Thailand - Malaysia - Singapur - Indonesien. Ein Reisebericht von 1989

Reisezeit: Juli / August 1989  |  von Peter Kiefer

Nach Singapur/Tag 16: Steinzeitgerippe

Mein erster Weg führt zur Reiseagentur. Mit dem Flug für den heutigen Nachmittag scheint alles klar zu gehen. Dann die Frühstückssuppe (diesmal etwas lasch), dann Geld tauschen, um das Ticket kaufen zu können, dann wieder zur Reiseagentur. Aber der Nachmittagsflug ist inzwischen ausgebucht; ich hatte dummerweise nicht gleich, wie es nötig gewesen wäre, zwei Plätze reserviert. Es wird eng und am Ende müssen wir wieder einen Abendflug nehmen. Wir malen uns aus, wie wir mitten in der Nacht nach einem billigen Hotel suchen werden, aber das ist im Grunde ja nichts Neues.
In den chinesischen Tempeln in Kuching ist derweil mächtig Betrieb, Stände mit goldgelb glasierten Schweinen und bonbonfarbenen Süßspeisen sind aufgebaut (auf den Gaumen der Vorfahren abgestimmt), dicke Räucherstumpen glühen.
Wir fahren mit einem sampan über den Fluss, das sind die oben schon genannten Boote, in denen der Bootsführer im Stehen rudert; für eine Überfahrt verlangt er 20 M-Cents. Einige dieser Flachboote haben bereits einen kleinen Außenbordmotor, Venedig stirbt auch in Kuching. Ziel ist jetzt das Polizeimuseum.
Man muss an einem Wachhäuschen den Pass abliefern(!), um Zutritt zu erhalten. Dann folgt man einem langen gewundenen Pfad, der zu einem Hügel hinaufführt, wo eine kleine Festung steht. In den engen Räumlichkeiten sind alte Waffen, Rangabzeichen und zahlreiche Beutestücke aus dem Kampf gegen "kommunistische Elemente" ausgestellt. Am ehesten lohnt der Blick über Fluss und Stadt. In den nahe gelegenen Gouverneurspalast lässt man uns nicht hinein. Was soll's, wir schlagen nur ein wenig die Zeit tot. Ein wohl schmeckendes Currygericht sei noch erwähnt und auch, dass Karin sich einen Sarong kauft (nicht zum Baden).

Irgendwann ist es Zeit zum Flughafen zu fahren, Karin schreibt Karten, ich (nach längerer Pause) wieder einmal Tagebuch. Unsere letzten Malaysia-Dollars gehen für ein Bier drauf und wir rüsten uns für den zweiten Teil dieses Tages.
Beim Einchecken diese Szene: Alle drängeln sich vor dem Schalter der Economy Class, vor dem Schalter daneben, dem der First Class, ist ein roter Teppich ausgelegt, der von goldenen Kordeln mit goldenen Quasten eingerahmt ist. Niemand steht davor, niemand hinter diesem Schalter.
Dann Singapur, wo man es bei der Passkontrolle sehr genau nimmt. Der Busverkehr in die Stadt ist auch zu der späten Stunde noch sehr rege. Das nützt uns freilich wenig, denn niemand scheint genau zu wissen, wie wir zur Bencoolen Street kommen, in die Gegend mit den einfachen Hotels. Wir versuchen's auf gut Glück, wollen zunächst einmal den Flughafen verlassen und in die Stadt gelangen. Auf der Strecke dorthin sieht man nichts als beleuchtete Wohn- und Bürotürme, es mutet jetzt in der Dunkelheit sehr futuristisch an.
Wir fahren bis zur Endhaltestelle mit, dann herrscht wieder Ratlosigkeit, trotzdem besteigen wir schließlich den richtigen Bus und erreichen unser Ziel. Die einfachen Häuser wirken im Vergleich zu Glas und Beton um diese Zeit so tot wie Steinzeitgerippe. Die Bencoolen Street ist ein Relikt des alten Singapur, hier, sagt unser Reiseführer, gäbe es noch ein paar billige Chinesenhotels, aber man müsse sich beeilen, denn früher oder später (eher früher) werden die Abrissbagger kommen. Bei dem jetzt angepeilten Hotel waren sie schon, es existiert nicht mehr.
Ein Mann spricht uns auf der Straße an und offeriert ein Zimmer für 22 S-Dollar. Wir willigen gerne ein, landen freilich in einem Betonkasten. Hier machen die Leute aus ihrem teuren Wohnraum Pensionen, zum Teil mit kleinen Schlafsälen. Unser Zimmer ist im fünften Stock, es ist der durch eine hauchdünne Wand abgeteilte Fortsatz von einem jener kleinen Dormitories. Vier Betten stehen darin, sonst nichts. Im Preis mit inbegriffen ist, dass wir sie alleine belegen dürfen.

© Peter Kiefer, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Reise des Jahres 1989 ist ein wenig lückenhaft dokumentiert. Erstens streikte mein Fotoapparat zeitweilig, zum anderen hat der Atem des Tagebuchs nur etwa vier Wochen gereicht. Dennoch erfährt man einiges: die Begegnung mit einer Dorfgemeinschaft der Iban in einem Langhaus auf Sarawak, ebenso die mit einem javanesischen Sultan oder auch Einzelheiten einer Verbrennungszeremonie in einem balinesischen Dorf.
Details:
Aufbruch: Juli 1989
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: August 1989
Reiseziele: Thailand
Malaysia
Singapur
Indonesien
Der Autor
 
Peter Kiefer berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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