Südostasien 2010 - Der Weg ist das Ziel

Reisezeit: Januar - August 2010  |  von Ines und Livio

Vietnam: Mui Ne & Nha Trang

22.02.2010

Am 9. Februar (ja ich weiss, dass bereits viel später ist. Es wird wieder besser, versprochen ) kehrten wir von Phu Quoc zurück nach Saigon. Hier blieben wir allerdings nur ein paar Stunden, bevor wir um 20 Uhr den Open-Tour-Bus nach Mui Ne bestiegen. Open-Tour-Busse sind eine sehr praktische Art Vietnam zu bereisen. Diese Busse fahren die beliebtesten Städte an und man kann zu beliebigen Zeitpunkten weiterreisen. Man bucht die einzelnen Stopps zwar im Voraus, den Reisetag kann man jedoch jeweils nach einem kurzen Telefon bekannt geben. Wir kauften uns allerdings einzelne Fahrten (was nur unwesentlich teurer war), da wir noch nicht genau wussten wohin unsere Reise gehen wird.

Das Reisen in Vietnam ist nicht ganz so unkompliziert wie in Thailand. Für Rückbestätigungen der Bustickets sind die Leute zum Teil ellenlang am telefonieren. Überhaupt gibt es hier eine riesen Bürokratie und die scheinbar einfachsten Dinge werden extrem kompliziert gehandhabt. Etliche Formulare, Quittungen usw. werden ausgefüllt, Anfragen werden zuerst lange mit verschiedenen Personen diskutiert, bis einer die richtige Anlaufstelle findet. Irgendwie haben wir das Ganze noch nicht richtig begriffen. Aber das ist ja auch das Spannende beim Reisen und bis jetzt hat ja alles geklappt.

Für eine Fahrt von 100km muss man in Vietnam mit etwa zwei Stunden rechnen. Denn der grosse Nord-Süd Highway ist noch nicht überall fertig gestellt und auch wenn man darauf fahren kann, wird selten über 60 Km/h gefahren. Die Strassen sind zum Teil sehr schlecht und ausserdem können Reifenpannen oder dergleichen jederzeit passieren. Alles was man für Vietnam also braucht ist Geduld. Für unsere Fahrt nach Mui Ne waren vier bis fünf Stunden veranschlagt, dass wir trotzdem erst um 3 Uhr morgens -also nach 7 Stunden- ankamen, sorgte eine der oben genannten Reifenpannen. Der Bus setzte uns irgendwo im Nirgendwo ab, die normalerweise zahlreichen wartenden Taxis und Xe Om's (Motorrad-Taxis) waren natürlich alle schon verschwunden. Wir schulterten also unsere 1234kg schweren Rucksäcke und marschierten los. Irgendwann kamen zwei Mopedfahrer und wollten uns zum Hotel bringen. Da wir erst am Anfang unserer Vietnamreise waren, wussten wir die Situation nicht richtig einzuschätzen. Waren das nun Xe Om's oder irgendwelche Gauner die uns ausrauben wollen?!? Wir winkten sicherheitshalber ab und gingen weiter. Nach einem Referenzblick in die Karte waren es noch etwa 7km zum Hotel. What the fuck?!? Also weiterlaufen. Einige Zeit später kamen die Mopedfahrer wieder und fragten uns nochmals. Das Angebot war angesichts unserer 1234kg schweren Rucksäcke zu verlockend. Mittlerweile war es bereits nach halb vier. Und wieder einmal musste man Gott- und Menschenvertrauen haben. Auf der Fahrt betete ich, die mögen uns nicht in eine dunkle Gasse fahren, ausrauben und umbringen oder so... Es ging aber alles gut. Asien ist einfach nicht Neapel oder Kapstadt!

Hundemüde fielen wir in unsere wohlverdienten Betten.

Am ersten Abend holten wir den Geburtstag von Ines nach. Nach einem Aperitif am Strand, gingen wir in ein schickes Restaurant und genossen ein vorzügliches Essen mit gutem Wein.

Über Mui Ne selber gibt es nicht viel zu berichten. Wir lümmelten den ganzen Tag am Strand und genossen das Meer. Der Strand ist mit seinen hohen Wellen ein Paradies für Wellen- und Kitesurfer. Wenn der Mietpreis nicht so hoch gewesen wäre, hätten auch wir uns wieder einmal im surfen geübt. Die einzigen Sehenswürdigkeiten, neben dem Strand, sind grosse Sanddünen am Stadtrand. Man fühle sich fast ein bisschen in die Wüste versetzt und man könne Sandrodeln, erzählten uns andere Reisende. Wir haben drauf verzichtet und relaxten weiter.

Die Vorbereitungen für Tet laufen auf Hochtouren. Diese gelben Blumen gehören einfach zu Neujahr! Jedes einzelne Haus wird mit mindestens einem solcher Töpfe (meist auch viel grösser) geschmückt.

Die Vorbereitungen für Tet laufen auf Hochtouren. Diese gelben Blumen gehören einfach zu Neujahr! Jedes einzelne Haus wird mit mindestens einem solcher Töpfe (meist auch viel grösser) geschmückt.

Ein Land mit vielen Rollern braucht auch viele Mechaniker...  Typische  Strassenszene in jeder vietnamesischer Stadt

Ein Land mit vielen Rollern braucht auch viele Mechaniker... Typische Strassenszene in jeder vietnamesischer Stadt

Am 12. Februar nahmen wir den Bus nach Nha Trang. Diesmal die Tagesfahrt, man lernt ja nie aus... Allerdings machten wir einen weiteren Anfängerfehler. Fünf Minuten vor Abfahrt standen wir wie vereinbart am Strassenrand, doch die vietnamesischen Uhren scheinen anders zu ticken. Eine Stunde verspätet kam der Bus und wir konnten einsteigen. Leider machten wir die nächste Stunde nichts anderes als weitere Leute bei den Hotels abzuholen. Der eigentlich gute Ansatz einen Pick-Up-Service anzubieten, nervt aber ziemlich. Man verliert so viel Zeit wenn der Bus nur kurz um die Ecke fährt und gleich wieder anhält, die Ladekammern öffnen muss, usw. Die 8-stündige Fahrt verlief jedoch reibungslos. Abends um 19 Uhr kamen wir in Nha Trang an.

Nha Trang ist die Provinzhauptstadt von Khan Hoa. Der kilometerlange Strand und die vielen Inseln und Korallenriffe in der Bucht laden zum Baden ein und lassen die Stadt zur Touristenhochburg schlechthin werden. Schon die französischen Kolonialherren nannten Nha Trang das "Nizza des Ostens". Hier wollten wir unserer Strandsehnsucht weiter frönen und ausserdem einen weiteren Tauchausflug machen. Die Tauchspots Nha Trangs gelten als die schönsten im Land.

Nach unserer Ankunft suchten wir erstmals eine Unterkunft. Schnell wurden wir in einem der vielen Minihotels fündig. 'Minihotel' ist eine einzigartige, wahrscheinlich ausschliesslich in Vietnam zu findende, Hotelkategorie. Meistens sind es sehr schmale, nur wenige Meter breite, hohe Häuser, die jeweils drei oder vier Zimmer pro Etage haben. Je eines nach vorne und hinten raus, und eines oder zwei ohne Fenster. Sie sind ziemlich preiswert und im Verhältnis gut ausgestattet, haben meistens TV und Aircondition. Wie in einem Hotel wird jeden Tag das Zimmer gereinigt und frische Handtücher verteilt.

Typisches Minihotel - 'Unser' Kim Ngan, sehr empfehlenswert

Typisches Minihotel - 'Unser' Kim Ngan, sehr empfehlenswert

Viel haben wir auch in Nha Trang nicht gemacht. Uns ging es vor allem darum, das Tetfest einigermassen ruhig zu überstehen. Am Neujahrstag selber waren wir unter Wasser. Da die Tauchbasen vielerorts von Europäern oder Australiern geleitet werden, fuhren deshalb einige hinaus. Diese beiden Tauchgänge waren sehr interessant. Einerseits von den gesehenen Tieren und Korallen her, aber auch von der Topografie. Riesige Muränen schnappten immer wieder nach dem Zeigestock unseres Divemasters. Tintenfische, Hummer und Krabben, Seeschnecken, wunderschöne Papageienfische, und Barrakudas gab es zu sehen. Ausserdem sahen wir die 'gefährlichen Drei': Den Rotfeuerfisch, den Skorpionfisch und der in Vietnam seltene Steinfisch. Für uns persönlich das Highlight war das Tauchen durch Höhlen und Grotten. Es war das erste Mal für uns und sehr eindrücklich! Man musste sich, in den zum Teil sehr schmalen Durchgängen, ordentlich konzentrieren und auf die Balance achten. Nur nicht aus dem Atemkonzept kommen, denn sonst steigt oder sinkt man schnell wieder. In den Höhlenräumen tummelten sich hunderte von Fischen und unsere an der Decke gesammelten Luftblasen bildeten komische Figuren. Es war sehr schön! Aber auch anspruchsvoll, da man die Strömungen ordentlich spürte.

Während Tet durch die Strassen zu laufen ist ein eigenartiges Gefühl. Die sonst so geschäftigen und chaotischen Strassen sind wie ausgestorben, jeder Vietnamese ist an diesen Tagen bei seinen Liebsten. Wir selber waren froh, dass Tet bald durch war. Das ganze Land war richtig verrückt, alles drehte sich um Tet, alles war ausgebucht und teuer... Mal schauen wie die Tage und Wochen danach werden. Nachklingen wird es auf jeden Fall. Abends gab es ein grosses Feuerwerk am Strand, das wir leider verschlafen haben... Schande über uns! Privates Feuerwerk wurde vom Staat vor einigen Jahren verboten, es gab einfach zu viele Unfälle jedes Jahr. Und so organisiert nun der Staat in jeder grösseren Stadt zur Neujahrsfeier Feuerwerkshows. Die älteren Semester, für die das heimische Knallen zum vertreiben böser Geister einfach dazu gehört, lassen es seit dem Verbot nun einfach aus der Stereoanlage knallen...

Der Stadtstrand von Nha Trang

Der Stadtstrand von Nha Trang

Stau auf dem Markt...

Stau auf dem Markt...

Das Kriegsdenkmal

Das Kriegsdenkmal

Die örtliche Kirche von Nha Trang

Die örtliche Kirche von Nha Trang

Ghost City ^^

Ghost City ^^

Am zweiten Neujahrstag besuchten wir den Cham Tempel 'Po Nagar'. Durch die immer noch menschenleeren Strassen spazierten wir zum Fluss und den Hügeln wo der Tempel eingebettet liegt. Etwa tausend Jahre lang (von 243 - 1653) war Nha Trang die Hauptstadt des Cham-Königreichs 'Kauthara'. Aus dieser Zeit stammt der Tempel und gilt bis heute als Pilgerstätte für die einheimischen Gläubigen. Und tatsächlich, es wimmelte nur so von Vietnamesen, natürlich ist Tet ein beliebter Tag um die wichtigen Tempel zu besuchen. Das Gute daran, der Eintritt war an diesen Tagen gratis. Betritt man das Gelände passiert man als erstes eine grosse Säulenhalle, die früher mit einem Holzdach gedeckt war, die frühere Meditations- und Eingangshalle. Von hier aus führt eine geschwungene Treppe auf den eigentlichen Tempelplatz hinauf. Mächtige Türme erheben sich dort in den Himmel, in der Abendsonne erschienen sie noch eindrucksvoller. Die Menschen wuselten mit ihren Räucherstäbchen in der Hand herum und standen von den Eingängen der Türme Schlange um einen Blick auf die Altäre erhaschen zu können. Auf einer Ebene weiter unten waren wegen den Neujahrsfeierlichkeiten einige Spielstände für die Kinder aufgebaut; Büchsenschiessen, Ringe werfen, Glücksangeln, usw.

Die Eingangs- und Meditationshalle von Po Nagar

Die Eingangs- und Meditationshalle von Po Nagar

Aussicht auf die Stadt vom Tempel aus

Aussicht auf die Stadt vom Tempel aus

Die Cham-Türme von Po Nagar

Die Cham-Türme von Po Nagar

Lustiges Geschicklichkeits- und Tanzspiel - Was für ein sympathischer Kinderanimator...

Lustiges Geschicklichkeits- und Tanzspiel - Was für ein sympathischer Kinderanimator...

Sonnenuntergang über dem Fluss

Sonnenuntergang über dem Fluss

Nach den vielen Tagen am Strand freuten wir uns wieder auf ein wenig Kultur. Für den 16. Februar buchten wir den Overnight-Open-Tour-Bus, der uns in etwa zwölf Stunden nach Hoi An bringen wird. Wir reservierten unsere Plätze im normalen 'Sitzbus'. Es gäbe auch 'Sleepers', wo man fast liegend fährt. Aber diese eigentlich sehr komfortable Art zu reisen, wird für Europäer über 1.60m eher zur Qual. Ausserdem sind die Liegen nur etwa 50cm breit, was es zusätzlich erschwert. Wir werden sehen... (Unser am häufigsten benutzter Satz)

Fresh Seafood!  Wer mag's direkt am Strand?

Fresh Seafood! Wer mag's direkt am Strand?

Liebe Grüsse in die Heimat

© Ines und Livio, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist ein lange gehegter Traum von uns einmal den südostasiatischen Raum bereisen zu können. Doch man kann soviel lesen wie man will. Man weiss trotzdem nicht was einen da erwartet. So gesehen reisen wir ohne grosse Routenvorbereitung nach Thailand als ersten Zwischenhalt. Alles was dazwischen geschieht ist völlig offen, daher der Titel. Wir versuchen möglichst regelmässig hier zu schreiben, doch wir wissen nicht wie es mit Internetzugang klappen wird. Liebe Grüsse
Details:
Aufbruch: 03.01.2010
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: August 2010
Reiseziele: Thailand
Vietnam
Laos
Kambodscha
Der Autor
 
Ines und Livio berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.