerdigen Kuppel findet die 'Fitnessübung' zu lauter - eintöniger - Musik/Gesang statt. Es traineren (natürlich) ausschließlich Männer (von sehr jung bis alt)
Die Zurkhanehs erlebten ihre Hoch-Zeit während der Safawidendynastie, als der schiitische Islam zur offiziellen Staatsreligion erklärt wurde. Nach Gehrke fand dieses Ritual der Körperertüchtigung seinen Höhepunkt jedoch bereits im 14. Jahrhundert. Das Ideal des ritterlichen Helden Rostam aus Abūl-Qāsem-e Ferdousīs Nationalepos Schāhnāme, der Schutz- und Wehrlose verteidigt, gilt als moralische Grundlage der Körperertüchtigung. Im Zusammenhang mit der Erneuerung des iranischen Staates durch Reza Schah zu Beginn des 20. Jahrhunderts stieg das Interesse am traditionellen Zurkhaneh.
Wie wir vor der Veranstaltung kann man sich zunächst nichts darunter vorstellen. Daher hier zwei Links zu Viceoclips:
eigenes Video Zurkhaneh - youtubeVideo

wenn man die Holzkeulen einmal anhebt, weiß man was die 'Männer' leisten - für kleine gibt es kleine Keulen, für die großen große bis sehr große

wenn man die Holzkeulen einmal anhebt, weiß man was die 'Männer' leisten - für kleine gibt es kleine Keulen, für die großen große bis sehr große

Im Moshir-Aal-Mamalek gibt es Abendessen im Garten (mit Mücken!!) Hackspieß und Forelle. Den Tee nehmen wir wegen der Mücken dann wieder in unserem Hotel mit Shisha auf einem Plateau.

Wegen des schönen Abends speisen wir im Garten - keine sehr gute Idee - am Wasserlauf sitzend malträtieren uns Mücken

Wegen des schönen Abends speisen wir im Garten - keine sehr gute Idee - am Wasserlauf sitzend malträtieren uns Mücken

die etwas eigenartige Attraktion des Restaurants sind die beiden Empfangsangestellten: der Riese und der Zwerg

die etwas eigenartige Attraktion des Restaurants sind die beiden Empfangsangestellten: der Riese und der Zwerg

zur Zusatzinformation ein iranischer Text zu Yazd

aus: Tehran Times 12 November 2012

Yazd, a city built out of adobe
Located 628 kilometers from Tehran, Yazd is one of the oldest cities of Iran dating back to the ancient times when a community of hard-working people prepared sun-dried bricks from mud to establish homes ventilated by wind-towers.
They gradually set up a town named Yazd in the heart of a desert oasis, Yazd Cultural Heritage Department wrote. There are a lot of historical and natural sites in Yazd Province. Its natural sites include mountains, springs and oases, while historical sites include qanats (underground aqueducts), badgir (wind-towers), ab-Anbar (water reservoirs), yakhchal (ice houses), museums, shrines (belonging to different religions), castles, pigeon towers, houses, caravansaries, mosques, Zoroastrian fire temples, bazaars, water mills as well as Alexander Prison.
Marco Polo wrote in his travelogue about Yazd: "Yazd also is properly in Persia; it is a good and noble city, and has a great amount of trade. They weave there quantities of a certain silk tissue known as Yasdi, which merchants carry into many quarters to dispose of. The people are worshippers of Mahomet (Prophet Muhammad (PBUH))".

Architecture and heritage
Yazd has some of the finest examples of Persian traditional desert residential architecture. It is of foremost importance as a center of Persian architecture.
Because of its climate, it has one of the largest networks of qanats in the world and qanat-makers of Yazd are considered the most skilled in Iran.
To deal with the extremely hot summers, many old buildings in Yazd have magnificent wind-towers, and large underground areas. The city is also home to prime examples of yakhchals that were used to store ice retrieved from glaciers in the nearby mountains.

Yazd is one of the largest cities built almost entirely out of adobe. Its heritage as a center of Zoroastrianism is also important.
Built in 12th century and still being in use, the Grand Mosque of Yazd is an example of finest Persian mosaics and excellent architecture. Its minarets are the highest in the country.

Demography & climate
The population of Yazd is predominantly Persian, most of whom are Shiite Muslims. There is also a small Zoroastrian community. Yazd's first historical mention predate it to around 3000 BC when it was referred to as Ysatis, and was then part of the domain of Medes, an ancient empire of Iran.
Zoroastrians have traditionally constituted a big community in Yazd. Even today, roughly 10 percent of the town's population, according to some estimates, adhere to this ancient religion. Though a fire temple was converted into a mosque after the Islamic conquest of Persia, a dignified new fire temple was established 1,300 years later.
Although the province is significantly dry with hot desert winds, it is suitable for living mainly because it is surrounded by high mountains. Areas in the province with an altitude of over 2,500 meters enjoy moderate weather.
The province of Yazd possesses a valuable part of Iran's great civilization and hosts remarkable elements of the world cultural and historical heritage.
In contrast with other provinces of Iran, Yazd lacks green places because of its location in the arid zone, though it is not a place without any natural tourism attraction.
Beautiful green valleys, wonderful countryside, marvelous springs, pleasant peaks and hillsides, caves, protected wildlife zones and, more importantly, the wonderful desert views of the province are very attractive and tourists as well as locals enjoy visiting these places.
Cultural attractions of the province are remarkable. The rich legacy of the people's culture shows nice and old traditions preserved by Zoroastrians as well as by Muslims, which also constitute a marvelous tourism attraction

© Herbert S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die kulturelle Hinterlassenschaft der genannten Reiche aus mehr als zweieinhalb Jahrtausende erfordert eine gewaltige Kilometerleistung durch ganz Iran. Selbst dann hat man den Eindruck, man habe noch nichts gesehen - und außerdem sind durchaus auch kulinarische Erlebnisse zu erwarten.
Details:
Aufbruch: 24.05.2014
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 14.06.2014
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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