Jakobsweg von Seant Jean Pied de Port bis ans Ende der Welt

Reisezeit: Mai / Juni 2015  |  von Thomas Eggers

Burgos nach Hontanas

Ja die Nacht war sehr sehr laut im Schlafsaal. Ein Schnarcher hatte alles gegeben. Deswegen ist eines der wichtigsten Utensilien auf dem Jakobsweg die Ohropax, die immer dabei sein müssen.
Ich lag noch im Bett als ich sah, wie Raffael und Gabi sich bereits früh fertig machten und den Rucksack schulterten. Auch Jatzek war schon aus dem Saal als Nilton und ich uns fertig machten. Nilton kam noch zum frühstücken mit runter in die Bar.

In der Bar trafen wir noch auf Jatzek. Nachdem Jatzek sich dann auf den Weg machte, saß ich mit Nilton noch ein wenig zusammen.
Doch dann mußte auch ich mich auf den Weg machen. Ich verabschiedete mich von Nilton mit dem festen Vorhaben des Wiedersehens...irgendwann... irgendwo. Bis dahin wollten wir in unserer gemeinsamen Whatsapp Gruppe mit Maria und Alessandro in Kontakt bleiben.
Machs gut mein Freund!!!!!

Nilton. Estamos ambos os 300 km ido juntos. Eu não poderia imaginar um irmão melhor. Foi um momento incrível. Desejo-lhe tudo de melhor e estou certo de que veremos um ao outro novamente.

So, nun ging es morgens durch Burgos. Da ich noch mit Nilton zusammensaß kam ich recht spät weg. Ich ging an der schönen Kathedrale vorbei und an der Universität. Überall sah man hier wieder Störche im Horst auf den Gebäuden oder auf den Wiesen.
Als ich irgendwann aus Burgos rauskam ging es auf staubiger Piste im Zickzackkurs weiter. Der Zickzackkurs war erforderlich, da es irgendeine größere Baustelle zu umgehen galt. Dieses erzählte mir zumindest eine Frau die auf einer Brücke stand und jeden Perigrino darüber informierte. Sie begleitete mich über die Brücke und erzählte und erzählte und erzählte und erzählte. Es schien momentan ihre Aufgabe zu sein. Nachdem wir über die Brücke zusammen gegangen waren ging Sie zurück und wartete auf den nächsten Perigrino um ihm was zu erzählen.

Es ging über Tardajos nach Rabe de la Calzadas.
Als ich in einem kleinen Cafe einen Espresso trank spürte ich zum ersten Mal während des Wanderns krass meine Füße. Es war nun wirklich ein komisches Gefühl ohne Nilton unterwegs zu sein.
Ich war allein im kleinen Cafe und der Mann an der Theke zeigte mir stolz seine Pinnwand an der schon so viele Perigrinos ihm was hinterlassen hatten. Er gab mir auch einen kleinen Anhänger den ich an meinen Rucksack befestigte.

Pinnwand

Pinnwand

Die Landschaft wurde sehr weitläufig denn es sollte nun die Meseta anfangen. Die Meseta leitet sich vom spanischen Wort Mesa ab und bedeutete Tisch. Viele Pilger sprachen von der Meseta wie von einer Wüste. Dieser Vergleich war aber nicht gerechtfertigt. Die Meseta war ohne Zweifel eine sehr weitläufige und dünn besiedelte Region. Sie sollte sich von Burgos bis nach Leon ziehen.
Ich ging eine Weile mit einer Ungarin zusammen über die schönen Hügel.

In Hornillos del Camino stolperte ich in einen kleinen Laden und besorgte mir Nüsse um, wieder Energie zu tanken. Da stand auf einmal Raffael vor mir. Er sagte, dass Gabi und er völlig fertig wären und hier in der Herberge bleiben müssten.
Tatsächlich war ich auch so ziemlich fertig. Aber noch nicht so ganz .
Ich wollte den Etappen meines Plans folgen. Obwohl ich ja schon einen Tag zurück lag. Das Ziel der Etappe sollte Hontanas heißen und das waren noch 11 lange Kilometer durch die Steppe der Meseta. Ich vermutete, dass ich die beiden nun erstmal ne Weile nicht mehr sehen sollte, wenn ich Sie überhaupt nochmal sehen sollte. Es war schon nicht mehr so früh und ich sah keine Perrgrinos mehr die noch nach Hontanas aufbrachen. Der Weg wurde somit unglaublich einsam und die Gedanken intensiv.

Die 11 km hatten es tatsächlich in sich. Der Wind, die Weite, die Einsamkeit...es schien als ob ich alleine in dieser Ecke der Welt platziert worden bin. Es ging an die körperliche und geistige Substanz. Ganz sicher, diejenigen, die den Weg gegangen sind, wissen was ich meine....

Mir schien es als wäre ich schon viel zu lange für nur 11 km unterwegs...ich sah und sah kein Dorf in der Ferne....
Irgendwann kam ein Schild in der Einsamkeit. "Hontanas 0,5 km". Ich dachte ich halluzinierte. Was war los mit mir?
Ich habe in meinem Leben noch nie ein Dorf gesehen, welches sich versteckte. Hontanas machte es. Es legte sich flach in eine Senke und richtete sich beim näherkommen auf. Ich freute mich es gefunden zu haben und umarmte es
Ich nahm die Herberge direkt am Platz in der Mitte, schleppte mich in einen Schlafraum und klappte auf den Boden zusammen. Thomas am Boden!!!!!!!

Ich lag einige Zeit dort am Boden und quatschte mit 2 älteren Männern aus Wales. Irgendwie benötigten wir an diesem Tag alle ein bisschen länger um wieder auf die Beine zu kommen.
Als es wieder rund lief, ging ich nach dem Wäschewaschen und Duschen runter auf den Weg vor die Herberge. Hier traf ich auf Jatzek. Wie cool.

Wir saßen mit vielen Perigrinos auf dem Weg und tranken Wein. Außer Jatzek kannte ich noch ein Gesicht. Es war ein alte Schweizer.

Ansonsten waren alle Gesichter neu.
Jatzek hatte mittlerweile seine Füße dermaßen versaut, dass ich mich immer wunderte ihn überhaupt noch wiederzusehen. Einer seiner Hacken war nur noch offen. Er ging immer ein Stück und danach verband er die Wunden wieder neu.

Unsere Whatsapp Gruppe funktionierte.
1.Nilton war in Sarria angekommen.
2.Alessandro und Maria waren in Xiao Ponte campana
3.Alessandro hatte Geburtstag
4.Ich war in der Meseta angekommen

Abends ging ich dann in die Herberge zum Essen. Ein Amerikaner saß neben mir und erzählte mir, dass es sein Traum gewesen wäre von Oldenburg zu starten. Seine Vorfahren kamen nämlich aus Oldenburg und hießen Würdemann. Ein tatsächlich gängiger Name in Oldenburg. Er war sehr gerührt, als ich ihm erzählte, dass ich aus der Nähe von Oldenburg kam und beruflich schon mit Würdemännern zu tun hatte.

© Thomas Eggers, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
880 km zu Fuß über den klassischen Jakobsweg.
Details:
Aufbruch: 07.05.2015
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 10.06.2015
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Thomas Eggers berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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