One Love
eddie would go & keep the country country
die grenzen des alohas – bericht aus north shore
der bus brachte mich an den rund 2 ½ stunden entfernten ort waimea bay. an dieser stelle muss ich erwähnen, dass ich von der universität in honolulu nach waimea bay denselben preis bezahlte wie nach waikiki beach die woche zuvor. 2.50$ für ein single ticket. aber eben, ich war in waima bay und die weniger surfinteressierten leute unter den lesern muss ich zuerst zwei geschichten erzählen, um zu erklären, wieso ich mich da so schwer tat mit dem rauspaddeln.
es gibt da so einen slogan und der heisst: eddie would (go)! eddie aikau, mit ganzem namen, war ein surf champ, lifeguard in waimea bay und nationalheld. er rette hunderten von menschen das leben, welche die teilweise meterhohen wellen unterschätzt hatten. egal wie gross die wellen waren, eddie ging da raus und half. leider verstarb eddie in meinem geburtsjahr 1978. er wollte mit ein paar leuten den weg von ohau nach thaiti mit einem traditionellen polynesischen segelboot antreten, um zu beweisen, dass dies auch vor hunderten von jahren möglich war. auf rauher see brach ihnen aber der mast des schiffes und sie sassen fest. eddie nahm das mitgebrachte surfbrett und paddelte los, um hilfe zu holen. dutzende kilometer – er wurde nie mehr gesehen… zum gedenken an diesen helden findet zu beginn des jahres immer ein xxl-wellen-contest mit dem namen „quiksilver in memory of eddie aikaua“ statt. aber der event läuft nur an, wenn die wellen über 30 fuss hoch sind. und damit beginnt meine zweite geschichte. januar 2016, endlich wieder mal genügend grosse wellen, der event wurde durchgeführt. mit dabei, kelly slater, 11 facher weltmeister und wohl bester seines faches auf lebzeiten. er paddelte mal los und kam gar nicht zum point break raus, weil die wellen zu hoch waren und zu früh brachen, mit reiner menschenkraft war da nicht viel zu machen. also ging er nach den erfolglosen versuchen zurück an den strand und lief den kamehameha highway entlang (direkt am meer). genau vor meinem hostel, in welchem ich in north shore nächtigte, brach eine monsterwelle unmittelbar am strand, riss eine mutter und kinderwagen inklusive kind vom gehsteig ins meer. nur dank kellys schneller reaktion und der hilfe von herbeigeeilten lifeguards konnten beide aus den fluten wohlbehalten gerettet werden. bescheiden meinte kelly später: „van’s (name des kindes) first wave was a huge one. definitely a surf baby“
aber nun um zurück zu kommen, wieso ich diese beiden geschichten erzähle. es wird bald sommer hier, deshalb sind die wellen nicht mehr so gross und kraftvoll wie im winter. aber dennoch scheppern diese wellen mit 3 meter grösse und unendlicher kraft auf die beach zu, so dass ich als beginner die hosen gestrichen voll hatte. und das nur vom zugucken! tja, manche mögen mich jetzt als schisshase betiteln, aber hier wurden auch schon pros mächtig den arsch rasiert und eins ist bei jeder session klar; gebrochene bretter und geprellte rippen gehören dazu. die kraft des ozeans hatte mich schon immer angezogen und mich fasziniert seine weite, blaue oberfläche, die so vielen mystischen kreaturen in den tiefen verbirgt. doch mein verstand zwinkerte mir zu, dass ich noch einige monate surfreisen vor mir habe und ob ich das alles aufs spiel setzen möchte. mochte ich nicht…
also stellte ich mir ein programm für den norden auf: joggen im tiefen sand vor der pipeline, von wo ich den jungs bei surfen zusehen konnte. dann ein bisschen schnorcheln, schliesslich hatten wir einen der besten spots gleich vor der tür. gut kochen und gut essen, kaffeetrinken, chillen und die jungs in der pipe bei der abendsession zuschauen und fotographieren. und es war teilweise schon krank, was die jungs da draussen veranstalteten.
genau an diesem ort versprühen die lokalen leute auch das gedankengut „keep the country country“, welches sehr ernst genommen und auch gelebt wird. die lokalen leute sind gegenüber fremden ziemlich verschlossen, ein zweites waikiki will hier oben niemand haben. hotelkomplexe und asiatische pauschal touristen ein ding der unmöglichkeit! keine bars, keine clubs, hier wird richtig früh schlafen gegangen, viel sport gemacht und früh morgens geht es aus den federn, schliesslich will man ja den morgenswell nicht verpassen! und so kam es vor, dass man jamie o’brien im supermarkt am kühlregal über den weg lief oder john john florence dich einfach mal mit dem auto überholte, wenn ich mit dem fahrrad und board unterwegs war.
viele neue leute durfte ich hier oben auch kennen lernen. armin, ein italiener mit schweizer wurzeln oder hector, ein spanier und surfer durch und durch. mädel nach hause gebracht. als er am nächsten tag von einem super swell im süden hörte, war schnell gepackt und weg war er. das mädel hat ziemlich in die röhre geguckt. dann war da chris, ein australier, der aber in neuseeland lebt und hierher zum skaten gekommen war. müssen ja nicht immer wellen sein. diego aus italien, der wie ein surfer aussah, aber zwei räder seine welt bedeuten. er wartete nur auf sein motorrad in san francisco, hawaii war eine notlösung zum warten. oder zwei schwedische schwestern, die in australien leben und hier ferien verbrachten. oder drei spanierinnen aus den kanaren, die hier in den norden kamen, um zu feiern und ziemlich verdutzt in die wäsche guckten, als man herausfand, dass es hier nicht mal eine bar gibt…
und dann, dann kam die wende. hipp hipp hurra! la vida loca – verrückte selben, ich wagte mich trotz allen zweifeln am fünften tag in die fluten. surfing for surfing’s sake, also wieso sich drinnen am strand quälen lassen, wenn man draussen surfen kann? und leute, es war phänomenal! ich surfte north shore und das mit meiner besten session die ich je hatte. 100 meter lange ritte und das nicht wenige male. was geschah, war, dass ich meine angst überwunden hatte und mich in diesen spot verliebte. eine einzige brenzlige situation musste ich meistern, als bei einem ritt plötzlich ein grösseres stein reef vor mir aus dem wasser guckte und ich immer noch die welle hinter mir hatte. ich sprang zurück in die welle, dennoch erwischten mich einige scharfe kanten, ich zog aber lediglich einige schnittwunden an den füssen zu. das brett war zum glück noch ganz. manchmal braucht man einfach glück im leben. ganz ohne fortunas zwinkerndes wohlwollen lassen sich bestimmte aufgaben nur äusserst schwer stemmen. jeder wellen junkie kann in besonderer weise ein lied davon singen. ich genoss die zwei stunden in vollen zügen, zeitlos, das meer und ich. stocked!!!
vollgepumpt mit glückshormonen begab ich mich zurück zum fahrrad und… es war nicht mehr da. als ich vor der session ankam traf ich auf eine sehr nette und nebenbei auch sehr attraktive surflehrerin, welche mir empfahl, das fahrrad am gate anzumachen, damit niemand es auf den pick-up laden konnte. das gate werde nicht mehr benutzt, jedenfalls die letzten zwei jahre nicht mehr. und genau an dem tag, wo ich den drahtesel da anmache, mussten irgendwelche arbeiter da rein. die riefen die security, die brachen mein schloss auf und nahmen mein fahrrad mit. als ich mich dann als besitzer outete, meinte die security, jetzt müsse die polizei aufgeboten werden. wie doof sind denn die amis? also hatten wir uns weiter unterhalten und ich machte ihm klar, dass ich weder geld noch ausweis dabei hatte, schliesslich ging ich surfen und nicht aus. und irgendwann war es auch ihm zu blöde, er wollte 50 us dollar von mir, weil er extra fürs aufbrechen aufgeboten wurde. naja, diese 50 dollar konnte er sich an den allerwertesten schmieren, 15 dollar fürs schloss musste ich trotzdem greg, dem eigentümer, abliefern. aber was solls, ich bin north shore gesurft. und nur das zählte in diesem moment.
eine weitere wende kam… auch zurück im hostel; alles neue leute. schade eigentlich, hatte ich mich mit den schwedinnen und diego super verstanden. neu alles mädels, alle aus amerika und jede eine grössere macke als die andere. aber liebenswerte leute. auf einmal gibt es diese gruppen dynamik. ging ich normalerweise alleine an den strand für den sonnenuntergang, gingen nun alle mit mir. die eine ist veganerin – also lasst uns mal was veganes zusammen kochen. die eine sucht sich einen job als masseuse oder yoga lehrerin – warum nicht zusammen yoga am strand machen? für drei weitere tage konnte ich das aber ziemlich gut handeln.
tag 6 toppte noch alles, surftechnisch aber auch im backpackers. dieses mal war ich um 8 uhr draussen in der north shore und ausser 6 stand-up paddler war da gar niemand da. ausser… schildkröten! sitze ich also gemütlich da draussen auf dem board und hielt ausschau für das nächste wellen set, was sehe ich da? alles grosse braune flecken. dachte zuerst an quallen, doch dann hob ich die erste schildkröte ihr köpfchen und ich drehte fast durch. die auf dem stand-up brettern waren alles locals, die schüttelten nur den kopf aufgrund meines erfreuten anfalls, die sind sich das wohl gewohnt. jedenfalls wieder zwei stunden session hingelegt mit vielen ritten, keine gefährlichen reefs und steinen. dafür mit guter tierischer gesellschaft. stocked!
tag sechs brachte uns aber auch eine neue person. wesley, ein junger brite, der eher bei mir als deutscher durchgegangen wäre. er machte den fehler, ohne essen gleich mit whisky zu beginnen. und er war angetan von blumenkind hope, die amerikanische veganerin, weil sie grundsätzlich keinen bh trägt, grundsätzlich auch nur tops und somit wir alle ihre brüste ziemlich oft zu sehen kriegten. mit alkohol trank er sich mut an und gab ihr auch reichlich davon, damit sie noch lockerer wurde. jedenfalls gingen die beiden nackt baden und er vergass im suff seine sachen da unten an der beach. sie vergass nichts, sie hatte schliesslich auch praktisch nichts an. es kam also tatsächlich zur paarung, aber nicht etwa an der beach, nein, sie suchten was viel romantischeres aus; etagen bett oben im voll besetzten dorm! der akt nahm relativ schnell ein abruptes ende, denn ihm bekam der beischlaf wohl nicht so gut und musste erbrechen. zum glück traf er noch die schüssel auf dem klo. schnitt!!!. am nächsten morgen stand er wie von einer tarantel gestochen auf, wo sind seine kleider? und wo ist sein geldbeutel? alle kleider waren noch am strand wie zurückgelassen, nur der geldbeutel war weg! der arme kerl konnte einem leidtun. als ich vom surfen zurück kam, war sein geldbeutel wieder da, er lag irgendwo unter dem tisch in der küche. wie der aber dahin kam, das wird wohl immer ein rätsel bleiben. 50% unseres dorms hatte nämlich ein blackout und konnte die szenen nicht mehr nachträglich eruieren…
die letzten tage im norden waren dann wieder chillen und surfen zugucken angesagt. die wellen wuchsen erneut bis zu 4 meter und da wollte ich meinen kopf nicht riskieren. am letzten tag schmiss ich mich zum abschied nochmals in die wellen, da der swell ein wenig zurück ging - natürlich wie immer perfekte bedingungen. und irgendwie wollte mich dieser ort verabschieden, oder wieso begleiteten mich beim zurück paddeln etwa 10 schildkröten? legendärer abschluss an einem perfekten ort. north shore, dich werde ich nie mehr vergessen! aloha!
Aufbruch: | 14.11.2015 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 13.09.2016 |
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