Wenn nicht jetzt wann dann

Reisezeit: April 2008 - September 2009  |  von Sabine Salcher

Australien: 32. Das Wiedersehen in Sydney

11.01 - 16.01 Sydney (Tag 259 / 165) - (Tag 264 / 170)

11.01 Anreise aus den Blue Mountains

Die komplette Zugfahrt mache ich nichts weiter als aus dem Fenster starren, frieren und doesen. Ich kann mich zu nichts motivieren, kein lesen, kein Musikhoeren, nichts scheint attraktiv. Zum ersten mal wieder allein unterwegs nach knapp 8 Wochen. Ein komisches Gefuehl und ich fuehl mich ein wenig verloren. Ein wenig besser geht es mir dann als ich in Syndey ankomme und zum Glueck weiss ich dieses mal wo ich hin muss und vorallem wie ich dahin komme. Bei meinem letzten Sydneybesuch, 4 Monate zuvor, war das ein wenig anders. Am fruehen Nachmittag komme ich in Kings Cross in Elke's Backpacker an und checke fuer die heutige Nacht in ein 4er Dorm ein. Morgen frueh kann ich dann ins Doppelzimmer wechseln. Aber auch das 4er Dorm ist super, riesen gross und mit eigenem Bad. Trotzdem ist es komisch. Nach meinem Einzelzimmer in Carnarvon, dann dem Boot, Ballarat, Kerang und unserem Road Trip ist es total ungewohnt wieder in einem Backpacker zu sein. Insbesondere weil ich die letzten Moante nur noch mit Australiern verbracht habe. Bin ich noch ein Backpacker? Ich fuehl mich nicht mehr so und als ich die ersten deutschen Stimmen hoere, moechte ich eigentlich nur weglaufen. Vorallem weil alle immer nur das gleiche zu erzaehlen haben, Juhu Ostkueste runtergetravellt. Ist das OZ? Fuer 95% ja, leider! Aber man soll ja nicht mit Steinen schmeissen wenn man im Glashaus sitzt. Ich war auch mal so.

Die naechsten Stunden gehe ich zuerst was zu essen kaufen und habe dann Lunch/Dinner (Linner oder Dunch???) im Park mit Blick auf die Opera und die Harbour Bridge. Sie laesst mich nicht los. Dieser Blick ist einfach genial. Irgendwann ist es dann aber was frisch und ich geh zurueck zum Hostel und halte Fruehlingsputz an mir selbst. Meine Ma soll ja morgen keinen Schock bekommen wie ich aussehe.

12.01 Der grosse Tag

Am naechsten Morgen geht es mir katastrophal. Entweder habe ich mir gestern im Zug aufgrund der AC was eingefangen oder weil ich mit halbnassen Haaren ins Bett bin. Ich hab eine Blasenentzuendung und renn alle 10 Minuten auf Toilette. Das darf ja wohl nicht wahr sein. Es ist einfacher die Tage in den letzten Monate aufzuzaehlen wo ich nicht krank war. Mein Immunsystem existiert glaub ich gar nicht mehr, so schnell werde ich krank. Der Horror wird der Umzug vom 4er Dorm ins Doppelzimmer. Da ich zuerst aus dem einen Zimmer auschecken muss bevor ich ins naechste kann und um 10Uhr so einige auschecken dauert alles eine Ewigkeit. Und ich steh da mit Backpack auf dem Ruecken, platze fast vor Schmerzen und hab das Gefuehl mir gleich in die Hose zu machen. Ich will nur noch in mein Zimmer.

Irgendwann kann ich endlich meine Sachen abladen und stuerme auf die Toilette. Leider haben wir kein eigenes Bad, aber zum Gluek sind die Gemeinschaftsbaeder sofort gegenueber. Ich muss gesund werden bis heute Abend. Egal wie. Zur Zeit weiss ich zwar noch nicht mal wie es bis zum Flughafen schaffen soll, 45 Minuten ohne Toilette. Aber egal ich muss gesund werden. Meine Ma kann nicht all den Weg nach Sydney geflogen kommen und ich muss die naechsten Tage im Bett bleiben. In den naechsten 7 Stunden trinke ich 7 Liter Wasser. 500ml alle halbe Stunde. Kein Witz. Sogar fuer mich, die es liebt zu trinken und eigentlich immer und ueberall trinken kann, ohne wirklich durstig zu sein, faellt das schwer. Aber es hilft. Am Abend geht es mir hervorragend. Kein Schmerz mehr, nichts. Alles weg. Also Maedels, beim naechsten Mal ist saufen angesagt!

Am spaeten Nachmittag mache ich mich dann "fein", geh unser Abendessen einkaufen und mach mich dann ausgeruestet mit Ozzy-Flagge auf den Weg zum Flughafen. Ich bin so aufgeregt und kann es gar nicht mehr abwarten. Seit Monaten warte ich auf diesen Moment, meine Ma in Sydney!!! Der Wahnsinn. Wie wir Salcher's so sind, bin ich ca. 1,5 Stunden zu frueh da. Es haette ja auf dem Weg was passieren koennen, Bahn verpasst oder ausgefallen oder was auch immer, besser dreifach Zeitpuffer einbauen. Die Minuten schleichen. Wann ist es denn endlich soweit? Ihr wisst gar nicht wie lange eine Minute sein kann. 60 Sekunden. Schleichen. Und dann seh ich sie, meine total zerknautschte Ma, leicht geschlaucht von der langen Reise aber strahlend ueber beide Ohren. Wie gross ein Lachen doch sein kann. Heulend fallen wir uns in die Arme (klingt vielleicht wie im Film, war aber so) und wollen uns erstmal gar nicht mehr loslassen. Und als wir es tun fangen beide an zu sprudeln wie ein Wasserfall. Es gibt soviel zu erzaehlen.

Mit der Bahn geht es zurueck ins Hostel, schnell Gepaeck ins Zimmer schmeissen und dann den Mitternachtssnack zu uns nehmen. Und natuerlich anstossen. Auf eine superjeile Girlszeit. Ich frag mich heute noch wie meine Ma soviel Energie haben konnte. Nichts von Jetlag oder Muedigkeit. Ich glaub wir haben bis 1Uhr gequatscht und dann eigentlich nur aus Vernunftsgruenden beschlossen irgendwann schlafen zu gehen.

13.01 Sightseeing der Hotspots

Beim Fruehstueck im Hostel wird erstmal besprochen wie wir unsere drei Tage in Sydney verbringen wollen. Ich war ja schon fast eine Woche hier, so dass wir diese Erfahrung nutzen und sozusagen das beste davon auswaehlen. Entsprechend geht es als erstes zu meinem Lieblingsplatz in Sydney, den Royal Botanical Gardens, von wo man eine atemberaubende Sicht auf die Wahrzeichen hat. Und wir haben so ein Glueck mit dem Wetter. Zuerst ist es ein Sonne-Wolken Mix, aber es klart immer mehr auf, so dass wir bereits bei der Opara angekommen kein Woeklchen mehr am Himmel haben. Fantastisch. Wenn Engel reisen

Was wollen diese schwarzen Wolken denn hier?

Was wollen diese schwarzen Wolken denn hier?

Die letzten Wolken bekommen wir auch noch weg.

Die letzten Wolken bekommen wir auch noch weg.

Leider hab ich nur ein wenig Probleme mit meinen Fuessen, auch "Nuegelsfoeoess" genannt. Wir sind noch keine 500m unterwegs und ich hab mir in den FlipFlops, die mir Andre gekauft hat, bereits eine dermassen grosse Blase gelaufen. Das ist nicht mehr feierlich. Also ab in den naechsten 7eleven, Pflaster gekauft, draufgepackt und feststellen, dass sie an dieser Stelle absoulut nicht halten! Ab der Oper entschliesse ich mich also Barfuss zu laufen, was leider nur den Nachteil hat, da der Boden tierisch heiss ist, dass ich mir die ganze Zeit die Fuesse verbrenne. (Und am Ende des Tages hat es nur dazu gefuert, dass ich nicht nur AUF den Fuessen, sondern auch unter den Fuessen Blasen hatte!!!) Kann mir einer mal sagen, wie das sein kann: ich travell seit ueber acht Monaten, hatte glaub ich zweimal eine kleine Blase und ansonsten nicht das kleinste Problem mit meinen Fuessen und schwups ist meine Ma da und ich humpel durch Sydney. Und sie, die eigentlich hundemuede sein muesste huepft wie ein Jungbrunnen umher.

Nach dem ausfuerhlichen Erkunden der Opera, von allen Seiten, geht es ueber den Circular Quay (wo wir andere Pflaster in einer Pharmazie kaufen, die aber auch nicht halten), weiter zu The Rocks. Hier haben wir einen kleinen Zwischenlunch, Sushi mmmmmmmmhhhhh,und ruhen uns erstmal was aus. Nicht nur das wir strahlend blauen Himmel haben. Auch die Temperaturen sind perfekt. Nicht zu heiss und nicht zu kalt.

Die Masten von The Rocks

Die Masten von The Rocks

Von dort geht es weiter auf die Harbour Bridge und da wir beide nicht so fuer grosse Hoehen sind (und der Bridge Walk auch zu teuer ist), wir aber trotzdem etwas hoeher hinaus wollen, besuchen wir das Pylon Museum. Und das ist echt empfehlenswert. Nicht nur das man eine einzigartige Rundumsicht hat, sondern man lernt auch alles moegliche ueber die Entstehungsgeschichte von Sydney und insbesondere der Harbour Bridge. Uuuuuuuuuund am Ende gibt es einen Film auf einer riesengrossen Leinwand, wo man mit einem Helikopter ueber Sydney und insbesondere die Bay of Sydeny fliegt. Der Wahnsinn sag ich Euch. Man hat echt das Gefuehl man sitze in dem Helikopter und bekommt einen super Ueberblick von Sydney. Das Pylon Museum koennen wir also nur empfehlen (und ausserdem konnten wir waehrend des Filmes ein wenig unsere Fuesse schonen, so langsam werden wir muede).

Ist das eine Aussicht? Sahne...

Ist das eine Aussicht? Sahne...

Wir hatten ein wenig mit der Hoehenangst zu kaempfen.

Wir hatten ein wenig mit der Hoehenangst zu kaempfen.

Danach geht es zurueck zu den wunderschoenen kleinen Gassen in The Rocks, wo wir in einem suessen kleinen "Biergarten" unseren zweiten Lunch zu uns nehmen. Hier koennte ich ewig sitzen bleiben. Irgendwann machen wir uns dann ueber die CBD auf zurueck Richtung Hostel. Da es heute Abend "Kinder-Spaghetti", eine Eigenkreation meiner Ma und entsprechend eines meiner Lieblingsgerichte, geben soll, muessen wir zurueck in Kings Cross noch eine Runde einkaufen gehen.
Und dann haben wir bei einer wohl schoensten Aussichten von Sydeny, auf der Dachterrasse des Hostels, Dinner. Mein Lieblingsdinner. Mmmmmmmmmmmmmmhhhh. (und meine Ma ist geschockt, weiviel ich "reinhaue" wie sie mir spaeter erzaehlt) Es schmeckt halt

14.01 Manly Beach

Am naechsten Morgen spazieren wir nach dem Fruehstueck runter zum Circular Quay und nehmen die Faehre nach Manly raus. Immer wieder eine super schoene Fahrt. Mir gefaellt Manly um einiges besser als Bondi (auch wenn das so IN ist. Egal) Dort angekommen bummeln wir ein wenig durch die Fussgaengerzone, setzen uns in ein Cafe und kaufen unseren Lunch fuer spaeter an den Klippen. Gegen 13Uhr, schon halb am verhungern, fluechten wir dann vom total ueberfuellten Strand und geniessen unsere Luxus Sandwichs auf den Klippen. Was will man mehr? Schenkt mir jeden Lunch in einem fancy Restaurant, ich lehne ab und waehle eine meiner Lunchlocations im Park, am Strand oder auf einem Berg. Nicht nur das die Aussicht um 100% besser ist, nein danach kann man sich schoen zuruecklegen, sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und Siesta halten. So wie das die Suedeuropaer machen.

Nachdem wir ausgeruht sind machen wir uns auf die Suche, um mein Backpack (in diesem Fall meinen Kleiderschrank) ein wenig aufzubessern:
1. Ich brauch eine neue Kappe (nachdem ich meine verloren hab),
2. Ich brauch neue Flip Flops (nachdem meine alten hellblauen, mit denen ich bisher alle meine Backpacktouren absolviert habe und die mich tapfer bis nach Kerang (OZ) getragen haben, nicht mehr zu flicken waren. Andre hat sie dreimal geklebt, aber sie sind immer wieder gerissen, so dass ich sie schweres Herzens meiner Ma mit nach Deutschland gebe) und
3. eine weitere Kapuzenjacke waer nicht schlecht (nachdem ich acht Monate nur eine Fleecejacke hatte).

Und wer mich kennt weiss wie kompliziert ich mit Klamotten sein kann. Als einfachstes stellt sich dann die Jacke raus. Nach ca. 15 min bin ich ganz verliebt. Als naechstes finden wir meine neue Kappe, dauert zwar ca. 1 std und ohne meine Ma haette ich die nie ausgesucht, aber ich bin total happy. Auf neue Flip Flops muessen wir an dieser Stelle verzichten. Da ich einfach so an meinen alten haenge und es eigentlich mein Plan war, das sie mich um die Welt tragen sollen, bin ich ein kleiner Haertefall. Aber ich kann euch beruhigen. Irgendwann in den naechsten Wochen und nach 1 Million Geschaeften werde ich SIE finden. Meine neuen Flip Flops!!!

Da ist sie, meine neue Kappe...

Da ist sie, meine neue Kappe...

Irgendwann machen wir uns dann auf den Rueckweg und nehmen die Faehre zurueck zum Circular Quay, von wo aus wir in den Royal Botanical Garden gehen. Und diesmal erkunden wir eine ganz andere Ecke, die ich bisher noch nicht kannte.

Danach gehen wir wieder Lebensmittel einkaufen und geniessen ein weiteres leckeres Dinner bei Sonnenuntergang auf unserer Dachterrasse.

Ueber den Daechern von Sydney

Ueber den Daechern von Sydney

15.01 Chinatown, Darling Harbour und Bondi Beach

Der naechste Morgen fuehrt uns nach Chinatown, wo wir mit der Bahn hinfahren und dann ein wenig hilflos und verwirtt durch die Strassen irren. Wir koennen es partou nicht finden. Chinatown ist auf der Karte zwischen zwei Strassen eingezeichnet (Hinterhof, haeh???) Bitte, wo?

Vor unserem Hostel

Vor unserem Hostel

Kurz nachdem wir die Suche aufgeben, finden wir den Eingang zu Chinatown, sind aber ein wenig enttaeuscht. Alle Laeden sind geschlossen und das bunte treiben was man sonst von Chinatown's kennt ist nicht vorhanden. Dafuer ist der Eingang aber ganz schoen.

Danach geht es weiter zu einer riesen gorssen Markthalle, wo Ma sich mit einer neuen Australienflagge (die wird dann demnaechst auf Antares gehisst) eindeckt und fuuer Pa nach einem echt australischen Hut Ausschau haelt. Als wir genug geshoppt haben geht es rueber nach Darling Harbour, wovon Ma total beeindruckt ist. Die haben es schon schoen hier in Sydney. Unser letztes Ziel fuer heute ist Bondi Beach. Wenn man schon mal hier ist, dann muss man auch da hin. Mit der Bahn und dann mit dem Bus geht es also raus aus Sydney und ab an den Strand. Wo wir vor lauter Verzweiflung an der Mauer sitzen, da hier der einzige Schattenplatz ist. Wenigsstens einigermassen. Es ist so heiss, das wir uns fast die Fuesse und den Hintern verbrennen. Ich ueberede Ma dann, das wenn sie in OZ schwimmen gehen moechte, jetzt der beste Zeitpunkt ist (so ohne weisser Hai und mit angenehmen 20Grad Wassertemperatur schwimmt es sich glaub ich besser als in Tassi). Meine Ma, die allerdings keine grosse Wasserratte ist, tunkt dann aber eher nur die Fuesse ins Wasser.

Bei Bondi Beach

Bei Bondi Beach

Am fruehen Nachmittag fahren wir dann zurueck in unser Hostel, da wir noch duschen und unsere Backpacks packen muessen. Nachdem endlich alles organisiert und verpackt ist gehen wir lecker Thailaendich essen und versuchen dann mal frueher zu schlafen. Morgen geht es frueh raus.

16.01 Sydney nach Tasmanien

Da unser FLug nach Tassi bereits um 7:10 startet koennt ihr Euch vorstellen wie frueh wir raus muessen. Zum GLueck muss man in OZ keine zwei STunden vorher am Flughafen sein, sonst waer das alles was eng geworden. Wie fruehstuecken also noch im Hostel und nehmen dann den Airportbus. Trotz gutem Zeitpuffer werden wir dann allerdings doch noch etwas nervoes an diesem Morgen, da der Bus auf halber Strecke wieder zum Anfang zurueck faehrt, da irgendein Maedel verschlafen hat und nicht draussen vor ihrem Hostel stand. Jaja, warum mag ich manche Menschen nicht!

Wir kommen dann aber doch noch puenktlich an, checken ein und warten auf unseren Take off.

© Sabine Salcher, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wieviele Chancen braucht der Mensch um sich seinen Traum zu erfüllen? Bei mir sind aller guten Dinge drei. Ende April geht es los. In 9 Monaten allein um die Welt. Im Gepäck die eigene Courage und die ungestillte Lust mittendrin statt nur dabei zu sein
Details:
Aufbruch: 28.04.2008
Dauer: 17 Monate
Heimkehr: 18.09.2009
Reiseziele: Vietnam
Thailand
Laos
Kambodscha
Malaysia
Indonesien
Australien
Der Autor
 
Sabine Salcher berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.