Heilige Kühe und GoGo-Girls
himachal pradesh: die ersten beiden wochen in himachal pradesh
weiter in die region himachal pradesh.
poenta sahib, ich werd dich nicht vermissen .... auch wenn diese straße jetzt scheiße ist. irgendwann geht aber auch das vorüber und ich fahre mal wieder durch einsame bergstraßen. dörfer, die auf meiner karte in der größe delhi`s eingezeichnet sind, entpuppen sich als ansammlung von wellblechschuppen. mittags, als ich schon fünf stunden unterwegs bin, komme ich endlich in das kleine dorf, das ich von chakrota aus erreichen wollte - danke liebe indische armee. die landschaft wird auch hier immer beeindruckender und wäre in deutschland vermutlich komplett ein naturschutzgebiet. die straße schlängelt sich an einem fluss entlang durch ein tal. auch hier grüßen die leute freundlich oder schauen überrascht. ich habe ein wenig angst davor wieder an einer schranke zu scheitern, aber diesmal klappt es soweit. ich erreiche rohru, einen ausgangspunkt für wanderungen und raftingtouren. nach zähen verhandlungen lümmele ich mich in einem luxuszimmer mit farbfernseher und warmer dusche. nebenan ist eine computerschule und nach den guten erfahrungen in joshimat probiere ich auch hier mein glück. jawohl, es klappt und er will noch nicht mal geld dafür. die internetverbindung funktioniert leider nicht, aber offenkundig hält mich hier jeder für den computerexperten persönlich. ich werde gebeten mein bestes zu geben und nach einer stunde habe ich es hingebracht. zum dank bietet mir der junge besitzer an ihn in seine wohnung zu begleiten und ein wenig spaß zu haben. ohhh nein, nicht schon wieder ...... schau ich echt schwul aus nur weil ich alleine reise?! ich lehne dankend ab und fliehe in mein zimmer. die belohnung ist leonardo di caprio und tom hanks in "catch me if you can". na also .....
sarahan - der bhimakalitempel und nicht das nazihauptquartier.
ich überquere die nächste bergkette und hier merke ich auch zum ersten mal die veränderung im baustil. die häuser haben spitze dächer und um ein gemauertes haus herum wird aus holz eine terasse gezogen. als ich von den bergen nach rampur runterfahre, wird es merklich wärmer, sogar richtig heiß. rampur liegt auf dem sog. shimla-highway in 350 m höhe, also nichts für lange. hier verdient die straße auch die bezeichnung highway und auf der einen straßenseite werden aprikosen und anderes obst angebaut, während sich auf der anderen seite der sutleyfluss seinen weg durch die schlucht frisst. beide internetplätze in dem stadtchen funkionieren nicht und nach einem kurzen obstmittagessen fahre ich weiter nach sarahan auf weit über 2000 m. ich bekomme ein zimmer im temple guest house, also im tempeleigenen hotel. sarahan ist eigentlich nur wegen dieses tempels - dem bhimakali-tempel - bekannt, ein prunkstück aus holz. von meinem sehr guten und sehr billigen zimmer aus kann ich genau auf den tempeleingang blicken und werde so zeuge gelebten glaubens. was mir aber an diesem tempel besonders gut gefällt, ist die entspannte atmosphäre. als am nächsten tag eine schulklasse ankommt und die schlafsäle occupiert wird es turbulent. im tempelhof tanzen die mädchen einen volkstanz während die jungs mit einer plastikflasche fußball spielen. bengalische familien besuchen den tempel im dutzend, unterhalten sich danach im tempelhof und ich spiele mit ein paar jungs volleyball. die abende sind ruhig, die leute wahnsinnig freundlich und das essen unglaublich billig. ich lerne wieder ein paar israelis kennen und wie immer fühle ich mich eher zu den älteren semestern hingezogen ... mein alter halt.
die straße nach sangla.
so schön sarahan auch ist, es gibt nicht wirklich was zu tun. das klingt jetzt vielleicht ein wenig blöd, wann ist im urlaub schon was zu tun, aber es gibt schon orte, wo man die entsprechenden leute kennenlernt, tagesausflüge möglich sind oder kurz gesagt einfach alles passt. pushkar und mt. abu waren solche orte, kasar devi auch, sarahan leider nicht. die nächste stadt auf der üblichen touristentour in diesem teil des landes ist sangla auf 2800 m. die fahrt soll laut reiseführer haarsträubend sein, weil die straße richtiggehend aus dem fels gehauen ist. und tatsächlich, das ist wirklich spektakulär. wenn mir hier was entgegenkommt ist das nicht lustig, aber irgendwie klappt es ja immer, gerade wenn man bedenkt, dass auch ganz normale busse diese straße befahren. das sanglatal soll laut reiseführer auch eines der schönsten täler indiens sein und dem kann ich nicht wiedersprechen. ein fluss rauscht mittendurch, in den ebenen blühen die apfelbäume und drumherum schneebedeckte gipfel. diese aussichten machen eine straße leider nicht sicherer, aber dafür bleibe ich gerne mal stehen. in sangla angekommen bin ich ein wenig enttäuscht. eine einzige große hauptstraße mit fünf hotels und fünf restaurants fast gleichen namens. hmmmm, das habe ich mir anders vorgestellt. wie gut das ich mobil bin ..... ich fahre geradewegs weiter die berge hinauf nach chitkul auf 3450 m. die straße wird gerade gebaut .... gepriesen sei das große straßenbauprogramm der (mittlerweile ehemaligen) indischen regierung. schwierig wird es nur an den stellen, wo man durch knietiefes wasser fahren muss. einmal ziehe ich meine schuhe und strümpfe aus, bringe den kleinen rucksack mit den wertsachen und den helm auf die andere seite, gehe zurück und fahre dann mit dem motorrad. meine herren .... das ist kalt.
meine aussicht in chitkul.
chitkul ist wunderschön. das kompakte und kleine dorf schmiegt sich an einen berghang. viele häuser sind noch aus holz und ganz traditionell gebaut. ein kleiner fluss fließt mitten durch. es gibt eine kleine mühle, einen wunderschönen holztempel und sogar ein erstes restaurant, das "sangla valley indian coffee house". der name ist natürlich übertrieben, aber das essen gut. leider plärren vor dem lokal zwei riesenlautsprecher. aber so ist das in indien, rücksicht ist ein fremdwort und außer uns westler stört das auch keinen, da kann der ort und die restliche umgebung noch so ruhig sein. gleich am ersten tag entdecke ich auf dem dach meines hotels ein paar männer beim spiel. zuerst dachte ich sie spielen karten, aber nein, es war carrom. ich liebe das spiel. später habe ich die gelegenheit gegen den dorfchampion zu spielen. mir war klar, dass ich verlieren werde, aber gleich so hoch. keinen einzigen punkt in vier spielen ..... das ist bitter. ich werde wohl noch ein wenig üben müssen.
später saß ich auf dem dach und erstarrte ein wenig ob der erdrückend schönen aussicht. ich ließ meine gedanken schweifen und erinnerte mich an meine bekanntschaften auf dieser reise. wäre schön wenn ich jemanden wiedertreffen würde ....... gesagt getan, wer kommt um die ecke ...... itai und aya. sie waren ein paar tage in sangla und berichten von einem schönen dorf unterhalb dieser hauptstraße. na ja, man kann nicht alles sehen. sie wohnen in einem familiengästehaus direkt im dorf und ich begleite sie dahin. hauptsächlich aus holz gebaut strahlt es eine sehr gemütliche atmosphäre aus und deshalb verbringe ich die kalten abende dort mit ihnen und den anderen gästen. als sie nach zwei tagen weiterziehen, ziehe ich in ihr zimmer. auf drei seiten glasfenster mit einer wahnsinnsaussicht, ein großes holzbett und durch ein fenster kann man gleich auf das holzdach klettern, das als veranda dient.
die zeit in chitkul ist geprägt von kleinen wanderungen, die aber in richtung der höchsten gipfel ein jähes ende finden, denn die tibetische grenze ist nur 40 km entfernt. ein militärposten stoppt alle wanderer. sobald die sonne weg ist, wird es bitterkalt und das ist der eigentliche grund um chitkul und das sanglatal nach drei übernachtungen wieder zu verlassen.
blick von der terasse in kalpa auf den kinnaur kailash.
ich brauche jetzt dringend einen ort, wo ich ein wenig länger bleiben kann, wo mal wieder alles passt. vielleicht kalpa, das liegt auf 3000 m, ist also ein wenig wärmer und die aussicht soll auch schön sein. am tag der abfahrt von chitkul braut sich ein kleines gewitter zusammen und gerade als ich in kalpa eintrudele, fällt der erste regen. das ist schon ein wenig unangenehm, aber noch unangenehmer ist, dass alle hotels restlos voll sind. in bengalen sind irgendwelche ferien, also fährt halb kalkutta in die berge. ausgerechnet in dem familiengästehaus, dass ich mir aus dem reiseführer ausgesucht habe ist aber noch ein raum frei. die familie scheint nett, dass zimmer ist gut und bald wird im ersten stock, wo die superzimmer mit herrlicher aussicht sind was frei. mittlerweile sind auch itai und aya eingetroffen. ich helfe bei der zimmersuche und mit meinem motorrad fahren wir das gepäck rauf. es kommen noch ein österreichisches pärchen auf halber weltreise, ein deutsches pärchen (die, die mir den spiegel vermacht haben) und schon mit mir yoram, ein israeli, den ich nicht nur in sarahan, sondern auch in chitkul getroffen habe. was soll ich noch sagen .... sechs übernachtungen sprechen für sich. auf dem computer des sohnes der familie schreibe ich diesen bericht, die tochter kann super englisch, mit yoram mache ich kleine ausflüge und erkunde die gegend. am abend sitzen die gäste auf der terasse und unterhalten sich, in meinem zimmer brennen kerzen, ein fenster ist so groß wie woanders das doppelbett, jeden tag esse ich mindestens eine mango (bei 80 cent für ein kilo kann ich mir das noch eine zeit lang leisten) und zur abwechslung plärrt mal meine musik aus den lautsprechern. soooo ..... das ist urlaub. das gefühl kommt eigentlich recht selten auf, denn indien ist kein leicht zu bereisendes land. viele stellen sich vor, dass man jeden tag super isst, die reisen gemütlich von statten gehen, einem alles abgenommen wird und man quasi im luxus lebt. das ist "leider" überhaupt nicht so. indien muss man sich hart erarbeiten, tag für tag. aber genau das macht es so interessant und lehrreich und deshalb kommen auch viele leute, so wie ich, immer wieder hierher. auch wenn ich an harten und schwierigen tagen land und leute manchmal schon fast hasse, die überwiegende zeit bin ich nur fasziniert und oft genug beschleicht mich der gedanke mich hier niederzulassen. wenn ich hier land kaufen dürfte, hätte ich es schon zehnmal auf dieser reise getan.
kalpa zu verlassen fällt wirklich schwer, aber ich möchte mitte juni in manali sein, denn von dort aus - und jetzt lüfte ich mal ein kleines geheimnis - werde ich nach leh in ladakh fahren, über einen der höchsten, befahrbaren pässe der welt. die reise nach manali führt über die alte hindu-tibetische straße in eine landschaft mit namen spiti.
kalpa - die wanderung.
Aufbruch: | Januar 2004 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 18.07.2004 |
Jaipur
Udaipur
Jaisalmer
Leh