Nach Costa Rica und weiter...
BOLIVIA: La Paz
In einen Talkessel gebaut, ist La Paz mit 3600 M.ue.M. die hoechstgelegene Hauptstadt der Welt.
Findet ihr den Fehler im vorangehenden Satz? Nein, diesmal sind's nicht die Kommas ... La Paz ist nicht die offizielle Hauptstadt Boliviens! Ich wollt's auch nicht glauben, da muss mein Geografielehrer uns wohl was falsches unterrichtet haben. Ist das moeglich???! La Paz ist nur der Regierungssitz, Sucre ist die Hauptstadt Boliviens.
Hin oder her, am 17. August kamen wir nach einigen Unannehmlichkeiten in La Paz an (ich stritt mich mit einem arroganten Migrationsbeamten, als wir den Titicacasee ueberqueren wollten). Wieder im Loki Hostel untergebracht schlenderten wir beinahe jeden Tag durch Laeden und Maerkte und fuehlten, wie unsere Geldboersen langsam aber sicher an Gewicht und Groesse verloren. Im Unterschied dazu, wurden unsere Rucksaecke immer dicker und als meiner zu platzen drohte, beschloss ich ein schweres Paket nach Hause zu schicken. Dies war so ziemlich alles, was ich in La Paz anstellte. Von der bolivianischen Kultur lernte ich nicht viel kennen, aber doch etwas. In der Inkamythologie ist die Pachamama (Mutter Erde) die Goettin der Fruchtbarkeit, der Ernte usw. Sie spielt eine sehr wichtige Rolle in der Andenkultur und ihr wird noch immer geopfert. Zum Beispiel Bonbons, Cocablaetter oder Lamafoeten.
Am Hexenmarkt werden diese beinahe an jedem Stand angeboten. In der naehe des Hexenmarkts entdeckten wir das Cocamuesum. Hier wird sehr umfangreich ueber die Geschichte, die Verwendung und die Tradition der Cocablaetter berichet. Sehr, sehr gut, informativ und interessant! Cocablaetter sind in Peru und Bolivien weit verbreitet und werden zu vielen Zwecken genutzt. Zum Beispiel soll Coca Tee oder Cocablaetterkauen gegen Hoehenkrankheit, Muedigkeit und Hunger helfen. Die Cocablaetter sind zudem Quelle des Kokains, deshalb ist der Anbau von Cocastraeuchern nur in bestimmten Mengen legal.
Trotzdem, ich hab noch immer nicht verstanden ob der Konsum von Cocablaettern legal ist oder nicht. Aber dies kuemmert in Bolivien niemanden. Die Blaetter werden ohne Sorge verkauft und konsumiert.
Mit ein wenig mehr Sorge standen wir an einem Montag Morgen auf und machten uns auf den Weg zur "Death Road, the world's most dangerous road", die gefaehrlichste Strasse der Welt. Diese Strasse ist kurvenreich, schmal und einfach in den Berg eingeschnitten.
Mit dem Auto oder gar einem Lastwagen muss es wirklich gefaehrlich und ziemlich abenteuerlich sein, diese Strasse zu befahren. Es sind auch schon unzaehlige Fahrzeuge den Abhang runtergestuerzt, Menschen verunfallt und ums Leben gekommen. Aber mit dem Velo (oder Fahrrad fuer die Deutschen) ist die ganze Abfahrt ein Zuckerschlecken. Vorallem mit einer solchen Ausruestung...
... Westen, Regenhosen, Handschuhen, Helm und einem Fahrrad mit Superfederung, an der ich mich am meisten erfreute *gump*gump* ! Dies alles wurde uns vor der Abfahrt in La Paz verteilt, alle sahen gleich aus und ich fuehlte mich wie in einer Gruppe von Feuerwehrmaennern, die sich fuer einen Spezialeinsatz vorbereiten.
Na gut, von La Paz gings ueber eine harmlose Strasse nach La Cumbre auf 4700 M.ue.M.. Hier stiegen wir auf den gefederten Drahtesel und duesten in der aerodynamischsten Position, im Windschatten des Vorduesers und in einem Affentempo eine zweispurige, asphaltierte Strasse runter. Der Guide wollte nur mal sehen, ob wir radfahren koennen ! Den Test bestanden ging's weiter bergab bis wir endlich einmal die Pedalen benutzen durften... besser gesagt mussten! Es ging bergauf, nicht sehr steil, aber stetig. Und die Federung ist beim bergauffahren ueberhaupt keine Hilfe. Man darf naemlich nicht aufstehen beim Radeln, weil sonst die gesamte Energie nicht in eine Vorwaerts-, sondern in eine Huepfbewegung uebergeht. Ist zwar lustig, aber man kommt nicht viel weiter. Als ich dies feststellen musste und der Dampf zwischen Haut, T-shirt, nochmals T-shirt, Pullover, Jacke und Weste unertraeglich wurde und sich meine Sonnenbrille beschlug, stieg ich vom Sattel und schob das Fahrrad bis ich wieder sausen lassen konnte.
In vollem Schuss bog ich in eine Schotterstrasse ein, wo andere aus der Gruppe schon warteten, und hinterliess eine lange, elegante Bremsspur ! Hier begann die gefaehrliche, steinige Strasse. Und hier kam auch die Fahrradfederung so richtig zum Zuge. Ich wuesst nicht, wie mein Hintern nach dieser holprigen Angelegenheit ausgesehen haette ohne sie. Aber so gefaehrlich war's dann auch wieder nicht. Denn heutzutage ist die "Death Road" nicht mehr so stark befahren, weil eine neue, asphaltierte Strasse gebaut wurde. So hatten wir sozusagen die gesamte Strasse fuer uns, obwohl wir gebeten wurden auf der linken Seite der Strasse, also auf der Seite des senkrechten Abhangs, zu fahren. Entweder hat diese Regel ein Englaender erfunden, oder man hat sie sufgestellt um "the world's most dangerous road" mehr "dangerous" zu machen, als sie ueberhaupt ist. Egal, ich hielt mich daran und fuhr in gemaessigten Tempo, beide Haende verkrampft um die Bremsen geklammert die Todesstrecke runter. Die Finger schmerzten, aber die vielen Kreuze am Strassenrand hinterten mich daran, die Bremsen einfach loszulassen. Aber als wir den gefaehrlichsten Teil der "Death Road" ueberlebt hatten und die Gedenkskreuze abnahmen, lockerte ich meinen Griff und es fing an wieder richtig Spass zu machen. Es wurde erst wieder gebremst, als wir ganz unten ankamen und alles zu Ende war !
Meine Reise jedoch kannte noch keine Ende. Die setzte ich voller Energie in Richtung Sueden fort. Am 22. August bedankte ich mich bei Tanja, Sarah und Barny fuer eine super Zeit und verabschiedete mich. Denn irgendein starker, unerklaerlicher Drang trieb mich eilig weiter nach Argentinien, Buenos Aires.
Aufbruch: | 28.02.2007 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 15.09.2007 |
Nicaragua
Quito
Peru
Bolivien
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