Motorradreise durch Nordthailand und Laos
Laos: Vieng Thong
Der Beginn eines Italo-Westerns. Fliegen summen in der Luft. Staubige Landstrasse. Kreuzungspunkt zweier Trails. Wechselstation fuer die Postkutschenpferde. Die Sonne brennt am Himmel. Huehner laufen gackernd herum. Alles wartet. Kein Mensch weiss, worauf. Auch ich warte und befeuchte meine trockene Kehle mit einem Bier. Ich bin in Vieng Thong! Der einzige Unterscheid zum wilden Westen: Es lungern keine dubiosen Typen in Ledermaenteln herum. Es warten vor allem Frauen jeden Alters. Sie warten in ihren kleinen Laeden, die alle ungefahr das Gleiche anbieten: Pepsi, Oel, Essig, Taschen, Kinderkleider, Plastikzeugs.
Ich bin mitten im Niemandsland.
Der Ort zieht sich etwa einen Kilometer lang entlang einer staubigen Strasse. Ein Marktplatz mit Staenden, jetzt beinahe alles leer. Entlang der Strasse Laeden, zwei oder drei kleine Hotels, weiter draussen eine Tankstelle. Verglichen mit den huebschen kleinen Doerfern, durch die ich heute gekommen bin, ist es scheusslich hier.
Ich werde kaum beachtet. Scheinbar ist man sich Touristen gewohnt, die aus irgendeinem Grund hier gestrandet sind. Im Moment scheine ich allerdings der Einzige zu sein. Ein Radio plaetschert im Hintergrund Lao-Musik.
Vieng Thong liegt 160 km suedoestlich von Nong Khiao, von wo ich heute morgen aufgebrochen bin. Ich habe fuer diese Strecke rund 6 Stunden gebraucht. Allerdings habe ich viele Pausen gemacht, um die wunderschoene Gegend zu fotografieren oder einfach mein Hinterteil zu entlasten. Es war eine der schoensten Teilstrecken, die ich bisher in diesen Ferien gefahren bin. Morgens um 6 Uhr bin ich wegen der knatternden Bootsmotoren auf dem Fluss aufgewacht. Das Restaurant der Bungalow-Anlage ist schon geoeffnet. Die Laoten stehen frueh auf. Nachdem ich einen ersten Lao-Kaffee (sehr stark, sehr schwarz) getrunken habe, gings unter die Dusche und danach habe ich mein Gepaeck bereit gemacht. Das kann ich mittlerweile gut. Ich steige wieder hoch zum Restaurant, wo ich mich zuerst bei meinen franzoesischen Nachbarn wegen der lauten Musik am gestrigen Abend entschuldige. Ich habe den Abend mit zwei kalifornischen Jungs auf der Terrasse meines Bungalows verbracht, wo wir lange sassen, Bier tranken, rauchten, und ziemlich laut Musik hoerten, Frank Zappa, Santana, David Bowie, Jumi Hendrix. Sie waren zwar jung, hatten aber einen aehnlichen Musikgeschmack wie ich. Um elf Uhr nachts hat dann der Franzose reklamiert, worauf wie unsere Party bald einmal abbrachen. Jetzt sind sie mir aber nicht mehr boese. Sie, Mann und Frau, sind auch mit einem Motorrad unterwegs. Sie kommen daher, wo ich hin will und wollen dahin, wo ich herkomme. So tauschen wir uns etwas ueber die vor uns liegenden Strecken aus.
Bald gesellt sich auch eine etwa 40 -jaehrige Touristin zu uns, mit der ich dann ins Gespraech komme. Eine richtig schoene Frau. Sie arbeitet als Krankenschwester in Bali und kannte, wie ich, die Bar in Bali, die vor etwa zehn Jahren von Terroristen zerbombt worden ist. Sie ist irgendwie mit dem Bus hierher gelangt und wuerde sich auch am Liebsten ein Motorrad mieten, um Laos zu erkunden. Dies ist nun aber definitiv nicht der richtige Platz dafuer.
Ich bezahle meine Rechnung vom Vorabend und beginne, meine Honda Baja zu beladen. Dafuer nehme ich mir immer Zeit und ich mache es ganz langsam und saueberlich, denn ist ist wichtig, dass das Zeugs gut haelt. Jetzt kommt noch einmal die Krankenschwester zu mir, ich glaube, sie ist Englaenderin und fragt mich unverbluemt, ob ich sie mitnehme. Ich wuerde ja gerne, sie ist sympathisch, aber sechs Stunden Fahrt zu zweit auf der Honda, das geht einfach nicht. Das waere nun wirklich eine furchtbare Quaelerei, der Sattel ist einfach zu klein. Sie muss es wohl oder uebel akzeptieren und bald schon fahre ich los.
Es ist eine wunderschoene, abwechslungsreiche Gegend mit huebschen kleinen Doerfern. Viele Leute sitzen am Strassenrand vor ihren Haeusern. Kleine Maedchen lausen ihre noch kleineren Geschwister. Vielerorts trocknet Chili auf Matten am Rand der Strasse. Auffallend viele kleine Schweinchen rennen aufgeregt herum, Tausende von Huehnern mit ihren Kleinen. In den Doerfern ist auf der Strasse immer viel los, das ganze Leben spielt sich hier ab. Da muss ich ummer gut aufpassen. Die Kinder winken und jubeln ihr "Sabai Dii". Leider will ich nicht aufdringlich sein und darum fotografiere ich in den Doerfern kaum. Schade, denn das waeren schoene Bilder.
Jetzt gerade habe ich doch noch einen anderen Touristen gesehen, ich bin also nicht der Einzige, den es hierher verschlagen hat. Er hatte es ziemlich eilig. Vielleicht gibt es noch einen Bus fuer ihn.
Ich bleibe gern hier. Ich fuehle mich wohl und bin schon bei meinem zweiten grossen Bier, waehrend ich diesen Text in mein Notizheft kritzle. Es ist spaeter Nachmittag. Ich vermute mal, dass ich heute abend frueh ins Bett gehen werde, da hier wahrscheinlich schon um acht Uhr abends die (nicht vorhandenen) Gehsteige hochgeklappt werden.
Aufbruch: | 11.10.2008 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 05.12.2008 |
Laos