Wenn nicht jetzt wann dann

Reisezeit: April 2008 - September 2009  |  von Sabine Salcher

Australien: 30. Road Trip mit James

31.12 - 11.01 Road Trip (Tag 248 / 155) - (Tag 259 / 166)

31.12 Sylvester in Condo

Nach dem Fruehstueck, zusammenpacken und verabschieden von Andre's Eltern sind wir on the Road: die naechsten 12 Tage Richtung Norden durchs Landesinnere und dann zurueck nach Sydney entlang der Kueste. Einen Plan haben wir noch nicht bis auf das ich spaetestens am 12.01 in Sydney und Andre in Condobolin sein muss. Bis dahin ist alles offen. Erstmal ist fuer uns kennenlernen angesagt. Mit Andre bin ich immerhin erst 6 Wochen zusammen (auch wenn es sich aufgrund der Vertautheit eher wie 6 Monate anfuehlt) und James kenn ich seit 24 Stunden. Aber das ist ja beim Travelln eher normal.

Wir verbingen den restlichen Tag mit km gutmachen. 600 sind es ungefaehr von Kerang bis Condobolin (beide Orte werden 99% der Backpacker eher nicht kennen) unserem heutigen Ziel und unserem kommenden "zu Hause" ab Februar. Sylvester in Condo! Das haette ich auch nicht gedacht. Das betteln in den letzten Tagen "Sydney waer ja auch eine Option" hat leider nichts gebracht. Zu gross und chaotisch in den Augen der Jungs. Es soll ein australisches Sylvester geben. Was auch immer das heissen mag. Bis auf fahren, fahren, fahren passiert also nichts spannendes. Am spaeten Nachmittag rollen wir dann in Condo ein und ich bin zutiefst enttauescht. Hier soll ich 2 Monate bleiben? Hier ist ja absolut nichts! Und haesslich ist es noch dazu. Ein wenig desillusioniert machen wir uns also auf die Suche nach Andre's Freunden bei denen wir heute Nacht schlafen. Nebenbei Burnie's (Skipper) Sohn Mick. Bec, seine Frau (verheiratet mit Anfang 20, das ist auf dem Land normal) ist mir sofort symphatisch, aber Mick hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Kennt ihr das, wenn man bereits soviel von jemanden gehoert hat, dass man denkt er ist einem vertraut und ihn dann kennenlernt und es nicht so? Ja so geht es mir mit Mick. Aber viel Zeit haben wir eh nicht, da wir alle zum BBQ bei unserem zukuenftigen Chef eingeladen sind und wir erst noch Getraenke usw. besorgen muessen. Also auf in den Supermarkt und dann weiter zur Farm "Borambil North", meinem neuen Arbeitsplatz.

Den ersten Teil unseren Sylvesterabends verrbingen wir also bei Paul und Rachel zu Hause. Es sind ca. 40 Leute da, Freunde und Angestellte und es gibt ein grosses BBQ. Ich hatte leider meine Kamera nicht dabei, da ich nicht so richtig wusste was mich erwartet. Ihr muesst also auf Fotos von Sylvester verzichten. Neben essen und trinken unterhalte ich mich die meiste Zeit mit Ken, dem Accontant der Farm. Er ist super interessant und offen, ist mit seiner Frau und seinen Kids schon ueberall rumgetravellt und ist nach den ganzen strikten Christen eine sehr willkommene Abwechslung. Geht also auch. Gegen 22:30 macht sich dann die juengere Fraktion auf Richtung Pub. Das ist aber gar nicht so einfach. Der RSL Club, DIE Party Anlaufstelle in Condo, laesst uns nicht mehr rein, da es schon zu voll ist. Also geht es zum Condo Hotel, wo es relativ leer ist, was allerdings nicht so schlimm ist, da wir auch alleine Party machen koennen Das kommende was ich euch jetzt erzaehlen werde ist kein Aprilscherz, nein es ist wirklich passiert: Um 23:45 werden wir rausgeworfen! Und zwar nicht weil wir uns daneben benommen haben, nein das Condo Hotel schliesst am Sylvesterabend um 23:45!!! Wir koennen es nicht glauben, aber auch rumdiskutieren bringt nichts. Wir muessen gehen. Jetzt ist schnelles handeln angesagt und bevor wir zuviel Zeit verplempern und Sylvester auf den Strassen von Condo feiern mussen (was man wirklich nicht moechte!) fahren wir alle zu Mick und Bec, drehen die Mucke auf, machen ein Lagerfeuer und rutschen dort in das neue Jahr 2009...

01.01 + 02.01 Condo nach Warrumbungle NP

Am naechsten Morgen brummt mein Schaedel wie schon lange nicht mehr. Der letzte Wein war schlecht! Ein leckeres Fruehstueck und eine lange kalte Dusche holen mich dann aber wieder ins Reich der Lebenden, so dass wir kurz danach vom Hof rollen koennen. Weiter Richtung Norden, wohin steht noch nicht fest. Auf dem Weg durchforsten wir dann die Landkarte und entdecken den Warrumbungle NP, wovon die Jungs sofort total begeistert sind. Tolles Hiking und Rock Climbing soll es da geben. Ich fuehl mich zur Zeit nur nach horizontal liegen. Aber das kann ja nicht ewig andauern. In Parkes gehen wir dann einkaufen und nehmen einen Hangover Lunch zu uns: Pizza. Mmmmhhhh, ungesund, lecker.... Fuer die naechsten Tage mit ausreichend ungesundem Essen und Trinken ausgeruestet geht es dann weiter. Auf dem Weg halten wir dann bei dem beruehmten CSIRO Parkes Radio Teleskop, der Star des Filmes "The Dish" Das 64m grosse Teleskop wird nach wie vor von Astronomen zur Erforschung des Universums genutzt. Ziemlich beeindruckend. Wir besichtigen es jedoch nur von aussen und schauen beim Visitor Center vorbei, da wir noch einige km vor uns haben.

Am spaeten Nachmittag erreichen wir dann den Warrumbungle NP und bereits die Anfahrt ist atemberaubend. Wenn man aus dem sehr flachen Condobolin kommt, dann durch eine etwas huegelige Landschaft faehrt und schliesslich diese massiven riesengrossen Feldwaende von weitem sieht. Wahnsinn. Auf dem Weg zu unserem Campground fahren wir dann an ca. 100 Kaenguruhs vorbei, die sitzen hier am Strassenrand wie in Deutschland die Hasen. Ich komm aus dem Staunen gar nicht mehr raus und bin super happy das die Jungs diesen NP ausgewaehlt haben. Da es noch hell ist machen wir noch einen kleinen Erkundungswalk bevor wir unsere Zelte aufbauen und unser erstes Abendessen unter sternenklarem Himmel haben.

CSIRO Parkes Radio Teleskop aus "The Dish"

CSIRO Parkes Radio Teleskop aus "The Dish"

Morgens heisst es frueh aufstehen, da wir heute den NP zu Fuss erkunden wollen. Also fruehstuecken, ausreichend Essen und Trinken einpacken und auf zum Visitor Center um die noetigen Info's ueber die Walking Tracks zu bekommen. Nachdem alles erledigt ist und wir uns fuer den 13km langen Breadknife and Grand High Tops Walk entschieden haben ist es auch schon 10Uhr. Also Beine unter die Arme geklemmt und los. Sonst kommen wir im Dunkeln zurueck. Der Walking Track wird als steil und anstrengend beschrieben mit einer durchschnittlichen Zeit von 5 Stunden. Rechnet man Pausen, Lunch und Fotos machen mit ein koennt ihr Euch also vorstellen was wir heute vor uns haben. Ich bin noch etwas skeptisch, denke mir aber das ich ja immer die Moeglichkeit habe umzukehren. Sowas wie bei der Cape Tribulation Tour brauch ich nicht nochmal.

Die erste Stunde ist sehr entspannt. Relativ flaches Gelaende, wunderschoene Eukalyptus Waelder mit kleine Baechen und einigermassen schattig und angenehm kuehl. Ist aber ja auch noch frueh. Die Jungs entscheiden sich dann noch einen kleinen Schlenker zu einem weiteren Lookout einzuschieben, den ich jedoch ausfallen lasse, da ich schon froh sein werde den 13km Walk zu schaffen und nicht noch Extra-km brauche. Nach ihrer Rueckkehr haben wir erstmal Lunch, was ich nicht so toll finde, da es meiner Meinung nach zu frueh ist, wenn man bedenkt wieviel wir noch vor uns haben (und die meisten die uns entgegen kommen bereits auf dem Rueckweg sind!) Aber gut, die Mehrheit gewinnt.

Unser verfruehter Lunch

Unser verfruehter Lunch

Ausgeruht und gestaerkt geht es dann weiter und so langsam faengt es an anstrengend zu werden. Das flache Stueck liegt weit hinter uns und jetzt geht es nur noch steil und dann auch steiler bergauf. Aber wir legen immer wieder kurze Pausen ein, so dass es machbar ist (und Andre traegt den Rucksack )

Irgendwann erreichen wir dann eine steile Treppe, wo ich ernsthaft ueberlege auszusteigen und zurueck zu gehen. Das sieht man vielleicht auch bei dem Foto. Also Pauschen angesagt.

Aber natuerlich packt mich der Ehrgeiz und ich denke mir den Rest schaffst du auch noch. In der Mitte aufgeben gilt nicht. Also Treppe hoch (unterbrochen von mehr als einer Pause) und vorallem die Aussicht geniessen. Die ist naemlich einzigartig. Und ich habe eine Entschuldigung warum ich immer wieder pausiere Oben angekommen trennen wir uns dann. James moechte sofort zu den Grand High Tops, Andre und ich moechten aber vorher noch die andere Seite erkunden.

Waaaaaaaaaaasser...

Waaaaaaaaaaasser...

Und die hat es in sich (meiner Meinung nach ist die Aussicht schoener als von den GHT, wenn auch nicht so spektakulaer und bekannt). Aber entscheidet selbst.

Fruechte ernten

Fruechte ernten

Nachdem wir die Aussicht in uns aufgesogen haben geht es weiter und wir treffen James der sozusagen die Rueckseite besichtigt hat.

Wir machen eine weitere Pause und die beiden Jungs entschliessen sich noch weiter wandern zu wollen. Fuer mich ist hier jedoch Schluss. Ich bin jetzt schon total platt und weiss schon gar nicht wie ich es zurueck schaffen soll. Ausserdem haben meine Knieschmerzen wieder angefangen und das bereits beim Aufstieg. Normalerweise faengt das erst beim Abstieg an, also hab ich eh noch einigen Spass vor mir. Um den beiden nicht den Spass zu nehmen schlag ich vor, dass ich ueber die GHT zurueck gehe und wir uns dann in ca. 2,5std. am Carpark treffen. Und auf ihr mehrmaliges nachfragen ob das denn wirklich ok fuer mich waer sag ich natuerlich "kein problem" Wenn ich zu dem Zeitpunkt gewusst haette was noch auf mich zukommt! Ich werd ein wenig nachdenklich als mir James eine Pflanze zeigt, die man essen kann. "Hallo??? Verlaufen kann ich mich hier nur schwer. Also mach mir keine Angst" "Just in case" kommt es.

Mit ausreichend Wasser ausgestattet mach ich mich also auf zu den GHT und das heisst erstmal wieder bergauf. Wenn mir James doch gesagt haette wieviel bergauf!!! Bereits beim Aufstieg werden meine Knieschmerzen schlimmer und ich bin hundemuede. Aber die GHT will ich mir nicht entgehen lassen, also Zaehne zusammenbeissen und weiter. Irgendwann hab ich es dann geschafft und die Aussicht ist fantastisch und entschaedigt fuer alles. Am hoechsten Punkt treffe ich dann eine Franzoesin, auch allein unterwegs, und wir quatschen eine Runde und nutzen die Gesellschaft um Fotos machen zu koennen. Sie folgt dann irgendwann den Jungs und wir verabschieden uns.

Wie aus dem Bilderbuch

Wie aus dem Bilderbuch

Bread Knife Irgendwo da unten muss ich hin.

Bread Knife Irgendwo da unten muss ich hin.

Selbstausloesser!

Selbstausloesser!

Beim Abstieg von den GHT kommt mir langsam die Frage in den Sinn, wie ich es bis zum Carpark schaffen soll. Gerade etwas ueber Halbzeit und mein Knie schmerzt wie Hoelle. Ich stolper und rutsche den Berg mehr runter als alles andere. Auch die Pausen die ich immer wieder einlege oder verschiedene Techniken wie ich mein rechtes Knie entlasten koennte helfen nur wenig.

Nachdem ich es irgendwie diese Sch... Treppen runtergeschafft habe (die meinem Knie glaub ich den Rest geben) humpel ich mittlerweile heulend weiter den Berg runter: das steilste Stueck. Alle 10 min setze ich mich und versuch mich irgendwie zu beruhigen. So verbringe ich also die naechste Stunde humpeln, hinsetzen, humpeln usw. Irgendwann geht es nicht mehr. Ich bin dermassen platt und mir ist alles nur noch egal. Es geht nicht mehr weiter. Zur Not schlaf ich halt im Wald. Ich leg mich also auf den Boden (Ja legen, nicht setzen) und bleibe da. Bis ich irgendwann Schritte hoere und Andre hechelnd vor mir steht. Obwohl sie das weit laengere Stueck zurueck hatten waren die beiden schon etwas laenger am Carpark und wunderten sich wo ich denn bleibe. Irgendwann hat sich Andre dann so Sorgen gemacht, dass James zurueck zum Campground ist um Hilfe zu holen und Andre losgelaufen ist um mich zu suchen. Und findet mich mitten im Park auf dem Boden liegend!

Schliesslich entscheiden wir uns, dass er den Wagen holt und soweit rangefahren kommt wie es nur geht und ich bis dahin laufe. Fuenf Minuten spaeter, mittlerweile tritt die Daemmerung schon ein, hoere ich ploetzlich Geraeusche hinter mir und seh mich schon einem Baeren oder Riesenkaenguruh gegenueber (zur Anm. Die Kaengeruhus huepfen hier nur so um einen rum) stehen. Mir faellt das Herz in die Hose als die Franzoesin angehumpelt kommt: Knieschmerzen. Wir verfallen in einen Lachanfall als wie uns gegenseitig unsere Stories erzaehlen. Beim naechsten mal wollen wir gemeinsam den Berg runter humpeln. Kurze Zeit spaeter pickt uns Andre auf, wir geben ihr einen Lift bis zu ihrem Auto und fahren dann zurueck zum Camp wo James bereits mit dem Kochen angefangen hat. So endet der Tag also doch noch gut (Bis auf das die Jungs ein wenig sauer sind, das ich nicht bereits frueher Bescheid gesagt hab mit meinen Knieproblemen)

03.01 Warrumbungle NP zum Serpentine Nature Reserve

Am naechsten Tag geht es mir ein wenig besser, aber mit weiten Strecken laufen ist nicht. Ich fahre also zur Dusche. Nach dem Fruehstueck packen wir dann alles zusammen und machen uns auf zum Serpentine Nature Reserve, was mehr oder weniger den ganzen Tag dauert. Abends campen wir dann auf einem wunderschoenen NP Campground mit eigener Feuerstelle. Adventure Cooking kann ich nur sagen. Untermalt mit GitarrenmusikMmmmmmhhhhhhhhhhhh.

Ich seh Dich

Ich seh Dich

Klischee, aber so schoen

Klischee, aber so schoen

Ist das nicht lecker?

Ist das nicht lecker?

04.01 Serpentine Nature Reserve - New England NP - Ebor Falls - Bellingen - Ocean

Am naechsten Morgen besichtigen wir dann den Gorge, allerdings nur von oben. Es gibt zwar die Moeglichkeit runterzuwandern, aber weder ich noch die Jungs sind wirklich scharf darauf (auch die sind noch ziemlich muede von dem Warrumbungle NP )

Es gab keine Tag wo sie nicht in einem Baum oder an irgendeiner Felswand rumgeklettert sind...

Es gab keine Tag wo sie nicht in einem Baum oder an irgendeiner Felswand rumgeklettert sind...

Ohne Moos nix los.

Ohne Moos nix los.

Baeh!!!

Baeh!!!

Serpentine Nature Reserve

Serpentine Nature Reserve

Danach haben wir Lunch im New England NP mit wunderschoener Aussicht ueber den kompletten Wald. Wir koennen fast bis zum Meer schauen so hoch sind wir. Das bekommt man auch durch die Temperaturen zu spueren. Um einiges kaelter hier oben.

Der New England NP, soweit das Auge reicht

Der New England NP, soweit das Auge reicht

Romeo...

Romeo...

Ausgeruht und gestaerkt geht es zu unserem eigentlichen Tagesziel und Highlight, die Ebor Falls (naehe von Armidale). Es handelt sich hierbei um zwei Wasserfaelle, die durch eine wunderschoene Schlucht fliessen.

Bei den Ebor Falls

Bei den Ebor Falls

Irgendwann haben wir dann genug von Natur und Wasserfaellen und ueberlegen was wir heute Abend noch machen wollen. Auf Kochen haben wir wenig Lust, so dass wir uns auf den Weg nach Bellingen machen, wo wir hoffen einen netten Pub oder Restaurant zu finden. Und Bellingen ist es dann: Das waer der Ort wo ich gerne leben wuerde (wenn es denn OZ ist). Ein kleiner suesser Ort, nicht zu gross und nicht zu klein, mit wunderschoenen Restaurants und Pubs (nicht nur fuer australische Verhaeltnisse) umgeben von einer gruenen, huegligen Landschaft. Und hat ein wenig Hippieflair. Sozusagen perfekt. Nach einem kleinen "Stadt"bummel und dem ersten Bier im Pub machen wir uns dann auf die Suche nach Futter. Leider ist die supersuesse Pizzeria dermassen voll und ausgebucht fuer die naechsten Stunden, dass wir sie zwar in Anspruch nehmen aber Take Away machen muessen und unser italienisches Menue am Fluss geniessen.

DIE Oma von Bellingen

DIE Oma von Bellingen

Ein weiterer Baum wird unsicher gemacht.

Ein weiterer Baum wird unsicher gemacht.

Zum Glueck im nachhinein, sonst haetten wir wohl nie dieses Naturschauspiel gesehen. Zunaechst starten ueber unseren Koepfen einige Batman's. Und irgendwie werden es immer mehr. Das Geschrei und Gequitsche haettet ihr hoeren muessen. Und ploetzlich ist der ganze Himmel (mittlerweile in der Daemmerung) schwarz vor Batman's. Und der Strom reisst nicht ab. Wir haben keine Ahnung wo de alle herkommen und was ihr Ziel ist, auf jeden Fall fliegen Tausende von Batman's den ganzen Abend ueber uns hinweg. Ist das nicht ein geiles Foto?

Batman's in voller Pracht

Batman's in voller Pracht

Da wir nicht so richtig wissen wo wir heute uebernachten koennten machen wir uns auf zur Kueste und hoffen einen netten Schlafplatz in der Naehe vom Strand zu finden. Es dauert zwar etwas und es ist auch mehr als Stockdunkel als wir unsere Zelte aufschlagen, aber als ich einschlafe hoere ich das Rauschen des Ozean's.

05.01 Coff's Harbour

Bevor wir am naechsten Morgen irgendetwas anderes machen, stuerzen wir uns erstmal in die Fluten. Die Wellen sind massig. GENIAL. Ich koennte den ganzen Tag nichts anderes machen. In die Wellen stuerzen, treiben lassen, wieder reinstuerzen und dann erschoepft irgendwann am Strand in der Sonne liegen und den Himmel beobachten. Den Vormittag vertreiben wir uns dann auch damit, zwischendurch fruehstuecken, zusammenpacken und einen Strandspaziergang machen und dann wieder ab ins kuehle nass. Ich hatte es mir eigentlich auch kaelter vorgestellt, oder ich gewoehn mich so langsam wieder an normale Temperaturen. Naja waermer als die Nordsee, wo ich ja gross geworden bin, ist es allemal.

James Bond

James Bond

Die Stimmung ist ein wenig angespannt, wir brauchen alle ein wenig Abstand voneinander. Zuviel Zeit miteinander verbracht und teilweise zu grosse Sprachbarrieren. Mit Andre ist alles super, wir spielen uns immer weiter aufeinander ein, aber mit James ist es manchmal etwas schwer. Wenn er ein kompliziertes Wort verwendet, was ich nicht verstehe und ich nachfrage, verwendet er danach ein weiteres kompliziertes Wort und noch eines, so dass ich irgendwann frustriert bin, sich mein Gehirn abschaltet und ich in die Binchen-Welt fluechte. Das traegt natuerlich nicht zur Problemloesung bei ist aber irgendwann die einzige Loesung.

Wir entschliessen uns also nach Coff's Harbour zu fahren und dort den Tag ein wenig getrennt zu verbringen. So gehen wir also zunaechst shoppen und fahren danach zum Strand, wo ich den Tag lesend und schlafend verbringe.

Nachmittags gehen wir dann Lebensmittel einkaufen und machen uns auf die Suche nach einem Campground. Dreckig uns salzig wie wir sind waer es doch ganz nett mal wieder eine Dusche zu haben und unsere Klamotten zu waschen. Auf dem Campingplatz angekommen ist dann wieder heile Welt und der Teamgeist kommt raus. Andre baut die Zelte auf, James faengt an zu kochen und ich mach unsere Waesche. Perfekte Arbeitsteilung. Nach einem leckeren Abendessen mit Melone von unserem zukuenftigen Boss als Nachtisch machen wir uns fein und gehen ins Kino in "The curious Case of Banjamin Button" Mein erster Kinobesuch seit Deutschland. Also schon was her. Hoffe ihr wart da alle drin. Super Film und macht einen ziemlich nachdenklich. Was bist DU im Leben?

06.01 Besuch bei Uncle Ray und Auntie Sue

Am naechsten Morgen sind wir die Pancake Koenige des Caravan Parks. Pancakes rauf und runter, in allen moeglichen Variationen und soviel nur geht und bis uns schlecht ist. Da wir das alles ausfuerhlich geniessen und entsprechend Zeit vertroedeln muessen wir uns danach sputen und unsere Zelte etwas schneller abbauen. Danach gehen wir in Coff's Harbour shoppen (oder besser gesagt die Jungs) und James fuehrt seine neu errungenen Swimshorts in Nambucca Heads aus. Da uns der Strand ein wenig zu klein ist schwimmen wir von dort aus zu riesengrossen Sandinseln etwas weiter drausen (nach wie vor noch in geschuetzten Gewaessern ein wenig im Landesinneren). Ich denk die ganze Zeit nur, hoffentlich ist jetzt kein Hai unter mir. Soweit ist das offene Meer nun auch nicht. Aber natuerlich passiert nichts und die Sandinseln sind soviel besser. Zurueck am Strand entscheidet James sich ein wenig schnorcheln zu gehen. Andre und ich wollen waehrenddessen etwas Zeit allein verbringen (was in den letzten Tagen zu kurz gekommen ist). Allerdings haben wir das Auto noch nicht ganz verlassen als wir James mit ein wenig zu viel Blut um sich rum im Wasser sehen! Er wollte sich an den Steinen festhalten und hat sich dabei an einer Austermuschel in die Hand geschnitten. Und zwar ziemlich tief. Was uns entsprechend am meisten beunruhigt ist, das er sagt er habe kein Gefuehl in der Hand. Wir schmeissen also schnell alles ins Auto und fahren ins naechste Krankenhaus in Macksville, wo James Hand genaeht wird. Er hat nochmal Glueck gehabt, alle Sehnen sind intakt und der Schnitt wird wieder gut verheilen.

Nach diesem Nachmittags Schock fahren wir auf die Farm von Andre's Onkel "Uncle Ray and Auntie Sue", wo wir den Abend verbringen und auch uebernachten. Die beiden haben ein wunderschoenes Anwesen bei Eungai Rail, ca. 100km suedlich von Coff's Harbour. Und wir muessen nicht im Zelt schlafen

Pancakes a la Binchen

Pancakes a la Binchen

07.01 Myall Lakes NP

Am naechsten Morgen stelle ich den kompletten Wagen auf den Kopf und bin ziemlich schlecht drauf. Ich kann meine gruene H&H nicht finden. Das letzte mal hatte ich sie bei den Warrumbungle's auf und danach kann ich mich an nichts mehr erinnern. Aber es aendert nichts. Egal wie lange ich suche und wie sauer ich bin, ich finde sie nicht (Und ist bis heute verschollen). Wir packen also alles wieder in unseren treuen Falcon ein und fahren Richtung Grassy Heads. Dort hat Andre's Family ein Haus und er hat seine halbe Kindheit in dieser Gegend verbracht. Wir erkunden also zunaechst den Huegel hinterm Haus und dann die angrenzenden Waelder. Irgendwann stellen die Jungs mich dann vor die Option "entweder wir muessen zurueck gehen oder wir gehen diesen Berg runter und kommen unten beim Strand raus". Das Meer kann ich von hier aus perfekt sehen und den gleichen Weg zurueck ist langweilig, also denke ich mir, dass das Dickicht schon nicht so schlimm sein wird. Tja in Deutschland waer das vielleicht auch so gewesen, aber ich bin hier gerade in Australien und das schein ich vergessen zu haben. James ist ziemlich schnell verschwunden, so dass Andre und ich alleine nach einem Weg suchen muessen. Ja suchen. Einen eigentlichen Weg gibt es nicht. Die ca. 500m fuehlen sich dann an wie 5km und ich bete die ganze nur hier moeglichst schnell wieder raus zu kommen. Ueberall sind Spinnennetze mit riesengrossen Spinnen drin und auch das Zureden von Andre, die waeren nicht gefaehrlich oder toedlich (!!!) beruhigen mich nicht wirklich. Und ich will gar nicht wissen was noch da ist was ich nicht sehe. NIE wieder bekommt mich jemand in so einen Urwald! Nachdem ich tausend Tode gestorben bin kommen wir irgendwann endlich am Strand an und die naechste Stunde versuch ich in der kalten Brandung wieder runter zukommen.

Nach unserem Lunch machen wir uns dann auf Richtung Myall Lakes NP, wo wir die Seal Rocks besuchen und uebernachten wollen. Ca. 200Km von hier entfernt dauert das dann den restlichen Nachmittag. Der Myall Lakes NP stellt sich als wunderschoene Seenlandschaft heraus, in der wir gerne etwas mehr Zeit verbracht haetten, aber bis auf einen kurzen Abstecher zu den Seal Rocks und dem Suchen nach einem Campground schaffen wir leider nicht mehr. Aber schon das durchfahren lohnt sich.

Der beruehmte Kookaburra

Der beruehmte Kookaburra

Dingo ganz nah

Dingo ganz nah

08.01 Blue Mountains

Der Campground stellt sich am naechsten Morgen als eine Fundgrube der typisch australischen Tiere heraus. Einen Meter von unserem Zelt sitzt morgens der Kookaburra und fuenf Meter von uns weg schleicht der Dingo umher. Fuer uns heisst es nach dem Fruehstueck wieder Zelte abbauen und die Strasse entern. Und das ist auch mehr oder weniger unsere Haupttagesaufgabe. Da wir heute Nachmittag Freunde von Andre und James in den Blue Mountains treffen wollen heisst es ein weiteres mal fahren, fahren und fahren. Es dauert allerdings vorallem deshalb so lange, da wir uns zuerst verfahren und dann in Sydney in die Rush Hour kommen. Am spaeten Nachmittag erreichen wir dann endlich die Blue Mountains. Wo es mal wieder, fuer mein empfinden, saumaessig kalt ist. Und das mit meiner Erkaeltung, die ich doch gerade erst so halb hinter mir hab. Um der Kaelte ein wenig zu entfliehen haben wir dann Abendessen in einem Pub (beim Lagerfeuer und fahren dann zu unserem (Free, juhu) Campground in einer Schlucht in den Blue Mountains. Hammergeil, sag ich Euch. Wir kommen uns vor, als wuerden wir in die Hoelle fahren. Immer tiefer und tiefer geht es und es wird immer dunkler und unheimlicher. Die Landschaft ist sogar im dunklen der Wahnsinn. Nachdem unser Zelt aufgebaut ist verbringen wir den restlichen Abend bei Andre's Freunden Mandy und Steve im Van.

09.01 Hunter Valley

Andre und ich entscheiden uns am Morgen die Blue Mountains bereits heute wieder zu verlassen, fuer eine Uebernachtung ins Hunter Valley zu fahren und morgen Abend zurueck zu kommen. Wir brauchen ein wenig Zeit alleine und bevor ich Australien verlasse, moechte ich auf jeden Fall noch ein Weingebiet sehen. Da das Hunter Valley (fuer australische Verhaeltnisse) nicht weit von hier weg ist, faellt unsere Wahl auf dieses. Nach dem Fruehstueck packen wir also alles zusammen und machen uns auf Richtung Weinprobe

Zunaechst geht es durch wunderschoene Waelder mit fantastischen Lookouts und tiefen Schluchten, bevor sich so langsam die Landschaft veraendert und alles gruen und huegelig wird. Und dann erreichen wir endlich die ersten Weinberge. Wenn man das Berge nennen kann. Mein Massstab war die Mosel und ich kann euch sagen, dagegen kann man das Hunter Valley total vergessen. Klar sind immer mal wieder nette Wein-"huegelchen" da, aber nicht in der Dramatik wie bei der Mosel. Deutschland ist also doch schoener

Im Hunter Valley. Aber die Mosel ist schoener

Im Hunter Valley. Aber die Mosel ist schoener

Wir fahren also von einem Winzer zum naechsten, testen ein paar Weine (sind geschockt von den Preisen) und kaufen nix. Ist auch nichts dabei was mich jetzt umhauen wuerde (aber ich bin ja auch kein Weinkenner).

Am Nachmittag machen wir uns dann auf die Suche nach einem schoenen B&B und das wird der Reinfall des Tages. Wir hatten uns das eigentlich so vorgestellt, dass ueberall am Strassenrand Schilder mit suessen, kleinen und nicht zu teuren B&B waeren, so schoen mitten in den Weinbergen!!! Aber irgendwie sind die OZ nicht Geschaeftstuechtig und wir finden in den folgenden zwei Stunden kein eiziges Schild. Nachdem wir in Denman nur Pubs finden konnten versuchen wir unser Glueck in Muswellbrook, 20km entfernt und um einiges groesser. Das wird dann die absolute Lachnummer. Wenn uns jemand von oben gefilmt haette, ihr wuerdet euch nicht mehr einkriegen vor Lachen. Wir finden Schilder die B&B anzeigen, nur leider immer nur eins, so dass wir nie wissen wohin wir denn jetzte weiter fahren muessen. Wir sind ungefaehr 20mal die Hauptstrasse rauf und runter, waren in allen Nebenstrasse ca. 2mal, bevor wir EIN einziges B&B gefunden haben. Die hatten aber noch nicht mal ein Schild am Haus, das es ein B&B ist. Sozusagen ein ganz normales Haus. Touristen koennen das ja schliesslich erriechen. Andre hat es aufgrund des Namens erahnt, das es neben der Kirche sein muss. Leider sind die ausgebucht, so dass wir mittlerweile kurz vor dem verhungern (wir haben heute nur die Unmengen an Obst gegessen, die wir am Strassenrand in den Blue Mountains gekauft haben, aber "nichts richtiges im Magen", wie meine Oma sagen wuerde) erstmal im Pub essen gehen. Ausgeruestet mit dem Telefonbuch picken wir dann nach dem Essen ein Motel raus, wo wir gegen 22Uhr ankommen!

10.01 Hunter Valley and back to the Blue Mountains

Unser Fruehstueck haben wir anstatt in dem schon recht schoenen, aber doch eher langweiligen Motel, an einem See ausserhalb von Muswellbrook. Mit den ganzen Campingsachen die wir dabei haben sind wir ja wunderbar autark. Da wir beide ein wenig vom Hunter Valley enttaeuscht sind verbringen wir hier auch mehr Zeit als geplant (schon fast bis zum Lunch), lesen und doesen und geniessen das schoene Wetter. Irgendwann packt es uns dann aber und wir sagen uns, dass das nicht das ganze Hunter Valley gewesen sein kann. Also los und weitersuchen. Vor unserem Lunch besuchen wir noch einen weiteren Winzer, der aber super unfreundlich ist (einer dieser typischen Sydney Juppies, die zuviel Geld hatten und Winzer spielen wollen). Und weil er so unfreundlich war, haellt Andre kurz vor Hauptstrasse an den Rebstoecken, schmeisst mir sein Messer zu und ich versuch einen von den Reben abzuschneiden. Die Dinger sind aber ziemlich hartnaeckig, so dass alles etwas laenger als drei Sekunden dauert. Ploetzlich hoer ich Andre nur noch rufen "Hurry up. He is coming" und ich weiss bis heute nicht ob er mich nur veraeppelt hat oder nicht. Angeblich kam der Winzer gerade auf seinem Golf Buggy!!! um die Ecke gerast. Hat uns aber nicht bekommen Eine halbe Stunde spaeter geniessen wir die Trauben (sind aber nicht so lecker) und den Rest unseres Lunchs mitten in den Weinbergen.

Lunch Impressionen in den Weinbergen (Und links die geklauten Trauben)

Lunch Impressionen in den Weinbergen (Und links die geklauten Trauben)

Schweres Herzens machen wir uns dann auf den Rueckweg und entschliessen uns die kleinen Nebenstrassen zurueck zu den Blue Mountains zu nehmen (auch wenn das laenger dauert). Und da entdecken wir dann endlich die Perlen des Hunter Valleys. Alte Winzereien, wunderschoen gelegen, wohin wir auch schauen. Und kurz vor Schluss kaufen wir dann doch noch Wein, bei einem alten italienischen Paar, klein und schnuckelig.

Zurueck in den BM treffen wir uns dann mit James, Mandy und Steve und gehen in ein recht gewoehnungsbeduerftiges Konzert, etwa zu beschreiben mit Middel East Touch. Aber wir hatten unseren Spass und das ist die Hauptsache. Danach geht es zurueck zu unserem Campground, Zelt aufschlagen und mit James unseren letzten Abend feiern.

11.01 Back to the Blue Mountains

Am naechsten morgen gibt es ein letztes mal gemeinsam Pancakes bevor wir uns von James verabschieden muessen. Aber auch fuer mich steht der Abschied kurz vor der Tuer, allerdings erst in 3-4 Stunden. Mir wird jetzt schon ganz schlecht wenn ich daran denke, aber wir sehen uns ja in drei Wochen wieder. Nachdem wir James verabschiedet haben heisst es also fuer mich den Wagen auf den Kopf stellen und alle meine Sachen finden, aussortieren was ich mitnehmen will und was ich Andre mitgebe. Was ein Drama sag ich Euch. Ich glaub das ganze hat 1,5 Stunden gedauert. Endlich ist also alles verstaut und wir machen uns auf um Mandy und Steve zum Rock Climbing zu treffen. Ich bin total aufgeregt und vorallem ziemlich unschluessig ob ich es ausprobieren moechte. Nach 20min Fahrt und 30min Walk kommen wir endlich an der Steilwand an und Steve geht als erstes in die Wand. Danach ist Andre dran und schliesslich Mandy. Als ich Mandy seh, die nur aus Muskeln besteht und seit Jahren Rock climbing macht, und mir anschaue wie sie sich abmueht um ueberhaupt IN die Wand reinzukommen, also den Anfang zu machen, entscheide ich mich lieber keinen Versuch zu haben. Im nachhinein denke ich mir haettstes doch versucht, aber es wird mit der Sicherheit nicht die letzte Chance in meinem Leben gewesen sein.

Rockclimbing in den Blue Mountains

Rockclimbing in den Blue Mountains

Wie Tom Cruise...

Wie Tom Cruise...

Gegen 12Uhr verabschieden wir uns dann, da Andre heute noch 400km bis nach Condobolin vor sich hat und mich noch bei der Bahn rauslassen muss. Und da ist dann Abschiednehmen angsagt. Wie ist es doch hasse. Aber dafuer steht ein Wiedersehen vor der Tuer...

© Sabine Salcher, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wieviele Chancen braucht der Mensch um sich seinen Traum zu erfüllen? Bei mir sind aller guten Dinge drei. Ende April geht es los. In 9 Monaten allein um die Welt. Im Gepäck die eigene Courage und die ungestillte Lust mittendrin statt nur dabei zu sein
Details:
Aufbruch: 28.04.2008
Dauer: 17 Monate
Heimkehr: 18.09.2009
Reiseziele: Vietnam
Thailand
Laos
Kambodscha
Malaysia
Indonesien
Australien
Der Autor
 
Sabine Salcher berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.