Jakobsweg von Seant Jean Pied de Port bis ans Ende der Welt
St. Jean Pied de Port nach Roncesvelles
08. Mai 2015 Saint Pied de Port - Roncesvalles 27 km
In der Nacht waren einige Schnarcher unterwegs und ich drückte mir meine Ohrstöpsel in die Ohren.
Morgens war ganz früh schon reges Treiben. Es stand die Überquerung der Pyrinäen an. Die Überquerung der Pyrinäen gilt zusammen mit der Durchquerung der Meseta als einer der härtesten Teile des Jacobsweges. Es gibt wohl keinen Reiseführer der nicht empfiehlt ganz früh loszugehen um auch wirklich am gleichen Tag in Roncesvalles anzukommen. Sei es drum, bei mir wolllte die Warnung nicht ankommen und so blieb ich noch lange im Bett liegen und sah so manchen nach und nach mit seinem Rucksack aus dem Raum verschwinden, bis auch ich mich fertigmachte und in der Küche stand.
In der Küche saßen noch zwei Österreicher und Franzosen sowie der alte süddeutsche Mann von gestern. Es gab leider nichts mehr essbares und das Kaffepulver reichte auch nur noch für eine Plörre. Das störte mich eigentlich auch gar nicht. Schön fand ich es nur, dass der doch gestern so von mit abgestempelte alte Mann merkte, dass ich ohne Essen am Tisch saß und mir darauf etwas von seinem großen Baguette abschnitt was er in der Tasche hatte und zu mir sagte, dass er gerne mit anderen teilt. Vielen Dank falsch eingeschätzter alter Mann .
Ich mochte die Stimmung in der Küche und sah aus dem Fenster Gabi und Raffael. Sie brachen auf.
Ich wartete noch ein klein wenig und schulterte dann meinen Rucksack. Nun ging es richtig los!!!
Es ist unglaublich schön von diesem Punkt zu starten. Mann betritt den Weg der gerade durch diesen schönen Ort führt. Es ist der Anfang und der Ort strahlt dieses auch aus jeder seiner Poren aus!. Ich liebte den Moment und freute mich auf das nun kommende. Aus dem Ort hinaus ging es gemächlich immer Berg auf. Ich überholte mal hier mal dort jemanden und irgendwann auch Gabi und Raffael. Ich überholte die beiden und fragte mich, ob ich ihnen auf der Reise nochmals begegnen werde.
Der Weg führte immer weiter nach oben. Ich machte ein paar Selfies von mir und schickte Sie meiner Tochter. So vergingen die ersten beiden Stunden. Kurz vor Oricson kam ich an eine Hinweistafel auf welche das Gebiet dargestellt wurde. Hier traf ich das erste Mal bewusst auf Nicola und Maria. Bewusst sage ich deshalb, weil die beiden mit mir in der letzten Nacht im gleichen Zimmer in der Herberge lagen.
Nicola, war aus Sao Paolo, Brasilien und hieß, wie ich 2 Tage später feststellen sollte Nilton (er wurde nur von Maria aus Unwissenheit zunächst Nicola genannt). Er war 40 und Rechtsanwalt. Er hatte eine große Kamera dabei und sprach außer portugiesisch auch fließend englisch und spanisch. Maria kam aus Italien und war bei der Armee. Sie war 30 und wirkte zunächst sehr hart auf mich!. Ich glaube die beiden sind schon morgens zusammen losgegangen.
Ich mochte die beiden auf anhieb und nachdem wir ein wenig gegangen waren kam die Hütte von Oricsson. Hier pausierten mehrere Pilgererer und auch wir tranken hier was. Ich weiß nicht ob es an Niltons Art ständig jedem den Daumen nach oben zu zeigen, an seiner brasilianischen Flagge am Rucksack oder einfach an seinem Wesen lag, das jedes Individuum auf ihn zukam und man dachte, dass er denjenigen schon seit Jahren kannte. So trafen wir zum Beispiel auf einen Dresdener der Nilton begrüßte als ober man sich Jahre nicht gesehen hatte . Maria viel dieses auch auf und fing später dieses lustig, wild mit ihren Händen gestikulierend mit ihren harten italienischen Dialekt mit den Worten "Nilton international know the hole world" an zu kommentieren.
Von Oricsson an gingen wir drei dann zusammen und wanderten immer mal wieder mit irgendwelchen Leuten in der Gruppe. Es war von Anfang an so unglaublich aufregend auf was man für Leute traf. Wir gingen immer höher und verschwanden im Nebel. Wir trafen auf frei rumlaufende Pferde und gingen durch unwirklich schöne Landschaften. Ja dieser Weg ist definitiv etwas besonderes. Du triffst auf Leute mit denen Du eine Gemeinsamkeit hast welche es ermöglicht jegliche Barrieren der bla bla bla Konversation zu überspringen um schnell barrierefreie Gespräche zu beginnen oder auch zu schweigen und trotzdem nebeneinander zu gehen.
So wanderten wir durch den Nebel, legten und zum pausieren manchmal ins Gras und genossen den Tag. Wir liefen manchmal alleine mal trafen wir auf andere Wanderer. Es waren viele Amerikaner unterwegs. Ich kann mich noch gut an einen 60 jährigen Athleten erinnern zu dem sein Alter so gar nicht passte. Unglaublich wie man mit 60 noch aussehen kann.
Als wir irgendwann am Pass ankamen schmissen wir uns auf den Boden und schauten nach Roncesvalles runter, es lag vollständig unter einer Wolke. Es war ein super Bild.
Mir kam in den Sinn das versteckt in meinem Rucksack noch eine Dose Kölsch vom Kölner Bahnhof schlummern musste. Ich griff die Dose und spürte beim Öffnen der Dose einen sanften Stempel auf meiner Stirn. "German". Zu lustig!!
Es folgte der Abstieg. Hier hat man zwei Möglichkeiten. Etwa geht man einen sehr steilen oder einen sehr gemäßigten Weg, der aber etwas kürzer sein sollte. Wir nahmen den sehr steilen Weg vor dem ich gestern im Pilgerbüro noch gewarnt wurde.
Er war tatsächlich steil aber kein Problem. Aber so langsam wollten wir ankommen. Etwa zu diesen Zeitpunkt viel mir auf, dass Maria total oft mit Nlilton italienisch sprach. Tage später fragte ich Nilton ob er italienisch verstand. Er sagte nein kein Wort!!!! .
Und dann kam nach 27 km Roncesvalles. Wir lagen uns in den Armen......
Roncesvalles ist ein Ort der als Lichtung nach einer langen Reise durch den Wald vor einem steht. Ich glaube dieser Ort besteht nur aus einer riesigen Abtei. Man betritt dieses Gebäude durch eine große Eingangstür und steht in einem alten restaurierten Gebäude mit kleinem steinigem Fußboden. Die Abtei wird von holländischen Hospitaleros geführt die sichtlich Spaß daran haben.
Hatte man eben noch das Gefühl man sei als einziger auf dem Weg wartet hinter der Tür eine Welt aus Pilgerer aus aller Welt welche den gleichen Weg wie Du gerade gegangen sind. An Roncesvalles führt keine Übernachtung vorbei. Man hat eigentlich gar keine andere Möglichkeit da weit vorher und kurz danach nichts kommt. Daher sind die Schlafsäle enorm groß. Die Abtei zählt 184 Betten in 3 modernen Sälen mit abgetrennten 4 Bett Kabinen.
Man zieht seine Schuhe aus, so gut man das noch kann und stolpert auf dem Boden mit den Steinen auf den Tresen zu an dem man sich anmeldet und seinen 2. Stempel der Reise bekommt. Es herrscht wieder eine sehr spezielle Stimmung. Das erste Mal ist man gepilgert und angekommen, zum ersten Mal spürt man eigentlich was man macht. Für viele fangen hier die Fußprobleme an. Eigentlich gehört ab diesen Ort das Humpeln oder ein kleiner, oder auch größerer Schmerz, am Abend dazu.
Wir hatten eine Kabine im 2. Stock. Die Unterkunft war einfach nur top. Ich ging duschen, meine Klamotten waschen und hing Sie draußen auf.
Als ich mich danach nochmal kurz auf mein Bett legte kam unser 4. Mann in unsere Kabine. Er hieß Jatzek und war ein 26 jähriger deutschpole. Wir waren uns beide einig dass wir bis nach Santiago wollten. Ich sagte ihm, dass ich mir aus dem Internet ein Plan ausgedruckt hatte, der hieß in 29 Tagen bis ans Ende der Welt bis nach Finistere. Es war die härteste Kategorie und sah keinen Pausentag vor. Er war begeistert und fotografierte den Plan.
Nachdem ich mich dann wieder aus dem Bett schrauben konnte, nahm ich meine letzte Dose Kölsch aus dem Rucksack und legte mich vor die Abtei in das Gras. Anschließend machte ich einen Rundgang um die Abtei (so gut ich noch gehen konnte) und traf draußen am Tisch sitzend auf Gabi. Ich freute mich Sie wiederzusehen, setzte mich und quatschte mit Ihr bis auch Raffael aus der Kirche kommend dazukam. Nach einem Glas Bier machte ich mich auf die Suche nach Maria und Nilton und traf sie vor dem Restaurant. Dann gingen wir gemeinsam Essen und hatten wieder eine Menge Spaß
Nach dem Essen trafen wir draußen auf den Typen aus Dresden der einen Typen aus Russland im Schlepptau hatte. Wir gingen zusammen Sangria trinken und hatten einfach Spaß.
Fast vergaßen wir, dass die Abtei ja früh die Pforte schloss und man danach draußen schlafen musste. So schnappte ich mir noch rasch die Klamotten von der Leine und rannte mit den anderen als Letzter in die Abtei.
Aufbruch: | 07.05.2015 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 10.06.2015 |
Spanien