Wenn nicht jetzt wann dann
Australien: 47. Condo- vielleicht doch nicht so schlecht?
14.04 - 07.05 Condo, die zweite (Tag 354 / 260 ) - (Tag 377 / 283 )
Zurueck auf meinem Tractor. Und ich bin ganz happy und geniesse jede Sekunde. Ich hab ja keine Ahnung wie lange der Harvest noch geht und fuer unser Team kann es jederzeit vorbei sein. Da am Ende nur noch Arbeit fuer ein team da ist und die anderen schneller picken, werden wir auf Eis gelegt. Das gute ist, dass bereits ein neuer und vorallem guter Job auf mich wartet. Da ich wusste dass meine Tage als Tractorfahrer gezaehlt sind, hab ich bereits vor ein paar Wochen Peter von den Pomegrants gefargt ob er einen Job fuer mich hat. Der war sofort ganz wild auf mich und sagte ich solle auf keinen Fall woanders hin gehen er haette mich bereits eingeplant und ich koenne mit seiner Frau zusammen die Qualitaetskontrolle machen. Perfekt, denke ich mir. Das bloede ist nur, das mein Boss vom Melonharvest keine Ahnung hat wielange es noch weiter geht, sprich Pete nicht weiss wann ich anfangen kann. Eine bloede Situation.
Der naechste Sonntag ist ein besondere Tag auch wenn ich das morgens beim aufwachen noch nicht wusste. Als ich die Augen aufschlage und so vor mich hindoese (man hat ja viele schraege Ideen in diesem Stadium) kommt mir auf einmal in den Sinn, dass ich ja schon immer gaaaaaaaaaaaaanz kurze Haare haben wollte. So richtig kurz. Nur ein paar Centimer lang. Und wann waere da ein besserer Zeitpunkt fuer als jetzt. Sozusagen "Wenn nicht jetzt wann dann?" Wenn es sch... aussieht, dann ist das in den naechsten Monaten zwar nicht toll, aber nicht so schlimm wie wenn ich wieder zu Hause bin. Nach dem Duschen versuch ich mir im Spiegel vorzustellen wie das wohl aussehen wuerde. Ist aber natuerlich nicht so einfach. Ich bekomme fast ein wenig Angst und denke mir "Ach ne besser nicht. Beim Fruehstueck erzaehl ich Andre dann von meiner Idee und er sagt "wieso nicht?" Ich schiebe das Theam aber erstmal wieder von mir weg, da wir eh los muessen. Es ist Sundayservice time. In der Kirche bin ich dann ein weiteres mal sehr emotional. Seitdem ich "regelmaessig" in den Sonntagsgottesdienst gehe, kommt es immer wieder vor, dass ich fast die ganze Zeit heule. Warum, wieso weshalb kann ich nicht wirklich sagen. Irgendetwas passiert dort und irgendetwas bewegt mich. Aber ich kann es nur schwer fassen. Am Ende von diesem Service, er wird von einer "Leihpastorin" gehalten, da Ralf zur Zeit in Indien ist, besteht die Moeglichkeit nach vorne zu gehen, ihr von den persoenlichen Problemen zu erzaehlen, so das sie dann fuer einen beten kann. Ich entschliesse mich also, das zu machen. Warum kann ich nicht sagen. Vorne heule ich nur noch mehr, die Traenen kommen einfach nur so raus. Letztendlich fragt sie mich ob ich getauft bin und ich sage "Ja schon, allerdings als Baby, so dass es nicht meine Entscheidung war" An diesem Tag werde ich also ein zweites mal getauft. Nicht weil man das in Deutschland so macht, weil es die Tradition vorschreibt oder aus welches Gruenden auch immer. Ich lasse mich taufen weil ich es will. Danach geht es mir um Klassen besser und irgendwie muss ich an meine Idee von heute Morgen denken. Von wegen "Haare ab" Nachdem wir noch auf einen Kaffee geblieben sind und uns auf den nach Hause Weg machen, sag ich zu Andre, dass ich es durchziehen moechte. Irgendwie war das heute ein Zeichen in der Kirche. Ob nun ein Zeichen fuer die Veraenderung die Haare abzuschneiden oder die Haare abzuschneiden als Zeichen getauft zu sein. Wer ist zuerst da "Die Henne oder das Ei?"
Am spaeten Nachmittag packen wir dann einen Picknickkorb, die Haarschneidemaschiene von Andre und schwingen uns aufs Motorrad. Zunaechst fahren wir ein wenig durch die Gegens und suchen eine Alternativberg. Es stellt sich dann aber heraus, dass unser letzter berg der einzige ist, den man ohne Probleme besuchen kann, so dass wir also wieder dort landen, wo bereits einmal den Sonnenuntergang gesehen haben. Ich habe eine ganz schoene Angst kann ich Euch sagen und bin froh dass wir zunaechst unser Dinner haben.
Ich geniesse die letzten Sonnenstrahlen des Tages...
Aber irgendwann ist mein Magen so voll, dass kein vor mir her schieben mehr moeglich ist. Entweder Haare ab oder nicht!!! Ich ueberlege nochmal und sege dann jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa. Beim Sonnenuntergang setzt Andre dann an meinem linken Hinterkopf die Maschiene an und als ich das Surren hoere schreie ich auf "Nein ich will doch nicht"
... und ein letztes mal lange Haare...
Dieses "Nein ich will doch nicht" und "ok ich machs" hoert man an diesem Abend noch so einige mal, aber nachdem mir die ersten langen Haarstraehnen in die Hand fallen gibt es kein zurueck mehr. Ich glaub ich hab am ganzen Koerper gezittert. Was mach ich hier nur??? Auf halber Strecke moechte ich ein beweisfoto machen. Wann hat man schonmal die Moeglichkeit von halb lang, halb raspelkurz...
... auf halben Wege...
Nachdem Andre fertig ist macht er einige Fotos von mir uns zeigt mir diese. Und: ich breche fast in Traenen aus. Ich she aus wie Pumuckel. Grauenvoll. Die Haare stehen nach allen Seiten ab und liegen so wie sie der laenge entsprechend vorher gefallen sind. Ich moechte am liebsten alles rueckgaengig machen. Aber Andre beruhigt mich und sagt ich solle eine Dusche abwarten und dann sehe die Welt schon ganz anders aus.
... und schnipp schnapp sind die Haare ab. (1 Minute vor dem heulen)
Wir fahren also nach Hause, ich schleicht mit Motorradhelm auf dem Kopf ind Bad, habe eine Dusche, wo ich verzweifelt meine Haare auf dem Kopf suche (das fuehl sich sooooooooooooo ungewohnt an, da wo worher was inder Hand war ist nun nichts mehr), style miene Haare und komme mit einem Strahlen aus dem Bad. Ich bin ganz verliebt in mich selbst
Das Feedback von den Jungs ist wie Balsam auf meiner unsicheren Seele. Sie sind total hin und weg und sagen, dass ich super aussehe. Auch die Resonanz am naechsten Tag auf der Farm tut gut. Alle, ohne Ausnahme, sind begeistert.
Ein kleiner Einblick in unser Schlafzimmer
Wie es das Schicksal so will, war heute, ohne es zu wissen, erstmal mein letzter Tractortag. Und das noich nichtmal weil unser team aufhoert zu picken. Am Ende hat sich herausgestellt, dass mein Team weiterpickt und die anderen aufhoeren, es aber trotzdem erstmal eine Pause gibt, da nicht genuegend Melons reif sind.
Ich verbinge also die naechsten 2,5 Tage bie den Pomegrants und bin positiv ueberrascht. Irgendwie sahen die Leute immer total unfreundlich aus, aber als Paula und ich, eine Schwedin die die letzten Tage bei den Melons poliert hat und ich so kennengelernt hab, ankommen sind alle super lieb und interessiert. Unser Aufgabe ist es die Pomegrants von kleineren scharzen Trays in grosse blaue Bins umzufuellen. Sozusagen Idiotenarbeit und ein wenig Sinnlos. Vond em einen Container in den naechsten Container. Da wir aber nicht genuegend schwarze Trays haben (wo die Pomegrants drin gepickt werden) muss sozusagen Platz geschaffen werden. Ich mach alles so lange ich nicht picken muss.
Nach 2,5 Tagen arbeite ich dann fuer 1,5 Tage fuer Andre< Maschienen saeubern, bevor es sich dann nicht mehr vermeiden laesst: Paula und ich mussen raus aufs Feld picken. Ich sag nur "Sie hat mich gerettet" Ohne Paula haette ich diese tage nicht ueberstanden. Wir picken zusammen, quatschen den ganzen Tag, essen immer wieder heimlich Pomegrants und helfen uns gegenseitig ueber diese Stunden. Allerdings sind unsere Arme am Ende dieses Tages, dem letzten Harvesttag in den Pomegrants, mehr als nur voller Schmerzen. Da wir das einzige NUR Maedels Team waren, alle anderen Teams hatten ein Maedel zum picken und einen Jungen zum schleppen, und wir entsprechend alles selber tragen mussten, spueren wir jede Pomegrant am Ende des Tages. Aber wir schlafen gut, es hat also auch sein positives.
Wie geht es jetzt also weiter? Melonharvest dauert noch ein paar Tage und bis auf prunning, auf deutsch "Baeume zurueck stutzen und Geiltriebe abschneiden" gibt es keine andere Arbeit. Mir bleibt also nicht anderes ueberig als dies von allen so verhasste Arbeit zu absolvieren. Und dann auch noch auf Piecerate, also Bezahlung nach Leistung. Dieser Tag ist mein absoluter Horrortag und ich kann jetzt im nachhinein noch die schmerzen spueren. 99Dollar mache ich an diesem Tag und ich reisse mir den Ars... auf. Und die verdiene ich auch nur, weil ich morgens noch 1,5 Stunden auf Stundenbasis arbeiten kann und danach die besser bezahlen Reihen bekomme. Man geht von Baum zu Baum, bueckt sich immer wieder, nimmt den Plastikschutzt vom Stamm, schneidet die ganzen Geiltriebe ab, Plastikschutzt wieder drauf und geht zum naechsten Baum. ca. 500 Baume hab ich an diesem Tag gemacht. Meinem einzigen Prunningtag!!! Am Ende des Tage geh ich zu Andre, sag entweder ich kann ab morgen fuer dich arbeiten oder ich verlasse die Farm. Es gab keinen Muskel der nicht geschmerzt hat. In der Mitte des Tages treffe ich Paula und das wir uns nicht heulend in die Arme fallen und uns gegenseitig bemitleiden ist das einzige was nicht passiert. Auch sie macht diese Arbeit nur noch einen weiteren Tag bevor sie Vollzeit im Pub anfaengt. Und ich als Andre's Azubi
Zwei Tage irgendwann mittendrin packe ich dann Pomegrants, was grundsaetzlich auch super viel Spass macht. Allerdings bin ich der Meinung, dass auch wenn wir "Nur Backpacker" sind, wir trotzdem wie ein menschliches Wesen behandelt werden sollte. man muss mich nicht den ganzen Tag anbruellen, ich weiss das ich schnell arbeiten muss. das verstehen allerdings die Chefs bei den Pom's nicht ganz so, so dass ich entscheide, dann lieber zu Hause zu bleiben als weiterhin dort zu arbeiten.
Von nun an ist es also so, dass ich wenn kein Melonharvest ist fuer Andre arbeite und ansonsten den Tractor fahre. Ich mach alles fuer Andre, aber das was mir am meisten Spass macht ist mit dem 4WD Jute nach Condo zu fahren, von einem Ausruestungsladen zum naechsten und alles zu besoren was er an neuen Schrauebn oder sonstigen Sachen bracht. Genial. Das passiert zwar nicht jeden Tag aber ein uber den anderen. Ansonsten reinige ich Maschienen, setze ein Barrel zusammen, und helfe ihm bei den Experimenten Juice zu machen. Es ist eine geniale Zeit. Andre ist ein super Boss, ich lerne jeden tag was neues und wenn nichts anfeallt, kann ich in meinem Blog schreiben. Perfekt sozusagen.
Ich hab ueberall Fotos von zu Hause aufgehangen. Und die "I Love Koeln" Plastiktuete von Ma ist auch dabei
Sonntags-selber-mach-Sushi
Nein ich bin keine Sushi Rolle (auch wenn ich zugenommen hab)!
Jessi's israelisches Dinner
Jo Normalitaet geht auch. Binchen beim Fernsehschauen
Auf unserer Veranda
Anfang Mai wir es schlisslich immer kaelter, so dass wie eines Tages beschliessen unsere Feuerstelle zu Hause auszuprobieren. Wir hacken also Holz, bauen alles so um, dass es sicher ist und verbringen einen wunderschoenen Abend vor unserem kamin, mit Marshmallows und allem. Leider funktioniert der Kaminabzug nicht, so dass wir auch zwei tage spaeter immer noch den Qaulm riechen. War also keine gute Idee... Aber schoen war's trotzdem
Und bei unserem ersten und letzten Feuer zu Hause.
Er liebt grosse Maschienen
Beim Versuch Pomegrantjuice zu machen
Das Ergebniss
Und beim aufraeumen (also wieder im "Dreck" wuehlen)
Jessi Impressionen
Aufbruch: | 28.04.2008 |
Dauer: | 17 Monate |
Heimkehr: | 18.09.2009 |
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