One Love
summertime sadnezz
„ingeeeee“, schrie die ältere dame vor mir am flughafen in edinburgh. „inge, der will mir alles wegnehmen“. der zöllner hatte den kulturbeutel im handgepäck geöffnet und es quollen rund ein dutzend hygiene artikel heraus, die viel zu gross für die grenz bestimmungen waren. aber auch ihre nette freundin – eben diese inge – konnte nicht weiterhelfen, da auch sie kein englisch verstand. da ich nicht im schuss war, bot ich ihr an zu übersetzten. es dauerte knappe 10 minuten bis inge und ihre freundin begriffen, dass das limit bei 100 mililitern lag und sie ihre ach so teuren faltcremen zurück lassen musste. die gutbetucht aussehende lady meinte schlussendlich nur, dass sie auf die paar 100 euro pfeifen werde… okay, wer die kohle hat!
der rund einstündige flug war nicht der rede wert, ich schlief sogar ein wenig, nach prallem sonnenschein in edinburgh erwartete mich richtig starker regen in dublin – welcome to ireland! irland – auf irisch éire genannt – ist eine insel im nordwesten von kontinentaleuropa. sie ist die drittgrösste insel europas und die zwanzigst grösste der welt. mir wurde gesagt, wenn man eine (verregnete) woche zur falschen zeit in irland verbringt, kann man die eisig-windige küste nach wellen abfahren und keine finden. man kann auch die eisig-windige küste nach den berühmten kliffen abfahren, man findet diese auch nicht. nicht weil sie nicht mehr da wären, nein, weil man sie schlicht und einfach nicht mehr sehen kann. vor regen und nebel. wenn du aber eine woche später ankommst, kann das wetter perfekt sein, die wellen spassige paar fuss hoch, die kliffen zum anfassen nah und nur das geschrei der möwen übertönt dein gelächter. all das wurde mir gesagt und als ich dann meinen tropfenden rucksack vom band am flughafen nahm, weil so ein blöd man den irgendwo draussen im regen stehen liess, wurde mir bewusst; okay, erste option mit viel regen, keine wellen und keine kliffen werden wohl realität werden. gut, reissen alle stricke – wurde mir ebenfalls gesagt – gibt es immer noch dublin, eine stadt, in der das leben pulsiert, die frauen heiss wie lava sind und man sich auch sonst prächtig amüsieren kann. also nichts wie los, auf nach dublin! das hostel lag im herzen von irlands hauptstadt und bot nett eingerichtete schlaf dorms an und gratis frühstück. der erste tag, es regnete bereits wieder, besuchte ich die guinness brauerei, schliesslich ist diese dunkle brühe eines meiner lieblings getränke! 20 euro eintritt fand ich persönlich ziemlich hochpreisig, jedoch war der rund 90 minutige rundgang sehr interessant. ich genoss die vorführung sehr, jedoch störten mich die schreienden und herumrennenden kinder, die haben einfach dort meiner meinung nichts zu suchen! bei der degustation gab es also tatsächlich eltern – vornehmlich franzosen – die ihr bier mit ihren kinder (teilweise noch sehr jung) teilen wollten. sie verstanden die anweisungen von der brauerei einmal mehr nicht und ihnen war es auch nicht bewusst, dass damit die brauerei in teufels küche kommen könnte. aber der absolute vogel stiess eine gruppe spanier ab. in der warteschlange waren alle sehr mit den handys beschäftig, kann ja mal vorkommen. als es dann weiterging, blieben alle stehen und etwa 50 leute mussten warten. da ich gleich hinter ihnen stand, bemerkte ich, dass sie alle wegen diesen beschissenen pokémons still standen. sie liessen aber auch niemanden an ihnen vorbei, schliesslich wollen sie ihren platz in der schlage nicht verlieren. das wiederum riefen dann andere auf die palme und beinahe wären sich gewisse leute einander an die gurgel gegangen. und alles nur wegen so einem idiotischen handy-spiel. ach ja, bei all diesem trouble ging fast unter, dass man am schluss in die top bar gehen konnte, wo man 360 grad aussicht auf dublin erhaschen konnte – und natürlich guinness aus erster brauerei hand bekam. lecker!
tja und wie es ausschaute, meinte es das wetter wirklich nicht gut mit mir. dauerregen mit teilweise starken winden liessen weder surfen noch wandern oder den besuch von den kliffen zu. also widmete ich mich dem nachtleben und dem allgemeinen nichtstun, was auch olympische spiele beinhaltete.
im grunde genommen war es so; komm mit einem grossen herzen nach irland, mit noch grösserem durst, einem kräftigen handschlag und einem lachen im gesicht – und du wirst eine gute zeit haben, egal was ich tue!
erst einige tage später zeichnete sich besseres wetter in dublin ab. also buchte ich eine pauschal-touristen-tour an die kliffen von mohor. leider überlegte ich aber zu wenig, denn gutes wetter (oder besser gesagt „besseres wetter“) in dublin hiess nicht gleich gutes oder besseres wetter in mohor. denn es war der reinste alptraum dort. die kliffen konnten wir nur erahnen, es regnete aus einem guss und das noch waagrecht. innert einer minute war ich klitsch nass. und wäre das nicht genug gewesen, dieses pauschal-tour-ding liegt mir einfach nicht. die leute gingen mir gehörig auf den sack. viele meinten wohl, wir begeben uns auf eine kaffee fahrt und waren sehr schlecht bekleidet. nach einem ersten halt bei einem netten schloss blieben sie im bus sitzen und legten ihre nassen kleider überall hin, benutzten sitze als kleider trockner, während andere zusammen gepfercht und nass sitzen mussten. eine indische familie mit kleinkind hätten wir beinahe zurückgelassen, da sie sich nicht an die abfahrzeit hielten. ein junges latino paar konnte die ganze fahrt nicht die finger von einander lassen, knutschten ununterbrochen rum, ich war überrascht, dass es nicht gleich noch zum akt kam. und naja, dann waren da noch unsere französischen freunde. sie verstanden keinen schluck, was der fahrer jeweils erzählte – er erzählte unmengen - und natürlich im breitesten irischen akzent. die franzosen probierten mit den brocken englisch, die sie mitbekommen hatten, etwas daraus zu reimen, was natürlich all den anderen franzosen im bus mitgeteilt werden musste. und das in einer lautstärke, dass ich den fahrer kaum noch verstand. die japaner und chinesen verstanden schon gar nix, die sassen jeweils nur staunend da und folgten… mir! da sie gesehen hatten, dass ich das meiste verstand, folgten sie jeweils bei pausen oder besichtigungen einfach mir, weil sie wussten, dass ich nicht zu spät zurück zum bus gehen werde. inoffizieller reiseführer nannte ich das…
zurück im hostel kriegten wir dann einen italiener ins zimmer, der ununterbrochen seine nase pudern musste. nebenbei hatte er noch eine putz phobie und häufiger stuhlgang oder so was ähnliches. jedenfalls besetzte er das klo im dorm so häufig, dass die restlichen 5 leute kaum zum duschen kamen.
aber es gab auch sehr erfreuliches aus dublin zu erzählen. ich traf meinen kumpel felix, mit welchem ich vor 5 jahren für ein halbes jahr in afrika unterwegs war. er führte mich ein wenig herum, zeigte mir einige secret spots und das nationale stadion plus die studios, wo u2 ihre songs schrieben. aber schon bald zog es uns in die temple bar und wir schwelgten in der vergangenheit, schauten uns sein mitgebrachtes fotobuch an und erzählten uns geschichten aus alten tagen. und als wäre es gestern gewesen, die zeit verging viel zu schnell und ich musste tschüss sagen zu felix… und zu dublin!
Aufbruch: | 14.11.2015 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 13.09.2016 |
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