Thailand - Malaysia - Singapur - Indonesien. Ein Reisebericht von 1989
Nach Bali/Tag 23: Kalte Dusche
Der Bus zur Fähre nach Bali geht erst am Nachmittag, deshalb nehmen wir uns noch etwas Zeit für Yogyakarta. Der Vogelmarkt liegt mitten in der Altstadt, nicht weit hinter dem gestern besuchten Palast. Hat man ein größeres Portal durchquert, steht man zwischen aufgetürmten Käfigen, großen, kleinen, runden, vieleckigen, bemalten, unbemalten. Der Singvogelkult scheint ähnlich verbreitet zu sein wie in China, es werden scharenweise kleinere Piepmätze angeboten. Freilich auch andere Vögel, Adler etwa, für deren Foto man mir 100 Rupien abknöpfen möchte, Reiher, Spechte, Papageien, Kampfhähne. Auch Flughunde findet man, sie sollen zu Medizin verarbeitet werden. Zwei Käuze erhalten mittels einer Wassersprühflasche eine Dusche und mir scheint, dass sie geradezu versessen darauf sind. Jedes Mal wenn der eine sein Bad genießt, gibt der andere kleine eifersüchtige Schreilaute von sich. Und wer etwas von dem Wasserstrahl ins Auge bekommt, schlägt so majestätisch seine Lider herab, dass man glaubt, eine Nahaufnahme in einem Disney-Zeichentrickfilm zu sehen. Hasen mümmeln, Affen turnen, Hunde und Wildkatzen dösen in Käfigen. Wir kaufen eine Vogelpfeife und entdecken kurz darauf eine Taube, der ein gleiches Exemplar im Bürzel steckt.
Der Gemüsemarkt ist gleich nebenan und ist auch hier ein kleines Faszinosum, obwohl er sich von anderen kaum unterscheidet. Es ist nur wieder diese fremdartige Mischung aus Früchten und Frauen, die es mir offenkundig angetan hat. Wir erleben jedenfalls ein unaufgeregtes, scheinbar authentischeres Yogya, das wir auf seinen breiten Straßen durchstreifen.
Auf dem Bus, der uns zur Fähre bringen wird, einem der abgehalfterten Vehikel, wie sie gang und gäbe hier sind, steht Royal Class und für die Toilette an Bord sind immerhin 2.000 Rupien extra zu entrichten. Niemand freilich benutzt sie, vermutlich funktioniert sie gar nicht. Man kann aber die Beine ausstrecken und die Schnulzen aus dem Kassettenrekorder bleiben deshalb aus, weil einer der (ausländischen) Mitreisenden die Kassetten zuvor heimlich "in Sicherheit" gebracht hatte; die warme Mahlzeit (ebenfalls im Preis mit inbegriffen) ist ganz passabel.
Lange nach Mitternacht ist das Ziel erreicht, man drückt uns das Gepäck in die Hand und lotst uns an Bord eines rostigen Allerweltskahns. Der Bus selbst bleibt zurück. Drüben, sagt man uns, würde ein anderer warten, der uns - auch das noch inbegriffen - bis Denpasar, der Hauptstadt von Bali, bringen wird.
Aufbruch: | Juli 1989 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | August 1989 |
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