Thailand - Malaysia - Singapur - Indonesien. Ein Reisebericht von 1989
Nach Kuala Lumpur/Tag 5: Vor dem Galgen
Es ist schon nach Mitternacht, als sich die Hostess über den Bordlautsprecher wieder zu Wort meldet. Der Bus hält "for supper" in einem der Schnellrestaurants an der Durchgangsstraße, bei denen man, wenn man sich darauf einlässt, hauptsächlich mit Anstehen beschäftigt ist. Dann (wie oft schon erlebt!) steigen alle fast gleichzeitig wieder in ihre Busse und einige Minuten später ist der Ort menschenleer.
Ich schlafe auf der Fahrt irgendwann ein und wache erst gegen sieben Uhr wieder auf, ein Glücksfall. Der Bus badet jetzt im süßlichen Sound der Thaischlager, dann wird ein Karatevideo gezeigt, dann steigen wir wieder zu irgendeinem Frühstück aus.
Haad Yai ist gegen halb elf erreicht. Fast ist es so, als würde man aus einem Flugzeug steigen und ein neues Land betreten. Grund ist das Aussehen der Menschen, deren Gesichter sich verändert haben, der Mund und die Nasenflügel sind breiter, Malaysia blickt uns jetzt an. Malaysische Ringgit, von allen nur "Dollars" genannt, tauschen wir in einem muffigen Hotelcafé ein, wo Kaffee und Kuchen fast wie zu Hause schmecken.
Haad Yai selbst ist kaum der Rede wert. Karin hat nicht einmal Lust ich ihre Schuhe auszuziehen, um einen Blick in einen chinesischen Tempel zu werfen. Die Zeit vergeht hauptsächlich mit Warten. Erst am frühen Nachmittag fährt der Bus los, eine ältliche Karosse. Die Ankündigung Kuala Lumpur noch bei Tageslicht zu erreichen ist offenkundig Humbug, dazu liegt zu viel auf dem Weg.
Die Grenzkontrolle zuerst und wie auf der letzten Reise hängt da noch jenes Plakat, auf dem ein großer Galgen abgebildet ist, sonst nichts, ein unzweideutiger Hinweis für Drogenschmuggler.
Der Eigentümer des Busunternehmens steigt an einer Tankstelle zu, das macht die Fahrt sehr bald anstrengender. Er pocht nämlich darauf, dass dieser sein Bus eine Klimaanlage hat. Sie könne jedoch nur dann funktionieren, wenn alle Fenster geschlossen seien. Die offen stehenden macht er unter weiteren Belehrungen gleich eigenhändig zu. Weil aber die Luft jetzt noch stickiger wird, öffnen Leute bald wieder ihre Fenster, der Mann schließt sie erneut und so weiter bis Kuala Lumpur.
Einmal wollen weitere Passagiere zusteigen, offenbar wird man sich aber nicht handelseinig. Der Bus fährt eine Schleife, kehrt wieder zu diesen Leuten zurück, jetzt können sie doch einsteigen.
Dann Butterworth, das Sprungbrett nach Penang, das wir diesmal (und mit ein bisschen nostalgischer Wehmut) rechts liegen lassen, dann ein Straßenrestaurant, dann ein Motorschaden, eine Reparatur, dann noch eine Reparatur und weitere Fahrgäste, die Stadt Ipoh, noch ein Restaurant und dann endlich Kuala Lumpur. Es ist halb acht am Morgen, Schlaf war so gut wie nicht möglich, jetzt denke ich an ein schönes Bad, aber davon bin ich weit entfernt.
Geister und Dämonen.
Aufbruch: | Juli 1989 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | August 1989 |
Malaysia
Singapur
Indonesien