Corona-Spaziergänge vor Ort
Aachen - kleine Grenzroute: Tour Köpfchen
In den vergangenen Jahren wurde ein Programm geschaffen, das die Vielfalt der Landschaft des Dreiländerecks mittels verschiedener Touren - ob zu Fuß oder per Rad - nahebringen soll. An einem sonnigen Februartag haben wir eine solche Tour gemacht - sie ist ausgeschildert unter 'Rundweg Raeren' .
Startpunkt ist der Grenzübergang Köpfchen.
zunächst geht es ostwärts in den recht malträtierten (Sturm und Borkenkäfer) Wald, in dem kräftig abgeholzt wird/ werden muß
es geht mehrfach an Grenzsteinen vorbei, die mit ihrem Strich auf der Oberkante die Grenzrichtung anzeigen
Wenn man über den Rücken der Felsen streicht, fühlt sich die Oberfläche rau und sandig an, und das kommt nicht von ungefähr. Die sogenannten Zyklopensteine bestehen tatsächlich aus steinaltem Sand, der sich auf dem Grund des Kreidemeeres, das es vor vielen Millionen Jahren hier gab, in einer 30-50 Meter dicken Schicht angesammelt hat
Dann zog sich das Meer zurück. Die freigelegte Sandschicht war einem heißen Klima mit tropischen Regengüssen ausgesetzt. An einigen Stellen löste der warme Regen den Quarz im Sand auf, er sickerte in tiefere Bodenschichten ein, wo er zu harten Sandstein- und Quarzitbänken verwittete.
Heute liegen die Zyklopensteine an der Oberfläche. Im Laufe von Jahrmillionen haben Wetter, Wind und Wasser den lockeren Sand drumherum weggewaschen, nur die steinharten Dickhäuter hielten stand und tauchten so aus dem Untergrund auf. Und ob sie nun aus dem Kreidemeer stammen oder wie ihr Name sagt, von riesigen Zyklopen herbeigeschafft wurden, faszinierend sind die felsigen Dickhäuter allemal.
Text aus der Tafel vor Ort
entlang grüner Wiesen und abgestorbenen Buchenstümpfen laufen wir wieder westwärts und überqueren wir Grenzstrasse.
Die wechselhafte Geschichte der Ortes beschreibt eine Tafel am Beginn des Weges:
HAUSET - VERSTECKT IM GRÜNEN
Für manche ist Hauset das Dorf an der Göhl, für andere liegt es „versteckt im Grünen. Hier sind einige wichtige Daten seiner Geschichte:
1266-1271: Im Lchensregister des Marienstifts zu Aachen wird 1266 eine Burg erwähnt und ein .Bosch von Hoisoit" und 1271 ein .Thomas von Hulsit* als Urkundenzeuge.
1442: Hauset ist nachweislich ein Quartier der Bank Walhorn. Im Zinsregister steht unter den Schöllen der Bank .Heinrich von Hotsit".
1477: Das Herzogtum Limburg wechselt durch Erbfolge von dem Haus Burgund zum Haus Habsburg, den spanischen Habsburgers
1556: Nach der Abdankung von Karl V gehört Limburg endgültig zu den spanischen Niederlanden (die 17 Provinzen).
1611: Der Landgraben wird die Grenze zwischen dem Aachener Reich und dem Herzogtum Limburg.
1713: Das Herzogtum Limburg geht an die österreichischen Habsburger . Die Zeit Maria-Theresias (1740-1780) war eine Friedenszeit
1795: Unter französischer Herrschaft wird das Herzogtum Limburg aufgelöst Hauset gehört nun zum Kanton Walhorn in Departement Ourthe.
1804: Unter Kaiser Napoleon gehört Hauset als Ortsteil der Maine Hergenrath zum Kanton Eupen
1815: Nach dem Wieoer Kongress kommt Hauset, wiederum mit Hergenrath im Kanton Eupen, zum Kreis Malmedy.
1830: Die Gemeinde Hergenrath-Hauset ist nunmehr im neuen Kreis Eupen eine Gemeinde der preußischen Rheinprovinz
1849: Hauset erholt eine gewisse Eigenständigkeit. Beigeordneter Ortsvorsteher wird Johann Egidius Bischof! Er ließ die Schule (1859) und die Kirche (1860) bauen, und Hauset wurde zur Pfarre erhoben (1861).
1877: Hauset gehört wieder zur Gemeinde Hergenrath.
1919: Nach dem Versailler Vertrag kommen die Kantone Eupen-Malmedy und damit auch Hauset zum Königreich Belgien. Hauset ist nun Grenzdorf zu Aachen.
1922: Hauset wird eigenständige Gemeinde in der Provinz Lüttich. Erster Hauseter Bürgermeister ist Michael Nogl
1940: Mit Walhorn und Eynatten gehört Hauset im Zweiten Weltkrieg zum Amt Kettenis.
1977: Durch die Gemeindefusion wird Hauset ein Ortsteil der Gemeinde Raeren, eine der neun deutschsprachigen Gemeinden in Ostbelgien.
wir biegen nach kurzer Zeit wieder nach rechts in den Wald ab - für den Sommer gibt es hier einen kleinen Grillplatz
Reste des sogenannten Landgrabens lassen sich in der Folge erahnen.
AACHEN 1615: Ein Erdwall von vier Metern türmt sich auf und schlängelt sich 70 Kilometer rund um die Stadt. Der Rücken des erdigen Lindwurms ist gekrönt von dichtem Buschwerk. Seine Aufgabe: die Waldgebiete und das ländliche Umfeld des Aachener Reiches vor feindlichen Überfällen, Raubzügen und Holzdieben zu schützen.
Er ist gewappnet: Regelmäßiger Rückschnitt macht die Buchenhecke auf seinem Buckel undurchdringlich, Nebenwalle und tiefe Gräben halten unerwünschte Besucher ab. ... Die Rekonstruktion hier vorne zeigt den Erdwall - Landgraben genannt - mit Heckenkrone. Nebenwall und Graben. Entdecken Sie. wie sich der historische Wall in der Landschaft fortsetzt. Er hat an Höhe eingebüßt ist teilweise abgetragen, und seine Gräben sind oft verschüttet Aus den Hecken von damals sind stattliche Buchen geworden, alte Grenzsteine mit dem Aachener Adler lugen aus dem Unterholz. Sie waren alle dabei, wenn der Kontrolltrupp mit Tambour und Pfeifern, Bürgermeistern und Stadtsoldaten, Förstern und Graben Wächtern einmal im Jahr über drei Tage den Zustand des Landgrabens inspizierte. Heute steht der Landgraben unter Denkmalschutz, seine Funktion ist Geschichte. Doch der weiße Grenzstrich auf der Oberseite der belgisch-deutschen Grenzsteine zeigt klar: Die Linie des grünen Lindwurms, der uns im Wald immer wieder begegnet gilt bis heute.
Text aus der aufgestellten Grenzrouten-Tafel
Bald erreichen wir allerdings auch wieder einmal eine 'modernere' Art des 'Schutzes' bei Aachen: den sogenannten Westwall .
Der Westwall, von den Westalliierten auch Siegfried-Linie genannt (englisch Siegfried Line, -französisch Ligne Siegfried), war ein über etwa 630 km verteiltes militärisches Verteidigungssystem entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches, das aus über 18.000 Bunkern, Stollen sowie zahllosen Gräben und Panzersperren bestand. Er verlief von Kleve an der niederländischen Grenze in Richtung Süden bis nach Grenzach-Wyhlen an der Schweizer Grenze.
Hitler ließ die Anlage, die militärischen und auch propagandistischen Wert hatte, ab 1936 planen und zwischen 1936 und 1940 errichten.
Aufbruch: | Mai 2020 |
Dauer: | 13 Monate |
Heimkehr: | Juni 2021 |
Herzliche Grüße aus Bayern.