One Love
postcards from paradise
jeder gute roadtrip fängt irgendwann als traum an. und der traum vom neuseeländischen roadtrip, tausendmal im kopf abgespielt, wird in der sekunde wirklichkeit, in der du die fähre von der nordinsel besteigst und richtung süden steuerst. das innere der fähre fühlte sich wie ein kühlraum an, also konnte man gar nichts anderes tun, als aufs deck hinaus zu treten. und es war nicht nur sommerlich warm da draussen, nein, die aussicht auf die berge und fjorde im norden dieser südinsel erwärmte zusätzlich das herz. ich hätte dort tagelang sitzen bleiben können und nur staunend die landschaften begutachten. momente, in denen die zeit stehen bleibt. und sie gibt es tatsächlich diese momente und sie sind wahre mirakels… bis die stewardess dich aus den träumen reisst und dich etwa das 5 mal bittet, doch endlich zurück ins autodeck zu gehen, weil wir gleich anlegen werden.
nach rund 3 stunden auf der fähre lagen mir noch 2.5 stunden autofahrt bis kaikoura vor mir. da ich während der ostertage reiste, war extrem viel los auf und neben der strasse. deshalb konnte ich die fahrt am meer entlang weniger geniessen als es mir lieb war und als ich die ersten surfer vor kaikoura erspähte, konnte ich nirgends halten, weil schon alle parkplätze durch monster-wohnmobile belegt waren. wie ich aber herausfand, sahen die wellen nicht sehr vielversprechend aus. kaikoura einmal erreicht, suchte ich ein nettes backpackers auf, welches ich schon im voraus buchen musste. es hat immer noch so viele reisende unterwegs, dass spontane übernachtungen nicht möglich sind. grrrr! gleich nach der ankunft ging ich auf eine drei stündige wanderung um die halbinsel, wo ich einige seelöwen und unbeschreiblich schöne landschaften vorfand. es gibt begegnungen, atmosphären oder wie hier landschaften, die man immer und immer wieder durchleben und vor allem unsere (meistens zuhause gemachten) schnellen mechanischen beurteilungen durch eine neue lebensweise, ja sogar lebensphilosophie, ersetzen möchte! jedenfalls fand ich den weg in der dämmerung glücklicherweise ohne grössere probleme zurück und schlief nach dem essen relativ früh mit einem breiten grinsen ein! was für ein toller tag!
die fahrt nach christchurch war nicht erwähnenswert, immer noch ostern, immer noch viel verkehr. nach all dieser gesehenen schönheit erschlug mich der anblick dieser stadt beinahe. im jahre 2010 und 2011 ordentlich durchgenommen durch mutter natur mit zwei starken erdbeben wurde über 70% des city centers platt gemacht oder zur unbewohnbaren zone erklärt, 187 leute starben dabei! nachdem die helfer aus aller welt einige monate später abzogen, sah man sich an der spitze der arschlochpyramide wieder und auch 5 jahre nach den geschehnissen sieht alles noch ziemlich düster aus. der grösste teil ist immer noch platt, die meisten flächen werden als billige parkmöglichkeiten angepriesen. aber um ehrlich zu sein, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass christchurch und umgebung überhaupt so viele autos haben, um nur die hälfte davon zu benutzen. der spaziergang durch die stadt deprimierte mich dann noch zusätzlich. viele der noch stehenden gebäude sind leer, unbewohnbar oder werden noch abgerissen, da die statik ein weiter bewohnen nicht erlaubte. die kathedrale ist eine einzige ruine und der wiederaufbau der stadt ist nur an wenigen stellen zu erkennen. ich wollte mehr darüber erfahren und besuchte das erdbeben museum, gut investierte 20 dollar! zeugenaussagen in einem 90 minutigen film, welcher sehr unter die haut ging, diverses videomaterial und hintergrund informationen. glücklicherweise ging man auch auf die zukunft ein und man merkte, christchurch hat grosse pläne. diese stadt lässt sich nicht so einfach unterkriegen. logischerweise brauchte das ganze zeit, schliesslich haben die meisten versicherungen ihre gelder noch nicht vollumfänglich ausbezahlt, es mussten investoren gesucht werden, die projekte wurden ausgeschrieben und erdbeben sicheres bauen musste auch berücksichtigt werden. jedenfalls wurde erst vor kurzer zeit mit dem neubau des city centers begonnen; museum, shopping mall, konzerthallen, bürogebäude und ein neues stadium. in den plänen sieht alles super aus, die bauten sind aber erst auf plänen, in rohbauten oder es stehen lediglich die ersten stahlgerüste. schwer vorzustellen, wie das alles aussehen mag, wenn alles fertig ist. nach dem museum besuchte ich noch einen ort mit dem namen „re:start“. ein platz mit dutzenden containern, umgebaut in restaurants, kleidershops oder art-gallerien. sehr nett und mit liebe eingerichtet. und genau dort spürte ich das erste mal seit meinem eintreffen in dieser city optimismus, ja sogar leichte euphorie. das leben pulsierte dort wieder in den wenigen container strassen, eine gewisse normalität nahm ihren lauf. mit diesen positiven erlebnissen verliess ich christchurch auch mit einem besseren gefühl als ich angekommen bin. jedenfalls alles gute, christchurch!
mich zog es danach weiter südwärts, richtung landes innere und in die berge. genauer gesagt wollte ich den mount cook anschauen gehen. leider fehlte mir ein bisschen die zeit, so konnte ich den berg auch nicht von nahe sehen, geschweige um diesen berg wandern gehen. indes hoffte ich aber, wenigstens einen blick aus der ferne auf ihn zu erhaschen. so fuhr ich los richtung lake tekapo und lake pukaki. und was ich da sah, stellte ich in meinen kühnsten träumen nicht vor. die landschaft war einfach himmlisch. bäume in goldigen herbstkleidern, kristall klares wasser, welches türkisfarbig schimmerte und berge, soweit das auge reichte. solche momente zeigen auf, dass es einen zustand des unberührbaren glückes gibt, der paradoxerweise manchmal fast überpresent ist, auch wenn mt cook wolkenverhangen war…
ich nächtigte in twizel und gönnte mir zum ersten mal in neuseeland ein einzelzimmer. die nacht war sternen klar und saukalt. das zimmer hatte keine heizung, so dass ich mit einer eiskalten nase erwachte, die scheiben beim auto waren gefroren und die dusche, ebenfalls ungeheizt, ein muntermacher für körper und geist! jaja, und der knüsi ist immer noch mit shorts und flip flops unterwegs! sternenklare nacht = keine wolken! also los, zurück zum lake pukaki und siehe da; mt cook in seiner vollen weissen pracht. keine lästigen touristen, keine lauten asiaten; einfach der see, der berg und ich. herrlich. es ist nicht immer ein einfacher weg mit harter arbeit seine reisen und sein leben zu finanzieren, aber für mich der richtige weg (zumindest bis jetzt), mein leben zu leben. und genau solche momente bestätigen das eindrücklicher weise.
auf dem weg zurück an die küste, nach oamorua um genauer zu sein, passierte ich weitere schöne gegenden mit bergen und seen, einfach traumhaft. praktisch jeden zweiten kilometer stoppte ich mein auto, um die gegend zu betrachten. kurz vor oamorua besuchte ich einen heiligen maori ort mit höhlen malereien. leider waren dort schon zu viele dumme touristen vor mir da, waren doch etliche zeichnungen wegen kritzeleien kaum mehr zu erkennen. nun stehen dort so stupide sachen wie „pete was here“ oder „sophia i love you“. als ob das unsere nachwelt je interessieren würde, ob dieser pete da war oder jemand diese sophia liebt. was für spackos!
schon fast tradition in meinem blog haben die geschichten aus den backpackers. nun gut, so viel ist gar nicht passiert! neben den vorlauten asiaten hat es hier in der südlichen insel unglaublich viele franzosen. und ich habe keine ahnung wieso, aber in sachen anstand und höflichkeit haben die noch einiges aufzuholen. immer und überall wird gedrängelt oder man versucht zu bescheissen, zu klauen oder was auch immer. den deutschen und den schweizern wird ja oft nachgesagt, dass wenn wir in einer gruppe unterwegs sind, nur noch deutsch gesprochen wird und wir uns nicht mit anders sprachigen leuten abgeben. wenn das so ist, dann habt ihr aber noch nie franzosen getroffen. für ihr grottenschlechtes englisch können die ja nicht viel dafür, aber die wechseln nicht mal die sprache, wenn man sie was auf englisch fragt, man kriegt häufig eine französische antwort. und wehe sie finden heraus, dass ich schweizer bin; ah schweizer, da sprechen ja alle französisch. voila…
eine geschichte aus dem dorm habe ich doch noch: in christchurch fuhr ich das backpackers ziemlich früh am nachmittag an und konnte somit das beste bett aussuchen. also legte ich dort meinen rucksack und meinen kulturbeutel hin, ging danach in die city. als ich abends mich ins bett legen wollte, lag da bereits ein mädel drin. ich fragte sie, was das ganze soll und wo meine sachen sind. sie meinte, dass sie nicht wusste, dass dieses bett schon belegt war. und meine sachen habe sie auf das hochbett gegenüber gelegt. ähm? öh? wie war das? hört sich dieses mädel beim reden überhaupt zu? selten so viel müll in zwei sätzen gehört… bitch! und sie war übrigens aus australien und nicht aus frankreich…
Aufbruch: | 14.11.2015 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 13.09.2016 |
Kenia
Tansania
Malawi
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Tonga
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Irland
Belgien
Deutschland