Heilige Kühe und GoGo-Girls

Reisezeit: Januar - Juli 2004  |  von Ralf Knochner

mt. abu - die willkommene abkühlung: am rande erzählt

alte frau schafft jungen mann
wenn man in sandalen unterwegs ist, dann trocknen sehr bald die fersen aus und reißen ein. diese risse können - und neben dem geschmack von affenscheiße verfüge ich auch über diese bahnbrechende erfahrung - beträchtliche schmerzen verursachen.
gerade habe ich eine alte frau gesehen, deren fersen mich an aufgeplatzte wiener würstchen erinnert haben. buaaah, grauenvoller anblick.
sie schlich einige zeit um mich rum, aus langer erfahrung wissend, dass leute wie ich nicht sonderlich abgehärtet sind. zuerst bedeutete ich ihr kopfschüttelnd, das bei mir nichts zu holen sein wird, aber sie wusste es besser. als sie sich bückte und essen aufhob, das andere in zeitungspapier eingewickelt weggeschmissen hatten, war ich soweit. mein schlechtes gewissen meldete sich zu wort: "du fetter reicher westsack, kauf ihr was". aber noch deutete ich tapfer auf die umstehenden "mittelklasse"-inder, die sicher auch das geld dafür hatten. nach weiteren 10 minuten blickattacken und dauerlächeln mit von zahnfäule übriggebliebenen zähnen kapitulierte ich. ich kaufte etwas zu essen und gab ihr dreiviertel davon.
als die übrigen souvenir- und essensverkäufer das mitbekamen, lachten sie herzlich nach dem motto "hat die alte mal wieder einen rumgekriegt". das essen verzehrt sie nur langsam und ohne wirklichen appetit. bargeld wäre ihr wohl lieber gewesen.
als ich sie kurz darauf wiedersehe, wird mir klar, dass ich das essen für sie bei ihrer tochter gekauft habe.

der wunderheiler
der see ist ein schöner und angenehmer ort. am abend wimmelt es von menschen, insbesondere am wochenende.

an diesem abend fällt mir ein inder auf, der eine besondere mütze trägt. durch "zufall" kommen wir einige minuten später ins gespräch. schon im dritten satz erwähnt er, dass er bis vor kurzem noch einen gehirntumor hatte, aber jetzt wieder völlig gesundet ist. noch bevor ich mich für ihn freuen kann, zückt er eine art visitenkarte mit dem bild seines gurus. dieser hat ihn rein durch die kraft seiner gedanken vom gehirntumor befreit. dieser mann könne alles heilen, auch aids. puuuuuhh, das beruhigt mich jetzt aber. die visitenkarte gebe ich ihm trotzdem zurück. wir unterhalten uns noch die anstandsminute. fröhlich, fast schon hüpfend, verabschiedet er sich mit den worten: "yes, i`m a true believer".

stoned in mt. abu - nein, sorry, nicht ich.
aber ich hatte die gelegenheit ein paar junge leute dabei zu beobachten, wie sie sich ein wenig verstand wegkiffen und den übrigen rest der gehirnzellen mit alkohol abtöten. eine schweizerin, zwei deutsche und zwei israelis - alle unter 23 - welch völkerverständigung. eine soziologische studie, soz. nationenübergreifend.

die stimmung steigt, die lautstärke auch, und es wird zunehmend schwieriger, sie zu verstehen. in diesem stadium werden sätze nicht mehr beendet, und teile einer geschichte werden nur noch gedacht und nicht mehr erzählt. das gegenüber nickt trotzdem noch und sagt "yeah man". alles ist seeeehr lustig.
die jungs beginnen sich in mutproben zu übertreffen, um die schweizerin zu beeindrucken. einer hält seinen finger in den ventilator. seinem gesichtsausdruck nach zu urteilen war das vielleicht keine gaaanz so gute idee, aber er wird getröstet. jeder der jungs versucht jetzt einen grund zu finden, sie zu berühren und der findet sich auch. die sexuelle spannung ist jetzt so dicht wie londoner nebel und das mädchen genießt es. sie steigt auf ihr bett und fängt an hüftschwingend zu tanzen. spätestens jetzt kommt es vermutlich zu einigen verfrühten ejakulationen.

dr. ralf meint dazu: kiffen in dieser konstellation lässt die kulturelle lackschicht (nur der männer?) aufplatzen und bringt die ansonsten mühsam kontrollierten triebe hervor.

kurz vor der massenorgie verlasse ich in schamhafter röte das zimmer...

hirn schon fast weg.

hirn schon fast weg.

das war natürlich gelogen, oder anders gesagt: der jugendfreundliche schluss. in wirklichkeit bin ich in mein zimmer gegangen und hab die kamera geholt, hehehe.
fotos können bei mir - natürlich gegen entgeld - per mail angefordert werden:

ichwillmalkuckenundbinbereitstotalverdorben@voyeur.de

alternativ biete ich tonaufnahmen unter 0190 0815 0815
nicht vergessen 0190 0815 0815 ... RUFT MICH AN!!!

übernachtung im freien
meine vorletzte nacht in mt. abu habe ich endlich mal eine wanderung mitgemacht. "glücklicherweise" habe ich mir die mit übernachtung ausgesucht. um halb 8 uhr abends sind wir losgezogen und eine dreiviertelstunde durch die nacht getappt, immer schön durch gestrüpp den unebenen boden hinauf. zum glück hatte ich meine taschenlampe dabei. auf 1350 m - ein felsplateau - angekommen, haben wir einen tee genossen und uns noch ein wenig unterhalten. der sternenhimmel war klar und der wind warm. bis dahin prima, leider blieb aber der wind nicht warm und erreichte fast orkanstärke. weil ich nie geplant hatte, einen himalayatrek zu machen, hatte ich auch nur ein schlafsäckchen dabei und natuerlich auch nicht mein fleece. wuaaaaahhh war das kalt. dank meiner körpermasse durfte ich wenigstens noch als windschutz für die anderen fungieren. das ist schön, dem tode nahe und noch nützlich. um halb 6 uhr morgens ging es den weg wieder hinab und ich wundere mich bis jetzt, dass mir nichts passiert ist.

© Ralf Knochner, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
. := Auf einer Enfield Bullet durch den Norden Indiens := . . Den zweiten Teil der Reise findet ihr in der Rubrik Südostasien/Laos unter "Dauerlächeln und Bombenstimmung - der Fortsetzungsroman in Südostasien". Bis jetzt ist erst der Teil über Laos fertig, Kambodscha folgt noch.
Details:
Aufbruch: Januar 2004
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 18.07.2004
Reiseziele: Indien
Jaipur
Udaipur
Jaisalmer
Leh
Der Autor
 
Ralf Knochner berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Ralf sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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