Thailand - Malaysia - Singapur - Indonesien. Ein Reisebericht von 1989
Kuching/Tag 7: Lizenz zum Töten
Punkt zwölf Uhr am Mittag gebe ich den Schlüssel an der Rezeption des Orchid Inn ab, fast hätten wir das Auschecken verschlafen. Wir ziehen um ins besagte Hotel Kuching (des niedrigeren Preises wegen) und erhalten dort ein angenehmes und geräumiges Zimmer. Zwei Jungs schmeißen den Laden. Sie haben eine Schiefertafel angebracht, auf der Namen und Nationalität der Gäste vermerkt sind, ein Service für Traveller, die derzeit freilich auszubleiben scheinen.
Kuching ist chinesisch dominiert, die Architektur hat koloniale Einsprengsel, in und um die Tempel tummeln sich die bekannten Dämonenwesen und es wird eine Menge Rauch entfacht. Die Sträßchen sind eng, überall herrscht Betrieb, nirgendwo aber Hektik.
Die große Moschee in der Marktgegend hat keinen Besichtigungswert, eher schon der angrenzende Friedhof. Die Gräber sind planlos durcheinander gewürfelt, die Grabsteine klein und meist ohne Inschrift. Oft sind es nicht einmal Steine, sondern aufgestellte Lattenhölzer, die den Eingeweihten als Orientierung dienen. Wer noch nie einen islamischen Friedhof betreten hat, könnte sich fragen, wo er da überhaupt ist.
Gerade marschiert draußen ein Trauerzug mit einer uniformierten Kapelle vorbei, Chinesen. Die Kapelle macht einen Höllenlärm, schreitet dem Leichenwagen voraus, dem die Angehörigen folgen, selbst ein Papierdrachen ist in diesem Zug mit dabei.
Der Sikh-Tempel auf der anderen Seite der Straße erinnert fatal an "sozialen Wohnungsbau" der 70er Jahre. Ein Tempelwächter döst neben der Eingangstür und scheint uns gar nicht wahrzunehmen. Im ersten Obergeschoss proben kleine Mädchen mit übermütiger Hingabe einen Tanz. Sie müssen ihn unterbrechen, weil ihre Lehrerin uns begrüßt und einlädt, ihr eine weitere Treppe nach oben zu folgen. Dort nämlich werden die Messen abgehalten und Karin muss ihr Haupt bedecken. Zu sehen ist außer einem schmucklosen Altar so gut wie nichts, wir sitzen nur und führen ein eher aus- als ergiebiges Gespräch, das Thema ist "Orient und Okzident". Als ich berichte, dass ich schon einmal im Goldenen Tempel in Amritsar gewesen bin, dem Heiligtum der Sikhs, stößt dies nur auf beiläufiges Interesse. Indien ist weit und der eigene Tempel erfüllt offenbar alle spirituellen Bedürfnisse. Adressenaustausch und gute Wünsche zum Schluss.
Dann wieder die Sträßchen, die Läden und der Markt, wo wir uns nach den Namen von Gemüsen, von Fischen und Pasten erkundigen. Unten auf dem Sarawak-Fluss fahren bunte überdachte Boote. Sie werden mit Rudern bewegt, und die Bootsführer, die auf diese Weise den Fährdienst erledigen, rudern dabei im Stehen.
Später am Abend trinke ich eine Flasche Guiness, deren bekanntes Etikett - nie gesehen - hier chinesisch beschriftet ist. Zwei Australierinnen setzen sich zu uns an den Tisch, sie arbeiten an einem lokalen Entwicklungshilfeprojekt. Von Sarawak haben sie bislang nicht viel gesehen, können uns daher über mögliche weitere Stationen unserer Reise keine Informationen geben. Nun strömen aus einem nahe gelegenen Kino die Leute auf die Straße zurück, der neue James Bond ist in Kuching angelaufen, Licence to Kill.
Fährverkehr uf dem Sarawak-Fluss.
Aufbruch: | Juli 1989 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | August 1989 |
Malaysia
Singapur
Indonesien