Corona-Spaziergänge vor Ort
Aachen-Walheim - Kalköfen um Hahn
Für einen heißen Junitag haben wir uns einen verhältnismäßig kurzen aber interessanten Rundweg ausgesucht. Bereits zu Studienzeiten haben wir bereits eine Exkursion mit dem Aachener Geologieprofessor Kasig zu den Kalköfen bei Walheim gemacht.
Der in Aachen vorkommende devonische Riffkalkstein zeichnet sich durch eine besondere Reinheit aus und weist frisch geschlagen und poliert eine fast schwarze, blaugraue bis blaugrüne Farbe auf, die sich zu einem weißgrauen Farbton verändert, wenn er lange Zeit der Verwitterung ausgesetzt ist. Dies gab ihm den Namen „Aachener Blaustein“. Er eignet sich hervorragend für Steinhauer- und Steinmetzarbeiten und fand vor allem seit der Barockzeit vielfache Verwendung als Werkstein.
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Nachdem bereits in der Jungsteinzeit Kalk aus Kalkstein gewonnen werden konnte, wurde im Aachener Raum vor etwa 2000 Jahren zunächst durch die Kelten Kalk gebrannt und als Kalkmörtel und Kalktünche für unterschiedliche Zwecke nutzbar gemacht. Diese Errungenschaften übernahmen später die nachrückenden Römer und Germanen und sie verwendeten Kalk unter anderem in der Freskomalerei, zum Düngen in der Landwirtschaft, zum Gerben von Leder und in der Medizin. Der Kalk wurde anfangs in einfachen Gruben oder Meilern oder in gemauerten Schachtöfen gebrannt. Erst ab dem 14. Jahrhundert ist die Existenz von Kalköfen im Raum Aachen schriftlich überliefert.
(Wikipedia)
wir beginnen unsderen Rundweg am Parkplatz des Freizeitgeländes Walheim - und finden dort zunächst einen Einmannbunker
Die Initiative zur Restaurierung der bau- und industriegeschichtlich bedeutsamen Kalköfen in unserem Raum hat Prof. Dr. Werner Kasig vom Geologischen Institut der RWTH Aachen 1984 ergriffen. So konnten mehrere der vor über vier Jahrzehnten still gelegten Kalköfen vor dem Verfall gerettet werden. I
Sie fanden in der Anlage des 'Kalkofenweges' mit fünf Informationstafeln für die Allgemeinheit Anerkennung.
Bereits nach wenigen 100m gelangt man zu den Kalkbrennöfen Walheim.
Der Eschweiler Kalkbrenner Christoph Heinen ließ 1890 in Walheim den ersten Ofen vom Typ Ringkalkofen erbauen und einen eigenen Bahnanschluss zur Vennbahn legen. 1898 schloss sich Heinen mit dem zwischenzeitlich in das Geschäft eingestiegenen Kaufmann Wilhelm Kalversiep zur „Walheimer Kalkwerke GmbH“ zusammen und sie wandelten ein Jahr später ihr Unternehmen in „Neue Walheimer Kalkwerke AG“ um. In der Folge schafften sie sich eine Doppelofenanlage vom Typ „Trichterofen“ für die Produktion von täglich 30 Tonnen Kalk sowie 1905 zwei weitere Rundkammeröfen und eine Doppelofenanlage an. Schwerpunktmäßig stellte der Betrieb Branntkalk für das Baugewerbe sowie für die regionale Stahl- und Chemie-Industrie her. ... Obwohl 1956 noch ein weiterer Trichterschachtofen angeschafft wurde, musste der Walheimer Betrieb bereits drei Jahre später schließen, lediglich kleinere Aufträge wurden bis zur endgültigen Stilllegung 1964 noch abgewickelt
Wikipedia
Das Gelände um die nahegelegenen Steinbrüche, die sich selbst überlassen heute kaum noch zu erkennen sind und das Betriebsgelände im Bereich der stillgelegten Kalköfen wurde nach der Stilllegungt zum Naturschutzgebiet Walheim erklärt und für die Öffentlichkeit zunächst nicht mehr zugänglich gemacht. Daraufhin wurden auf Initiative des „Freizeit- und Erholungsverein Walheim e. V.“, 1971, der große Teile dieses Gebietes übernahm, eine Freizeitanlage errichtet.
Unser Weg folgt der Inde durh schattenspendenden Wald bis zum nächsten Kalkofen (in der Au)
Der Trichterkalkofen „In der Au“ wurde 1899 von Christoph Heinen errichtet, der neun Jahre zuvor die Walheimer Anlage gegründet hatte. Ursprünglich plante er in der Au zwei Öfen, beließ es aber bei einem. Nachdem sich Heinen Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, übernahm zunächst sein Walheimer Partner Wilhelm Kalversiep und danach die Firma Lambert Hoven aus Kornelimünster die Anlage und stockte den Ofen noch um zwei Meter auf. Der Betrieb wurde in den 1940er-Jahren eingestellt und nach dem Krieg nicht wieder aufgenommen.
Das nur halbseitig erhaltene Bauwerk wurde 1984 nach seiner Teilsanierung durch das Geologische Institut der RWTH Aachen anschließend unter Denkmalschutz gestellt, wobei man sich wegen der knappen Finanzmittel nur auf die Freilegung des Ofens und die Sicherung der vorhandenen Bausubstanz und des Umfeldes beschränkte.
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In der Ortschaft Hahn angekommen laufen wir ein Stück entlang der Hahner Straße, passieren an der Hausnummer 73 die Hahner Mühle und hätten fast vor lauter Gestrüpp den Kalkofen Hahner Mühle verpaßt. .
Der Trichterschachtofen Hahner Mühle wurde 1920 von der Firma „Becker & Krutt“ errichtet und gelangte später an die „Kalkbrennerei Thelen“, bevor er letztendlich von der „Rheinischen Kalksteinwerke GmbH“ aus Wülfrath übernommen wurde. An der Vorderseite befindet sich ein Gewölbearbeitsraum zum Abziehen des Kalkes und in dem zugemauerten Teil rechts neben dem Arbeitsraum wurde ein Gebläse eingebaut, das der Ofen zur Steigerung seiner Leistung in den 1930er-Jahren erhalten hatte. Nach der Stilllegung des Ofens in den 1950er-Jahren nutzte die Firma Thelen noch bis 1979 den hinter dem Ofen gelegenen Steinbruch.
Diese Anlage wurde weder restauriert noch unter Denkmalschutz gestellt, stattdessen übernahm der Deutsche Bund für Vogelschutz das gesamte Areal und überließ es einer natürlichen Besiedlung durch Pflanzen und Tiere.
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Kurz hinter dem Ortsausgang befindet sich der dritte Kalkofen von Hahn:
Der Trichterschachtofen Wolfspfad wurde 1924 von der Firma „Schornstein & Driesch“ aus Hahn als vollkommen freistehende Anlage in einem Hang hinein erbaut und war für einen Dauerbetrieb mit einer Tagesleistung von 30 Tonnen ausgelegt. Er hat einen quadratischen Grundriss und besitzt zwei Arbeitsräume zum Abschöpfen des Branntkalks sowie insgesamt vier Zuglöcher. Er ist der einzige Kalkofen mit einer Anordnung der Zuglöcher über Eck und zugleich der einzige Trichterschachtofen, bei dem die Teilung des Abzugsbereiches der zwei übereinanderliegenden Zuglöcher durch eine Abzugsplatte erhalten geblieben ist. Auf der Rückseite der Anlage wurde eine Rampe zur Befüllung des Ofens aufgeschüttet, über den der Kalkstein aus dem circa 100 m entfernten Steinbruch „Katzenstein“ angeliefert wurde. Von 1935 bis zur Stilllegung in den 1950er-Jahren übernahm die Firma Gilles den Betrieb.
Ab 1987 übernahmen sowohl das Hochbauamt der Stadt Aachen als auch der „Geschichtsverein Hahn und Friesenrath e. V.“ die notwendigen Restaurierung- und Sicherungsmaßnahmen und ließen ihn unter Denkmalschutz stellen.
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Wir laufen ein Stück Straße zurück bis kurz vor der Kirche und biegen dann ab in einen Pfad entlang eines Baches.
Sowohl die Häuser als auch ihre Dekorationen lohnen ein Hinschauen.
Bald darauf geht es mächtig bergauf auf dei Hochebene - wir wollten eigentlich den Vogelstangenweg hinaufsteigen, fanden den Weg am Bach entlang aber reizvoller.
Der Pannekogweg führt schließlich Richtung Friesenrath vorbei am ehemaligen Gourmettempel Schloß Friesenrath (kaum noch einzusehen) wieder zurück zum Freizeitgelände Walheim.
Auch wenn der Rundweg hier endet, will ich noch auf weitere Kalköfen hinweisen, deren Bilder ich später einstellen will.
Der achteckige und aus Bruchsteinmauerwerk bestehende Kalkofen an der Bilstermühle im heutigen Naturschutzgebiet Klauserwäldchen/Frankenwäldchen ist der älteste der noch existierenden Öfen und wurde 1870 neben dem Steinbruch „Münsterkull“ erbaut. Eigentümer des Steinbruches und der Kalkofenanlage war die Reichsabtei Kornelimünster, später die Kirchengemeinde bzw. die Propsteigemeinde Kornelimünster. Nach seiner Fertigstellung wurde der Steinbruch und der Kalkofen an die Firma Lambert Hoven verpachtet, der beide bis zur Stilllegung betrieb.
Zwischen 1920 und 1930 ließ Hoven den ursprünglich 6,90 m hohen Ofen auf 8,60 m aufstocken und erreichte damit eine Erhöhung des Trichterinhalts auf 45 m³ und eine Tagesproduktion von 10 bis 15 t Branntkalk. Nach einigen Unterbrechungen im Zweiten Weltkrieg lief die Anlage noch fast 20 Jahre erfolgreich, bevor sie 1966 endgültig stillgelegt wurde.
Im Jahr 1970 wurde der Steinbruch aufgefüllt und der Ofentrichter zugeschüttet. Zusammen mit dem „Heimat- und Eifelverein Kornelimünster“ wurde er anschließend federführend durch das Geologische Institut der RWTH restauriert und unter Denkmalschutz gestellt.
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Der Kalkofen Bilstermühler Straße südlich des Ortes Krauthausen wurde um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert als freistehender Trichterschachtofen aus Bruchsteinmauerwerk auf quadratischem Grund errichtet. Er besaß zwei Arbeitsräume zum Abziehen des Kalkes und insgesamt vier Zuglöcher. Der Ofen war ausgelegt für den kontinuierlichen Tagesbetrieb und erreichte eine Tagesleistung von etwa 30 Tonnen.
In den 1950er Jahren erfolgte die Stilllegung und 1987 die Restaurierung der Anlage ebenfalls federführend durch das Geologische Institut RWTH. Anschließend wurde er unter Denkmalschutz gestellt.
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Der Schmithofer Kalkofen befindet sich am nördlichen Rand des Kalksteinbruchs Schmithof im Norden der gleichnamigen Ortschaft. Weder über die Betriebsverhältnisse auf dem Steinbruchgelände noch über die Historie des Kalkofens selbst gibt es nennenswerte Aufzeichnungen, außer dass sie schon seit Jahrzehnten stillgelegt sind. Während das Areal rund um den Steinbruch zwischenzeitlich zum Wasser- und Naturschutzgebiet Schmithof deklariert worden ist, um das sich der BUND kümmert, wächst der zugehörige Kalkofen allmählich zu und ist der Verwitterung ausgesetzt. Dieser Ofen nebst einer entsprechend langen Auffahrtsrampe ragt 15 m über das Gelände. Von oben schaut der Betrachter in einem 6–7 m tiefen und halbverfüllten zylinderförmigen Brennraum mit einem Durchmesser von 4 m.
Die Kalkofenanlage war verbunden mit einem Abzweig der ehemaligen Aachener Kleinbahn-Gesellschaft, deren Linie S, ab 1909 Linie 25, von Raeren und Eynatten kommend über Sief und Schmithof nach Walheim – ab 1916 nur noch zwischen Sief und Walheim – führte und verstärkt für den Gütertransport genutzt werden konnte. Der Straßenbahndamm und die Verladerampe lassen sich noch gut erkennen.
Der Kalkofen Schmithof wurde nicht in das Programm zur Sanierung der Aachener Kalköfen einbezogen und ist nicht unter Denkmalschutz gestellt worden.
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Der Kalkofen Sief steht im ehemaligen Steinbruch der Raerener Steinmetzfamilie Laschet und auf dem Gelände des heutigen Steinmetzbetriebes von Schwartzenberg zwischen der Raerener Straße und der Wilbankstraße im Ortsteil Sief und war ebenfalls mit einem Abzweig an das Straßenbahnnetz der Aachener Kleinbahn-Gesellschaft angeschlossen. Heute liegt er in einem gesperrten Betriebsgelände, ist komplett zugewachsen und von außen nicht einsehbar. Obwohl es über ihn keine öffentlichen Daten gibt und er ebenfalls nicht in das Sanierungsprogramm einbezogen worden ist, ist er laut Denkmalliste der Stadt Aachen unter Denkmalschutz gestellt worden.
Aufbruch: | Mai 2020 |
Dauer: | 13 Monate |
Heimkehr: | Juni 2021 |
Herzliche Grüße aus Bayern.