Wenn nicht jetzt wann dann
Australien: 49. Meine letzten Wochen in Condo
12.05 - 08.06 Condo, die dritte (Tag 382 / 288 ) - (Tag 409 / 315 )
Das ganze Haus fuer uns, drei Schlafzimmer, eine riesen Kueche, grosses Wohnzimmer, Veranda und Garten. Eigentlich viel zu viel. Aber aendern koennen wir es ja nicht. Die beiden sind weg. Andererseits hat es aber auch sein gutes. Nicht mehr Ruecksicht nehmen oder aufregen wenn man den Dreck von drei Jungs wegmacht. Und wir haben ein Schlafzimmer mit richtigen Betten. Ja nicht auf der Matratze auf dem Boden schlafen, sondern ein richtiges Bett. Juhu. Ich bin also sofort in meinem Element. Noch Sonntags fang ich an Sachen hin und herzuraeumen, Mission "Unser zu hause soll schoener werden" Also Buecher ins Buecherregal im Flur, unser Kissen ins Wohnzimmer, Kerzen, alles ein wenig ausraeumen, die Bilder aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer und so weiter und so fort. Andre bremst mich dann erstmal und schlaegt vor den restlichen "Umzug" auf einen anderen Tag zu verschieben.
Tag X rueckt naeher. Waehrend unserem Kurzurlaub fuer die Wedding habe ich Andre gebeten doch bitte endlich eine Entscheidung zu treffen "kommt er mit mir oder was passiert mit unserer Beziehung" Ich bin mir selber total unsicher. Wir verstehen uns zwar sehr gut, aber reichen die Gefuehle fuer langfristig aus? Wir hatten von Anfang an den Stress "ok wir mussen in den naechsten paar Monaten herausfinden, ob wir fureinander bestimmt sind" Nicht wie das sonst so laeuft, ok wir schauen mal und sehen ja dann ob es klappt oder nicht, muss solange ich noch in OZ bin eine Entscheidung gefaellt werden. oder jedenfalls denken wir so. Aber liegen wir da richtig? Koennen wir unter diesen Bedingungen und diesem Stress (den wir uns selber machen) eine Entscheidung treffen? Es gibt so viele Fragen. Wo leben zum Beispiel! Dienstag Abend entscheidet Andre sich dann nicht mit mir weiterzureisen, was sozusagen einer Trennung gleich kommt. Ich heule den halben Abend und die halbe Nacht, wir quatschen ueber alles stundenlang und ich habe noch nie eine so "liebevolle" Trennung erlebt. Ohne gegenseitig Schmerzen zufuegen oder was auch immer. Was nicht heissen soll das es nicht schmerzt. Ich bin dermassen durch den Wind, dass ich den naechsten Tag zu nichts in der Lage bin ausser alle drei Minuten in Traenen auszubrechen. Andre, der morgens zur Arbeit faehrt, kommt mich Mittags besuchen, was mir aber in sofern nicht weiterhilft, als das ich noch mehr heule. Manche Dinge, da muss man alleine durch. Und bei manchen Dingen hilft es nur solange zu heulen bis keine Traenen mehr kommen.
Ich verbringe also den Rest der Woche mit trauern und heulen. Da nur noch sporadisch Arbeit auf der Farm fuer mich verfuegbar ist, ich meine Schuldigkeit fuer mein Work and Travel Visum getan habe (jaaaaaaaaaaaaaa ich kann wiederkommen) und ausserdem ein gutes Suemmchen in den letzten Monaten zusammengekommen ist, kann ich es mir entsprechend auch leisten. Also kein Stress. Das einzige positive Highlight dieser Woche besteht dann wie schon angekuendigt in "ein anderes Schlafzimmer umziehen" und vorher alles reinigen.
Nach einem relaxten Wochenende starte ich mit meiner neuen Mission: Hauptberuflich Blog schreiben. Ich fahre also jeden Tag mit Andre auf die Farm, schreibe und lade Fotos von Morgens bis Abends und spiele nebenbei die Empfangsdame von Bormabil North. Das bedeutet Telefonate entgegen nehmen, Nachrichten aufschreiben und verwirrte Besucher zu ihrem Ziel fuehren. Das gute ist, dass ich so nebenbei noch ein paar Dollar verdiene und ich auch irgendwie einen offizielen Grund habe den ganzen Tag am PC zu sitzen. Und ich kann euch sagen es waren sehr produktive Wochen (ja auch wenn ich weiterhin hinterherkinke, ich hab es aufgegebn mir Stress zu machen. Ich verspreche Euch hoch und heilig alles hier aufzuschreiben. Bis zum letzten Tag. Aber das bedeutet das ich den Grossteil erst schreiben werde wenn ich bereits wieder in Deutschland bin. Also wenn ihr interessiert seit, dann hoert nicht auf zu lesen wenn ich wieder unter Euch weile
Am naechsten Weekend steht ungeplanterweise ein Highlight an. Nachdem mich Andre bereits in den letzten Wochen ein paar mal die vierrad Motorbixes hat fahren lassen, entscheiden wir uns Sonntags auf die Farm zu fahren und mit den kleinen Flitzern das gesamte Gelaende ein wenig zu erkunden. Die Fotos sehr ihr hier. Wir und insbesondere ich hatten dermassen Fun, dass ich einfach nicht anderes konnte als die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen. Das Ergebnis war, dass meine Zaehne komplett mit einer roten Staubschicht ueberzogen waren und ich am Ende des Tages gar nicht mehr nach hause wollte. Kann ich auf meinem Baby schlafen?
Hammer
Meine ganz persoenliche Freiheit
Cobrabinchen kommt angesaust
Man beachte den roten Staub auf meinen Zaehnen.
Was ich in diesen paar Stunden erlebt habe werde ich wohl nie vergessen. Der rote Sand soweit das Auge reicht, der blaue Himmel, das gelbe Stoppfelgras, der Staub um uns rum (aber egal), die Geschwindigkeit (mit durchschnittlich ca. 50km/h sind die Dinger ganz schoen schnell) fuehlen und die Natur und Freiheit fuehlen. Ich fange fast an zu heulen als ich ploetzlich nach links schaue und Kaenguruhs ein paar Meter von mir entfernt huepfen sehe. Mit der gleichen Geschwindigkeit wie ich. Eine komplette Grossfamile. Klein und gross. Hupfen sie entspannt vor sich hin. Und ich begleite sie ein paar Minuten, solange bis es nicht mehr weitergeht, da ich am End von Paul's Farm angelangt bin. Wann hat man schonmal die Moeglichkeit sowas zu erleben? Und glaubt mir, ich hab schon einige besondere Erlebnisse und Momente gehabt...
Wollen doch mal testen was so geht.
Am Ende unseres Trips fahren wir dann noch zu einem ausgetrockneten Wasserloch, wo man rein und wieder rausfahren kann. Sozusagen eine kleine Ralleystrecke Andre muss mich fast von meinem Bike freikaufen, so verliebt bin ich. Und ich werde nicht muede. Berg runter rasen und wieder hoch, ueber Wurzeln, Steine und zwischen Baeumen hindurch. Ich werde noch ein Profibiker...
Nach diesem sehr ereignisreichen Nachmittag mit viel Sonne, Wind, frischer Luft und Staub bin ich Abends total platt und erschossen. "Leider" haben wir nicht so wirklich bedacht wie anstrengend das sein wuerde, so dass wir fuer heute Abend Paula zu Besuch haben und mit ihr zusammen kochen wollen. Schlechte Kombination aber da sie nicht mehr lange da ist und ich noch so viel Zeit wie moeglich mit ihr verbringen moechte geht es nach einer kurzen Rast weiter. Es gibt Tacos und zum Nachtisch Apple Crumble. Auch wieder etwas chaotisch, da wir zwar wissen wie es schmecken soll, aber kein Rezept zur Verfuegung haben. Lecker wird es dann aber trotzdem , zwar etwas hart aber Hunger ist ja bekanntlich der beste Koch. Wir geniessen unseren Apple Crumble also entspannt mit einem leckeren Wein auf dem Sofa und ziehen uns ein Video rein. Das was man halt so macht an einem Sonntagabend
Unser beruehmter Apple Crumble
Auch die naechste Woche verbringe ich mit bloggen, bloggen und nochmals bloggen. Schreiben bis meine Finger blutig sind. Das gute ist wenn ich einmal einen Run habe dann sollte ich dran bleiben. Erstens kommt das nicht so haeufig vor (wie ihr wisst) und zweitens macht es dann am meisten Spass. Neben dieser Hauptbeschaeftigung fahre ich regelmaessig fuer Andre nach Condo rein, mit einer langen Einkaufsliste und versuche alle moeglichen Dinge fuer die Farm zu kaufen. Und wenn ich die Moeglichkeit habe, dann mach ich das mit einem der Jut's, bei uns in Deutschland Pick up's genannt. 4WD selbstverstaendlich. Ich glaub das sind eine der schoensten Momente rueckblickend. Mit dem 4WD durch die Einsamkeit fahren, dann bei den Jungs in den einzelnen Shop einen kleinen Plausch halten, mittlerweile alle irgendwie schon zu kennen und sich zu denken "Wann genau ist Condo mein zu Hause geworden?"
Und dann steht auch wieder ein Abschied vor der Tuer: Paula macht sich auf den Weg nach Melbourne. Wir machen uns also Samstag Abend fein und besuchen sie in dem Pub wo sie arbeitet und begiessen unsere Zeit gebuehrend. Zum Glueck wusste Andre wie wir nach Hause kommen, ich fand Paula's Cocktails einfach zu lecker
Am naechsten Morgen ist dann erstmal Katerfruehstueck angesagt. Mit ganz viel Ruhe und Pancakes. Den restlichen Vormittag verbringen wir mit in die Messe gehen und entspannen, bevor wir uns am Nachmittag entschliessen irgendwo an den Fluss zu fahren, ein Lagerfeuer zu machen und den Sternenhimmel von Australien zu bewundern. Gesagt, getan.
So sieht der Start in unseren Sonntag aus...
... und so der Ausklang
Meine letzte Woche in Codobolin verbringe ich ein wenig im Stress. Neben soviel wie moeglich bloggen gibt es noch eine Million Dinge zu organisieren. Rechnungen bezahlen, meine Didge nach Deutschland (hoofentlich klappt das) senden, New Zealand organisieren, brauche ich Visa fuer Asien usw. A propo NZ: es gibt eine Neuigkeit. Auch wenn sich Andre dafuer entschieden hat nicht mit mir weiterzureisen, reist er jetzt doch mit mir. Jedoch nicht Richtung Deutschland sondern fuer drei Wochen nach NZ. Geplant ist es, dass ich eine Woche nach meinem Meditationscentrum alleine rumreise, er dann anch Queenstwon geflgen kommt, wir eine Woche zusammen den Suedne unsicher machen und dann an einem Psychologiekurs in Christchurch teilnehmen. Ja ihr lest richtig. Der Plan ist noch ein wenig mehr ueber sich selber zu lernen, da passt das also perfekt rein. Ausserdem ist das mit unserer "Trennung" so was. Keiner von unseren Freunden hier hat bisher mitbekommen, dass wir uns getrent haben, was vorallem daran liegt, dass wir uns nicht entsprechend behandeln und wir uns nach wie vor wie ein Paar verhalten. Ist also alles etwas schwierig und die Grenzen sind eher schwammig! Aber es ist der Plan als Freunde nach und durch NZ zu reisen. Vielleicht ist es da etwas einfacher das durchzusetzen.
Und weil ihr bis her ja noch gar nicht im Einzelnen gesehen habt wie ich denn hier eigentlich die letzten Monate gelebt habe (und weil man das ja immer am Ende macht), hier ein kleiner Einblick in unser zu Hause:
Da in der Ecke ist es noch, mein Didge
Unser Wohnzimmer (bereits im Aufbruch)...
...und unser nicht funktionierender Kamin
Und unser Kochparadies
...und unser Spa
...unser Ankleidezimmer
...und ich bei der Arbeit "Baeh Blog"
Das Imperial
An meinem letzten Weekend in Condobolin wird gekocht und vorbereitet was das Zeug haelt. Da wir Sonntag nach dem Service ein BBQ bei uns geplant haben, mit ca. 15-25 Leuten, muss einiges an Salaten etc. zubereitet werden, eingekauft und aufgeraeumt. Ihr kennt das ja. Und Pomegrants fuer alle vorbereiten. Mit Vanilleeiscreme, wie es sich gehoert.
Ich im Pomegrants-oeffnen-Wahn
Meinen letzten Sonntag starten wir dann wie immer, mit unserem Service. Wo ich dann natuerlich auch mein "sending off" bekomme, was bedeutet das man nach vorne geholt wird, wo man dann mit den besten Wuenschen etc. ausgestattet wird und Ralf und Bev fuer mich gebetet haben. Ich heule wie ein Schlosshund. Bereits vorher. Ja, ja das Krebschen. Wie immer zu nah am Wasser gebaut. Ich kann es gar nicht glauben. Dafuer das ich am Anfang unter gar keinen Umstaenden regelmaessig in die Kirche wollten, waren wir ganz schoen oft hier und ich hab mich verdammt wohl gefuehlt.
Mein zweites zu Hause in Condobolin, unsere Kirche
Nach unserem letzten Kaffee machen Andre und ich uns auf den Weg nach Hause um dort bereits mit dem grillen zu starten und kurze Zeit spaeter folgen uns die anderen. Wir haben einen super schoenen Nachmittag, mit Essen bis zum abwinken, einem Goodbye Schoki Kuchen von Jenny in einer Groesse, das wir ganz Condo haetten einladen koennen (uns lecker war er) und zum Glueck dann doch schoenen Wetter.
Vor dem Ansturm
Ralf, unser Pastor und Pat
DER Ansturm
Mein Good bye Schoki-Kuchen! STrahl...
Am Abend treffen wir uns dann nochmal mit Ralf, der mir ein wenig bei der Recherche nach einer nicht "Spassbefreiten" Kirche in Koeln behilflich ist. Und ich bin ganz ueberradcht. da scheint es wirklich ein paar nette Optionen zu geben. Tja und dann steht auch schon unser letzter Abend vor der Tuer. Ein weiteres Kapitel in meinem Leben schliesst sich "Leben in OZ". Was bringt die Zukunft? Wohin verschlaegt es mich? Und gerade ganz akut "wie soll ich mich am Dienstag oder Mittwoch von Andre veranschieden? Bereits der Gedanke treibt mir Traenen in die Augen, obwohl ich weiss, dass es nur fuer drei Wochen ist. Ein weiteres mal haben wir DEN Abschied vor uns hergeschoben.
Und ja ich habe die Haare verdammt kurz, ich weiss. Unser Foehn, so nebenbei.
Am naechsten Morgen fange ich dann (ganz untypisch Sabine) sehr kurzfristig an zu packen. Ich hab es die ganze Zeit vor mir hergeschoben, aber irgendwann geht es dann nicht weiter. Mein Backpack will gepackt werden. Ich bin wieder ein Backpacker. Irgendwie. Zum Lunch kommt Jenny vorbei, schenkt mir noch eine selbstgebastelte Halskette als Andenken und dann geht es los. Auf nach Orange. Ein letztes mal gehe ich durch alle Zimmer, sage still und heimlich good byeund denke mir ein weiteres mal in emienm leben,d ass man nie zu schnell urteilen sollte. Jeder Mensch und jeder Ort verdient einen zweiten Blick. Denn vielleicht steht da an der Ecke dein zukuenftiger bester Freund oder ein neues zu Hause. Auch wenn man sich auf den ersten Blick gedacht "Naeh, das geht ja gar nicht!"
Meine Lieblingsveranda in Condo
Jenny und ich in meinen letzten Minuten in Condobolin
Die Hauptstrasse in Condo
Aufbruch: | 28.04.2008 |
Dauer: | 17 Monate |
Heimkehr: | 18.09.2009 |
Thailand
Laos
Kambodscha
Malaysia
Indonesien
Australien