One Love
malo e lelei
live in the sunshine – swim in the sea – drink the wild air
neuland betreten hiess es bei den alten seefahrern, und sie hatten dabei noch nicht einmal land vor den augen. ich betrat auch neuland, jedoch ging es mir viel einfacher dabei, denn ich konnte bequem den flieger nehmen. wohin? tonga! eine insel in der nähe von fiji oder samoa, etwa drei stunden von auckland entfernt. die südseeinsel ist ein königsreich und liegt am rande von der ersten zeitzone. die ankunft war himmlisch, südseeklänge begrüssten mich und eine warme briese wehte in meinen haaren. nun dann, willkommen in tonga!
toni vom gleichnamigen backpackers wartete bereits am flughafen auf mich und mit mir fuhr noch ein mädel aus deutschland mit ins hostel, nadine war ihr name. die zimmer waren einfach, aber sehr nett eingerichtet. lautes hundegebell während der nacht konnte aber ein wenig den schlaf rauben, nur war das nicht nur bei oder um toni's hostel der fall, überall streuende hunde. den ersten tag verbrachten nadine und ich damit, die hauptstadt naku’alofa zu erkunden. als veganerin war für nadine der grosse gemüsemarkt natürlich etwa dasselbe wie ein schuh- oder handtaschen laden für die meisten anderen frauen. sie deckte sich für eine gefühlte woche ein, obwohl sie am folgenden tag schon wieder weiter wollte. jedenfalls unterhielt ich mich mit einem einheimischen taxifahrer, während sich nadine im markt austobte. er erzählte mir, dass er nach 14 jahren in neuseeland mit all seinen 9 kinder zurück nach tonga gekommen sei. zurück zu seinen wirklichen wurzeln und zu seiner kultur, damit auch seine kinder die kennenlernen und weiterführen werden. ich war imponiert! abends buchten wir uns einen tisch für ein traditionelles tongaisches dinner mit kulturabend im osten der insel. und es zahlte sich jeder läppischen cent der investition von 55 tongaischen dollar aus. gleich zu beginn erwartete uns traditionelle südsee musik aus tonga mit lokalem bier. danach begrüsste uns der besitzer des hostels, 2 meter gross und breit wie ein kaorabaum. auch er liebt sein land über alles. er ist einer dieser typen, die immer gute laune verbreiten und einen auch daran teilhaben lässt. nicht dass er nur inhaber gewesen wäre, nein, er war geschäftsführer, lead sänger der band, führte durch den abend und brachte uns die kultur später näher. nach musik und traditionellem gebet, gab es ein 14 gängiges buffet-menu, serviert auf bananenbaumrinde und deren blätter. selbstverständlich alles mit köstlichkeiten aus tonga. einfach perfekt zubereitet, ich hätte unendlich essen können. später zogen wir uns nach dem essen zurück in die höhle, welche auch zum resort gehörte. dort kriegten wir viele geschichten von tonga generell und seiner familie zu hören. er wanderte nach australien aus und gründete dort seine familie. sein vater erbte das grundstück von seinem vater, eröffnete das erste resort auf der insel und musste das business nach ein paar jahrzehnten gesundheitlich aufgeben. auf dem sterbebett musste er seinem vater versprechen, von australien zurück zu kehren und das resort neu zu eröffnen. nichts anderes als das hat er getan. der grossteil der familie lebt bis heute immer noch in australien, lediglich eine tochter ist auch zurückgekehrt, selbst seine frau lebt noch im lande der kängurus. aber er hat sehr viele enkelkinder bei sich im resort, um sie in der sprache und kultur zu schulen. so waren einige familienmitglieder im restaurant tätig oder sagen in der band und tanzten in der gruppe mit. ich war sprachlos und begeistert zugleich. wie wichtig bei denen die familie und die verbundenheit zu ihrer kultur ist. ihre primitivsten instinkte sind ihr wahres leben. er (und auch der taxifahrer am nachmittag) zeigten mir an diesem abend, dass man mut und leidenschaft braucht, um für seine ziele und träume zu kämpfen, das unmögliche möglich zu machen. und zu merken, dass hinter jedem was ein wie und warum steckt, die perfektion im zusammenspiel zum glück führen kann. in der schweiz, wo ich sonst lebe, wenn ich nicht gerade reise, gibt es eine menge arschkriecher. die ganz angepissten spiesser sind alle irgendwo seelenlos. viel geld und doch nicht zufrieden. hier hatte ein zyklon vor wenigen jahren sein ganzes resort weggerissen, die insel könnte bald durch die erderwärmung untergehen und dennoch strahlen sie hier zuversicht aus, sind zufrieden, was die mutter erde gibt und nimmt…
jedenfalls beendete der traditionelle feuertanz den wunderbaren abend und lange lag ich wach im bett, weil ich immer noch ganz überwältigt war von dieser so ehrlichen und einfachen kultur.
am folgenden tag ging nadine auf die nächste insel weiter und ich fuhr mit zwei tschechischen girls, welche auch bei toni wohnten, in die stadt. ich organisierte mir ein fahrrad und traf die mädels wieder zum essen in einem restaurant. natürlich wollte ich dann auch gleich wieder los, die strände mit dem drahtesel abklappern. ohne geeignete karte und keinen wegweisern verfuhr ich mich doch prompt und ich landete beinahe am flughafen. bei schweisstreibenden 30 grad und einem 1 gänger city-cruiser bike, ziemlich anstrengende sache. der hohn der tschechischen girls zu hause liess natürlich nicht auf sich warten.
sonntagmorgen verbrachte ich dann in der kriche. ja, richtig gelesen, kirche! die menschen hier sind sehr extrem gläubig und putzen sich so richtig raus, tragen die sonntags-tracht und die frauen singen sich schon eine halbe stunde vor der messe warm. und in einer lautstärke, mein lieber gott, ein überfliegender düsenjet wäre nichts dagegen. die messe war in tonga-sprache, also verstand ich keinen schluck, war dennoch hingerissen von der darbietung. mehrfach fingen der pfarrer oder die vorleser zu weinen an. zuerst dachte ich an den tod eines krichenmitgliedes, dann an den tags zuvor hingeschiedene sänger prince. letzterer kannte eh niemand hier. nein, es war der tod von jesus am kreuz, das die leute so mitnahm. der pfarrer musste sogar einmal die sonnenbrille in der kirche anziehen, so stark tränten seine augen. seine stimme versagte und er musste sich richtig gehend sammeln, um weiter machen zu können. meine augen tränten auch ein wenig, als die beiden girls das backpackers verliessen, sie flogen weiter nach sydney. so war ich nämlich alleine mit selina. selina ist die oder besser gesagt der rezeptionist. ein typischer ladyboy, welche es hier noch häufiger gibt. töchter haben hier grossen einfluss auf die gesellschaft und häufig ist es so, dass in einer familie der jüngste von vielen söhnen dann in den sauren mädchen-apfel beissen muss, wenn keine tochter da ist. und eben selina hat zum beispiel angst im dunkeln zu schlafen, schaut sich am liebsten disney filme an und rosa ist ihre lieblingsfarbe, ziemlich unüblich für einen mann…
während der nächsten tage erkundete ich die insel mit meinem fahrrad und sah einiges, was die „normalen“ touristen“ nicht mitbekommen. hunderte von blowholes an den verschiedenen küstenabschnitten oder palmen felder, soweit das auge reichte. es schien ziemlich unüblich, dass da ein weisser sich mit einem fahrrad in solche gegenden verirrt. häufiges winken und nette begrüssungen waren die schöne folge daraus. einzig die herrenlosen hunde und die teilweise nicht angemachten stiere bereiteten mir teilweise sorgenfalten. und der fahrstiel der einheimischen, meine güte!
aber die schönheit der insel ist überwältigend, alles so einfach und dennoch fehlt den leuten nichts. stundenlange verbrachte ich am strand und begutachtete die blowholes und die riesen wellen. gegen ende meines aufenthaltes nahm ich eines morgens mit chris, einem neuseeländer, ein boot und fuhren auf die insel pangaimotu, welche sehr nahe von der hauptinsel lag. auf dem weg dort hin trafen wir noch auf melissa, ebenfalls aus neuseeland, und verbrauchten einen wunderschönen und lustigen tag. planschen, schnorcheln, chillen, schlafen und essen, alles was das herz begehrte. leider gehen solche tage viel zu schnell rum und schon bald brach mein letzter tag in diesem insel paradies an.
letzter tag – erwarte das unerwartete! man, wie ich diese insel liebe! da es melissa nicht so gut ging, haben wir am nächsten tag in der stadt zum gemütlichen frühstück abgemacht, chris hat uns auf eine andere insel verlassen. also sassen wir da gemütlich beim frühstück und es setzt sich ein älterer herr zu uns. wie alle leute hier, äusserst nett und wissensbedürftig. er sah übrigens aus wie morgan freeman, einfach die kleine version. jedenfalls unterhielten wir uns mit ihm und redeten über gott und die welt, als er meinte, er habe nicht viel vor, also zeige er uns doch die insel. bei toni hätten wir 120 dollar bezahlt, er winkte sofort ab; kein geld. also fuhren wir los und unterwegs erzählte er uns so viele nette geschichten, einfach herrlich. was haben wir gelacht! er brachte uns zu diversen secret spots, die noch kaum eine menschenseele gesehen hat, geschweige von touristen. wir genossen die private vorführung in vollen zügen und vergassen dabei vollkommen die zeit. um 4 uhr nachmittags dachten wir das erste mal an mittagessen, welches wir dann ebenfalls in einem lokalen restaurant zu uns nahmen. weiter ging es zum ort, wo es den besten cheese cake gab, tranken kaffee und plauderten uns wieder in einen rausch. 8 uhr war es bereits, als uns jemand unterbrach: „sorry, wir schliessen jetzt!“. siah, so war übrigens sein name, brachte melissa und mich nach hause, nachdem wir uns noch eine pizza für das frühstück vom kommenden morgen gekauft hatten. herzliche umarmung, ein paar nette worte, austausch von emailadressen und verschwunden wart er. er meinte zum abschied, dass es ihm einfach eine ehre war, uns die insel zu zeigen. neue freunde zu machen und von anderen kulturen zu erfahren, das sei alles was er sich wünsche… man man, da könnten wir uns ein grosses stück davon abschneiden. ob die leute von tonga bei uns auch mal so nett aufgenommen werden, falls die insel wirklich untergehen sollte? wohl kaum…
ich habe mich auf den ersten blick in diese insel verliebt. ich werde die netten leute und die wunderbare kultur immer in meinem herzen haben und meine tätowierung voller stolz tragen! malo tonga!
letzte ruhestätte in tonga - die gräber sind so schön dekoriert, weil man mit den toten weiterhin geburtstag und weihnachten feiert, einfach dann auf dem friedhof!
Aufbruch: | 14.11.2015 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 13.09.2016 |
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