4 Wochen Nordinsel Neuseeland, upps we`ll try again
Neuseeland: Hawera, Eltham, New Plymouth, Urenui
• Tag 17, Hawera, Eltham, New Plymouth, Urenui
Der Morgen startete mit Sonnenschein und ohne Wolken, die Chance den 2.518m hohen Mount Egmont, bzw. Mount Taranaki zu Gesicht zu bekommen, waren hervorragend. Da sich die Diva gern in Wolken hüllt, bin ich gleich nach dem aufstehen zur Straße gelaufen, um ihn zu erblicken. So entzückt ich von dem Anblick war, so gleichgültig waren die Gesichter der Autofahrer mich im Schlafanzug zu sehen. Es wird mich schon keiner erkannt haben.
Ich habe ihn mir größer vorgestellt, vielleicht lag es an der Entfernung, vielleicht gehört er zur Gattung der Scheinriesen, wie man sie aus Lummerland kennt. Egal, ich schweife zu sehr ab. Er wurde von dem Deutschen Ernst Dieffenbach und dem Neuseeländer James Heberly am 23. Dezember 1839 zuerst bestiegen, wobei der Neuseeländer 20 Minuten eher oben angekommen ist. Da war wohl bei Einem Weihnachten die Stimmung nicht ganz so gut.
Durch seine perfekte Kegelform wurde er auch als Hintergrund für den Film „The Last Samurai“ mit Tom Cruise genutzt. Auf der Straße in Richtung New Plymouth halten wir noch einmal an, um das Fuji-Double abzulichten, mittlerweile haben sich schon wieder Wolken gebildet.
Unser nächstes Ziel liegt in Eltham, einem verschlafenen Nest mit vielen leerstehenden Geschäften und ziemlich heruntergekommenen Gebäuden in den Durchfahrtsstraßen, wo man eigentlich nur durchfährt. Für uns aber war es mit einer der besten Plätze auf der Reise, weil hier besondere Geschichten erzählt werden. Aber man muss sich um die Geschichten bemühen und sie hören wollen.
Eigentlich hatten wir nur ein Ziel hier, eine Empfehlung der Seite Atlas Obscura, die uns schon bei der letzten Weltreise so manche unbekannte Orte gezeigt hat. Wir wollten uns die Spielzeugwand ansehen. Klingt komisch, ist auch so.
Faye Young wohnte direkt neben einem kleinen Park. In den 70er begann sie damit vergessenes Spielzeug auf die Wand an ihrem angrenzenden Garten zu stellen. Aber anstatt das die Spielsachen abgeholt wurden, kamen immer mehr hinzu. Irgendwann kam Faye auf die Idee das Spielzeug dauerhaft einzubetonieren und so entstand über Jahre ein ca. 15m langes Kunstwerke mit allem möglichen.
Viele Figuren stammen auch noch aus unserer Kindheit und viel Plastik steuerte der Bulletenbräter mit dem gelben M mit bei. Eigentlich wollten wir nur kurz ein Foto machen, aber die Zeit vergeht hier so schnell, weil es immer wieder Neues zu entdecken gibt.
Wir hatten unser Wohnmobil gegenüber eines sehr alten Gebäudes geparkt. Im Fenster stand ein kleines Schild mit der Aufschrift „Mikes Museum“, was mir bei der Ankunft bereits aufgefallen war. Durch das Fenster konnte man einen Haufen Trödel entdecken. Als wir von der Toy Wall zurück kamen, war zufällig die Tür nebenan auf und ein ältere Mann war gerade am renovieren. Wir sprachen ihn an, ob es sein Museum wäre und starteten damit eine der besten Geschichten überhaupt.
Mike bot uns an, die Tür des Museums auszuschließen und wir durften uns seine Sammlung anschauen. Es ist schwierig das Sammelsurium zu beschreiben, aber Mike ist Mitglied im Vintage Machinery Club und weil das meistens nur Männer interessiert, fing er an Sachen zu sammeln, die auch Frauen und junge Menschen interessieren.
Das Beste aber sind die unzähligen Geschichten die Mike zu jedem Fundstück zu erzählen weiß. Teilweise lustige Geschichten zum Beispiel welches Werkzeug früher zur Kastration von Schafen benutzt wurde, über interessantes wie eine hydraulische Kettensäge, mit der man unter Wasser sägen kann oder skurrile Geschichten, wie der 100 Jahre alter Barhocker aus der ehemaligen Bar des Ortes, bis zur rührenden Historie eines mobilen Küchenherdes aus der australischen Wildnis.
Gespannt haben wir jeder Geschichte zugehört. Nicht zu vergessen die Mineralien-Sammlung unter anderem mit Steinen, die in einer bestimmten Form vom Sand geschliffen wurden, wobei es nur 5 Stellen auf der Welt gibt, wo man solche Steine finden kann. Oder die einmalige Frangelico Flaschen-Sammlung, die nur Insidern bekannt seien dürfte. Am Ende zeigte Mike uns noch eine originale Filmrequisite, einen Pfeil, der bei dem Film „The Last Samurai“ zum Einsatz kam.
So wurde aus einem kurzen Hallo eine 1,5 Stunden Privatführung mit ungewöhnlichen, interessanten, unglaublichen und witzigen Sachen. Für uns gehört das mindestens auf eine Stufe mit dem Te Papa Museum, aber auf seine eigene Art. Mike zeigte uns übrigens noch ein leeres Regal mit mehreren Ebenen für seine Eierbechersammlung. Er arbeitet weiter an seinem Museum und hat wohl aktuell von der Kommune Geld für die Renovierung des Hauses bekommen. Geschichten, die das Leben schreibt und die Du nicht bei lonely planet findest. Eltham ist auf jeden Fall einen Besuch wert, schräg gegenüber gibt es noch einen Vintage-Designladen und ein B & B im alten Post Office.
Nach so viel visuellem Input brauchten wir jetzt Input für den Magen und so ging es weiter nach New Plymouth. In der Liardet Street haben wir in einem Innenhof mehrere Foodtrucks gefunden und hier gut, wenn auch nicht unbedingt gesund, gegessen. Deshalb gab es anschließend noch einen kleinen Gang zur Strandpromenade.
Um aber richtig Kalorien zu verbrennen, sind wir zum Fuße des Mount Egmont gefahren, um noch eine Wanderung durch den Wald dort zu unternehmen. Natürlich war er wieder teilweise in Wolken gehüllt, aber was er gezeigt hat, war für mich nicht 2500m hoch. Dafür konnten wir im richtigen Augenblick den Gipfel des Mount Isthanui sehen, der in seiner Pracht dem Mount Egmont im nichts nachsteht.
Nach der Wanderung ging es noch mal 45 Minuten weiter zu unserem heutigen Campingplatz in Urenui. Es ist wenig los hier und wir können uns einen Stellplatz aussuchen. Der Strand ist schwarz und es ist gerade Ebbe. Somit geht für uns ein ereignisreicher Tag voller Geschichten zu Ende.
Aufbruch: | 06.03.2024 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 08.04.2024 |
Auf bald...
Christoph, Annette und Hannes
Schön, dass ihr wieder da seid
Ich sende Euch herzliche Ostergrüße nach Neuseeland!
Vielen Dank für eure tollen, spannenden Reiseberichte nebst atemberaubenden Bildern !
Liebe Grüße, Sabine