Über Indien zu den hohen Bergen in Nepal und zurück!
Die Reise nach Pokhara: Kurzbesuch des Kinderdorfes in Pokhara
Das Antibiotikum hatte gut angeschlagen und nur nach 1 Tag im Bett, war ich wieder fit (Das merkt man daran, dass ich an keiner Spinne, Eidechse oder Schmetterling ohne Foto vorbeigehen kann). Ciprofloxacin ist wirklich nuetzlich!
An diesem Tag sollte es ins Kinderdorf gehen, um meinem zukuenftigen Arbeitgeber (in 2 Wochen gehts los) schon mal einen Besuch zu gestatten.
Doch vorher ging es erstmal in einem der unzaehligen Restaurants mit Blick auf den Phewa Tal (Tal heisst See) essen. Wir haben uns eines mit einem schoenen Garten ausgesucht. Und auf den vielen, akkurat zurechtgeschnittenen Zierbaeumchen fingen handlange Eidechsen die ersten Sonnenstrahlen auf. Jede Eidechse schien dabei ihr eigenes Baeumchen zu benoetigen und alle waren auch besetzt. Jede unglueckliche Fliege, die das Pech hatte mal eine Ruhepause auf einem dieser Baeume zu machen , sah in Sekundenbruchteilen die Reptilienspeiseroehre von innen.
Ich sehe dich... und die Fliege da hinten auch...
Das Essen war in diesem schoenen Garten allerdings nicht so gut wie das Ambiente, aber manchmal ist Letzteres ja wichtiger. Nach dem Essen checkten wir in unserer provisorischen Krankenstation (Hotel Monal) aus und feilschten um den Taxipreis zum Kinderdorf.
Der Weg zum Dorf fuehrt am Nordufer des schoenen Phewa Tal (wie gesagt es ist ein See!) entlang. Ueber uns tront der Sarangkot. Ein gruener Berg (von der Hoehe her vergleichbar mit der Sackpfeife) von dem aus man bei klarer Sicht einen wunderbaren Ausblick auf das Annapurna-Massiv (vermutlich das gewaltigste Bergmassiv auf Mutter Erde) hat.
Als wir durch das schoene Eingangstor des Kinderdorfes fuhren, kamen uns schon sofort die ersten Kinder entgegen und wollten unbedingt unser Gepaeck tragen. Ich habe aus Spass es einen Hilfbereiten mal versuchen lassen, aber da ich mein Gepaeck gerade so tragen kann, musste der kleine starke Mann dann doch aufgeben.
Das Kinderdorf liegt an einem gegen Sueden gelegenen Berghang zwischen dem Sarangkot und dem See. Allerdings wirkte die gesamte Landschaft etwas karg und gar nicht so gruen, wie ich es schon auf einigen Fotos des Dorfes gesehen hatte. Wie wir erfahren haben, hatte es naemlich schon seit 7 Monaten! keinen nennenswerten Regen mehr gegeben.
Das Grundstueck ist ein langgezogenes Rechteck von etwa 60 mal 250 Meter. Die laengere Kante klimmt den Berg empor. Nur 100 Meter neben dem Dorf liegt die Shree Santa Sekondary School, an der ich auch unterrichten werde.
Der Blick vom Kinderdorf ins Tal. Der See ist hier leider kaum zu erkennen. Aber bessere Bilder werden folgen
Die "Hauptstrasse" des Dorfes.
Rechts eines der Kinderhaeuser und links die Tomatenzucht
Wir bekamen schoene Zimmer, um hier die naechsten 2 Naechte zu verbringen. Schnell hatten wir die wichtigsten Personen kennengelernt und genossen den ersten Abend mit frischen Mangos (die schmecken hier so geil! und dabei ist noch nicht mal Mangosaison) ein paar kuehlen Bierchens und 2 Runden Schwimmen (Kartenspiel). Naehere Infos zu den Personen, Kindern und dem Tagesablauf im Kinderdort, gibt es in 2 bis 3 Wochen, wenn mein Volunterjob richtig anfaengt.
Am naechsten Tag gab es richtig Programm, da eine Reisegruppe aus Deutschland zu Besuch kam (die Generalprobe am Abend davor war wirklich lustig). Diese bestand aus vielen Representanten des Vereins und anderen Freunden des Freundeskreises Nepalhilfe e. V..
Die Reisegruppe (in die wir dann einfach integriert wurden) wurde von den Kindern mit Blumen in traditioneller Kleidung am Eingangstor begruesst. Jedes Kind hat sich automatisch an die Hand eines der Besucher geheftet und so ging es Hand in Hand zu dem kleinen Amphiteater in der Mitte des Kinderdorfes. Hier gabe es eine kleine Einfuehrungsrede von der nepalesischen Seite und von Alexander Schmitt, dem Gruender des Vereins.
Die Begruessung
Danach statteten wir der Schule einen kleinen Besuch ab. Hier stellten sich alle Lehrer vor und sie klaerten uns ueber die Entwicklung der Schule in den letzten 16 Jahren auf.
Als ich in Heathrow im Hotel erzaehlte, dass ich in Nepal vermutlich English unterrichten werde, haben mich die Englaenderinnnen an der Rezeption noch ausgelacht, doch als ich dann die Vorreden der nepalesichen Englischlehrer hoehrte, wurde mir eines klar. Nicht vermutlich, sondern unbedingt musste ich hier Englisch unterrichten. Denn leider sprechen auch die Englischlehrer vieeeeeel zu schnell und zu undeutlich. Von den Reden habe ich nur jedes vierte Wort und nur maximal die Haelfte der Satzbedeutung verstanden.
Wir sassen alle in einem grossen Kreis in dem Schulgebauede und lauschten den Dankesreden fuer die Unterstuetzung aus Deutschland. Meine kleinen Weggefaehrten, die sich an mich schmiegten, waeren fast eingeschlafen. Danach stelle sich jeder kurz vor. Ich habe das Ganze mal auf Nepali versucht (Mero naam Jan ho... aeh... das wars dann auch schon. Aber ich lerne jeden Tag mindestens 1 neues Nepaliwort)
Der Sitzkreis im Schulgebauede
Meine beiden Schmusekaetzchen
Die Barrieren des Koerperkontaktes (Deutsche sind da schon etwas verklemmt) zwischen Gleichgeschlechtlichen, existieren hier praktisch nicht
All together
Nach dem Gruppenfoto vorm Schulgebauede, gab es vor den Besucherhuetten, in denen auch wir schliefen, ein Mittagessen (Nepalesen kennen kein Mittagessen, nur "Fruehstueck" und Abendessen, aber dazu in 2 Wochen mehr)
Vegetable Samosas (fritierte Teigtaschen) und einen suessen Salat (habe ich vorher noch nie gegessen, war aber gar nicht so schlecht). Nach dieser Gelegenheit erklaerte uns Alexander die Entstehungsgeschichte dieses Projektes:
Alexander wurde von seinen Eltern sehr tolerant erzogen und er war schon immer fasziniert von anderen Laendern und auch schnell von Nepal. Eines Tages begegnete ihm ein junger Nepalese in Deutschland auf der Strasse, der ziemlich verzweifelt war. Er war dem Trugschluss gefolgt, dass man in Deutschland das 30 bis 40-fache des durchschnittlichen nepali Lohnes verdient. Nur hat ihm keiner gesagt, dass man dafuer mindestens eine Fachausbildung benoetigt.
Alexander nahm sich diesem Mann an und sie sparten zusammen Geld, um der kranken Familie des Mannes zu helfen.
Alexander flog mit ihm nach Nepal und sie konnten (glaube ich) einen Teil der Familie vor dem sicheren Tod bewahren.
Eines Tages fand Alexander auf einer Strasse in Kathmandu ein hilfloses, schreiendes Kind. Nach etwas herumfragen, musste er feststellen, dass dieses Kind niemandem zu gehoeren schien. Und Alexander fasste den Entschluss, das er diesem Kind helfen musste. Dieser Entschluss sollte von nun an seine Lebensaufgabe werden. Er fand in Raj einen gut deutsch sprechenden Gleichgesinnten und mit ihm zusammen gruendeten sie einen Verein, um sich ein erstes Haus in Kathmandu zu mieten und den Kindern einen Unterschlupf zu bieten. Die ersten Jahre versorgten sie sich ueber die Einnahmen aus einem kleinen Restaurant, dass sie unter der Eingangstreppe eines grossen Touristenhotels aufmachen durften. Sie hatten immer gut Kundschaft, da es fuer die Nepalesen so interssant war, einen Weissen zu sehen, der ihre Gerichte kochte.
Nach einiger Zeit wurde das Projekt immer groesser und sie kauften sich ein Grundstueck in der Naehe von Pokhara. Hier sollte in den naechsten Jahren ein Kinderdorf fuer 80 Kinder entstehen. Die Finanzierung lief nun ueber offizielle Spenden aus Deutschland. Bis heute konnte Alexander so vielen hilflosen Seelen eine neue Zukunft schenken. Ich habe einen riesigen Respekt vor der Arbeit und der Selbstlosigkeit dieses Mannes. Danke fuer alles was du getan hast, Alex!
Nach dieser aufregenden Geschichte (das war nur die Kurzversion) ging es ans Eier und Suessigkeitenverstecken, denn schliesslich war ja heute Ostern! (ich hatte es wirklich total vergessen, da man hier von Deutschland nichts mitbekommt)
Nachdem die ganzen Leckereien in den Blumen und Gemuesebeeten des Kinderdorfes versteckt wurden, schwaermten die Kinder aus und raeumten in 5 Minuten alles leer (bis auf mein Ei, das ich mal etwas schwieriger in einem Weisskohl versteckt hatte).
Was Spannendes, was zum Spielen, und Schokolade (naja, keine Schoki, die waere in der Hitze zu schnell geschmolzen)
Fette Beute!
Danach gab es eine kleine Besichtigungstour zu den Gabionen (Steinkoerbe), die die Wassermassen des Monsuns am Dorf vorbeilenken sollen. Beim vorletzten Monsun war das Kinderdorf in grosser Gefahr und ein Haus wurde aufgrund der enormen Wassermassen (in dieser Region faellt im Juli so viel Regen, wie in Deutschland im ganzen Jahr faellt) stark beschaedigt.
Die Befestigungen des Wasserschutzes
Und danach begann das Kulturprogramm, dass die Kinder die letzten Wochen eingeuebt hatten. Auf einer kleinen Buehne wurde zu nepali Songs (von traditionell bis Techno war alles dabei) in traditioneller Kleindung getanzt. Alle Koreographien waren von den Kindern selber ausgedacht und einstudiert. Auch wenn nicht immer alles abgeklaert wirkte, hatten wir und die Kinder einen riesigen Spass dabei!
Dies war eine Art Liedsketch. Der Mann war betrunken und seine Frau regt sich ueber sein unmoegliches verhalten auf und er kann sich nur beaeumeln
Nach einem gemeinsamen Abschlusstanz, bei dem wir alle mitmachten, musste die Reisegruppe auch schon wieder zurueck nach Pokhara fahren und auch wir legten uns frueh schlafen, da wir am naechsten Morgen frueh zu unserer Trekkingtour aufbrechen wollten.
Der Sonnenaufgang im Kinderdorf, und ich sage euch: Hasta la vista and i'll be back!
Aufbruch: | 14.03.2009 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 29.08.2009 |
Nepal
Chitwan Nationalpark