Mit den Flying-Wombats ein Jahr durch Australien

Nach dem ausgiebigen Reisen hatten wir das Beduerfnis schwer zu schuften. Arbeitssuche stand nun auf der Tagesordnung. Wir informierten uns was man im Bundesstaat Victoria Anfang Juni so tun kann. Moeglichkeiten gibt es viele, aber wir wollten wieder auf dem Feld arbeiten und unser Geld mit harter, ehrlicher Arbeit verdienen.

Wir fanden heraus das es genau die richtige Zeit fuer Grapepruning (Weinrueckschnitt) ist. Die Rebenernte war vorueber, auf den Weinyards stand nun die letzte Arbeit der Saison an, das Rueckschneiden der alten Triebe, damit der neue Wein in der naechsten Saison neu gedeihen kann.

Nach einer Fahrt von den Grampians ueber Warrnambool gelangten wir wieder nach Melbourne. Svens Steuernummer war immer noch nicht angekommen. Aber zum Glueck kann man so etwas auch am Telefon erfahren. Alles nicht so kompliziert in Australien.

Am Port von Melbourne machten wir einen Schlachtplan. Wir suchten verschiedene Orte heraus wo man Grapepruning machen konnte und fuhren los. In jeder groesseren Stadt auf dem Weg wollten wir nach Arbeit fragen. Wir machten uns auf eine lange Fahrt und viele Zwischenstopps gefasst.

Unsere erste Stadt war Wangaratta, etwa 230 Kilometer noerdlich von Melbourne. Motiviert gingen wir zu einem Arbeitsvermittler, der uns unbedingt ins Nahegelegene Skigebiet schicken wollte. Er meinte, dort habe die Skisaison gerade erst angefangen (im Juni) und es werden viele Haushueter oder Hotelangestellte gesucht. Fuer Grapeprunning waren wir etwas zu frueh. Erst in etwa zwei drei Wochen, wenn die Blaetter von den Reben gefallen waren, wuerde die Arbeit beginnen.

Auf Schnee hatten wir keine rechte Lust und Ausruestung und er gab uns daraufhin eine Nummer von "Jade Quality Kiwifruit". Kiwifruechte in Australien, das war fuer uns auch neu. Aber versuchen kann man es ja.

Wir riefen am selben Tag an und eine junge Frau teilte uns mit das sie in etwa 1,5 Wochen Leute suchen fuer Prunning. Sie wollte sich allerdings ueber den genauen Zeitpunkt schlau machen und versprach uns zurueckzurufen.

Da gab es keine Hilfe, da hiess es ersteinmal abwarten.

Wir nutzten die Zeit um die Gegend zu erkunden. Zufaellig waren wir mitten im Ned Kelly Land gelandet. Wer von Euch kennt Ned Kelly, den umstrittenen beruehmten australischen Robin Hood?

Auch Australien hat seinen eigenen Revolverhelden, der denen des Wilden Westens Amerikas in nichts nach stand. Ned Kelly war der Sohn von irischen Einwanderer und wurde in der Gegend in der wir uns nun befanden geboren. Die Iren hatten es bei den britischen Kolonialherren nicht immer einfach. Ned geriet auf die schiefe Bahn und wurde Bankraeuber und Viehdieb. Von vielen Menschen war er ein Volksheld, der sich gegen die Ungerechtigkeit der britischen Kolonialmacht zur Wehr setzte.

Ned und seine Bande konnten ein paar Jahre die Polizei an der Nase herumfuehren. Er war Polizistenmoerder, Gesetzloser aber er war immer bemueht seine Familie zu beschuetzen.

Es war 3 Uhr morgens am Montag des 28. Juni des Jahres 1880 in Glenrowan wo sein letztes Gefecht stattfinden sollte. Die Kelly-Bande hielt sich im Ann Jones Hotel auf um Plaene zu schmieden. Sie hatten die Idee eine eigenstaendige Republik North East Victoria zu gruenden. Die Bande wurde viel gedeckt durch die Bevoelkerung, doch an diesem Tage wurde er durch den hiesigen Schullehrer an die Polizei verraten. Ein grosses Polizeiaufgebot war aus Melbourne eingetroffen um den beruechtigten Ned zur Strecke zu bringen. Es kam zur Belagerung des Hotels...

Aber sie hatten dieses Mal keine Chance, drei der Bandenmitglieder starben beim Gefecht. Darunter Neds Bruder, Dan Kelly, Steve Hart und Joe Byrne. Auch Ned wurde in die Beine geschossen und kam an dieser Stelle zu Fall:

Er überlebte jedoch wurde vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Am 11. November 1880 wurde er im Old Melbourne Gaol gehängt.

Seine Worte an den Richter Sir Redmond Berry waren:

"Der Tag wird kommen, an dem wir alle zu einem groesserem Gericht gehen werden als diesem."

Der Richter starb sieben Tage nach der Hinrichtung Ned Kellys.

Neds letzten beruehmten Worte waren: "So ist das Leben."

Nach dem Besuch in Glenrowan erhielten wir am Morgen darauf den versprochenen Rueckruf...