Südostasien 2010 - Der Weg ist das Ziel
Vietnam: Hoi An
26.02.2010
Unsere zwölfstündige Fahrt von Nha Trang nach Hoi An war überraschend angenehm. Die Sitze konnte man ziemlich weit nach hinten legen, so dass man gut schlafen konnte. Am 17. Februar um 6.00 Uhr morgens waren wir bereits in Hoi An. Als wir die sehr hartnäckigen Schlepper (jeder kennt ja das beste und günstigste Hotel, blabla...) hinter uns gelassen hatten gingen wir erst mal in ein Café um zu frühstücken. Nachdem der Bus abgefahren war und die Schlepper ihre 'Opfer' zu den Hotels gebracht hatten, machten auch wir uns auf die Suche nach einer Bleibe. Man sollte niemals mit diesen 'Vermittlern' mitgehen, denn diese kassieren jeweils eine fette Provision von den angefahrenen Hotels, die man ansonsten runterhandeln könnte.
Wir fanden ein schönes helles Zimmer am Rande der Altstadt für zwölf Dollar die Nacht. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, starteten wir auch schon unsere erste Erkundung. Wir hatten ja noch den gesamten Tag vor uns, perfekt!
Hoi An ist eine Art Freilichtmuseum. Eine Stadt die aussieht, als ob die Zeit vor 200 Jahren stehen geblieben wäre. Die Altstadt wurde 1999 ins Verzeichnis des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Diesem Umstand haben wir es vermutlich zu verdanken, dass nicht schon längst grosse Hotelbauten und dergleichen das Stadtbild verschandeln. Die Bewohner sind stolz auf den Status ihrer Stadt und tragen demzufolge auch Sorge dazu. Wir lösten ein 'Altstadt'-Ticket mit dem man berechtigt ist jeweils eines der alten Häuser, ein Museum, eine Handwerksstätte, eine chinesische Versammlungshalle und einen Tempel zu besuchen. All diese Stätten waren sehr interessant, obwohl die Führung im Alten Haus der 'Phung Hung' lediglich darin bestand uns zu erklären wem es gehört und wann es gebaut wurde. Danach wurden wir gleich zu der Frau die die Hausstickereien verkauft weitergeführt. Wir liessen uns nicht beirren und schauten uns weiter um. Zum Glück wusste unser Reiseführer ein wenig mehr zu erzählen. Das Haus wurde von einer chinesischen Händlerfamilie 1780 gebaut. Heute ist es voller Souvenirs aus aller Welt die die alten Seefahrer nach Hause brachten. Wir hatten jedoch mehr erwartet, und so zogen wir kurz darauf weiter, um uns die japanische Brücke anzusehen. Die Brücke bekam ihren Namen, weil sie damals das Japanische mit dem Chinesischen Viertel verband. Im Brückentempel wird die taoistische Gottheit 'Tran Vu' verehrt, sie soll die Bewohner vor der Flut schützen. Leider klappt dies nicht immer. Wie wir von anderen Reisenden erfahren hatten, kann es zum Teil jeden Abend vorkommen, dass der Fluss über die Ufer tritt und das Wasser an den tiefsten Plätzen des Ortes einige Zentimeter hoch steht. Wir bekamen während unseres Aufenthalts zum Glück nie nasse Füsse. 1999 und 2006 stand das Wasser allerdings so hoch, dass nur noch die Obergeschosse bewohnbar waren.
Die frühen chinesischen Händler die sich in Hoi An niederliessen, bauten Versammlungshallen um darin Schulen, Tempel und Begegnungsorte zu vereinen. Wir besuchten diejenige der Fukien-Gemeinde. Betritt man das Gelände befindet man sich auf einem schönen ruhigen Platz mit aufwändiger Bepflanzung und Dekoration. Im Innern des Tempels wird auf dem Hauptaltar 'Thien Hau', die Meeresgöttin, verehrt. Sie soll die Seeleute beschützen und kann dank ihren beiden Assistenten 1000km weit sehen. An der Decke hängen hunderte von Räucherspiralen die langsam abbrennen und mit Namen und Wünschen der Gläubigen versehen sind. Hinter dem Hauptaltar befinden sich weitere 3 Gottheiten, unter anderem die Mutter-Gottheit 'Van Thien' mit ihren zwölf Ammen. Hier beten junge Paare mit Kinderwünschen oder Schwangere. Auch hier hängen hunderte von diesen Räucherspiralen mit entsprechenden Kinderwünschen, ob den Ungeborenen der Räucherstäbchenrauch nichts ausmacht?
Die Handwerksaustellung war eigentlich nicht viel mehr als ein Verkaufsladen. Wir erhofften geschickten Händen beim Weben, Seidenlampen bauen, schnitzen oder beim flechten zusehen zu können. Aber irgendwie machten alle Pause oder so. Ob da überhaupt noch jemand arbeitet? Jedenfalls konnte man all diese Endprodukte kaufen, aber wie sie hergestellt werden blieb für uns immer noch ein Rätsel... Zur Wiedergutmachung fand jedoch kurz darauf eine Vorführung statt, in der traditionelle Musik, Tänze und Gesang mit alten Kleidern und Instrumenten vorgeführt wurde. Die Show war sehr interessant und kurzweilig gestaltet. Immer wieder kam eine andere Darbietung, so dass es nie langweilig wurde. Unglücklicherweise war der Akku unserer Kamera am Ende, deshalb gibt es leider keine Bilder zu sehen.
In Hoi An lernten wir unter anderem auch eine neue Art möglicher Nebenverdienste kennen. Wir waren bereits zum zweiten Mal in einem kleinen Restaurant weil uns dort die Morgensuppe so gut schmeckte. Am ersten Morgen wollte uns die Tochter der Besitzerin kleine Souvenirs verkaufen, als wir ablehnten fragte sie freundlich woher wir kommen und ob wir ihr eine 'Glücksmünze' unseres Landes schenken könnten. Wir hatten natürlich keine dabei und mussten sie leider auch bei diesem Wunsch enttäuschen. Am zweiten Morgen fragte uns diesmal die Mutter woher wir kommen. Danach sagte sie, sie hätte hier 'zufällig' einen Franken der sie von einem Postkartenverkauf habe und ob wir den in Vietnamesische Dong wechseln können. Ach so läuft das... Haha, nicht mit uns...
Morgendliche 'Pho' (Vietnamesisches Nationalfrühstück, Nudelsuppe mit Poulet- oder Rindfleisch) ...noch ein wenig verschlafen...
Am zweiten Tag machten wir eine Sunrise-Tour nach My Son, zu den alten Tempelruinen der Cham. Die Anlage liegt in einem dicht bewaldeten Tal, umgeben von steil aufragenden Bergen. Sie war die heiligste Stätte der Cham-Zivilisation die nur dem Ausüben der Religion diente. Ausser den Mönchen und Hohepriestern durfte hier niemand wohnen.
Um 4.30 Uhr fing für uns der Tag an, denn um 5.00 Uhr sollte es losgehen, damit man auch den Sonnenaufgang über den Ruinen bewundern kann. Und wieder einmal zeigte sich, dass vietnamesische Uhren anders ticken. Um 4.55 Uhr standen wir bereit am Treffpunkt, glücklicherweise gleich neben unserem Hostel. Da gab es erstmals ein kleines Frühstück und wir warteten auf die anderen Tourteilnehmer. Der PickUp Service bestand aus einem Roller der alle anderen abholte, was bedeutete, dass der Fahrer bei einem Pärchen logischerweise zwei Mal fahren musste. Bis die ganze Gruppe vollzählig und verpflegt war verging eine knappe Stunde. Kurz vor 6.00 Uhr fuhren wir endlich los, nur um nach fünf Minuten einen Tankstopp zu machen... Mann oh Mann, die vietnamesische Denkweise ist zum Teil echt unlogisch! Warum den PickUp nicht mit dem Bus machen (dauert im kleinen Hoi An max. 10 Minuten), warum nicht schon vorher tanken? Langsam wurde es mit dem Sonnenaufgang knapp, wir wussten dass es ja knapp eine Stunde Fahrt war. Tatsächlich begann kurz darauf auch schon die Dämmerung und im Bus machte sich gleichermassen Ärger und Belustigung breit. Schlimm war es zum Glück nicht, denn es war derart bewölkt, dass man sowieso nichts sehen konnte.
Die Tempelanlage war sehr beeindruckend, wenn auch kleiner als wir erwartet hatten. Das Gelände wurde im Vietnamkrieg von dem Vietcong als Unterschlupf benutzt, was leider dazu führte, dass ein grosser Teil des Geländes bei US-Bombardements zerstört wurde. Noch heute zeugen riesige Bombenkrater um die Ruinen von der traurigen Geschichte.
Den Rest des Tages verbrachten wir in der Stadt. Wir besuchten eine Seidenfabrik -im Innern war natürlich ein Schneider versteckt- in der uns die Seidenherstellung erklärt und gezeigt wurde. Da wir unsere Kleider bereits in Chiang Mai schneidern liessen, hatten wir keinen Bedarf mehr an Massanfertigungen. Wer aber mal in der Nähe ist, dem sei Hoi An ans Herz gelegt. Nirgends gibt es wohl eine grössere Auswahl an Kleidern und Schneidern als hier. Überhaupt verfällt man in diesem Städtchen sehr leicht in einen Kaufrausch. Neben Textilien, gibt es hier eine Vielzahl an schönen und vor allem hochwertigen Souvenirs und eine fast unüberschaubare Anzahl an Kunstgalerien. Wir konnten uns an den super Bildern gar nicht satt sehen.
Da mich (Livio) eine leichte Erkältung am letzten Tag ins Bett legte, hatten wir leider nicht mehr die Zeit uns für ein schönes Bild erstehen zu können. Naja ist auch nicht weiter schlimm. Nachtessen mussten wir ja trotzdem, was uns danach ein wirklich schönes Erlebnis bescherte. Auf dem Rückweg ins Hotel hörten wir auf einmal laute Musik aus einem Innenhof. Neugierig schauten wir hinein und stellten fest, dass da eine grosse private Party veranstaltet wurde. Kurz darauf kam auch schon ein Mann, hatte zwei Bierdosen für uns und wünschte uns ein frohes Neues Jahr! Er meinte wir sollen doch auch mitfeiern, es sei schliesslich der letzte offizielle Tag des Tet-Festes. Drinnen wurden wir von allen Anwesenden herzlich begrüsst und umarmt. Viele tanzten wie wild, ob alleine oder zu zweit (auch nur Männer zusammen), es war völlig egal... Uns wurde erklärt, dass sich die Schneider dieser Strasse zusammengetan haben um ein grosses gemeinsames Fest mit ihren Familien zu gestalten. Es sei das erste Mal, und so wies aussah wohl nicht auch das letzte Mal. Die Frauen brachten unentwegt neue Speisen und Getränke und überall sollten wir mittrinken und essen. Es war echt verrückt, die Leute waren schon in ziemlich feucht-fröhlicher Stimmung, die Männer wechselten sich mit Gesang am Mikrofon ab und jeder wollte seinen Beitrag zum Fest leisten. Ines wurde immer wieder zum Tanz aufgefordert, jeder wollte einmal mit ihr tanzen. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich, das Bier floss in Strömen. Man konnte gar nicht austrinken, schon hatte man ein Neues in der Hand... Als etwa zwei Stunden später die Musik ausging und die Party offiziell für Beendet erklärt wurde, waren wir alle nass geschwitzt vom vielen tanzen, anstossen, grölen und mitsingen... Es war einzigartig! Wir durften an einem waschechten Tet-Fest teilnehmen, inmitten von Familie und Freunden. Beim Abschied umarmten uns die meisten ganz herzlich, einer hat sogar geweint und gemeint er liebe uns. Diese Nacht werden wir wohl nie wieder vergessen!
Uns hat Hoi An mit seiner gemütlichen Altstadt-Atmosphäre sehr gefallen. Das nächste Ziel war schnell auserkoren, es soll die alte Kaiserstadt Hue sein.
Dieser Mann opfert gerade Seidenpapier und Papiergeld für seine Ahnen. Während Tet ein überall zu beobachtendes Bild.
Aufbruch: | 03.01.2010 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | August 2010 |
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