Achämeniden, Safawiden und Sassaniden
Ausflug von Täbriz: - Qarah kelisa
Standardabfahrtszeit scheint 8.30 Uhr zu sein. Sami kündigt Regen an; wir fahren aber bei strahlendem Sonnenschein ab. In nordwestlicher Richtung geht es entlang einer Bergkette von überwiegend rotem Gestein in die Provinz West-Azerbaidschan. Alles schillert bunt. Bei Suffiyan fahren wir an einer Karawanserei vorbei, die auf dem Rückweg besser beleuchtet sein müsste. Gegen 11.00 Uhr erreichen wir Qara, wo wir die erste Pause (Tanken und ...) einlegen. Von dort sind es noch einmal 120 km bis zum Ziel, allerdings nicht mehr über Autobahn oder autobahnähnlich sondern über normale Landstraße. Die Landschaft wird etwas karger, trotzdem wird Ackerbau betrieben.
Die letzten Kilometer wird die Strasse kleiner und kurz vor dem Ziel steht auf einem Kleinen Hügel das Grab eines Derwisch.
Gegen 12.30 Uhr erreichen wir dann die Thaddäus-Kirche - Qarah Kelisa = Schwarze Kirche - genannt. Schon von weitem erkennt man die beiden kegelförmigen Türme - Gottlob in der Sonne, die sich allerdings beim weiteren Annähern allmählich verzieht.
Während Sami die ersten Erklärungen abgibt, wir stehen in einem Torbogen, fängt das Gewitter an, das Wasser aus Kübeln loszulassen.
Das Thaddäus-Kloster ist von zentraler Bedeutung für die armenischen Christen. Der Apostel Thaddäus erlitt auf Befehl des armenischen Königs gemeinsam mit dessen konvertierter Tochter Sandokht in der Zeit zwischen 60 und 64 den Märtyrertod. Eine erste Kapelle soll um das Jahr 68 hier erbaut worden sein. Im Laufe der Jahrhunderte entstand eine Klosteranlage, in deren Mittelpunkt die Kirche steht.
Der letzte Abt starb 1948. Seitdem gibt es hier keine Mönche mehr, aber jedes Jahr im Juli, und zwar 105 Tage nach dem jeweiligen Osterfest, treffen sich hier armenische Christen aus aller Welt und feiern den heiligen Thaddäus.
Juli 2008 ist die Klosteranlage zusammen mit dem weiter östlich gelegenen Stephanus-Kloster als UNSCO-Weltkulturerbe anerkannt.
Wir verziehen uns wie schon in Ardebil ins Innere des Gebäudes, wo man deutlich zwischen früh (schwarzes Gestein) und spätem Kirchenbau (heller Sandstein) unterscheiden kann.
Die ältesten Teile des Kirchenbaus, nämlich der Altar- und Kuppelraum, gaben der Anlage den Namen Qareh Kelisa. Die Steine gehören zu dem 1329 reparierten Kirchenbau aus dem 10. Jahrhundert, der bei dem Erdbeben von 1319 zerfallen war. Damals erneuerte man auch die Klostermauern, die Mönchszellen und V erwaltungsgebäude.
Nach einigen kleineren Erweiterungen und Renovierungen wurde zwischen 1810 und 1828 der zentrale große Kreuzkuppelbau mit zwei Konchen sowie der triumphbogenartige Portalbau angeschlossen. Über dem neuen Kuppelbau erhebt sich der mittlere Turm, der von vier Pfeilern getragen wird. Für den damaligen Umbau wurde heller Kalkstein verwendet. Die Kirche ist außen 42 Meter lang und bis zu 23 Metern breit. Der mittlere Turm ist 24 Meter hoch und der östliche ältere Turm fünf Meter niedriger. Ein Bogen von 4,50 Metern Weite verbindet im Inneren den mittleren Kuppelbau mit dem um vier Stufen erhöhten Altarraum.
Nach der Innenbesichtigung hat es aufgehört zu regnen und die Sonne erstrahlt in vollem Glanz.
Die Außenwände der Kirche sind sehr unterschiedlich gestaltet. Während die Fassaden des älteren Baus bis auf Flechtmuster relativ schmucklos sind, ist der neuere Teil durch Felder und Blendnischen gegliedert, die überwiegend mit Pflanzenornamenten und Tier- und Heiligendarstellungen in Flachrelief geschmückt sind. So sind die herrlichen Zierbänder und Kartuschen an der Aussenfassade der jüngerern Bauteile deutlich zu sehen.
Besonders erwähnen möchte ich die umlaufenden Bänder, deren grazile Ranken Darstellungen von Sonne, Tieren und sogar einem Liebespaar umgeben.
Westlich an den 65 mal 50 Meter großen Klosterhof schließt sich ein durch Mauern gesicherter Vorhof an, in dem sich die Reste der Wirtschaftsgebäude befinden. So gibt es einen Raum mit dem steinernen Gewinde einer Ölpresse oder einen anderen mit einem Backofen.
Es bietet sich die Möglichkeit fantastische Rundumpanoramen des Thaddäus-Klosters an zusehen!
Nach der Besichtigung kramen Sami und Ali wieder die Picknicksachen aus dem Wagen und auf der Klostermauer gibt es dann ein Schälchen einer leckeren Sauce mit 'sardischem' Brot - auch der Hirtenhund kann die großen Platten maßgenau teilen. Danach gibt es Wassermelone und Datteln, sowie Kaffee und Kekse.
Bastam
Wir verlassen den Ort nahe der türkischen Grenze gegen 13.30 Uhr und fahren in einiger Entfernung entlang der armenischen Grenze zurück. Einen kurzen Abstecher von 2x7,5 km hätten wir uns sparen können, denn inzwischen hat uns das Gewitter wieder eingeholt
Beim Dorf Bastam südwestlich von Qareh Ziyaeddln stand die neben der königlichen Zitadelle in der Hauptstadt Tuschpa am Van-See gewaltigste Festungsanlage des urartäischen Reichs. Abgesehen von einigen Rekonstruktionen der letzten Jahre kann man den Umfang der Anlage nur anhand von Mauer-, Gebäude- und Terrassenresten erkennen.
Mit diesen Angaben aus dem Reiseführer trösten wir uns, da man eh nicht gerade viel hätte sehen können.
Daher bleibt uns nichts anderes übrig als die Rückfahrt nach Täbriz anzugehen. Auch die Karawanserei wird wegen Regens gestrichen.
Aufbruch: | 24.05.2014 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.06.2014 |