Thailand - Malaysia - Singapur - Indonesien. Ein Reisebericht von 1989
Sibu/Tag 10: Verhör im Tempel
In Sarikei legen wir gegen halb sieben in der Frühe an. Es ist der Hafen auf der von Kuching aus betrachtet gegenüberliegenden Seite der Bucht. Hier gehen die meisten Passagiere von Bord.
Etliche Stunden vergehen nun mit dem Ent- und neuerlichen Beladen des Schiffes, uns gibt das Gelegenheit einen Blick in das Städtchen zu werfen. Zu sehen ist allerdings nicht viel. Wir halten uns an unser Lieblingsfrühstück, eine chinesische Nudelsuppe. Diese da ist mit Klößchen und Gemüse, so wie sich's gehört. Als wir auf die Hong Lee zurückkehren, haben wir fast das gesamte Deck für uns. Der Schlaf, unser ach! so häufiger Tagesbegleiter, ist diesmal aus den Gliedern vertrieben und gegen elf dümpeln wir wieder los, einen Flusslauf entlang.
Die Ufervegetation ist üppig und scheint sich mehr und mehr zu verdichten, Fächerpalmen bestimmen das Bild. Das erste Langhaus, das wir zu Gesicht bekommen, verdient diesen Namen nur wegen seiner Länge. Von Dschungelatmosphäre keine Spur, eher erinnert es an eine Reihenhaussiedlung auf Stelzen. Wir genießen die Fahrt, die Punkt 12.12 Uhr sogar einen echten Höhepunkt erlebt, als Karin ausruft: Da, zwei Krokodile! Dass ich keine sehe, ist kein Gegenbeweis.
Beim Anlegen schwingen sich die Matrosen, am Schiffskran hängend und die Schlaufen der Seile in der Hand, artistisch an Land. Wir verlassen das Schiff über ein langes federndes Brett - eine Moslemfamilie, die wir bisher kaum beachtet hatten, winkt uns noch eifrig hinterher - das andere Ende des Bretts liegt auf einem Schrotthaufen auf. Wir sind in Sibu.
Auch dieses Sibu scheint eine Stadt ohne Eigenschaften zu sein, ohne Flair, einfach eine kleine Boomtown. Sie ist ein Zentrum der Holzindustrie, des Kautschuk- und Pfefferhandels, ist laut, reklamebunt und langweilig. Unser Zimmer im Hotel Paris ist von der etwas schäbigeren Sorte, in die sich selten ein Fremder verirrt. Die ganze Zeit über könnte man Wetten darüber abschließen, ob der heftig in Schwingungen geratende Deckenventilator noch lange da oben hängen bleibt.
Auf einem Stadtbummel begegnen wir einigen schottischen Studenten, die von den Vorzügen Sibus schwärmen. Die Reisenden nehmen sich jedenfalls untereinander wieder wahr, die Touristenpfade liegen schon ein gutes Stück abseits.
Die chinesische Pagode in der Nähe des Hafens ist die erste dieser Art, die ich auf der Reise entdecke. Kaum dass wir eingetreten sind, stellt uns ein überaus beflissener Tempelmanager einen Haufen Fragen. Aus seinem Mund klingen sie fast wie in einem Polizeiverhör. Seine Bemühungen erlöschen dann aber schlagartig, als wir uns in sein Gästebuch eingetragen haben, schon schwingt er sich auf sein Motorrad und braust in die untergehende Sonne. Wir steigen noch ein paar Tempeltreppen hinauf und haben einen wunderschönen Ausblick auf den Fluss und den Hafen. Das Abendessen ist mies. Wir verkriechen uns früh schon ins Bett.
Aufbruch: | Juli 1989 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | August 1989 |
Malaysia
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Indonesien