Heilige Kühe und GoGo-Girls
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:= Auf einer Enfield Bullet durch den Norden Indiens :=
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Den zweiten Teil der Reise findet ihr in der Rubrik Südostasien/Laos unter "Dauerlächeln und Bombenstimmung - der Fortsetzungsroman in Südostasien". Bis jetzt ist erst der Teil über Laos fertig, Kambodscha folgt noch.
delhi - willkommen im chaos
6 uhr morgens ... ankunft in delhi ... internationaler flughafen ... die frisur hält.
mit zwei anderen deutschen nehme ich ein taxi zum main bazaar, dem quirligen zentrum der 14-millionenstadt. dort liegen die billigen touristenunterkünfte und dort trifft er mich auch zum ersten mal - der schlag.
zuerst kam der oh-gott-ist-das-kalt-schlag, gefolgt von dem meine-güte-was-für-ein-dreck-schlag. danach der lasst-mich-in-ruhe-ich-find-schon-was-ich-suche-schlag und schließlich der hilfe-soll-das-etwa-mein-zimmer-sein-schlag. dann wurde es schlagartig dunkel.
nach dem kurzem schönheitsschlaf (der flug hatte fast 20 stunden verspätung, ewiger aufenthalt in amman) wagten wir uns zu dritt hinaus auf die immer noch regennasse und deshalb recht glitschige und schmierige strasse. das pralle leben überfällt uns sofort in form der nepper, schlepper und bauernfänger. neuankömmlinge werden natürlich sofort erkannt und gleich angesprochen, vorzugsweise in englisch, aber auch schon mal in deutsch: "hello sir..., welcome to india..., come in my shop..., want to smoke anything...".
es ist bunt, voll und laut und zwischen "wundervoll riechen" und "erbaermlichst stinken" sind es oft nur ein paar zentimeter straße. reich und arm, jung und alt, behindert oder nicht, auch touristen - alle haben es scheinbar wahnsinnig eilig. dem tempo passt man sich fast automatisch an, man wird förmlich mitgezogen. die einzigen orte der ruhe sind die geschäfte und die restaurants, die fast abwechselnd die straße säumen: dort scheint die zeit ein wenig stillzustehen.
blick aus meiner unterkunft am main bazaar
apropos zeit: was macht man hier eigentlich den ganzen tag? all die kleinigkeiten, die einen zu hause auf trab halten, fallen hier weg, allerdings auch fast alle annehmlichkeiten. die ehrliche antwort ist: nicht viel! aber alles, was man tut, kostet erheblich mehr zeit als bei uns, und natürlich lässt man sich auch mehr zeit mit anderen dingen.
am zweiten tag habe ich mich zusammen mit stefan, den ich hier kennengelern habe, nachmittags zu fuß nach old delhi aufgemacht. an die drei stunden waren wir unterwegs und bis dahin hatte ich gedacht, ich hätte mit meinem wohnort schon den vollsten und verfallensten punkt delhis entdeckt... tja, wieder mal getäuscht: in indien gibt es immer wieder noch eine steigerung. egal was man zu kaufen gedenkt: autoersatzteile, werkzeuge, waschbecken, was zu essen, ... dort scheint es alles zu geben. dazu kleinste gassen, in denen natürlich ziegen, kühe (die übrigens immer jemandem gehöhren), hunde und kinder rumspringen - manchmal kann man kaum noch sehen, was was ist
zurück geht es mit einer fahrrad-rikscha, gefahren von einem alten mann, der so alt und klapprig war, dass der erste impuls war, abzusteigen und ihn zu fahren.
praktisch im gegensatz dazu ging's danach ins internetcafé (gibt es hier sehr häufig), anschließend ins hotel, um warm zu duschen und schlussendlich noch zu einem guten abendessen.
blick über die dächer delhis
jetzt, drei tage später, habe ich mich - nach den vielen anfangsschlägen - wieder mit indien versöhnt. ich wusste ja zumindest von meinen vergangenen reisen, was mich erwartet, aber der anfang ist immer wieder ein wenig bedrückend. immer wenn ich anfange, mir die frage zu stellen, warum ich mir das antue (und dann auch noch sooo lange...), dann fällt mir ein, dass ich eigentlich jederzeit nach hause kann, die menschen die hier leben ... nicht.
... aber das abenteuer beginnt ja erst.
Aufbruch: | Januar 2004 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 18.07.2004 |
Jaipur
Udaipur
Jaisalmer
Leh