One Love
welcome to hell - now go to paradise
die acht stunden fahrt durch die transkei war wohl der beste und schönste moment der nächsten tage. kaum gedacht und erwartet, dass der nächste ort umzumbe so eine grosse enttäuschung sein wird, wurde er doch mit vielen vorschuss lorbeeren von meinen mitreisenden angepriesen. der spot umzumbe liegt im nirgendwo im irgendwo. das backpackers mantis and the moon liegt mitten im jungle und ist sehr nett und sehr ins detail eingerichtet. es gab räume in baumhäuser und die bar sah genau nach meinem geschmack aus, und das lag nicht nur an der fc bayern fahne die dort drin hing. also wieso sollte ein solch idyllischer ort eine enttäuschung sein? fairer halber muss ich sagen, dass ich seit langem wieder mal alleine unterwegs war, was ja mein fehler war. aber alle leute haben mir erzählt, wie das dort abgehen muss, also hab ich mir gedacht, ich tue mir vor ort neue freunde zu. das problem lag darin, dass ich der einzige gast war und den dorm für die nächsten 3 nächte alleine für mich hatte. wie soll man da neue leute und freunde finden? das einzige südafrikanische pärchen, das noch dort war, verabschiedete sich schnell mal in zweisamkeit in ihr baumhaus, schliesslich feierten sie ihren vierzigsten geburtstag. der staff hatte auch noch ein paar freunde zu besuch gehabt und gaben sich logischerweise mehr mit denen ab, was ich auch verstand. das hauptproblem lag aber darin, dass in diesem ort sonst nichts war. zum nächsten kleineren shop waren es fünf kilometer zu fuss an der autostrasse entlang. essen war somit schwer zu finden als lustkugeln in einem sudanesischen toyladen. das backpackers bot zwar frühstück an, doch da war schlicht und einfach nichts da die ersten zwei morgen, danach weitete man es wenigstens auf früchte und müsli aus. die abendessen hingegen waren immer sehr lecker, also hielt ich mir jeweils was für den nächsten morgen auf. ich reagierte auch auf irgendwas allergisch, heuschnupfen und hautausschläge für drei tage waren die folge und die moskitos hätten mich beinahe aufgefressen. an surfen war ebenfalls nicht zu denken, da sehr steinig und keine brauchbaren boards vorhanden. ich habe nicht meinen job und meine erbärmlichen ersparnisse geopfert, um mich mit einem platz im mittelfeld der nahrungskette zufrieden zu geben. ich will surfen, ich will leute treffen und ich will das leben geniessen. und dies nicht zu haben stinkte mir gewaltig! immerhin mochten mich die 4 hunde, ich habe ein seit jahren leer stehendes kloster und kirche besucht, las viel und schrieb einige blog kapitel. und hab noch viel mehr geschlafen. keine ahnung wann ich das letzte mal 11 stunden am stück schlief, schon gar nicht dreimal hintereinander…
nach drei tagen am arsch der welt war durban für mich wie das gelobte land. filmschaffende würden von einem klassischen „cut“ reden. kaum das gate in umzumbe verlassen, änderte sich meine gefühlslage schlagartig. der baz bus war lausig besetzt, aber es sprach mich darin ein mädel an, ob ich schweizer sei, weil ich einen mammut rucksack habe. offensichtlich bin ich ein solcher klischeehafter schweizer mit einem mammut rucksack und es stellte sich heraus, dass katja, so hiess sie, ebenfalls aus luzern kommt und beim weiteren gespräch bemerkten wir zudem, dass sie patrik und beatrice aus der schule in kapstadt kennt. wenn man schon so einen lauft hat; am nächsten tag spricht mich ein wildfremder an der beach in durban an, er am arm stark tätowiertert, zeigt mit erhobenem daumen auf meine tätowierung und fragt mich, wo ich die habe machen lassen. auf meine antwort „switzerland“ folgte sein nächster satz im fetten schweizer deutsch: „im corazon demfall…“ wir haben also dasselbe tattoo studio und ich musste aber so weit reisen um aco zu treffen. am abend fand ich dann noch auf facebook raus, dass natalie, welche ich in knysna kennen lernen durfte, mit meiner kollegin manuela von zu hause befreundet ist. wahnsinn! zufall? was soll ich sagen? was ich einfach weiss, ohne das reisen wäre ich wohl nie über diese personen gestolpert. also pfeift auf den status quo und all das sicherheitsdenken. die welt verändert sich schneller als wir alle denken. das leben ist kurz. folge deiner inspiration und leb deine träume. verweile in der gegenwart und nutze die zeit. egal ob bundesrat, querdenker, hipster, karrierist, familienmensch, paradiesvogel, workaholic, künstler, politiker, traveljunkie oder aktivist – habt spass am leben und werdet bloss nicht zu erwachsen!
phu, genug philosophiert! ich war in durban, dem scheiss loch. jedenfalls empfand ich das bisher so. als ich von katja abschied nahm im baz bus und vor dem hostel stand, war ich immer noch nicht davon überzeugt, dass ich hier die geplanten 3 tage bleiben werde. die gegend am hafen ist laut und umgeben von komischen gestalten auf den strassen. mal im backpackers drin war ich dann bald hell begeistert. ehemalige lagerhalle mit grossem wohnzimmer mit dutzenden von stühlen und sofas. perfekt zum herum hangen. als ich am nächsten morgen herausfand, dass 100 meter auf linker seite ein marine center mit vielen restaurants steht und der strand keine 200 meter entfernt ist, habe ich gleich verlängert. hier habe ich die besten chancen auf guten surf und das ist alles was zählt. ich bin heute so weit, dass bei mir ganz negative gedanken aufkommen, wenn ich nicht rauspaddeln kann. ich genoss die klaren aber nicht sehr hohen wellen in vollen zügen. paddelte jeden tag raus, genoss das schmerzfreie surfen und auch das vergessen meines unfalls in jbay. die meisten surfer oder meeres liebhaber wissen, was es bedeutet, mit der eigenen angst konfrontiert zu sein. die verwandlung beginnt, wenn wir uns von furcht zu vertrauen bewegen. dann wächst etwas in uns, das uns den mut gibt, unsere augen weiter zu öffnen und den gegenwärtigen moment zu umarmen. ausgepowert, fast verhungert und dehydriert kam ich jeweils aus dem wasser, aber ich war so was von hooked (abhängig). jedes mal, wenn ich meine leash fest zurrte und aufs meer raus paddelte, fasste ich mir ein herz und vertraute mich dem dorthin, dem unbekannten. dieser schritt bedeutet für mich freiheit, und ich stand auf brettern, die für mich die welt bedeuten.
die leute im hostel waren auch sehr nett und zu beginn ausschliesslich (leider) männlich. fabrizio aus italien oder andy aus deutschland, sie waren alle beide eine bereicherung für mein leben. dann waren da noch ein franzose namens jean-michel und ein halb belgier/halb spanier mit dem namen lilo. zwei coole socken, aber etwas vorlaut. und als sie dann vor vielen einheimischen über afrika und die flüchtlinge herzogen, musste ich denen zwei erklären, was sie überhaupt für müll reden. wir europäer haben glück mit unserem leben, aber das ist auch nur möglich, weil wir andere für uns schuften lassen, meist unter erbärmlichen bedingungen und wir ganze länder, ja ganze kontinente, ausbeuten. gold. öl. diamanten. selbst vor den fischgründen wird kein halt gemacht. der eine teil der welt erarbeitet den reichtum des anderen teils. erst recht die beiden, die aus grossen kolonialmächten wie frankreich, spanien oder belgien stammen, sollten da weisere worte wählen...
meine zeit in südafrika neigte sich dem ende zu und neben viel surfen und gut essen lag auch noch einen rugby game drin. sharkes durban vs jaguares aus argentinien. leider nicht meine stormers aus kapstadt, aber immerhin kriegten wir die besten plätze für umgerechnete 6 franken und im gegensatz zum fc luzern zuhause wurde auch richtig unterhaltung geboten.
der letzte halt vor johannesburg lag in den drakensbergen. dort wollte ich liebend gerne wandern gehen, fiel für mich aber ins wasser. es hat aus kübeln geregnet und das hat mich dazu verleiten lassen, im hostel zu bleiben. okay, ich hab die gegend auch schon gesehen und gekannt. alle anderen hat es trotz den miesen umständen nach lesotho gezogen oder in das amphitheater, normalerweise eine wunderschöne bergkette in den drakensbergen. die eine gruppe hat es sogar verhagelt, also meine entscheidung gegen das wandern war wohl richtig gewesen!
die letzten zwei tage in afrika habe ich in johannesburg verbracht. auch hier wieder dasselbe. von den drakensbergen so viel erwartet, so eine enttäuschung. von johannesburg so wenig erwartet und so viel gekriegt. glücklicherweise hab ich mich für ein backpackers entschieden, in welchem ich der einzige weisse war und wo ich nochmals mit der lokalen bevölkerung zeit verbringen konnte. ich besuchte sogar nachts mit denen gegenden, die wahrscheinlich nie oder sehr wenig weisse leute zu sehen kriegen. aber genau dort kriegt man den besten food, trifft die wissensbegierigsten kinder und lernt eine andere seite von südafrika kennen, weit ab von garden route oder kapstadt.
mein afrika abenteuer kommt zum ende, nächsten montag flieg ich nach neuseeland. vielen dank an diesen kontinent, du warst wieder mal sehr gut zu mir und ich hatte eine perfekte zeit! see you soon und aweeeee!
thank you - ngiyabonga - dankie - enkosi
Aufbruch: | 14.11.2015 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 13.09.2016 |
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