Heilige Kühe und GoGo-Girls
zwischenspurt an die berge
auf dem weg - überholender bus.
wieder kann ich kaum schlafen in bikaner, also kann ich ja wenigstens früh starten. es gilt, so schnell wie möglich 800 km hinter mich zu bringen und trotzdem noch ein wenig urlaubsgefühl zu bewahren. noch fällt es leicht, es ist angenehm kühl und ich komme schnell voran. die landschaft zwischen bikaner und der shekhawati-region ist ein wenig mehr bewaldet, felder werden geerntet, kinder gehen zur schule und tiere werden auf die weide gebracht, kurzum das leben erwacht.
blick neben die straße auf dem weg von bikaner nach jhunjhunun.
nach dreieinhalb stunden habe ich dreiviertel des tagespensums zurückgelegt, als mir mitten auf der straße - und logischerweise unvermutet - das benzin ausgeht. na prima - ich idiot! geistesgegenwärtig halte ich das hinter mir fahrende auto an, denn allzu viel verkehr gibt es hier nicht. es folgt mein erstes extrem gastfreundliches erlebnis auf dieser fahrt. ein mann - offensichtlich nicht gerade arm - und sein fahrer steigen aus, bereit zu helfen. das benzinansaugen mit dem schlauch funktioniert nicht, also fährt der fahrer 15 km die straße zurück und bringt mir in plastikflaschen 3 liter benzin, während sich der besitzer des autos, ein möbelfabrikant in meinem alter, mit mir unterhält. selbst das geld für das benzin muss ich ihm ein wenig aufdrängen.
die fahrt dieses tages endet in einem für indien typischen hotel in jhunjhunun, einer zubetonierten, gesichtslosen stadt. das hotel ist deshalb typisch für indien, weil darin einmal (beim bau) geld investiert wurde und danach nie wieder. jetzt verfällt es langsam.
der samariter (der erste von links).
der nächste tag beginnt wieder früh und führt mich auf direktem weg nach delhi. zwei stunden vor delhi halte ich aber plötzlich die kupplung in der hand - toll!! ohne gangschaltung kommt man erfahrungsgemäß nicht weit, aber wieder habe ich glück im unglück. ich durchfahre gerade einen kleinen ort und in dem laden neben dem ich stehenbleiben muss, ist ein sympathischer inder kunde, der erstaunlich gut englisch spricht. er arbeitet, wie ich später erfahre, in dubai und kommt nur für 2 monate im jahr nach hause. er betreibt auch die sägemühle hier im ort. es folgt das bereits angesprochene zweite extrem gastfreundliche erlebnis.
dieser mann kauft mir auf seine rechnung eine handvoll softdrinks, veranlasst den techniker des ortes, meine gangschaltung auseinanderzunehmen, ein teil zu schweißen, ein stück zu fräsen und alles wieder zusammenzubauen. als dann der kickstarter nicht mehr funktioniert, schickt er mich mit einem verwandten auf dessen motorrad in den nachbarort. mit dem mechaniker komme ich wieder zurück. er schraubt eine stunde an meinem motorrad und bekommt alles hin, vermutlich besser als es jemals war. währenddessen und danach bekomme ich ein mittagessen, lassis (joghurtgetränk) bis zum abwinken (er hat vier büffel) und schlafe in einem bett des hauses meinen mittagsschlaf. geld meinerseits will er absolut nicht akzeptieren, keine rupia, sondern will sich nur mit mir unterhalten. das geschieht dann auch ausführlich, insbesondere auch sein sohn will vieles wissen. ich beantworte die fragen geduldig und ausführlich. als er mir schlussendlich auch noch die übernachtung anbietet, wird mir das dann doch ein wenig peinlich und eigentlich bin ich ja in eile. die verabschiedung fällt entsprechend herzlich aus und erst nach einigen kilometern fällt mir auf, dass ich nicht mal seinen namen weiß ..... aber vergessen werde ich das erlebnis und ihn sicher nicht so schnell.
an dieser stelle sei das mal gesagt: das ist indien! wenn man mal wegkommt aus dem üblichen touristenbereich, den ganzen geschäftsleuten, managern und ich-hab-was-ganz-tolles-für-dich-typen, dann trifft man auf herzlichkeit und hilfsbereitschaft. dieser mann war nun sicherlich nicht arm und deshalb kein paradebeispiel für folgenden satz, aber trotzdem: je weniger die menschen haben, umso mehr sind sie bereit zu geben. je mehr die menschen haben, umso größer ihre angst etwas zu verlieren. dieser satz gilt - zumindest glaube ich das - auf der ganzen welt und deutschland ist sicher auch ein gutes beispiel dafür.
bei dunkelheit komme ich in delhi an und muss meine erste polizeikontrolle über mich ergehen lassen. ich krame alle papiere raus, derer ich habhaft werden kann, aber der polizist ist nicht zufrieden. da er kein wort englisch kann und ich kein hindi, ist es nicht gerade leicht, sich zu verständigen. mir wurde geraten in solchen situationen schnell und viel englisch zu reden, denn den polizisten könnte es peinlich sein mich nicht zu verstehen. tja, es scheint zu funktionieren, denn schließlich schickt er mich zu seinem vorgesetzten, der luftlöcher schauend hinter im auf der bank hockt, den block mit den strafzetteln neben sich. das gleiche spiel beginnt von vorne und funktioniert auch hier, aber offensichtlich gibt es niemanden, zu dem er mich schicken könnte, und so bietet er mir zum abschluss sogar noch einen tee an
delhi ist riesig, und dass ich bei nacht meinen motorradverleiher finde, aber nur einmal nach dem weg fragen muss .... ja, darauf bin ich schon ein wenig stolz.
ich quartiere mich 50 m vom händler entfernt ein. es ist mein erstes ac-zimmer (also klimatisiert) auf dieser reise und da delhi ja grundsätzlich ein wenig teurer ist, frisst die miete schon fast mein tagesbudget - man gönnt sich ja sonst kaum was.
den nächsten tag - während mein motorrad durchgecheckt wird - beginne ich mit einem ausgedehnten frühstück, um dann fern zu sehen, zu lesen und meinen weiterflug nach bangkok für ende juli (genau gesagt den 19ten) zu buchen.
das stadtviertel nennt sich "karol bagh" und hier gefällt es mir viel besser als in "paharganj", also dem viertel, in dem ich meine reise begonnen habe. am abend schlendere ich als vermutlich einziger westlicher tourist durch die straßen und beobachte einen wohl typischen sonntagabend in delhi. die straßen brechend voll mit menschen, geschäften, verkaufsständen und immer wieder autos, motorräder und fliegende händler, die sich durch die massen wühlen. kühe, hunde, esel und alles andere getier mittendrin auf der suche nach futter. apropos futter, vegetarier ihr müsst jetzt sehr tapfer sein: ich habe mir hier ein ganzes tandorihähnchen (also im lehmofen geschmort) gegönnt. es sah sooo lecker aus und schmeckte noch besser. eigentlich wollte ich mich ja rücklings reinlegen und darin suhlen, aber die anderen gäste ...... na ja, ihr wisst schon. danach noch einen mangoshake und ein mangoeis - offensichtlich gönnt man sich doch mal was.
verkaufsstand mit süßigkeiten in delhi.
am nächsten tag fahre ich erst gegen mittag los, denn ich will das teure zimmer bis zum schluss auskosten. es geht quer durch den bundesstaat "haryana" und nach der landschaft in rajasthan kommt einem vermutlich alles sehr grün und bewaldet vor. es wirkt wie die kornkammer indiens. schöne alleen, gute straßen und endlich auch eine etwas kühlere brise. als ich bei beginnender dunkelheit rishikesh erreiche, treffe ich schon nach wenigen minuten auf eine kleine gestalt, die winkend aus der menschenmenge auf mich zurennt.
"hallo monique, schön dich zu sehen!"
Aufbruch: | Januar 2004 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 18.07.2004 |
Jaipur
Udaipur
Jaisalmer
Leh