Corona-Spaziergänge vor Ort
Stolberg - Schlangenberg und Brockenberg
1. Teil Schlangenberg
Das Naturschutzgebiet „Schlangenberg“ verdankt seine überregionale und sogar internationale Bedeutung seiner außergewöhnlichen Flora und Fauna. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten wurde hier über viele Jahrhunderte hinweg Bergbau betrieben, noch heute erkennbar an den vielen Pingen (kleine Tagebaue oder verstürzte Schächte) im Gelände. Denn hier gab es reiche Zinkerzvorkommen. Der Boden ist stark mit toxischem Zink und untergeordnet mit Blei und in Spuren mit Cadmium belastet. Daher ist der Bewuchs stellenweise sehr dürftig. Hier können hauptsächlich nur Pflanzen gedeihen, die mit den Schwermetallen leben können. Das sind vor allem das in das Auge springende
gelbe Galmei-Veilchen, die Galmei-Grasnelke mit ihren rosafarbenen Blütenköpfchen, aber auch die nur schwer zu entdeckende Galmei-Frühlingsmiere. Auf weniger belasteten Stellen kann man eine bunte Vielfalt von auf Kalkmagerrasen gedeihenden Blumen finden. Im Spätsommer bedeckt ein rosa Schimmer die offenen Flächen, erzeugt von tausenden Herbstzeitlosen. Diese Blütenfülle ist Lebensraum für seltene Insekten und Schmetterlinge.
Bei einer Rundwanderung vor wenigen Wochen haben wir im Wald in der Nähe des Schlangenbergs die Pingen (Vertiefungen und kleine Hügel) des ehemaligen Erzabbaus sehen können.
Unter dem Schlangenberg erstreckte sich bis-Ende des 19, Jahrhunderts das Betriebsgelände der Erzgrube Breinigerberg. Sie baute vorwiegend Blei- und Zinkerze (genannt Galmei) ab und war eines der größten Erzbergwerke des Stolberger Raumes.
Im Bereich dieses Erzfeldes fand bereits in der Römerzelt ein für die damaligen Verhältnisse großer Bergbau statt. Zur Zeit der Kupfermeister (16. bis 19. Jh) wurde durch Kleinbergbau (Pingen und Packen) hauptsächlich Galmei zur Messingherstellung gewonnen.
Galmeiabbau in Pingen und Packen
Mitte des 19: Jahrhunderts wurde der zersplitterte Grubenbesitz zu einem industriell betriebenen Bergbau zusammengelegt (u.a. Stolberger Zink). Die in dieser Zeit geförderten Erze dienten hauptsächlich als Rohstoff für die neu gegründete Stolberger Zinkhüttenindustrie in Birkengang, Münsterbusch und Velau. Zwischen 1850 und 1870 förderten über 500 Bergleute jährlich 3.000 bis zu 6600 to aus Tiefen bis zu 105 m. Wählend des Krieges 1870/71 kam der Grubenbetrieb zum Erliegen, wurde 1881 nochmals aufgenommen bis zur endgültigen Schließung 1883. Ausschlaggebend waren Probleme mit der Wasserhaltung und die Tatsache, dass nach der Kriegsunterbrechung neue Aufschließungen zu aufwendig gewesen wären.
Nach Aufgabe der Grube blieb das Gelände als Industriebrache ohne Rekultivierung liegen. Bis Ende der 80er Jahre ist das Gelände als Truppenübungsplatz genutzt worden und steht seit 1990 unter Naturschutz. Das Grubenfeld Breinigerberg stellt sich heute als Pingenlandschaft dar. Aufgrund des Kalksteins hat sich der typische Kalkmagerrasen entwickelt. Dort, wo die Erze an der Tagesoberfläche anstehen oder durch Umlagerung dorthin gelangten, ist das Gebiet von der typischen Galmeiflora geprägt.
Heute starten wir am eigentlichen Schlangenberg
2. Teil Brockenberg
Etwa 2 km Luftlinie nördlich liegt der Brockenberg am Rande eines Wohngebietes (gleichnamige Straße) - dieses Areal scheint weniger bekannt zu sein, bietet aber reichhaltigere Galmeiflora. Starten starten jedoch zunächst einen Rundgang um einen alten Steinbruch.
Eigenlich wollten wir noch einen Blick in den großen Steinbruch werfen, aber der Weg rundherum gibt keine Blicke frei. Die Natur hat den Steinbruch wieder mit üppiger Vegetation übernommen. Deswegen gegen wir noch einmal querfeldein - am Schlangenberg nicht erlaubt -
Aufbruch: | Mai 2020 |
Dauer: | 13 Monate |
Heimkehr: | Juni 2021 |
Herzliche Grüße aus Bayern.