Südostasien 2010 - Der Weg ist das Ziel
Vietnam: Hanoi & Halong Bay
11.03.2010
Nachdem wir uns in Hue für den Express-Way nach Hanoi entschieden hatten, machten wir uns also am 24. Februar auf den Weg zum Domestic Airport. Beim einchecken gab es plötzlich Probleme. Die Frau am Schalter der Vietnam Airlines holte einen Vorgesetzten und dieser erklärte uns, dass wir zwar im System erfasst seien, aber die Tickets noch nicht bezahlt worden sind. Irgendetwas sei da wohl beim Online-Kauf nicht richtig abgewickelt worden. Naja, seis drum. Wir haben die Tickets halt nochmals neu gekauft, aber natürlich nicht ohne die vietnamtypische ultrakomplizierte Bürokratie. Mit Kreditkarte bezahlen ist nicht möglich, deshalb ein etwas höherer Tarif und so weiter... Naja, wir sind es uns ja langsam gewöhnt. Zum Glück war der Flieger nicht ausgebucht und wir ergatterten uns noch einen Sitzplatz.
Angekommen in Hanoi nahmen wir den Local-Bus ins Zentrum, anstatt 8-10 USD mit dem Taxi, zahlten wir gerade mal 60 Rappen. Haha! Wir fanden ein nettes kleines Guesthouse inmitten der verwinkelten Gassen der Altstadt.
Die Hauptstadt Vietnams ist eine geschäftige Stadt mit ebenso unglaublichem Verkehr wie Saigon. Die Stadt ist aber insgesamt kompakter und übersichtlicher als das grosse Gegengewicht im Süden. Die engen, verwirrenden Gassen der Altstadt lassen sich so gar nicht mit den breiten Boulevards Saigons vergleichen. Genau diese Gassen mit ihrem Gewusel aus Verkäufern, Köchen, Kindern und Tieren machen den Charme Hanois aus. Es macht unglaublich Spass durch die Strassen zu schlendern und die Leute zu beobachten. Einen grossen Einfluss auf die gute Atmosphäre der Stadt haben auch die vielen Seen. Baumgeschmückte Allen und kleine Parks umrahmen sie, wo sich Sportler, Geschäftsmänner, verliebte Paare und Fischer treffen, alle gleichsam in ihre Angelegenheiten vertieft.
Morgenmarkt in Hanoi
Das Trottoir ist nicht für Fussgänger gedacht - Es ist Rollerparkplatz, Verkaufs- und Restaurantfläche zugleich. Auf der Strasse spaziert es sich gemütlicher
Da wir bei den wenigen Tagen die uns noch blieben, unbedingt die Halong Bucht ansehen wollten, machten wir uns sogleich auf die Suche nach einem passenden Veranstalter. Wir wollten uns einfach einmal einen Überblick über das Angebot verschaffen, was gar nicht so einfach ist, denn es ist riesig! Erschwerend kommt hinzu, dass in Vietnam keinerlei Kopierschutzgesetzte gelten. Nicht selten kommt es vor, dass es von einem etablierten Reisebüro plötzlich zwei oder drei Nachahmer mit selben Namen gibt. Besonders krass fiel uns das bei 'Sinh Cafe' auf. Den OpenTour Veranstalter findet man an mindestens dreissig Standorten in der Stadt, welcher denn nun das Original ist werden wir wohl nie herausfinden. Es gibt auch berühmte Restaurants, bei denen gleich daneben oder gegenüber die Konkurrenz selber Läden eröffnet hat, die genau gleich heissen und die exakt selbe Speisekarte ausgestellt haben. Nirgends ist uns dieser Kopierwahn extremer aufgefallen.
Nachdem wir nun ein wenig schlauer waren, machten wir einen Spaziergang in den Norden zum Westsee. Dort besuchten wir die Tran Quoc-Pagode die sich mitten im See befindet, mit dem Ufer über einen schmalen Steg verbunden. Sie wurde im Jahre 544 erbaut, in einer kurzen Phase der Freiheit nach fast tausendjähriger chinesischer Besatzung. Sie ist die älteste buddhistische Pagode des Landes. Der Mittelpunkt des Geländes war der schöne zwölfstöckige Turm mit den vielen weissen Buddhas in den Nischen.
Auf dem Rückweg beobachteten wir die einheimischen Fischer die mit ihren primitiven Bambusrohren und köderlosen Haken auf die Jagd gingen. Aber auch sie konnten immer wieder einen Erfolg verbuchen, es scheint also so auch zu funktionieren, vorausgesetzt ist natürlich die richtige Technik Aber so wie der Stadtsee aussah, haben uns die frisch gefangenen Fische überhaupt nicht angemacht.
Der Turm der Tran Quoc-Pagode
Fischer am Westsee
Am nächsten Tag beschlossen wir Onkel Ho zu besuchen. Im Leben eines jeden Vietnamesen ist es das Ereignis schlechthin, einmal einen Blick auf den hoch verehrten Ho Chi Minh zu werfen. Für Touris ist es natürlich nichts besonderes, da man ja keine Beziehung zu ihm hat, trotzdem wird man zuweilen von den Einheimischen gefragt, ob man denn bei Onkel Ho war. Also machten wir uns auf den Weg und erreichten schon bald den gewaltigen Vorplatz des Mausoleums. Bei unserem Glück waren wir natürlich genau auf der falschen Seite, was bedeutete um den gesamten Platz und die Wiese bis zum Eingang zu laufen. Ein durchschreiten des Platzes von dieser Seite aus war verboten, dafür sorgten etwa zehn Wächter die dies kontrollierten. Bei fragen wo denn der Eingang sei, zeigten sie lediglich die Richtung an und wir mussten um die halbe Stadt laufen, bis wir von der richtigen Seite aufs Gelände zukamen. Rucksack und Kamera mussten am Eingang abgeben und etliche Sicherheitskontrollen -die denen am Flughafen ebenbürtig waren- durchlaufen werden. Anschliessend ging es durch europapark-ähnliche Slalom-Anstehvorrichtungen die glücklicherweise an diesen Tag ziemlich leer waren. Die Menschenmasse bewegte sich andächtig auf das Mausoleum zu bis man sich plötzlich im Innern befand. Vorbei ging es im Inneren an dem von vier stocksteifen Wächtern bewachten offenen Sarg von Ho Chi Minh. Durch spezielle russische Mumifizierungstechnik sieht Ho Chi Minh fast genau so aus, wie auf all den Plakaten und Bildern von ihm. Aber auch hier gilt, wer schön sein will muss leiden. Denn die Mumie wird jedes Jahr für einige Wochen nach Russland geschickt um die Leiche wieder perfekt herzustellen. Ho Chi Minh selber wollte ein solches Ende übrigens überhaupt nicht. Vor seinem Tod hatte er angeordnet, dass seine Asche zu gleichen Teilen in Nord-, Zentral- und Südvietnam verstreut werden sollte. Doch die Parteibosse hatten nicht im Sinne ihren Führer einfach so zu 'verlieren' und wollten seinen Tod möglichst propagandistisch ausschlachten, um die Moral und den Durchhaltewillen des Volkes zu erhöhen.
Das Ho Chi Minh Mausoleum
Naja, viel hat uns der Besuch nicht gebracht. Es war vielleicht interessant zu sehen, wie die vietnamesische Bevölkerung noch immer an ihrem geistigen Vater hängt. Viele waren tief berührt und den Tränen nahe. Aber ansonsten war es wirklich nichts Sehenswertes. Um unseren Kopf wieder zu lüften schlenderten wir zum Hoan Kiem See um dort ein wenig zu relaxen. Auf dem Weg dorthin kamen wir am Bach Thao-Park vorbei. Er scheint wohl ein sehr beliebtes Motiv für Hochzeitsfotos zu sein. Denn wir zählten lediglich auf der einen Seite, an welcher wir vorbegingen, 13 frisch getraute Ehepaare mitten in ihren aufwändigen Fotoshootings. Wer weiss, wie viele weitere noch im Park waren?
Der Hoan Kiem See gilt für die Bewohner als Seele der Stadt. Sein Name bedeutet "Der See des verlorenen Schwertes" und bezieht sich auf eine Legende aus dem 15. Jahrhundert. Der vietnamesische Held Le Loi schlug einige erfolgreiche Schlachten gegen die Chinesen. Das Schwert mit dem er in den Kampf zog, soll ihm zuvor beim Fischen am See ins Netz gegangen sein. Als er nach zehn Jahren wieder zum See zurückkehrte wollte er in einer Dankes-Zeremonie das Schwert dem Geist des Sees zurückgeben. Noch während den Vorbereitungen soll unter Blitz und Donner eine riesige Schildkröte -als Inkarnation der Götter- erschienen sein und ihm das Schwert abgenommen haben. Die Vietnamesen lieben solche Legenden und zu unzähligen Dingen gibt es solche Geschichten über Götter, Feen oder Riesen die den Menschen geholfen haben. Tatsächlich sollen im See noch einige Exemplare riesiger Weichpanzer-Schildkröten leben. Im Jadebergtempel der sich auf dem See befindet kann man ein konserviertes Exemplar bestaunen. Es ist 2.10m lang, 1.20m breit und wiegt 250kg. Die Schildkröte soll über 400 Jahre alt geworden sein. Um eines dieser seltenen Tiere zu sehen braucht es jedoch viel Geduld und eine grosse Portion Glück...
Der Schreibpinsel-Turm beim Jadetempel. Beide sind den Schreiberlingen und Dichtern der Nation gewidmet, damit sie auch sicher von der Muse geküsst werden
Lieblingsbeschäftigung der Rentner in den ruhigen Tempelanlagen - Chinesisches Schach
Am dritten Tag starteten wir unsere 2-tägige Halong-Bay Tour. Der Tag begann vielversprechend. Nachdem wir am grossen Pier an den ganzen wartenden Touristen vorbeigeschleust wurden, bestiegen wir das private Shuttleboot zum eigentlichen Ausflugsboot. Es war ein schönes, grosses Boot mit viel Platz für unsere acht-köpfige Gruppe. Nach einem Willkommensdrink legten wir auch schon ab und kurz darauf wurde ein sehr schmackhaftes Mittagessen serviert. Obwohl der Himmel ein wenig bewölkt war, tat das der faszinierenden Stimmung der Bucht keinen Abbruch. Die Steinformationen (insgesamt rund 2000) ragten in allen Formen und Grössen aus dem Wasser, obwohl man nicht sehr weit sehen konnte, war es sehr beeindruckend. Auch zur Halong Bucht gibt es eine wundersame Legende: Kurz nach der Besiedlung der Gegend durch Vietnamesen kamen Invasoren aus dem Norden und der Himmel schickte zur Verteidigung eine Drachenmutter mit ihren Kindern. Im Angriff spuckten die Drachen einen Regen aus Edelsteinen und Perlen, die sich in tausende von Inseln verwandelten. Die Schiffe der Angreifer verirrten sich und krachten in die Felsen. Da den Drachen ihr Werk so gut gefiel kehrten sie nie mehr in den Himmel zurück, sondern bauten sich hier ihr Nest. Auch hier hatten wir leider kein Glück, die Drachen zeigten sich nicht
Frisches Seafood, Chicken, Gemüse und Reis. Einfach lecker!
...vorbei an den Fighting Cocks... Mit viel Phantasie kann man es sich vorstellen...
Unser erstes Ziel war die Thien Cung Höhle. Eine grosse Anzahl von bunten Lampen tauchen die Höhle in ein psychedelisches Licht. Einfach faszinierend! Danach nahmen wir Kurs auf Ti-Top-Island. Nach einem anstrengenden und schweisstreibenden Aufstieg erreichte man den höchsten Punkt der Bucht, wo man für die Strapazen mit einem imposanten Ausblick belohnt wurde. Leider war die oberste Plattform derart mit Menschen überfüllt, dass wir die besten Fotos von weiter unten machen mussten. Überhaupt ist die gesamte Bucht das Touristenziel schlechthin, demzufolge sind auch viele hier unterwegs. Unser Boot nahm aber zum Glück immer wieder alternative Wege um den Massen auszuweichen
Thien Cung Höhle - Die Farben kommen leider nicht so zur Geltung
Blick auf die Halong Bucht - 1
Blick auf die Halong Bucht - 2 - auf Ti Top Island
Nach dem Besuch von Ti-Top-Island ging es auf eine kleine Kajaktour. In einer abgelegenen Ecke mit nur wenig anderen Booten konnten wir die Inseln und Steintürme auf eigene Faust erkunden. In einer Lagune, umgeben von Felsen beobachteten wir wilde Affen beim spielen, lausen und faulenzen. Die Jungen waren einfach zu witzig, wie die sich immer jagten und neckten war einfach amüsant. Wir sahen auch eine Art Seeadler bei der Jagd. Wieder zurück auf dem Schiff gab es erstmals eine erfrischende Dusche, die hatten wir uns verdient! Nach einem köstlichen Abendessen liessen wir den Abend gemütlich auf dem Sonnendeck ausklingen, die vom Mondschein erleuchteten Karstformationen erzeugten eine mystische Atmosphäre, einfach wunderschön!
Am nächsten Tag besuchten wir eines der schwimmenden Dörfer der Bucht. Nachdem die Unesco das Gebiet als Welt-Naturerbe unter Schutz gestellt hat, sind diese traditionellen Seenomaden (gezwungenermassen?) sesshaft geworden. Sie leben weiterhin unter einfachsten Bedingungen -ok, abgesehen vom Sattelitenfernsehen- auf dem Wasser. Ihre Gärten bestellen sie auf schwimmenden Bambusflossen und unter den Häusern werden vielmals Fische gezüchtet. Einmal die Woche kommt ein Tanker mit Frischwasser vorbei, welches gekauft werden kann. Die Ärmeren sammeln nach wie vor das Regenwasser. Unser Schiff nahm danach auch schon wieder Kurs auf die Hafenstadt und der Trip näherte sich dem Ende.
Wieder zurück in Hanoi suchten wir uns eine Unterkunft für die letzte Nacht in Vietnam. Wir hatten für den nächsten Tag einen Flug nach Vientiane in Laos gebucht. Früh morgens nach einem letzten Frühstück in den engen Gassen verliessen wir das geschäftige, manchmal auch stressige, Vietnam und freuten uns auf das relaxte Laos.
Der Herr der Ri... äh Roller
Lieferwagen überflüssig - In Vietnam funktioniert das übrigens auch mit Schweinen, Kühlschränken oder fünfköpfigen Familien
Taschenverkäufer - Wem kommen die blauen Säcke bekannt vor? Hier wird alles zu Geld gemacht
Liebe Grüsse
Ines & Livio
Aufbruch: | 03.01.2010 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | August 2010 |
Vietnam
Laos
Kambodscha