Nepal - Indien - Sri Lanka .... 5000km gen Süden

Für mich muss sich keine Frau verbrennen

04.12.2014 Jaisalmer, sonnig 30°

Um 22:00 am Vortag stand ich pünktlich am Bahnhof in Bikaner vor meinem Zug, bereit zur Abfahrt Richtung Jaisalmer und alles was fehlte war ein Abteil, was die mir undurchsichtige Bezeichnung "2S" aufwies.

Also rannte ich mehrfach den Zug hoch und runter, fragte ein paar Inder, die nur mit dem Kopf schüttelten und setzte mich dann in die beste hier vorfindbare Abteilung. Ja... setzen, denn der Zug war voll, es gab nichts zum Liegen (und das im Übernacht-Zug), nur dreier Bänke und neben mir saß ein junges Beduinenbürschchen und seine Mutter... der Vater lag direkt auf dem Boden im Mittelgang... was soll das für eine Nacht werden.
Ich sah mich etwas um und konnte ein paar Reihen vor mir noch einen Europäer erblicken, anscheinend noch so ein verrückter wie ich, der das Reisen und den Kontakt zum Volk möglichst authentisch und nah erleben möchte.

In der Abteilung in der ich saß gab es keine reservierten Plätze. Deswegen legte sich der eintretende Inder wahrscheinlich auch mir nichts dir nichts, einfach in die Gepäckablage über mir und schlief seelenruhig ein.

Die Nacht war eine Katastrophe... mein Kopf viel vor Müdigkeit nach vorne und nach hinten, der junge dürre Beduine nahm auf einmal mehr Platz ein, als ein austrainierter Bodybuilder und erst als wir auf dem letzten Drittel der Strecke waren, leerte sich der Zug und ich konnte mich auf die ganze Bank legen und etwas dösen. Mit einer Stunde Verspätung kam ich um 05:30 Uhr in Jaisalmer an und glücklicherweise nahm mich der Franzose (Der Europäer im Zug, der einen Fahrer am Bahnhof hatte) mit zu meinem Hotel.
Habe schnell die Schlüssel empfangen und ab ins Koma gefallen.

Um 10:30 Uhr ging ich einigermaßen regeneriert zum Frühstück und im Anschluss auf Erkundungstour Richtung alte Zitadellee die auf dem 80 Meter hohen Trikuta-Berg über der 65.000 Einwohnerstadt thront.
Die im inneren der Zitadelle befindlichen Jain-Tempel sind mit eine der Hauptattraktionen von Jaisalmer. Erneut über Audio -und diesmal sogar zusätzlich Videotour mit kleinem Tablet, wurde ich auf das Beste in die Entstehungsgeschichte der Tempelanlagen eingewiesen.

Im Fort traf ich im Anschluss an meine Besichtigungstour auch per Zufall wieder den Franzosen aus dem Zug (der noch später aus der Kamelwolle kam als ich). Wir plauderten einen Moment und verabredeten uns dann später am Eingang der Zitadelle, um gemeinsam einen romantischen Sonnenuntergang in der Goldenen Stadt auf dem gegenüberliegenden Hügel zu erleben (mit Vanessa wäre mir zwar 1000 mal lieber, aber man kann ja nicht alles haben ) .

Mein Mittagessen, im Killa Corner direkt am Eingang der Zitadelle (Empfehlung Tripadvisor) für 3,50€ (So, ab jetzt gibt es keine Preisangaben und Restaurant Tipps mehr, ich denke jeder Backpacker oder Luxustourist der sich über diese Reise bei "UmdieWelt" erkundigt, hat verstanden, dass man alles gut bei TRIPADVISOR erfahren kann und Indien einfach super günstig ist) war sehr gut.

Der Programmpunkt Sonnenuntergang mit Blick auf die Zitadelle fiel für heute erstmal aus, denn ich überredete den Franzosen sich mit mir ein Tuktuk zu teilen und in den 6 km entfernten "Bada Bagh, großer Garten" zu fahren um uns dort, die Grabmäler der damals herrschenden Mogule anzuschauen.

Durch die tiefstehende Sonne und Einsamkeit, hatte der Ort eine tolle Atmosphäre. Wir nahmen uns einen am Eingangsbereich wartenden Führer und ließen uns zu den örtlichen Grabbauten und deren Sinn und Hintergründe sowie über die Sati (Witwenverbrennungen) unterrichten. Der Junge Student machte das außerordentlich gut und es wurden auch etliche private Dinge ausgetauscht, was mir wieder weitere Einblick in Indiens Kultur gab. Von mir wollte er in erster Linie wissen wie er ordentlich Muskeln aufbauen könnte....lach!

Der Abend endete dann mit einem Bierchen auf der Dachterrasse des Hotels, in dem der Franzose Quartier gefunden hatte, direkt in der Zitadelle und einem tollen Ausblick über die ganze Stadt.

Um 21:00 schaltete ich in meinem Zimmer das Licht aus... ich war einfach noch zu platt von der letzten Nacht.