Corona-Spaziergänge vor Ort

Reisezeit: Mai 2020 - Juni 2021  |  von Herbert S.

Aachen - Ortsteile Lemiers und Orsbach

VIA REGIA - Lemiers
Das Dorf Lemiers liegt beiderseits der deutsch-niederländischen Grenze. Der früheste schriftliche Nachweis als „Lumirs" findet sich in einer Schenkungsurkunde um 1055 zugunsten des Aachener Marienstiftes. Der Ortsname kann als Ableitung aus LIMUS oder LIMARIA (sumpfiger, morastiger oder lehmiger Platz) gedeutet werden. Südlich von Lemiers wurde 1922 eine römische villa rustica mit Badehaus ausgegraben. Dass auch der alte Weg von Aachen nach Maastricht, der in Lemiers den Senserbach quert, schon auf die römische Zeit zurück geht, konnte archäologisch bislang nicht nachgewiesen werden. Die ca. 60 m westlich der Brücke gelegene Catharina-Kapelle ist vermutlich die älteste erhaltene niederländische Saalkirche (Kirche ohne Seiten- und Querschiffe).
Die im Mittelalter entstandene Burg Lemiers (Genhoes = jen Huus = das Haus) sicherte offensichtlich den damals nördlich der Burg angelegten Übergang der alten unter Königsschutz stehenden Straße Aachen-Maastricht (VIA REGIA) über den Grenzbach. Der Übergang wurde damals augenscheinlich vom alten Lemierser Dorfzentrum zur Nordseite der Burg verlegt. Das Dorf ist auf der niederländischen Seite als Ensemble unter Denkmalschutz gestellt..

Der Senserbach ist seit Jahrhunderten Grenze. Allerdings änderten sich die Gebiete, die hier aneinander grenzten, immer wieder. Die Grafen von Saffenberg sind als erste Territorialherren des Herzogenrather Ländchen überliefert, wozu Lemiers und Vaals gehörten. Ihre Herrschaft ging schon 1036 an die Grafen von Limburg über und 1288 an die Herzöge von Brabant. Brabant gelangte ein Jahrhundert später zunächst ari Burgund und über das burgundische Erbe an das Haus Habsburg. Kart V. überließ seine niederländischen Besitzungen seinem Sohn,,König Philipp II. von Spanien. In dem den 80jährigen Krieg abschließenden Aufteilungsvertrag (Partagetraktaat) von 1661 bekamen die Generalstaaten die Herrschaft Vaals und 1814 König Wilhelm I. Der Niederlande. Der Süden Limburgs schloß sich weitgehend dem Aufstand Belgiens von 1830 an, musste sich 1839 dennoch wieder dem Königreich der Niederlande eingliedern lassen. Die Herrschaft über das von Osten angrenzende und seit 1322 namentlich nachgewiesene Aachener Reich wurde 1336 der aufstrebenden Reichsstadt Aachen von König Ludwig IV. bestätigt. Nach der Aufhebung der reichsstädtischen Eigenständigkeit gehörte Aachen zunächst ab.Hauptstadt des Departements de la Roer zu Frankreich (das benachbarte Limburg zum Departement Nieder-Maas), dann bis zum Ende Preußens zu Preußen und schließlich zu Nordrhein-Westfalen. Die nördlich von Aachen gelegenen Dörfer bildeten für knapp 180 Jahre die selbständige Mairie oder Gemeinde Laurensberg, die seit 1972 Stadtbezirkvon Aachen ist.

Senserbachweg 219 - Heute Wohngebäude

Senserbachweg 219 - Heute Wohngebäude

Stutenhof - Senserbachweg 218 - Baujahr 1842 - heute Reitschule

Stutenhof - Senserbachweg 218 - Baujahr 1842 - heute Reitschule

Lemeirser Berg 135

Lemeirser Berg 135

Lemierser Berg 130 - Baujahr 1843 - dies scheint die Rückfassade zu sein

Lemierser Berg 130 - Baujahr 1843 - dies scheint die Rückfassade zu sein

Lemierser Berg 130 - Baujahr 1843

Lemierser Berg 130 - Baujahr 1843

Lemierser Berg 130 - Baujahr 1843 - wohl die ehemalige Frontseite

Lemierser Berg 130 - Baujahr 1843 - wohl die ehemalige Frontseite

Um das Jahr 1055 schenkte der Graf Katelo dem Aachener Marienstift einen Hof in Lumirs. (Lemiers) Dieser war möglicherweise eine Vorgängeranlage des heutigen Schlosses, das am Ort eines frühmittelalterlichen Gutshofs (auf nun niederländischem Gebiet) steht. Der Hof wurde noch im Mittelalter zu einer Wasserburg ausgebaut, deren Herren im 13. und 14. Jahrhundert mehrfach als Zeugen in Urkunden genannt wurden, so zum Beispiel 1202 Winandus de Lumirs,

Kasteel Lemiers (auf niederländischer Seite) ausgesprochen versteckt

Kasteel Lemiers (auf niederländischer Seite) ausgesprochen versteckt

Am Ende des Ortes -bevor es steil den Berg hinauf nach Orsbach geht - steht ein villenartiger Backsteinbau mit dreigeschossigem Turm und ausgedehnter Parkanlage. Die Denkmalliste der Stadt Aachen weist sie als 1606 bereits erwähnte ehemalige Kupfermühlen aus.

Lemierser Berg 92 - Lemierser Mühle

Lemierser Berg 92 - Lemierser Mühle

Orsbach

Burg Orsbach und Kirche St. Peter - die Kirche ist leider geschlossen

Burg Orsbach und Kirche St. Peter - die Kirche ist leider geschlossen

1641 wird eine Kapelle erwähnt, an deren Stelle 1863/64 von Vinzenz Statz eine neugotische dreischiffige Backstein-Hallenkirche erbaut wird.

Die Burg Orsbach ist eine mittelalterliche Burganlage, die als westlichster Grenzwachturm des Aachener Reiches der erste Außenposten Aachens auf der wichtigen Verkehrsverbindung nach Maastricht . Man kann von hier den Weg nach Westen einsehen, der an Maastrichts Maas-Hafen endete. Von dort zogen die Konvois zu den Krönungen und anderer historischer Ereignise in Aachen.

Burg Orsbach

Burg Orsbach

Das Aachener Reich entstand zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert. Es umfasste ungefähr 9000 Hektar. In Folge der Französischen Revolution wurde es Ende des 18. Jahrhunderts besetzt und mit Frankreich vereint. Die Grenze des Reichs war durch so genannte Adlersteine gekennzeichnet, die das Aachener Stadtwappen trugen. Gesichert wurde die Grenze durch einen mit einer Buchenhecke bepflanzten Landgraben und mit 8 Wachtürmen. Der Landgraben bestand aus einem hohen Hauptwall und zwei kleineren Nebenwällen mit einem Graben dazwischen. Auf den Hauptwall pflanzte man Buchen und Eichen dicht aneinander, die durch einen Formschnitt zu einer undurchdringbaren Hecke zusammenwuchsen. Ähnlich wie bei Kopfweiden bildeten sich dicke, kurze Stämme mit skurrilen Formen aus. Mit dem Ende des Reiches vor über 200 Jahren wurde die Hecke nicht weiter gepflegt und aus den alten Stämmen wuchsen die neuen Äste zu Bäumen heran, den so genannten Kopfbuchen. Bei manchen Buchen nahm der Stockausschlag die Form einer Harfe an, weshalb man sie auch "Harfenbuchen" nennt.
tolle Bilder

Düserhofstraße 52 - Pfarrhaus - Baujahr 1764

Düserhofstraße 52 - Pfarrhaus - Baujahr 1764

Düserhofstraße 48 - „Gut Bau“, auch „Langer Sprung“ genannt- ca. 1780 -
Wohnanlage von zwei Gebäuden mit querliegendem Wirtschaftsgebäude - früher im Besitz der Tuchfabrikanten-Familie Clermont aus Vaals

Düserhofstraße 48 - „Gut Bau“, auch „Langer Sprung“ genannt- ca. 1780 -
Wohnanlage von zwei Gebäuden mit querliegendem Wirtschaftsgebäude - früher im Besitz der Tuchfabrikanten-Familie Clermont aus Vaals

Düserhofstraße 48

Düserhofstraße 48

Düserhofstraße 3 - "Gut Tennenpuhl“ - vierflügeliger Bruchsteinhof mit heimischem Mergel  - 18. Jh.

Düserhofstraße 3 - "Gut Tennenpuhl“ - vierflügeliger Bruchsteinhof mit heimischem Mergel - 18. Jh.

Düserhofstraße 3

Düserhofstraße 3

Düserhofstraße 3 - Umbau zu Wohnzwecken

Düserhofstraße 3 - Umbau zu Wohnzwecken

Schlangenweg 360 - „Oberster Hof“ 
dreiflügelige Hofanlage aus dem 16. Jh. - im 19. und 20. Jh. wesentlich erneuert und ausgebaut; weiß geschlämmter Bruch- und Backsteinbau und teilweise mit Mergel errichtet

Schlangenweg 360 - „Oberster Hof“
dreiflügelige Hofanlage aus dem 16. Jh. - im 19. und 20. Jh. wesentlich erneuert und ausgebaut; weiß geschlämmter Bruch- und Backsteinbau und teilweise mit Mergel errichtet

Zur ehemaligen Reichsabtei Burtscheid gehörte eine dreiflügelige Hofanlage -
1615 (Wohnhaus) und 1740 (Wirtschaftsgebäude) im Auftrag der amtierenden Äbtissinnen maßgeblich erweitert - ersterwähnung 1338

Nonnenhofstraße - „Nonnenhof“

Nonnenhofstraße - „Nonnenhof“

Auf der Rückfahrt fallen weitere Relikte des Westwqlls auf - Beschreibung hierzu im vorigen Kapitel .

Orsbacher Str.

Orsbacher Str.

© Herbert S., 2020
Du bist hier : Startseite Europa Deutschland Aachen - Ortsteile Lemiers und Orsbach
Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Vielreisende sitzen wir 'fest'! Für die Monate März und April sind die Menschen wegen des Kontaktverbots darauf angewiesen, sich zu Zweit (oder mit der Familie) zu bewegen. Wir nutzen die Zeit - wie so oft fährt man in die Ferne und schaut sich das Nahe kaum an! Jetzt haben wir Zeit. Wir beginnen mit der unmittelbaren Umgebung unseres Hauses, ziehen allmählich größer Kreise und schließen schließlich meinen ehemaligen Dienstort mit ein.
Details:
Aufbruch: Mai 2020
Dauer: 13 Monate
Heimkehr: Juni 2021
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
Bild des Autors
Aus dem Gästebuch (3/4):
anonym 1714843226000
Ich bin die Uh­ren­ke­lin von Viktor Bühl ich möchte nur er­wähnen dass das gelbe Haus sein Woh­nhaus war
Birgit 1588311134000
tolle Idee, auch ich schrei­be gerade einen "Co­ro­na-­Li­ve-­Rei­se­bericht" hier auf dieser Seite. Wenn sich noch mehr Autoren von der Ferne in die Nähe be­ge­ben, können wir uns wenig­stens auf nähere Ziele vor­be­rei­ten, wenn wir in Deuts­chland wieder reisen dürfen­.
Her­zliche Grüße aus Bayern.
Ulrike S. 1587288855000
Die Kennt­nis stammt aus Gäste­buche­int­rägen zu meinen Rei­se­berich­ten. Zwar habe ich schon länger nichts mehr ge­pos­tet, aber hier sind einige Berich­te von mir nach­zu­lesen. Unter anderem hatten wir - glaube ich zu­min­dest- beim Thema Rum­änien schon einmal Kontakt