Corona-Spaziergänge vor Ort
Aachen - Ortsteil Soers -Müschpark und Lousberg
Die Aachener Soers - bekannt durch die jährlichen weltbekannten Reiterspiele CHIO-Aachen - ist ein stadtnahes Wohngebiet, in dessen unmittelbarer Nähe auch landwirtschaftliche Nutzung betrieben wird. Außerdem sind zahlreiche Sportanlagen dort angesiedelt (Sportpark Soers).
Das Wohngebiet wird durch den Lousberg von der Innenstadt getrennt, der erholsame Spaziergänge ermöglicht.
Die Soers seit dem Jahre 1912
Im November 1912 wurden die ersten Häuser in einem Block, jedoch als Einfamilien Häuser, zwecks Erschließung des Soers Tales im Soerser Weg auf den Wiesen von Gut Purweide durch Architekt Arnold Königs fertiggestellt und bezogen.
Es handelt sich um vier Häuser, Soerser Weg 55, 57, 59 und 61. Zur damaligen Zeit war die Soers noch ein gänzlich unerschlossenes Gebiet, rein landwirtschaftlich genutzt durch seine schönen, alten Güter, welche alle einen Namen trugen. Von dem Wirtschaftsgute "Knipp" auf der Höhe der Krefelder Straße führte ein ungepflasterter Landstraßenweg abwärts in das Tal der Soers. Zu beiden Seiten des Weges waren Abwässergräben sog. Vorfluter und es standen zu beiden Seiten alte Eichenbäume, die im Sommer viel Schatten spendeten und den Weg säumten bis hin zum Grenzbezirk.
Im oberen Soerser Weg befanden sich zur damaligen Zeit nur die Nadelfabrik "Jecker" verbunden mit dem Landwirtschaftsgut "Rosenthal". Sodann lag auf der linken Seite, etwas erhöht, ein kleines Häuschen, in dem ein Büttenmacher bzw. Reifenanbringer, Reifen für Holzfässer bzw. Bütten herstellte. Auf der rechten Seite war ein ganz kleines, einstöckiges Häuschen Besitzer Vater Weyermann das Ziegelhüttchen genannt, weil nach den Aussagen der alten Soerser, dort einstmals eine Ziegelei auf der gegenüberliegenden Seite betrieben worden sei. Bei späteren Ausschachtungen ergaben sich eindeutige Hinweise auf eine frühere Ziegelei. Außerdem stand auf derselben Seite noch das dreistöckige Haus "Wiebecke". Ansonsten sah man nur Ackerland rechts des Weges und saftige Wiesen linkerseits. Im Laufe der weiteren Jahre wurden dann drei Häuser am Strüverweg und im Purweiderweg fünf Stück vor dem Gut Purweide erbaut.
Auf dem ganzen Soerser Weg vom Gut Knipprath befanden sich nur drei Gaslaternen, und bei abendlicher Dunkelheit trieben in den Vorflutern die Ratten ein recht erschreckendes Spiel.
aus dem heft der Schützenbruderschaft Soers 1982
Wir beginnen am Purweider Weg und laufen am Gut Purweide vorbei zum Müsch-Park, für die Narzissenblüte sind wir ein wenig zu spät, trotzdem lohnt es sich noch.
Gut Purweide wurde 1664 erstmals erwähnt; es handelt sich um einen dreiflügeligen Backsteinhof. Seit 1880 im Besitz von Arnold Königs, mit einem weiß geschlämmtem Herrenhaus mit Doppelgiebelanlage erweitert
Müsch-Park - Gartendenkmal seit dem Jahr 2010
"Die charakteristischen Elemente des Landschaftsgartentyps "Geschmückte Farm/Ferme Ornée" sind bis heute im Müschpark ablesbar und können durch gezielte Pflegemaßnahmen im Detail noch intensiver herausgearbeitet werden. Da im Rheinland dieser Landschaftsgartentyp nur noch vereinzelt anzutreffen ist, ist der Müschpark für die Geschichte der Gartenkunst im Rheinland von besonderer Bedeutung." So steht es in einem Gutachten von Petra Engelen vom Amts für Denkmalpflege im Rheinland, datiert auf den 17. März 2010.
Aus Privatbesitz wird ein öffentlicher Park für alle
Im Jahr 2005 bot die Ordensgenossenschaft der Töchter vom Heiligen Kreuz ihre Liegenschaften am Kloster St. Raphael zum Verkauf an, darunter den Müschpark. Die bis dahin kenntnisreichste Darstellung des Parks stammt von Bodo von Koppen in seinem 1987 erschienen Buch "Alt Aachener Gärten". Er beschreibt, dass die Gestaltung dieser - nördlich unmittelbar an den Lousberg anschließenden - Grünfläche aus derselben Zeit kurz nach der französischen Revolution stammt wie die Verwandlung des Lousbergs in einen Park durch die Pläne von Maximilian Friedrich Weyhe.
Die Ferme Ornee am Fuße des Lousbergs
Das Gutshaus Obere Müsch mit seinen Ländereien wurde ab 1803 von Johann Wilhelm Körfgen, Generalsekretär der französischen Verwaltung in Aachen, als „geschmückte Farm" angelegt.
Die am Fuße des Lousbergs gelegene Landidylle diente bis Anfang des 20. Jahrhunderts vermögenden Aachenern Bürgern als Sommersitz. In mehreren Gestaltungsabschnitten entstand ein Landschaftspark mit spannungsreicher Raumabfolge, Blickbezügen, Pavillons, Teichanlagen sowie exotischen Bäumen. Ein „Manual über den Verkauf aus der Königlichen Baumschule zu Düsseldorf 1848-1870" gab den Hinweis darauf, dass der Gartenkünstler Joseph Clemens Weyhe an der historischen Parkgestaltung beteiligt war. Sein Vater, der bekannte Düsseldorfer Hofgärtner Maximilian Friedrich Weyhe, wirkte Anfang des 19. Jahrhunderts an der Gestaltung des Lousbergparks mit.
Auch heute noch ist der besondere Reiz des ästhetischen Zusammenwirkens von landwirtschaftlicher Nutzung und Gestaltungselementen des Landschaftsgartentyps „Ferme Ornee" im Park erlebbar. Aufgrund seines Seltenheitswertes und guten Erhaltungszustandes wurde der Müschpark im Jahre 2010 unter Denkmalschutz gestellt.
Über einen steilen Hang gelangen wir zur breiten Allee am nördlichen Rand des Lousberges.
Der Lousberg ist mit 264 Metern Höhe eine markante Erhebung am Nordrand des historischen Zentrums der Stadt Aachen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Plänen von Maximilian Friedrich Weyhe als Wald- und Bergpark gestaltet wurde. Die Herkunft des Namens ist nicht völlig geklärt. Er könnte von lousen („lugen, schauen“) stammen, da der Berg einen hervorragenden Rundumblick bietet, oder auf Ludwig den Frommen (Louis), den Sohn Karls des Großen, zurückgehen. Ein weiterer Erklärungsansatz bezieht sich auf den Ausdruck lous im Aachener Dialekt für „schlau“.
Wir laufen die Allee westwärts bis zum Ende - mit Blick auf den Ortsteil Laurensberg.
Der Südhang des Lousbergs ist erheblich steiler - aber mit vielen Wegen durchzogen.
Am Ende des Südhangs steht ein barockes Gebäude - der Kerstensche Pavillon.
Das Gartenhaus Mantels war ursprünglich von Couven als Gartenhaus im Garten des 1737 für den Aachener Tuchfärber Nikolaus Mantels konzipierte Patrizierhaus am Annuntiatenbach 20 errichtet worden. Während das neunachsige Haupthaus aus nicht bekannten Gründen nicht von Couven realisiert wurde, baute Couven 1740 in dem morphologisch stark strukturierten Garten ein Gartenhaus mit einer vorgelagerten doppelläufigen Treppenanlage und zahlreichen Ziergittern.
Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts bemühte sich die Stadtverwaltung Aachen, noch erhaltene Couven-Arbeiten in ihren Besitz zu bringen und zu konservieren. Couven hatte den vorgegebenen Höhenunterschied zwischen Hof und Garten des Grundstücks am Annuntiatenbach äußerst geschickt für seine Gesamtanlage genutzt:
Für eine Translozierung musste ein Platz mit etwa gleichem morphologischem Höhenprofil gefunden werden. Als ideal erwies sich der kleine Abhang am südöstlichen Belvedereplateau, wo man den Gartenpavillon Johann Joseph Couvens wieder errichtet hat.
Mit dem Belvedere-Plateau ist eine ebene Fläche gemeint, auf dem sich eine Säulenreihe des ehemaligen 1808 eröffneten Belvedere-Restaurants befindet.
Im Zusammenhang mit der Enwicklung des Lousberg zu einem Landschaftspark entstand auch ein klassizistisches Gesellschaftshaus nach Plänen von Adam Franz Friedrich Leydel, sowie später nach Friedrich Joseph Ark. Der Name für das Gebäude „Belvedere“ wurde abgeleitet aus dem lateinischen und bedeutet: „Schöne Aussicht“. Das damalige „Belvedere“ diente zur Erfrischung der Spaziergänger als Gaststätte und gelegentlich zur Unterhaltung auch als 1. Spielcasino von Aachen.
1836 brannte das Gebäude (aus ungeklärten Gründen nach einer Feier) völlig aus und wurde daraufhin von F. Leydel (sowie nach dessen Tod) durch Stadtbaumeister Friedrich Joseph Ark fertig gestellt und im Juli 1840 neu eingeweiht.
beliebtes Ausflugslokal aus dem Anfang des 19. Jh. - Foto und Abhandlung
Vom Belvedere Plateau führen Treppenstufen zum nächsthöheren Plateau, auf dem der Tranchot-Obelisk in exponierter Stellung zu finden ist.
Wahrzeichen auf dem Lousberg ist u.a. der dortige Obelisk. Vom Obelisk hat man als Spaziergänger einen herrlichen Ausblick auf das Tal der Soers zum heutigen Gelände des ALRV auf welchem jedes Jahr das CHIO Aachen, Reit- und Fahrturnier ausgetragen wird und auf das Stadion des Fußballvereins Alemannia Aachen.. Diesen Standort hatte sich der französische Geograph Jean Joseph Tranchot ausgesucht, um von hier aus die gesamte Region erstmals in einer vermessenen Karte zu erfassen. Am 17. Oktober 1807 wurde zu diesem Zweck der Obelisk aus Blaustein aufgestellt. Außer zur Kartierung der Aachener Region wurden von hier aus auch astronomische Beobachtungen durchgeführt. Nach Absetzung Napoleons wurde das Kartenmaterial an Preußen übergeben. Der Obelisk wurde im Siegesrausch nach Abzug der Franzosen 1814 zerstört, aber auf Anordnung des Freiherrn Karl von Müffling im Mai 1815 wieder errichtet
der Blick reicht weit hinauf in den Aachener Wald und den Beginn der Eifel - die schnurgerade verlaufende Trierer Straße ist im Dunst allerdings gut erkennbar
Zwischen 1801 und 1814 wurden die Rheinlande auf persönlichen Befehl Napoleons unter dem Kommando des Oberst Jean Joseph Tranchot topographisch aufgenommen (kartiert). Nach dem Tod von Tranchot 1815 setzte Karl von Müffling das Projekt im Auftrag der preußischen Regierung fort.
Der Tranchot-Obelisk auf dem Lousberg bei Aachen ist ein trigonometrischer Punkt 1. Ordnung des linksrheinischen Dreiecksnetzes von 1801/13. -
N 50° 47.137 E 006° 04.954 vom M;eridian der Pariser Sternwrte
aus. Jopurnal des Niederrheins
Auf dem gleichen Plateau - 140 m über der Stadt - liegt der Wasserturm Belvedere, auch Drehturm Aachen und Drehturm Belvedere (340 m über NN) genannt. Es ist ein ehemaliger, 35 m hoher Wasserturm in Stahlbetonbauweise, der nach den Plänen des damaligen Aachener Stadtbaurats und Architekten Wilhelm K. Fischer 1956 bis 1958 errichtet wurde.
Seit 1990 ist der Drehturm als technisches Denkmal mit typischen 50er-Jahre-Elementen in die Denkmalliste der Stadt Aachen eingetragen. Die Funktion als eigentlicher Wasserspeicher wurde 1988 vollständig eingestellt.
Zeitweise wird die oberste Etage als Restaurant auf einer sich drehenden Plattform betrieben. Die unteren Etagen beherbergen Büros
Der Lousberg ist aus ein geologisches Naturdenkmal. Er diente vor Jahrtausenden, ca. ab der Jungsteinzeit, der Gewinnung von Feuersteinen und Beilklingen als Halbwerkzeuge. Diese Werkzeuge, bzw Steine des Lousberg wurden zur damaligen Zeit im Umkreis von bis zu 300 Kilometer Entfernung von den Menschen benutzt.
Selbst heute kann man noch im Eibenwäldchen auf dem Lousberg den charakteristischen braunen Feuerstein finden.
Am Anfang des Rückweges über den Champierweg steht eine markante Bronzeskulpturen-Gruppe von : Die Marktfrau und der Teufel
Sie geht auf eine alte Aachener Sage zurück, die eine andere Erklärung für die Entstehung des Lousbergs hat als die Wisssenschaft. . Danach zog der Teufel mit riesigen Säcken voll von Nordseesand Richtung Aachen um die Stadt zu verschütten und damit Rache zu nehmen für eine andere Auseinandersetzung mit den Aachenern beim Bau des Domes. Bei einer Verschnaufpause traf der Teufel eine Bauersfrau und fragte sie, wie weit er noch zu schleppen habe. Die Bauersfrau war jedoch sehr schlau ("lous" im Aachener Dialekt) und erkannte den Teufel an seinem Pferdefuß und Schwanz. Sie erzählte ihm, dass sie vom furchtbar weit entfernten Aachener Markt komme und zeigte ihm als Beweis altes Brot in ihrem Korb und ihre verschlissenen Schuhe, die sie angeblich neu auf dem Markt gekauft hätte.
Der Teufel war daraufhin so verärgert, dass er den Sand an Ort und Stelle liegen ließ und so der Lousberg entstand.
Wir wählen jedoch den Rückweg über den Müschpark und steigen von der breiten Allee hinab .
Ich erinnere mich noch an die Zeiten als die Gewächshauskuppeln noch zu einem Gartenbaubetrieb von Lanzeitarbeitslosen gehörten. Heute scheint ein Teil zu verkommen, ein anderer soll transloziert werden ins Freilichtmuseum Kommern.
eine Schande!
Aufbruch: | Mai 2020 |
Dauer: | 13 Monate |
Heimkehr: | Juni 2021 |
Herzliche Grüße aus Bayern.