Nach Costa Rica und weiter...
ECUADOR: Quito
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge verliess ich Costa Rica am 1. Juni mit dem Flugzeug und landete am selben Tag in Ecuador. Am Flughafen in Quito, (der Mitten in der Stadt zwischen Wohnhaeusern liegt) wurde ich herzlich von meiner neuen Gastmama Ana und ihrer Tochter Ana Maria empfangen. Und am Anfang war alles ganz anders als ich erwartet hatte: Ana gross und Ana klein sehen aus wie du und ich. Nichts von indigenem Einschlag. Also beide wuerden rein optisch den Schweizerpass gratis und ohne Probleme bekommen. Und sie sind keine Minderheit, denn ein Grossteil der Stadtbevoelkerung ist weisshaeutig. Komisch war auch, dass der noerdliche Stadtteil von Quito beinahe nur aus Hochhaeusern besteht, so à la amerikanische Grossstadt. Der Unterschied ist nichts sehr gross, glaub ich. Natuerlich hab ich bei meiner Ankunft in Ecuador nur ein kleiner Teil der Hauptstadt gesehen, und zwar der Norden. Quito liegt in einem schmalen Tal auf 2850 Metern ueber Meer und erstreckt sich auf einer Nord-Sued-Achse ueber etwa 50 Kilometer, misst in der Breite jedoch lediglich etwa 4 Kilometer.
Der Norden ist sehr modern, eher reich und mit, wie gesagt, hohen Wohn- und Buerogebaeuden, Hotels und Restaurants, waehrend im Sueden mehrheitlich (sehr viel unfertige) Haeuser stehen, die von der aermeren Bevoelkerung bewohnt werden. Etwa in der Mitte der Stadt liegt fuer mich der ganze Charme von Quito: die Altstadt. Ihre schmalen Gaesschen, den kolonialen Gebaeuden, Kirchen, Museen und Denkmaelern machen Quito zu einer kulturellen Perle. Vom Panecillo aus, einem kleinen Huegel im Zentrum der Stadt mit einer riesigen begehbaren Engelsstatue, geniesst man eine gute Aussicht auf beide Stadtteile und die umliegenden Berge und Vulkane.
Die ersten Tage in Quito waren unglaublich anstregend, denn die Hoehe machte mir zu schaffen. Jede Treppenstufe und jede steile Strasse waren Grund fuer viele kleine Verschnaufspausen. Als ich an meinem ersten Wochenende in Quito mit dem "Teleférico" (Gondelbahn) auf etwa 4100 Meter aufstieg, musste ich feststellen, dass schon eine kleine Wanderung bergaufwaerts meine roten Blutkoerperchen eindeutig ueberfordere. Aber der Ausblick auf das Bergpanorama und die Stadt war traumhaft, auch wenn das Wetter nicht 100% mitspielte.
Das Wetter in Quito ist ohnehin einwenig verrueckt. Da die Stadt nahe am Aequator liegt (ca. 20km suedlich davon), gibt es keine klar definierten Jahreszeiten. Die Quiteños behaupten aber, dass in ihrer Stadt in einem Tag alle vier Jahreszeiten nacheinander oder sogar gleichzeitig auftreten koennen. Mag sein ... Das Wetter ist aufjedenfall sehr unberechenbar. Im Allgemeinen ist das Klima jedoch angenehm und die Temperaturen sind denen unseres Fruehlings aehnlich. Fuer mich hiess es deshalb zuerst einmal ab in die Einkaufsmeile und mich mit neuer, waermerer Kleidung eindecken (in Costa Rica war nur immer leichte Sommerkleidung angebracht). Da zoegerte ich natuerlich als passionierte "Laedaelaefrau" nicht lange und war ziemlich schnell geruestet fuer meinen weiteren Aufenthalt im suedlichen Teil des Kontinents der vielen Moeglichkeiten.
Die ersten zwei Wochen in Quito verbrachte ich hauptsaechlich mit Spanischlernen an der Academia Latinoamericana (super Schule!), nachdem ich einen Monat lang beinahe nur Schwiizertuetsch gesprochen habe. In der dritten Woche besuchte einen Salsakurs: 10 Lektionen Privatunterricht fuer $50! 5 Dollar fuer eine Lektion!!! Guenstiger geht's nicht... Ich war ueberrascht wie billig das Leben hier in Quito ist. Hier nur einige Beispiele:
- Busfahren in der Stadt: 25 Cent
- 10 Minuten Taxifahrt: ca. $2
- Schuhputzen (an jeder Ecke steht ein Schuhputzer): 35 Cent
- Mittagessen: gibt's in der Altstadt fuer $1
Eintrittskarten fuer einen Tribuenenplatz eines 1. Liga Fussballspiels kostet $10! Das hab ich mit selbstverstaendlich nicht entgehen lassen und hab gleich zweimal live miterlebt, wie die Quiteños feiern koennen. Ich hab aber auch von ganz nah gesehen, wie sich die Spieler die Koepfe einschlagen koennen. Es stand 2:0 fuer die Heimmannschaft, als sich der Torhueter der Gastmannschaft und ein Gegenspieler aus unerklaerlichen Grunden in die Haare gerieten. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Aggressivitaet auf dem gesamten Spielfeld, die Polizei musste eingreifen und der Schiedsrichter goss weiter Oel ins Feuer indem er begann rote Karten zu erteilen. Am Ende spielten 8 der auswaertigen Mannschaft gegen 9 Quiteños, wobei zu bemerken ist, dass die Gaeste ohne richtigen Torhueter auskommen mussten. Ein Ersatzgoalie gab's anscheinend nicht, denn ein Verteidiger musst fuer den gebuessten Goalie einspringen. Das Spiel endete fuer die Gastmannschaft verheerend, fuer mich war's sehr amuesant !
Hier spielen nicht Schwarz gegen Rot. Die schwarzen Typen sind Polizisten, die sich als "Freund und Helfer" nuetzlich machen! Und kein Wunder tragen sie Helme ...
Abgesehen von diesem Fussballspiel schaetze ich die Ecuadorianer als ein sehr ruhiges, zurueckhaltendes Voelkchen ein, das mir immer warmherzig und humorvoll begenete.
In den ersten Wochen war ich also in Quito sesshaft (machte nur kleinere Ausfluege) und gewohente mich an das neue Land, bis dann ein Stueck Zuhause zu mir nach Ecuador kam . Am 21. Juni sagte ich "Bienvenidos, Mama y Richi!". Und da ging das Weiterreisen los...
Aufbruch: | 28.02.2007 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 15.09.2007 |
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