Heilige Kühe und GoGo-Girls
die letzten tage in indien: leh bis delhi
von leh im norden geht es über shimla nach delhi.
von dort aus weiter - jetzt ohne motorrad - nach varanasi und kalkutta (orangene route).
joooh, wieder auf dem motorrad durch diese landschaft. wem muss ich dafür danken? vielleicht meinem chef, weil er meinen vertrag nicht verlängert hat ?
es ist jedenfalls mal wieder köstlich und da ich die strecke schon mal gefahren bin, mache ich mir auch keine sorgen, alleine zu sein. ich weiß die strecke ist gut und da momentan saison ist, sind auch immer wieder fahrzeuge unterwegs. das motorrad habe ich durchchecken lassen und dem genuss steht nichts im wege ... na ja, fast nichts. dieses mal ist nämlich das gepäck noch mit drauf und da tu ich mich bei den steigungen auf 5600 m schon ein wenig schwerer und auch die schlaglöcher bekommt man ganz anders mit. als ich gerade vorbeiziehende fahrradfahrer bewundere, spüre ich zum ersten mal echt üble kreuzschmerzen. da hat mein kreuz auf dieser fahrt ganz schön was mitgemacht und jetzt, zwei wochen vor ende, lässt es mich im stich. nee, tut es nicht, aber eine halbe stunde pause muss sein. zeit, die gegend zu bewundern.
auf dem taglang la.
in den morey plains.
vor sarchu.
vor dem baralacha la.
danach geht es - obwohl ich mir ja vorgenommen habe, mir zeit zu lassen - sehr schnell voran. bald ist die zeltstadt pang erreicht, sarchu (die grenze zwischen himachal pradesh und ladakh) und schließlich auch die zeltstadt vor dem baralacha la. die letzten kilometer gehören - wie schon auf der hinfahrt - zu den schlimmsten. diesmal ist die wasserdurchfahrt noch länger und tiefer und ich werde richtig nass. die befürchtung, dass die nacht kalt und unbequem werden wird, erweist sich als richtig. am nächsten morgen warte ich noch zwei stunden, bis die schuhe endlich trocken sind, bevor ich die letzten kilometer und stunden nach manali in angriff nehme. nach fünf stunden ist der rohtang pass erreicht und leider macht er seinem ruf alle ehre. das erste mal muss ich einen pass im nebel überqueren. schade, aber so bleibt es mir wenigstens halbwegs erspart, tausenden von indern ins gesicht zu starren, die sich alle auf dem gipfel aufhalten, um endlich mal ein wenig schnee zu sehen.
auf dem rohtang pass.
nach dem rohtang pass komme ich endlich in das lang ersehnte manali. ziel vieler touristen und paradies für haschkonsumenten. ich erwarte einen kleinen, hübschen ort, durchaus touristisch, eingebettet in ein grünes, von hohen bergen umgebenes tal. tja, pustekuchen, die umgebung stimmt, aber manali ist so ziemlich das schrecklichste, was ich bisher gesehen habe (gemessen an meiner erwartungshaltung). grauenvoll. rauchgeschwängerte atmosphäre, tausende junge israelis mit schlechtem benehmen, hohe häuser, viel verkehr, etc. etc., also kein ort wo ich bleiben will. gleich nebenan liegt vashisht, angeblich das neue ruhige paradies für langzeitaussteiger. uaahhh, du meine güte. es wird bereits ein parkhaus gebaut und entlang der einzigen straße stehen vierstöckige gebäude. nichts wie weg. das ziel ist naggar, ein ort in 25 km entfernung und laut reiseführer, aber auch persönlichen berichten noch wirklich ruhig. tatsächlich, schon als ich in den ort einfahre, weiß ich, dass es mir gefallen wird.
das kullutal von naggar aus gesehen.
die saison ist schon vorüber, es tröpfelt manchmal und die zimmer sind deshalb billig. das essen schmeckt und zum ersten mal genieße ich eine frische forelle. jaa, fisch habe ich wirklich vermisst. auch die leute sind nett und es bieten sich ein paar ausflüge mit dem motorrad an.
einer dieser ausflüge führt mich in das berühmt-berüchtigte parbati-tal. zum einen soll es dort schön sein, wenn auch voll mit israelis und andererseits sind dort schon einige touristen verschollen. die fahrt dauert nicht lang, die straße in das tal ist gut ausgebaut, aber ich frage mich ernsthaft, was daran so schön sein soll. ich meine, es ist nicht hässlich, aber wer spiti, lahaul, kinaur oder ladakh gesehen hat, den wird das hier nicht vom hocker hauen. ziemlich verbaut und ohne wirkliches flair. ich fahre bis an das ende der straße, aber es wird nicht besser. auf dem rückweg lege ich in kasol (auch "vorort von tel aviv" genannt) eine kleine essenspause ein. ich wähle ein hotel mit großer veranda und vielen kunden. einträchtig sitzen sie beeinander: junge israelis, junge italiener, junge inder. sie sind auch alle sehr belesen, komischerweise haben aber alle das gleiche buch vor sich. es ist der hiesige bestseller von m.a. rihuana "nebel über kasol".
naggar ist so angenehm entspannt, dass ich einen tag länger bleibe als gedacht. jetzt habe ich noch zwei tage, dann muss ich in delhi sein. das wird hart, denn das bedeutet jeden tag an die 8-9 stunden motorradfahrt.
auf dem weg nach tattapani.
der erste zwischenstopp soll tattapani sein und offensichtlich gibt es neben der haupstraße noch einen schöneren weg dahin. ich wähle letzteren und bereue es keine minute. das ist ein würdiger abschied von den bergen. die hauptstraße wäre sicher kürzer gewesen, aber dafür bin ich ja nicht da. die strecke führt konstant auf über 2000 m durch kleine dörfer und immer wieder ergibt sich eine grandiose aussicht ins tal. der essensstop bringt eine typische indische erfahrung mit sich. die speisekarte riesig, der kellner freundlich, die auswahl beschränkt sich aber auf dahl mit reis oder reis mit dahl. na gut, oft werde ich das ja nicht mehr essen.
als es aus den bergen abwärts geht, kommt auch bald tattapani in sicht, bekannt für seine heißen quellen. der ort ist wie so viele an diesem fluss gelegene ortschaften vor vier jahren überflutet worden, man sieht aber nicht mehr viel davon (außer in meinem [] hotelzimmer). in der dunkelheit nehme ich ein bad in dem heißen hoteleigenen becken, staune über den dreck und mal wieder auch über den mangel an geschäftssinn. sehr früh am morgen geht es weiter.
shimla - eine katastrophe.
tattapani ist nicht weit weg von shimla, dem hauptziel indischer touristen. es ist furchterregend! häuser über häuser, manche mit über 15 (!) stockwerken. und das auf über 2000 m. die spinnen, die inder (frei nach obelix)! wer möchte denn hier urlaub machen ... nun gut, offensichtlich viele, aber ich sicher niemals.
es folgt die vermutlich bestausgebauteste bergstraße indiens. wenigstens das macht spaß hier, aber es gilt auf die busse aufzupassen. nicht weil die fahren wie verrückt, das wäre ja nichts neues, nein, aber wenn man hinter einem bus herfährt, wird man fast immer sehen, wie sich hastig ein kopf durch das fenster zwängt. ja, und dann geht das kotzen los. ich bin wieder mal dankbar einen helm zu tragen. baaaäeehh, trotzdem ekelhaft! die haben doch sonst für jeden dreck eine plastiktüte, warum denn dafür keine?
die letzten 200 km nach delhi folgen dem national highway. direkt, heiß und dreckig. bis jetzt bin ich nur ein einziges mal auf der ganzen reise in den regen gekommen, das bleibt hoffentlich jetzt auch noch so. mit 80 km/h "rase" ich die straße runter und schaue von oben in die kleinwägen. hier sind kleinwägen noch wirklich klein, gebaut in micronesien. als ich das erste mal diese autos auf einem highway sah, dachte ich, ich wäre irrtümlich auf die matchbox-teststrecke gefahren. ich könnte sowas gar nicht fahren, denn schon beim einsteigen wären meine hände an der windschutzscheibe.
im gesicht rabenschwarz komme ich nach 450 km an diesem tag endlich und schweißgebadet in delhi an. man könnte nicht sagen, dass das spaß gemacht hat. ich fahre gleich zu lalli singh und checke wieder in das hotel daneben ein. eigentlich hatte ich ja vor, das motorrad noch einen tag zu behalten (was mich nicht mehr kosten würde), aber mir ist jetzt doch das risiko zu groß, dass hier in der großstadt noch was passiert. die rückgabe geht schnell vonstatten, ein kurzer blick auf das motorrad genügt ihm. leider habe ich eine beule im tank (auf dem weg nach manali ist mir das motorrad bei starkem wind umgefallen). er murmelt irgendwas von 2800 rupias, aber als ich ihm 1000 rupias anbiete, nimmt er an. selbst das hätte ich mir sparen können, denn bei den vielen dingen, die ich erneuert habe, sollte ich eigentlich gar nichts mehr zahlen. aber ich war sehr zufrieden mit dem motorrad, wenn man diese straßenverhältnisse berücksichtigt. vielleicht importiere ich ein paar davon (ernsthaft!) und dann werde ich lalli singh vielleicht noch brauchen.
in der werkstatt treffe ich einen der spanier aus uttaranchal wieder. er leiht sich jetzt auch eine enfield aus. dann ist da noch udo, ein deutscher, der mit seiner enfield in sechs monaten 23000 km zurückgelegt hat. irrsinn, der muss ja nur noch gefahren sein. jetzt will er über myanmar nach südostasien. tja, das würde ich auch gern tun, aber myanmar macht bei sowas immer große schwierigkeiten. vielleicht beim nächsten mal.
ich habe noch zwei tage in delhi und nach den vielen monaten in den bergen wirkt alles noch dreckiger und verschmutzter. es ist drückend heiß und als ich endlich das buch gefunden habe, nach dem ich lange gesucht hatte, schicke ich ein paket mit helm und anderen dingen nach hause. schlussendlich treffe ich auch danny wieder, der noch ein halbes jahr indien vor sich hat. ich beneide ihn nicht und er staunt über meine gute laune. jaaaa, so ist das. bald werde ich indien verlassen und irgendwie bin ich wirklich froh darüber.
am frühen abend fährt der zug nach varansi und bis dahin sitze ich in klimatisierten cafes, esse, trinke, lese und lasse den lieben gott einen guten mann sein.
zum abschluss noch mal ein schönes bild aus den morey plains, anstatt dreck-strotzender straßen aus delhi
Aufbruch: | Januar 2004 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 18.07.2004 |
Jaipur
Udaipur
Jaisalmer
Leh