Jakobsweg von Seant Jean Pied de Port bis ans Ende der Welt
von Fonfria (San Xoan) nach Barbadelo
Als ich morgens in der Herberge noch frühstückte, saß ich noch mit Anton und einer Brasilianerin zusammen. Wir diskutierten über die beste Wegstrecke für die heutige Tour. Ich entschied mich für den Hauptweg über den Pass von Riocabo.
Die beiden gingen schon los, ich blieb noch etwas. Dann ging es wieder in die Berge von Galizien.
Der Weg hier war echt gigantisch. Der Nebel hing unter einem zwischen den Bergen. Ich überholte irgendwann Anton und die Brasilianerin und wanderte alleine durch dieses geile Gebiet...
Ich kam irgendwann selber in den Nebel und ging durch klitzekleine Dörfer die eher eine Ansammlung von 6 bis 7 Steinhäusern waren. Alles war ausgestorben. Hier schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Nur die Menschen fehlten. Es war mehr als mythisch. Die Wege waren gesäumt von den merkwürdigsten Bäumen. Hätte sich irgendwann ein Baum bewegt, mich hätte es nicht gewundert. Ich ging durch ein Märchen.
...aber dann kam ein Baum der wirklich ein Mensch war oder ???????????
Ich kam in Tricastela an, ging zunächst ein bisschen falsch und fand aber dann den richtigen Weg. Es ging wieder kräftig nach oben. Teilweise ging es mal mitten durch einen Bauernhof durch.
Ich kam durch ein kleines typisches galizisches Bergdorf. Die Dörfer waren hier so unglaublich klein und verlassen und bestanden so aus 20 Häusern. Es passierte, dass ein Bernhardiner auf dem Weg stand. Dieser Bernhardiner drehte völlig durch als er mich erspähte. Scheiße, ich habe keine Angst vor Hunden, aber diese Szene wirkte mehr als bedrohlich. War es nicht so, dass man an der Rute eines Hundes seine Emotionen ablesen kann? Es war ein Riesenvieh und die Rute zeigte gebogen nach oben! Er raste auf mich zu, bellte aggressiv und blieb vor mir stehen. Ich entschied mich stehenzubleiben und mich von ihm abzuwenden.
Ich hatte Glück, ein Mann kam angelaufen. Er nahm ihn am Halsband. Der Hund beruhigte sich aber kaum, trotzdem konnte er ihn hinter ein Tor ziehen.
Ich kam auch so langsam runter. Der Spanier sagte nur: peligroso. Was so viel wie gefährlich heißt.
Es kam ein zweiter Mann hinzu.
Sie sagten mir, dass ich nicht auf dem Camino bin und umdrehen müsse. OK das war wieder krass, ich war ganze 100 Meter vom Camino abgekommen und gleich passierte wieder sowas.
Später, nachdem der Puls wieder normal ging und ich sah, dass ich falsch abgebogen war, schossen die Gedanken in den Kopf. Trotz dieser dünn besiedelten Regionen auf dem Camino war ein Verlaufen unmöglich. Kurz vor der Meseta waren vor ein paar Tagen diese Fahrradfahrer wie aus dem Nichts da, hier auf einmal das Riesenkalb von Bernhardiner. Klar, grundsätzlich ist es so, dass man als Pilgerer sofort erkannt wird und jeder Ortskundige merkt wenn man auf dem falschen Pfad ist. Aber diese Gegend ist einsam, und das bemerkenswerte war für mich, dass jemand da war, der einem zu verstehen geben konnte das man auf dem falschen Weg war. Ein Bernhardiner der am Weg einen Wanderer umbringen will ist vielleicht nur ein Bernhardiner der am Weg einen Wanderer umbringen will. Für mich war dieser Bernhardiner an diesem Tag mehr
Kurz vor Sarria legte ich mich nochmal nach dieser Bergetappe auf eine Bank und machte eine längere Pause bevor ich dann durch Sarria ging.
Ich ging dann durch Sarria so durch. Ab Sarria sollte es nach den Angaben meines Outdoor Führers voller auf dem Weg werden, da viele den Ort als Einstiegsort für ihren Jakobsweg nutzten. Der Grund hierfür lag darin, dass die katholische Kirche die Compostela demjenigen verlieh, der mindestens von hier gestartet war. Dazu gab es die Spielregel, dass in der credencial del Peregrino (Pilgerpass) ab hier mindestens täglich 2 sellos (Stempel) gesammelt werden mussten. Mann bekam jede Nacht in den Herbergen einen Stempel, nun aber musste man irgendwo auf dem Weg noch einen bekommen. Man bekam sie in den Kirchen, aber auch teilweise in den Cafes. Das mit den 2 Stempeln hatte ich auf dem Weg so nebenbei mitbekommen.
Nach der Stadt ging es zunächst an Bahnschienen vorbei in ein Waldstück. Im Wald kam ich an einer völlig verlassenen Stelle vorbei an der ein menschenleerer Stand mit Obst und Getränken aufgebaut war.
Es dauerte danach nicht mehr lange und ich kam in Barbadelo an. Hier war nach meinem Routenplan nach 32 km das Etappenziel erreicht. Ich blieb in einer Herberge mit dem Namen Casa Barbardelo. Es war eine Herberge mit einem Pool. Die gesamte Herberge machte einen neuen und modernen Eindruck.
Am Pool saß ein Schweizer, eine Finnin, ein Philippiner und eine Engländerin. Ich sollte alle in den nächsten Tagen bis Santiago immer mal wieder treffen.
Ich ging noch in der Herberge essen und danach in den Schlafraum.
Aufbruch: | 07.05.2015 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 10.06.2015 |
Spanien