Jakobsweg von Seant Jean Pied de Port bis ans Ende der Welt

Reisezeit: Mai / Juni 2015  |  von Thomas Eggers

von Hospital de Orbigo nach Rabanal del Camino

..die Nacht war gut...oh Mann gegenüber der letzten Nacht war es eine fünf Sterne Übernachtung. Der Kolumbianer hat zwar etwas genervt, weil er das Fenster gerne zu haben wollte, aber sonst war alles gut.

Jatzek blieb weiter im Bett liegen als ich aufbrach. Er würde mich ja heute noch überholen. Ich verließ Hospital de Orbigo als die Sonne hinter mir aufging.
Es war irgendwie Clueso "Barfuss"

Kurz nachdem ich aus dem Dorf raus war, kam mir Anton der Spanier entgegen. Er sagte, dass er was in der Herberge vergessen hatte.

Es gibt zwei Möglichkeiten weiterzugehen. Ich entschied mich die Strecke direkt an der N 120 zu folgen. Am Wegkreuz von Santo Toribio sollten sich beide Strecken wieder treffen.

Ich ging zunächst mit einer Frau aus Irland zusammen die ich aber schnell hinter mir ließ. Es dauerte gar nicht so lange bis Jatzek aus dem Nichts auftauchte.

Nun verabschiedet ich mich endgültig von Jatzek. Er wollte nun mit dem Fahrrad nach Santiago de Compostela fahren.
Jatzek, ich freue mich so sehr, dich kennengelernt zu haben. Hoffe wir sehen uns mal wieder.

Ich ging weiter. An einer Tankstelle machte ich eine Pause. Ich quatschte ein wenig mit einem Australier und machte mich wieder auf den Weg. Der Tag wurde warm.

Es ging auf staubigem Wege auf einer Hochebene Richtung Wegkreuz von Santo Toriblo. Ab hier konnte ich spüren, dass die Meseta durchquert war, denn die Landschaft änderte sich. Es war nun tatsächlich vorbei mit den Getreidefeldern bis zum Horizont. Es wurde bergiger, strauchiger und es kamen Bäume dazu.
Mein Outdoor Reiseführer hat es folgendermaßen beschrieben:
Nach Astorga verändert sich die Landschaft und die Orte. Von Astorga bis zu den Bergen von Leon (Montes de Leon) erstreckt sich die hügelige Landschaft Maragateria. Die Vegetation ist karg und der Boden unfruchtbar, so dass die Bewohner nie von der Landwirtschaft allein leben konnten. So suchten sie neue Einnahmequellen und erlangten u. a. als Fuhrleute einen Ruf. Die Menschen der Maragateria, die sogenannten Maragatos, sind auch etwas besonderes: Wahrscheinlich stammen sie von einer frühmittelalterlichen Fusion maurischer und gotisch- romanischer Volksgruppen ab. Bis heute haben sie ihre Tradition wie Trachten und Folklore bewahrt. Auch die Dörfer sehen einzigartig aus, was besonders bei den Kirchen mit durchbrochenen Glockentürmen auffällt.

Schließlich kam ich am Wegkreuz an. Hier trafen die beiden Wege aus Hospital de Orbigo wieder zusammen deshalb waren wieder mehrere Perigrinos auf dem Weg. Hier hatte man einen super Blick auf Astorga.

Nachdem es dann wieder bergab ging folgte kurz vor Astorga wieder ein Anstieg. Es sollte nun die nächsten 30 km immer höher gehen. Dann sollte nach der gesamten Strecke von 565 km auf knapp 1.500 m ü.NN das Cruz de Ferro kommen.

Zunächst kam aber die Stadt Astorga. Hier nahm ich den Anstieg mit einem Mann der doch tatsächlich, wie auch ich, aus Bremen kam.

In Astorga ging ich auf den Markt und besorgte mir was zu Essen.
In der kleinen Stadt war es echt voll. Ich trank noch was in einem Cafe kurz vor dem Ortsausgang. Hier sah ich wieder wie so oft in der letzten Zeit einen ausgehangenen Vermisstenzettel von der 40 jährigen amerikanischen Pilgerin. Hier in Astorga hatte sie das letzte mal Geld geholt und wurde danach nicht mehr gesehen. Pilgerer sollten zwischen Astorga und Cruz de Ferro die Augen aufhalten.

Es wurde nun so richtig warm und die Sonne brannte. Es waren kaum Pilgerer unterwegs. Ich traf nur einmal auf eine 3er Gruppe Frauen, einen Mexicaner und später nochmal eine gemischte 3 er Gruppe. Aber das Gebiet war wirklich sehr weitläufig und einsam. Außer den Pilgerern sah man sonst niemanden.
Zwischendurch kamen kleine Dörfer, in denen ich immer in den Dorfherbergen Pause machte.

Nach dem Dorf El Ganso waren es nochmal etwas über 7 lange, einsame und heiße Kilometer bis nach Rabanal del Camino. Es war wirklich ein komisches Gefühl, durch dieses total einsame Gebiet zu gehen, mit dem Wissen, dass vor acht Wochen die vermisste Frau den gleichen Weg alleine mit Rucksack ging. Ich wußte zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass sie von einem Spanier auf dem Weg verschleppt und umgebracht wurde. Sie lag in der Nähe des Weges und wurde später gefunden.

Kurz vor Rabanal del Camino kam nochmal ein kleines Stück wo wieder tausende von Kreuzen aus Stöckern an einem Zaun hingen.
Meine Fußsohlen brannten am Ende und meine Füße wollten ankommen. Es war tatsächlich richtig heiß. Der Ort Rabanal war richtig schön. Und die Herberge war super!!!!!
Total cool. Ich kam in den Innenhof und der Hospitalero nahm sich meinen Rucksack und trug ihn in den Schlafsaal.

Nach dem Duschen schleppte ich mich zu einem klitzekleinen Dorfladen und besorgte mir ein paar Sachen. Das Dorf war der Hammer. Unglaublich schön und mini.

Nachdem ich wieder im Innenhof dieser super Herberge angekommen war setzte ich mich an die Bar und trank ein paar Gläser Wein.

Per Whatsapp erfuhr ich dass Alessandro schon wieder in seinem Büro in Rom saß, Maria auf der Rückreise war und am nächsten Tag wieder ein italienisches Armygirl sein sollte und Nilton im Bus nach Porto war. Er hatte noch mehrere Tage Zeit und wollte noch ein bisschen rumreisen.
Ach ja... und Jatzek war in Ponferrada. Er sagte, dass der Weg zum Cruz de Ferro phänomenal gewesen sein sollte.

So saß ich noch an der Bar und freute mich das ich hier war....

© Thomas Eggers, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
880 km zu Fuß über den klassischen Jakobsweg.
Details:
Aufbruch: 07.05.2015
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 10.06.2015
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Thomas Eggers berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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