Motorradreise durch Nordthailand und Laos

Reisezeit: Oktober - Dezember 2008  |  von Hansjoerg Saxer

Der Golden Triangle Loop: Mae Sai

Nach dem Fruehstueck breche ich wieder auf, diesmal Richtung Osten auf dem Highway 1089, im fruchtbaren Tal des Kok Rivers. Es herrscht ideales Reisewetter, die Sonne scheint, aber am Morgen ist es noch recht kuehl und angenehm. Nach etwa 25 km verlasse ich die direkte Route nach Mae Sai und biege nach Norden und in die Berge ab, Richtung Mae Salong, ganz offensichtlich ein Teeanbaugebiet, denn im Ort gibt es Dutzende von Tee-Salons, wo man diesen probieren kann und auch kaufen soll. Aber Tee ist ja weniger meine Sache! Am Abend dann hoere ich, dass Mae Salong 1961 von Soldaten der Kuomintang besiedelt worden ist, nachdem diese den Buergerkrieg 1949 gegen Mao in China verloren haben und zuerst nach Burma gefluechtet und dann von dort vertrieben worden sind. Daher natuerlich das (chinesische) Know-How ueber Tee-Anbau. Der groessere Teil der Armee, der damals im Sueden war, ist nach Formosa (jetzt Taiwan) gefluechtet.

Auf dem Weg nach Mae Salong

Auf dem Weg nach Mae Salong

Uebrigens war auch diese Gegend ein Herrschaftsgebiet des Warlords Khun Sa, der frueher der Kuomintang angehoert und sich dann selbstaendig gemacht und hier Opiumanbau betrieben hatte. Der folgende Text stammt von Wikipedia: 1994 führte die amerikanische Drug Enforcement Administration (DEA) die sogenannte "Operation Tiger Trap" durch. Am 27. November 1994 wurden Anhänger von Khun Sa auf thailändischem Boden von thailändischen Sicherheitsorganisationen und der DEA verhaftet und ihre Vermögenswerte beschlagnahmt. 13 Verdächtigte wurden später an die USA ausgeliefert. Nach einer Rebellion innerhalb der Mong Tai Army im Jahre 1996 musste sich Khun Sa dem myanmarischen Militär ergeben. Trotz eines Kopfgelds der USA in Höhe von zwei Millionen Dollar durch die DEA wurde Khun Sa nicht an die USA ausgeliefert.

Nachdem ich den Ort passiert habe, sehe ich auch viele Teestraeucher, deren Felder ganze Haenge bedecken. Die Gegend hier ist viel weniger waldreich als auf der Mae Hong Son-Route, was den Vorteil hat, dass die Aussicht auf die umliegenden Bege und Taeler gewaltig ist.

Jetzt kommt eine Strecke von sicher 10 km, die vollstaendig dem Berggrat entlang fuehrt, Auf beiden Seiten gehts steil abwaerts, aber die Strasse haelt die Hoehe und die Ausblicke auf beide Seiten der Strasse ist gewaltig.

Auf dem Berg-Grat hinter Mae Salong

Auf dem Berg-Grat hinter Mae Salong

Irgendwann gehts dann wieder runter, Richtung Pasang und von dort auf einer schnurgeraden Autobahn nach Mae Sai. Dies ist die noerdlichste Stadt Thailands, an der Grenze zu Burma. Die Stadt ist ziemlich gross, was ich irgendwie nicht erwartet hatte. Ich hatte mir eine verschlafene Kleinstadt vorgestellt. Sogar ein Lotus-Warenhaus gibt's hier.

Ich finde das Hotel Wanliya Resort (www.wanliyaresort.com), das von einem Hollaender, einem Baecker, und seiner thailaendischen Frau geleitet wird. Das Hotel liegt etwas ausserhalb der Stadt im Gruenen, mein Zimmer mit Aussicht auf den (leeren) Parkplatz und den Swimming-Pool.

Ich habe nur gerade Zeit fuer eine kurze Dusche, denn ich will heute noch den Grenzuebergang nach Burma benutzen. Dies ist hier auch fuer Touristen moeglich, es gibt ein Tagesvisum fuer 500 Baht. Was fuer eine Buerokratie! Es erinnert mich an einen frueheren Grenzuebertritt in die damalige DDR. Bei den Thais gehts ja noch, der Ausreisestempel ist schnell im Pass. Dann zu Fuss ueber den Grenzfluss zum burmesischen Zollamt.

Das Zollgebaeude in Mae Sai

Das Zollgebaeude in Mae Sai

Hier in einem kleinen Buero, sitzen vier Beamte. Einer kriegt zuerst die 500 Baht, zaehlt sie dreimal nach, der naechste erhaelt meinen Pass, nach Pruefung gibt er ihn mir wieder zurueck mit einer Kartonkarte. Damit muss ich dann zu einer Beamtin mit Computer, die ziemlich lange auf ihrer Tastatur herumdoeggelt und ein Foto von mir macht. Dann gibt sie mir den Pass und die Kartonkarte wieder zurueck. Damit muss ich ich dann wieder zu jemandem, alles im gleichen Buero, und der, oh Schreck, gibt mir nur noch so ein Stueckchen Karton. Mein schoener roter Pass ist weg: "Passport stay here". Oh Graus, bei diesen Buerokraten, wenn die ihn mir nur nicht verlieren! Die Organisation scheint auf jeden Fall nicht besonders effizient! Ich muss wohl ziemlich erschrocken ausgesehen haben, denn er sagt dann noch: "You get back, when come back." Oh je, Oh je! Nur noch so sein kleines Stueck Karton! Ich darf das Buero jetzt verlassen und bin in Burma, in der Stadt Tachilek. Hier fallen zuerst einmal eine Horde Tuktukfahrer ueber mich her, mit Prospekten in Haenden. Aber ich will ja nirgends hin, zumal es schon drei Uhr am Nachmittag ist und mir der thailaendische Zoellner auf meine Frage hin gesagt hatte, dass der Zoll um fuenf Uhr schliesst. Ich draenge mich also durch die Meute, kriege wieder etwas Luft, aber jetzt kommen die Verkaeufer mit ihren Bauchladen. Viagra (sicher nicht gefaelscht!), Porno-DVDs, Zigaretten, Spielkarten mit dem Bild von Saddam Hussein, "Girl, Girl, cheap, cheap". Es gelingt mir, sie alle abzuschuetteln und ich wandere eine kleine Strasse entlang.

eine Strasse in Tachilek, Burma

eine Strasse in Tachilek, Burma

Es sieht hier eigentlich nicht gross anders aus als in Thailand, entlang der Strasse Handwerksbetriebe und Laeden. Ich mache einen kleinen Bogen und besuche noch den Markt, den ich vorhin gesehen hatte. Aber hier fallen wieder die Bauchladen ueber mich her, ich muss Dutzende abschuetteln. Einem kaufe ich noch eine Stange Zigaretten ab, billige 300 Baht, aber die anderen haben das natuerlich gesehen und wollen mir nun noch eine Stange verkaufen, jetzt fuer nur noch 200 Baht. Ich will aber nicht.

Nach etwa einer Stunde gehe ich wieder zurueck, und Mann, bin ich froh, als ich meinen Pass wieder habe und wieder "zuhause" bin. Alles in allem ein Erlebnis der eher unangenehmen Art. Muss ich in meinem naechsten Leben nicht noch einmal haben!

© Hansjoerg Saxer, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit einer Enduro ueber die schoensten Motorradstrassen und Offroadpisten Asiens.
Details:
Aufbruch: 11.10.2008
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 05.12.2008
Reiseziele: Thailand
Laos
Der Autor
 
Hansjoerg Saxer berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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