Jakobsweg von Seant Jean Pied de Port bis ans Ende der Welt
von San Juan de Ortega nach Burgos
Als wir morgens mit unseren Rucksäcken die Treppen runtergingen um unten unsere Schuhe anzuziehen merkte ich, dass Nilton immer noch angeschlagen war. Es war sein Knie das schmerzte.
Draußen merkten wir, dass die Wärme von gestern weg war. Wir gingen zunächst durch einen größeren Wald als es zu regnen anfing.
Dann sagte mir Nilton was ich schon vermutet hatte. Nilton wollte in Burgos aussteigen und ein großes Stück mit der Bahn überspringen und vielleicht auf Maria und Alessandro treffen. Danach wollte er noch Urlaub in Portugal machen.
Es war der 11. gemeinsame Wandertag mit Nilton. Ich sollte am Ende mit Nilton knapp 300 km gemeinsam gegangen sein.
In Ages frühstückten wir in einer kleinen Bar. Ein schmieriger Wirt machte uns ein großes Frühstück und wir saßen im Raum mit tschechischen Frauen und anderen. Als wir fertig waren und raus gingen wurde das Wetter schlechter und es fing etwas doller an zu regnen. Nilton und ich tappten über regennasse Straßen. Auf dieser Etappe waren wir fast komplett alleine unterwegs in Richtung Pass de Atapuerca.
Irgendwann verließen wir die Straße und es wurde ein befestigter Weg. Es ging hinauf zum Pass. Dann kamen wir mitten in eine Schafherde, mit der wir eine Strecke zusammen gingen.
Oben am Pass war es sehr windig. Um das Kreuz herum befinden sich riesige Steinkreise. Ein recht mythischer Ort. Von hier aus ist in der weiten Ferne Burgos zu sehen.
Von hier oben sah es so aus als ob wir Burgos innerhalb von einer Stunde erreichen konnten. Das täuschte gewaltig. Nach dem Abstieg kamen wir an einem Cafe vorbei, wo wir uns eine Weile aufhielten. Es folgte der Weg direkt nach Burgos. Nach einer Autobahnüberquerung nahmen wir einen alternativen Weg Richtung Burgos direkt am Flughafengelände vorbei.
Der Weg war ok. Aber er zog und zog sich und führte später in Burgos durch parkähnliches Gelände. Nilton und ich sprachen lange über unsere Pläne der nächsten Wochen. Es war schon merkwürdig die letzten 10 km mit Nilton zu gehen. In Burgos kamen wir an einer Pizzeriakette vorbei, welche Nilton aus den Staaten kannte. Es gab hier ein all you can eat menu. Das war unsers. Die vergangenen Tage hatte ich immer das Gefühl, dass Nilton seinen Teller in den Herbergen immer zu leer fand. Teilweise war es echt lustig, manchmal Niltons Gesichtsausdruck zu beobachten wenn der Teller mit dem Essen kam. Heute war Völlerei angesagt! Nach viel Pizza und viel vergangener Zeit machten wir uns auf, die staatliche Herberge neben der Kathedrale anzusteuern.
Die Herberge war eine riesige, moderne Herberge mit Aufzug und mehreren Schlafsälen auf mehreren Etagen. Das war das absolut modernste, was ich auf diesem alten Weg gesehen habe. Ich mochte es aber. Auch mochte ich besonders die Bar direkt gegenüber der Herberge . Absolut kult. Aber vor allem freute ich mich, dass wir in unseren Schlafaal kamen und tarra! Raffael und Gabi waren da.......Die beiden waren tatsächlich meine Konstante. Wir freuten uns alle wahnsinnig. Sie erzählten uns, dass sie nicht den alternativen Weg in Burgos genommen hatten sondern quer durch ein Industriebgebiet gegangen waren. Es soll so deprimierend gewesen sein, dass die letzten anstrengenden Kilometer die Hölle gewesen sein mussten. Raffael und Gabi mussten die letzten Kilometer den Bus nehmen. Genauso sollte es Jatzek gegangen sein. Jatzek aus Roncesvalles, ja er war auch da!!!!!!! Ich freute mich total.
Nachdem ich geduscht hatte ging ich schnurstracks in die alten Gassen von Burgos um in einer Drogerie Lippenschutz gegen Sonne und Wind zu kaufen.
Als ich in Richtung der Bar ging fingen mich drei kleine Mädchen ab, die mich wohl an meinem Gang und an meinen Flip Flops als Perigrino erkannten. Sie waren Schülerinnen aus Burgos und machten für ihre Schule ein Reportage über den Jakobsweg. Sehr niedlich, eine filmte und zwei Mädchen interviewten mich und stellten mir Fragen über den Jakobsweg. .
Danach kam ich in der Bar gegenüber unsere Herberge an und trank mit einer Holländerin einen Wein. Die Bar war wirklich sehr cool. Später ging ich mit Gabi, Raff, Nilton und Jatzek in die Kathedrale von Burgos. Ich sprach mit Jatzek vor der Kathedrale über Gott. Tatsächlich über Religion und Gott! Jatzek beschrieb mir in ein paar wenigen Sätzen warum er glaube....ich sollte mit Jatzek in den folgenden Tagen noch viel Gelegenheiten bekommen über Gott und die Welt und über alle möglichen Sachen der Welt zu sprechen.
Abends saß ich noch mit Nilton unten im großen Automaten/ Küchen Bereich der Herberge.
Die Nacht im Schlafsaal war durch einen Schnarcher krass ungemütlich.
Es beschäftigte mich natürlich, dass Nilton morgen mit mir nicht mehr mitkommen würde. Ich wäre natürlich gerne mit Nilton in Santiago de Compostela angekommen, wäre gerne mit ihm weiter diesen phantastischen, verrückten Weg quer durch Nordspanien gegangen. Wir kannten uns mittlerweile wirklich gut und hatten wirklich viel von unseren Leben preisgegeben. Letztendlich waren wir beiden uns sehr ähnlich. Ich war sehr froh, dass ich vor 10 Tagen beim Aufstieg zu den Pyrinäen am Schild stehengeblieben bin und Nilton und Maria angequatscht hatte.
Aufbruch: | 07.05.2015 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 10.06.2015 |
Spanien