Südostasien 2010 - Der Weg ist das Ziel
Laos: Luang Prabang
27.03.2010
Das war wohl die anstrengendste Fahrt unseres Lebens. Nachdem wir Vang Vieng verlassen hatten, wand sich die Strasse bald in immer höhere Lagen. Während sieben Stunden mühte sich unser Minibus die extrem kurvenreiche Strasse hinauf. Neben den Kurven kamen die Schlaglöcher dazu, zum Teil so gross, dass man Angst hatte der Wagen könnte plötzlich ganz darin verschwinden. Die Fahrt war echt kräftezehrend, an Schlaf war nicht zu denken. Denn wenn man sich nicht den Kopf beim Nachbarn anstiess, so stiess man garantiert gegen die Decke oder das Fenster. Man musste sich immer festhalten, da es einen ständig aus dem Sitz hob. Endlich in Luang Prabang angekommen, waren wir mit den Nerven echt am Ende, wir konnten nicht mehr... Aber wir waren glücklich endlich am Ziel zu sein.
Schnell fanden wir ein sehr günstiges Guesthouse für umgerechnet ca. 10 CHF, was in Luang Prabang gar nicht so einfach ist. Die Preise sind hier sogar noch höher als in Vientiane. Es ist aber auch hier so: "You get what you pay" Die Fenster im Guesthouse bestanden einfach aus offenen Moskitogittern, mehr nicht. Und im hoch gelegenen Luang Prabang war es wieder empindlich kalt geworden, so dass man mit langen Hosen und Jacke gut beraten war. Natürlich war also so ein Durchzug nicht das optimale für unsere fast abgeklungene Erkältung, und so suchten wir uns am nächsten Tag eine neue Unterkunft. Entweder waren die Guesthouses wieder in diesem Barackenzustand oder sie waren wieder viel teurer. Wir fanden nach langem Suchen doch noch ein schönes Haus für 26 Dollar. Ein kleines Vermögen zwar, aber wir wollten unsere Erkältungen nun definitiv auskurieren. Diese sind hier so hartnäckig, das haben wir auch von anderen Reisenden gehört. Aber man ist zum grössten Teil auch selbst Schuld, denn man meint immer es geht ja wieder und schon ist man unterwegs, mit ein wenig Husten oder laufender Nase. Man sitzt In einem klimatisierten Bus oder einem Café oder Restaurant welche hier zur Strasse hin alle offen sind und dadurch auch für Durchzug gesorgt wird. Und schon beginnt die ganze Geschichte wieder von vorn...
So achteten wir nun peinlichst genau auf Klimaanlagen und Zugluft und schon bald fühlten wir uns besser. Luang Prabang ist die alte Königsstadt von Laos und ein Hort des Buddhismus. Hier leben über 700 Mönche und an die 1000 Novizen in den 35 Tempeln der Stadt. Der ganze Ort scheint aus Tempeln und Pagoden zu bestehen - wie sein Beiname 'Stadt der Tempel' schon vermuten lässt. Es mischt sich aber auch ein koloniales Flair mit ein, denn mittlerweile hat man eher das Gefühl man befinde sich irgendwo in einem Pariser Quartier als in einer asiatischen Stadt. Überall French Bakery's, Baguettes, Café's und dergleichen. Wir haben das Angebot an köstlichen Backwaren zwar geschätzt, haben allerdings auch Restaurants gefunden, wo man die alte königliche Küche probieren konnte. So zum Beispiel Mekongfisch, im Bananenblatt gegart mit unzähligen verschiedenen Kräutern. Einfach köstlich!
An einem Morgen wollten wir uns den Bittgang der Mönche anschauen. Jeden Tag nach Sonnenaufgang lässt sich hier dieses Schauspiel sehr eindrücklich beobachten. Über 400 Mönche strömen zum Tagesanbruch um etwa 7.00 Uhr auf die Strassen und sammeln ihre Spenden für den Tag. Die Bewohner knien am Strassenrand und füllen in tiefer Demut die Essnäpfe der Mönche, Klebreis, Gemüse oder Früchte. Der Bittgang der Mönche hat übrigens nichts mit betteln zu tun, es ist vielmehr an den Spendern für die Annahme der Spenden zu danken. Denn im buddhistischen Glauben ist die Spende an die Mönche (Stellvertreter Buddhas auf Erden) einer der grössten Taten um sein Karma zu verbessern, man stellt positive Weichen fürs nächste Leben.
Wir waren ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht. Wir erwarteten wohl einfach zu viel, wobei die Bevölkerung und die Mönche nichts dafür können. Vielmehr waren es wieder einmal die Touris die sich zum Teil einfach unmöglich benehmen. Na gut, wir geben zu, wir hofften einem mystischen Moment beizuwohnen, wie er in unserem Reiseführer beschrieben wird:
"Die Morgenluft ist frisch, der Himmel noch Nachtschwarz, mit einer Nuance von Blau und Grau, die den Tag ankündigt. Frauen knien am Strassenrand, Männer stehen daneben. Jeder hat ein Bambuskörbchen in den Händen, darin Klebreis und andere Speisen. Stille. Niemand spricht. Alle warten. Plötzlich am vom Morgendunst verschleierten Horizont eine Bewegung. WieWarnsignale im Nebel tauchen gelbe und orangegelbe Punkte auf, bewegen sich auf die wartenden Menschen zu. [...] In einer langen, stummen Reihe, barfüssig und kahl geschoren."[/k]
Aber wie gesagt es waren vielmehr die Touris, die diesen Moment zu Nichte machten. Anstatt im Hintergrund die Szene zu beobachten stürmten viele auf die Strasse um Fotos zu schiessen und gafften die Mönche und die Gläubigen regelrecht an. Wenn man schon Fotos macht, so sollte man sich zurückhalten und mindestens auch in die Knie gehen, damit man sich in einer tieferen Position als die Mönche befindet und nicht von oben herab auf sie herunterschaut. Auch gaben uns andere europäische (Pauschal-?)Touristen zu denken, die von ihrem Reiseführer hingekarrt und mit einer Schüssel Klebreis ausgestattet wurden. Sie wollten/sollten hier teilnehmen, obwohl sie ganz offensichtlich keine Ahnung hatten, was dies bedeutet. Sie waren laut und fanden es lustig wie die Mönche die Spende annahmen. Naja, jedem das Seine, aber ein wenig Zurückhaltung wär manchmal nicht schlecht. Dafür konnte man bei dieser Szene wunderbar sehen, welcher Mönch auf seinem spirituellen Weg wie weit fortgeschritten war. Die Jüngeren schauten sich zum Teil verärgert oder misstrauisch nach den Touristen um, während die Älteren in völliger innerer Ruhe und Gelassenheit über der ganzen Szene standen . Wir wechselten anschliessend unseren Standort und gingen weiter in das Stadtinnere. Da war das ganze schon um einiges ruhiger und authentischer.
Nach einem köstlichen Frühstück in einer der vielen French Bakerys besuchten wir das Nationalmuseum, welches im ehemaligen Königspalast untergebracht ist. Zu sehen gibt es viele persönliche Gegenstände der Königsfamilie, eine Sammlung der persönlichen Fahrzeuge und einer Ausstellung wirklich beeindruckender Kunstfotografien von Mönchen bei verschiedensten Tätigkeiten.
Abends verpflegten wir uns am Nightmarket. Es gab eine '(Fr)Essmeile' mit etlichen Essensständen wo alles Mögliche gekauft werden konnte. Angefangen bei den üblichen Curry's, Hänchenschenkeln und Brüstchen auf dem Grill, bis hin zu Fröschen, Käfern, aufgespiessten Kücken, frittierter Schweinhaut oder ganzen Schweineköpfen... Wir begnügten uns mit Pouletbrüstchen, Sticky Rice und einem Beer Lao.
In Luang Prabang war es ständig bedeckt. Wie wir uns sagen liessen, lag das aber nicht an einer dichten Wolkendecke, sondern an der 'Burning Season'. In dieser Zeit werden die abgeernteten Felder in Brand gesteckt um sie für die nächste Saison vorzubereiten. Da das die meisten Reisbauern so machen wird der Norden von Laos (wie auch Thailand) in dieser Zeit regelrecht vom Rauch eingehüllt. Zum Teil riecht man es und manchmal fallen auch grosse Aschestücke einem in den Teller... Also eigentlich nicht gerade die optimale Zeit um den Norden zu besuchen.
Wir beschlossen deshalb unsere weitere Reise in den Süden zu verlagern. ES sollte nach Pakse gehen. Dafür müsste man aber einen grossen Teil der bereits gefahrenen Strecke wieder zurückfahren. Nein, das tun wir uns nicht mehr an! Also ab ins nächste Air Lao Büro um den Flug zu buchen...
Aufbruch: | 03.01.2010 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | August 2010 |
Vietnam
Laos
Kambodscha