Jakobsweg von Seant Jean Pied de Port bis ans Ende der Welt
von Hontanas nach Fromista
Ich wachte morgens in der Meseta auf
Ich ging nach vorne in die Bar der Herberge um einen Kaffee zu trinken. Was ich total abgefahren fand war, dass ich morgens um 9 Uhr einen Pilger an der Bar mit einem Bier traf der sich ein Taxi bei der Frau an der Bar bestellte. Ich kannte ihn und bin schon mehrmals auf meinem Weg auf ihn gestoßen. Er sagte von sich selber, dass er ein reicher Mann sei, gerne erzählte er das, wenn er abends betrunken war. Ganz ehrlich, die Geschichte mit dem Taxi fand ich schon wieder cool.
Ich sah ihn nicht wieder.
Ich machte morgens noch ein paar Fotos von der Herberge bevor ich wieder auf den Camino ging.
Das Wetter war morgens recht bewölkt und teilweise nieselte es leicht. Ich kam zum Kloster San Anton, eine Ruine aus dem 14. Jahrhundert. Der Camino führt mitten durch die Ruinen hindurch. Hier befand sich damals ein Orden der sich um die Leprakranken auf dem Weg kümmerte.
An solchen Orten wird man immer daran erinnert, welchen Weg man hier eigentlich geht.
Auf dem Weg traf ich Bruno, den Brasilianer und ging ein Stück mit ihm zusammen. Auch Jatzek traf ich auf dem Weg. Wir gingen zusammen bis Castrojeriz. In Castrojeriz stoppte ich weil ich mir was zu trinken kaufen wollte. Jatzek ging weiter.
Nach Castrojeritz sieht man von weiten eine Anhöhe über die man gehen muss. Sie wird der Tafelberg genannt. Es wurde windig und mit Simon and Garfunkels "El Condor pasa" im Ohr ein Augenblick der von dem Gefühl von Freiheit und Weite durchtränkt war......
Der Tafelberg hält einen mit seinem Blick über die Weiten für einen Augenblick gefangen. Oben saß ein russisches Mädchen dem ich schon seit langer Zeit immer wieder begegnete. Immer wieder dachte ich, dass ihre Aura was Magisches hatte. Wir hatten nie zusammen gesprochen. Am Ende der Welt würde ich ihr das Foto, welches ich von ihr machte noch zeigen können.
Ich ging alleine und ohne weitere Perigrinos nach Boadilla del Camino. Ich fand hier eine verlassene Auberge wo ich ein bisschen verweilte und was trank. Dann machte ich mich wieder auf.
Die Dörfer hier kamen so alle 10 km. Dazwischen gab es garnichts außer Weizenfelder und Steppe.
Als ich aufbrach, die letzten 6 km nach Fromista, den Etappenziel, nach meinem Plan anzugehen passierte es, dass ich tatsächlich einen falschen Feldweg einbog. Ich merkte es natürlich nicht und ging und ging. Ich kam an einem Bach und folgte seinem Verlauf im völligen Vertrauen auf dem richtigen Weg zu sein. Nach einer kurzen Zeit kamen mir 4 Radfahrer entgegen. Es waren spanische Fernradfahrer die eine längere Tour fuhren. Sie hielten an und fragten ob ich ein Foto von ihnen machen konnte. Ja wir waren in der einsamen Meseta wo man jede Chance nutzt. Ich fotografierte sie natürlich gerne und freute mich über ein wenig spanischen Smalltalk. Ich fragte sie wirklich nur so nebenbei wie weit es noch bis nach Fromista sei (ich wußte es ja, hatte ja meine Karte dabei). Sie sagten Sie hofften, dass es nicht mehr allzuweit sein möge, da sie da auch übernachten wollten.
Aha Sie wollten da also übernachten!. Ich wechselte ins Englische.
Ich fragte Sie ob Sie denn nicht aus Fromista kamen. Scheiße ich war mir so sicher das ich auf dem richtigen Weg war!!!!!!!!!!!
Nein, sie sagten Fromista sei die Richtung aus der ich kam. Nein das wollte ich so gar nicht hören!
Die vier hatten einen GPS Empfänger dabei und zeigten mir, dass ich falsch lag.
Oh mein Gott. So langsam verstand ich, dass diese 4 Jungs von der höheren Macht des Jakobsweges geschickt wurden um mir zu sagen, dass ich auf dem falschen Weg sein sollte. Ich war auf dem falschen Weg!!!!!!!!
Ich habe von dieser Begegnung kein Foto aber ein eingeschweißtes Bild im Kopf. In der Richtung aus der die Jungs kamen war nichts.......
Es wäre ein Fiasko gewesen weiterzugehen....ich hätte es in dieser Gegend nicht gemerkt...ich wäre immer weitergegangen.....
DANKE MEINE SPANISCHEN RADFAHRER!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich dankte ihnen und drehte um !!!!
Ich machte noch ein Foto von meinen Rettern als Sie schon so gut wie verschwunden waren
Es waren über 35 km am heutigen Tag, und das war kein Pappenstiel. Der Weg führte nur noch am Fluss entlang. Ich trottete. Ich kämpfte mich die letzten Kilometer nach vorne. Ich kam irgendwann in Fromista an....
Ich landete in der Gemeindeherberge neben der Kirche San Martin. Abgekämpft nahm ich die Stufen zu meinem kleinen Schlafsaal. In meinem kleinen Raum waren zwei Franzosen die auch mächtig abgekämpft wirkten. Die beiden waren in Santiago de Campostela gestartet um nach Haus zu gehen. Sie sagten mir, dass die wirkliche Meseta nun erst losgehen sollte. Sehr cool. Sie fragten mich, was Sie ab nun erwartete und berichteten mir von dem mir bevorstehenden.
Ab Fromista war für mich die Dauerbelastung der Beine spürbar. So wirklich spürbar. Ich wusste ja schon durch meine Fahrradtouren wie sich eine Dauerbelastung anfühlte.
Nun war sie da. Aber ich liebe meinen Körper dafür, dass er mir nur kurz, aber deutlich, zu verstehen gibt, dass er das erlebte vielleicht für so ungefähr 5 bis 6 Wochen mitmacht aber bitte nicht länger.
Ich wusch meine Klamotten draußen, hängte sie auf und humpelte auf den Weg vor die Heberge. Von Weitem hörte ich dann ein "Tommi", es war Jatzek!!!!!!!!!
Jatzek, ich freute mich echt! Jatzek der Kämpfer!!!!!!
Wir beiden gingen in die Bar neben der Herberge was essen und was trinken!!!
Abends saßen wir noch im großen Raum der Auberge. Wie aus dem nichts saß auch das russische Mädchen neben uns. Auch Sie hatte es geschafft.
Wir saßen zusammen bei Wein und Chips.
Jatzek und ich hingen über dem Plan in 29 Tagen ans Ende der Welt. Die morgige Etappe sollte bis nach Carrion de los Condes gehen. Die Tour war eine der Touren, die als easy gekennzeichnet waren. Aber weitergehen bedeutete man müsste bis nach Calzadilla de la Cueza gehen, denn dazwischen würde es keine Möglichkeit einer Übernachtung geben. Zwischen Carrion de los Condes und Calzadilla de la Cueza gab es für 18 km rein gar nichts!!!!!
Aber Jatzek wollte auch ans Meer und die 29 Tage hatte er auch Zeit. Es wäre eine Möglichkeit den Abstand von einer Etappe zu verkürzen.
Wie fassten den Plan den nächsten Tag gemeinsam los zu gehen und wir wollten ganz früh starten!!!!
Irgendwann lag ich dann in meinem kleinen Zimmer
Aufbruch: | 07.05.2015 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 10.06.2015 |
Spanien