4 Wochen Nordinsel Neuseeland, upps we`ll try again
Neuseeland: Auckland
Tag 30, Auckland
Das Leben in einer Millionen-Stadt ist anders, nachts ist es laut und morgens dreckig. Aus Unkenntnis hatten wir gestern ein recht teures Premium-Parkhaus gewählt. Also bestand als erste Amtshandlung heute morgen in ein günstigeres Parkhaus umzuziehen. Auf dem Weg dorthin sah man die Hinterlassenschaften der Nacht. Auf den Mülleimern stapelten sich die Pizzakartons und jede Menge Müll lag auf der Straße.
Am neuen Parkhaus gleich in der Nähe war irgendwas merkwürdig. Von unten hörte man laute Stimmen und am Geländer stand ein Mann und schaute die ganze Zeit nach unten. Da ich ja nicht neugierig bin, täuschte ich eine Kontrolle der Scheinwerfer vor, um ebenfalls einen Blick übers Geländer zu werfen. Auf der kleinen Straße unten war richtig viel los, eine Menge Menschen auf einmal und auf dem Weg hierher war vorher keiner unterwegs, komisch. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht und bin im Treppenhaus nach unten an einer Parkebene vorbei gekommen, wo mehrere Stühle im Kreis standen. Vielleicht hatte die Selbsthilfegruppe Klaustrophobie im Parkhaus oder die Amaxophobier ihren Stuhlkreis hier. Jetzt war meine Neugierde geweckt und ich öffnete die Tür zum Parkdeck und schaute mich um. So viele Menschen hier und beim Anblick der Schminktische war klar, ich war an einem Film-Set gelandet.
Die Schauspieler, meist junge Leute, hatten alle ungewöhnliche Klamotten an. Die Farben eher aus den 70er Jahren und oftmals Oberteil und Hosen farblich so auf einander abgestimmt, dass es weh tat. Meine Recherche ergab, das der Film „Klara and the Sun“ heißen wird und in ca. 1,5 Jahren in die Kinos kommen soll. Er spielt in einer dystopischen Zukunft, mit genetisch veränderten Kindern, die in sozialer Isolation zu ihren Altersgenossen aufwachsen. Der Regisseur ist kein geringere als Taika Waititi, der bereits 2020 einen Oscar für das beste adaptierte Drehbuch erhielt. Ich gebe zu, dass Wikipedia bei diesen Zeilen eine wertvolle Unterstützung war.
Ein kurzfristiges casting fand nicht statt und so konnten wir unsere Stadterkundung zu Fuß beginnen. Mittlerweile hatten die fleißigen Hände die Straßen wieder in eine saubere Flaniermeile verwandelt und so ging es als erstes in Richtung Hafen, wo heute ein kleiner Markt stattfand. An einem Stand gab es zum Beispiel gehäkelte Kakteen und Melina hat sich, da Dauerkonsumentin, einen gehäkelten Bubble-Tea-Schlüsselanhänger ausgesucht.
Am Stand vom Drachen-Vater gab es total coole Drachen aus dem 3D-Drucker. Das besondere daran waren die in verschiedenen Farben schimmernden Oberflächen, die bereits beim Druck entstehen. Neben den vielen kleinen Verkaufsständen gab es auch so manche Leckerei und mit einem frischgepressten Zuckerrohr-Drink waren wir gestärkt für den weiteren Fußmarsch.
Unser nächstes Ziel, die K-Road, deren kompletter Name Karangahape Road ist. Die Straße war früher die Haupteinkaufsstraße, bis Mitte der 60er Jahre durch den Bau der innerstädtischen Autobahn 50.000 Menschen umgesiedelt werden mussten. Anschließend verkam die Straße immer mehr und wurde zum Rotlichtviertel. Seit den 90er Jahren hat sich in diesem Gebiet die Künstlerszene etabliert und viele coole Läden findet man heute hier.
Wir besuchen die St. Kevins Arcade, um im Café Bestie die leckeren Pancakes mit Ahornsirup zu probieren. Der Tipp stand übrigens im lonely planet und er war gut. Man hat von dem Café einen tollen Ausblick über den Myers Park zum Sky Tower hin. Und genau so verlief auch unsere weitere Route. An dem Fernsehturm kann man zum Beispiel einen Bungeesprung machen, aber 280 N$ waren uns dafür eindeutig zu viel. Wir haben die Variante mit Fahrstuhl gewählt und uns Auckland aus 220m Höhe angesehen. Von hier oben hat man einen tollen Blick auf den Hafen, die vielen Hochhäuser oder den Mount Eden.
Nach dem anstrengenden Fußmarsch waren wir froh wieder im Hotel zu sein. Wir mussten ja auch noch unsere Rucksäcke packen und zusehen, dass wir alles unterbekommen. Für den letzten Abend sind wir noch einmal Essen gegangen. Im Mozzarella & Co gab es Pizza, Pasta und Dessert und satt und zufrieden lassen wir die letzte Nacht in Auckland ausklingen.
Tag 31, Auckland, Davenport
Unser letzter Tag in Auckland und auch leider unser letzter in Neuseeland (bis jetzt). Die Rucksäcke sind gepackt und wie durch ein Wunder, haben wir alles einpacken können. Da in der Nacht die Uhren auf Winterzeit umgestellt wurden, hatten wir eine Stunde mehr Zeit. Die war auch nötig, denn wir sind sehr spät ins Bett gekommen. Aber nicht weil wir unseren Abschied gefeiert haben, sondern aufgrund der Widrigkeiten des Online-Check-Ins. Laut der App des Reisebüros kann man 30 Stunden vor Abflug einchecken. Zum entsprechenden Zeitpunkt kam sinngemäß die Meldung, ja nöö, dass geht jetzt hier mal gar nicht und eigentlich erst 23 Stunden vorher. Wir sind geduldige Menschen und hatten sowieso andere Dinge zu tun. Mit Beginn der 23. Stunde funktionierte der Link zur Lufthansa App, also Ticketnummer und Name eingegeben und voller Erwartung den „jetzt einchecken“-Button gedrückt. Es passierte etwas: der Bildschirm wurde schwarz und die Seite von Air New Zealand öffnete sich. Auch sie fragt nach der Buchungsreferenz und Name, aber leider nicht die Angaben, die in unseren Unterlagen standen. Nachdem alle möglichen Varianten mit dem Hinweis „also 6 Stellen und am Ende ein H wäre fein“ durchprobiert waren, beschlossen wir die Aktion am Morgen neu in Angriff zu nehmen, denn es war mittlerweile 2 Uhr in der Nacht.
Am nächsten Morgen haben wir unser Glück mit der Hotline von Air New Zealand versucht und die verständnisvolle Dame kannte auch die Buchungsreferenz mit dem H am Ende. Leider war nun aber das Zeitfenster für den Online-Check-In geschlossen und per Telefon ging es auch nicht. Wir sollten direkt zum Flughafen fahren. Und so haben wir unser gesamtes Gepäck zum Auto gebracht, die Filmcrew war schon wieder bei der Arbeit, und sind zum Flughafen gefahren. Zum Glück konnten wir für beide Flüge einchecken und unser Gepäck auch gleich abgeben.
Der Tag war noch jung und so beschlossen wir am Hafen zu parken und mit der Fähre nach Devenport zu schippern. Die Überfahrt kostet 48N$ für drei Personen und dauert nur 10 Minuten. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf die Skyline von Auckland. Nach nur wenigen Metern fiel uns ein riesiger Baum auf, dessen Wurzeln bizarre Formen hatten, die weit ausladend über dem Boden verliefen. Bei dem Baum handelt es sich um eine Moreton Bay-Feige, die hier als Schädling bekämpft wird, da sie zuerst neben einem anderen Baum wächst und ihn später komplett umhüllt.
Wir liefen am Wasser entlang zum Maungauika, einem 65m hohen Kern eines ehemaligen Vulkans. Bereits 1885 diente diese Erhöhung zur Verteidigung des Hafens von Auckland. Später wurde die Anlage modernisiert, aber im zweiten Weltkrieg blieb sie ungenutzt und die Küstenverteidigung wurde 1950 komplett aufgegeben. Ab 1996 wurde das Gelände wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und heute kann man die alte Kanone und die unterirdischen Gänge erkunden.
Nachdem dem schönen Ausblick, hatte mal wieder mindestens ein Lenzelmann Hunger und so spazierten wir wieder in Richtung Fähranleger. Auf dem Rückweg fielen uns die deutschen Automarken auf und Melina kam auf die Idee mich jedes Mal bei einem Auto mit zwei aufeinanderfolgenden Buchstaben zu boxen. Claudia musste bei drei Buchstaben leiden und bei vier Ringen blieben beide Elternteile verschont. Am Ende des Spaziergangs verspürten wir deutliche Schmerzen am Oberarm. Die Menschen von Devenport wissen halt was gut ist. Bei fish and chips am Wasser ließ es sich dann auch vorzüglich auf die Fähre warten.
Wieder zurück in Auckland hatten wir noch sehr viel Zeit, denn unser Flieger ging erst kurz vor Mitternacht. Und so haben wir im Dr. Rudis, direkt am Hafen, unsere letzten Stunden hier verbracht. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge machen wir uns auf den Weg zum Flughafen. Natürlich freuen wir uns auf die Heimat, aber auch die Menschen und die Natur hier müssen wir zurücklassen.
Etwas frustriert habe ich die Zeit genutzt, um das Tagebuch zu schreiben. Irgendwann war es soweit und wir wurden aufgerufen. Der Flughafen war inzwischen menschenleer, denn unsere Maschine war die letzte, die heute noch rausging.
Aufbruch: | 06.03.2024 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 08.04.2024 |
Auf bald...
Christoph, Annette und Hannes
Schön, dass ihr wieder da seid
Ich sende Euch herzliche Ostergrüße nach Neuseeland!
Vielen Dank für eure tollen, spannenden Reiseberichte nebst atemberaubenden Bildern !
Liebe Grüße, Sabine