Über Indien zu den hohen Bergen in Nepal und zurück!

Reisezeit: März - August 2009  |  von Jan Schäfer

Rishikesh Klappe die 2te

Der Weg nach Rishikesh

Um 11 war mein Rucksack gepackt, die Vormalitäten geklärt und ich auf dem Weg zum Bahnhof. Ich schloss mich zwei Briten an, die das selbe Ziel wie ich hatten. Wir waren mal wieder spät dran und während wir dicht zusammengepfercht in der Motorrikshah eine Zigarette rauchten, konnte ich den Blick nicht von der Uhr lassen und jedes neue Verkehrshindernis verursachte neuen Stress.
Dennoch erreichten wir den Bahnhof noch rechtzeitig und wir sprinteten (so gut es eben mit 20 Kilo Gepäck geht) zum Bahnsteig. Ich fand meinen Namen auf der Liste, die an die Wagontüren geklebt wurde und bahnte mir meinen Weg zu meinem Abteil. Dieses war noch völlig leer und dies sollte sich bis zum Abend auch nicht ändern. Es war eine der ruhigsten und angenehmsten Zugfahrten der gesamten Reise. In den gekühlten Wagen vergas man die Hitze, die man durch die vergilbten Fensterscheiben in der indischen Gangesebene erahnen kann.
Ich hatte nur nicht genug Wasser für die Fahrt dabei und somit ging ich bei einer der Haltestellen zum Abteilende und öffnete die Wagontuer. Kaum hatte ich einen Blick in die ländliche Einöde geworfen, kamen auch schon die ersten Kinder mit Wasserflaschen in der Hand angelaufen und im selben Moment wusste ich, dass die ganze Aktion ein großer Fehler war. Das völlig aufgedrehte Mädchen, dass sich sofort in den Wagon zwängte, hatte nicht nur eine unversiegelte (mit Sicherheit an irgendeinem Brunnen selbst aufgefüllte) Wasserflasche dabei, sondern sie forderte auch noch 50 Rupies für diesen offensichtlichen Magenruinierer. Meine Ablehnung wollte sie gar nicht hören und ich sah mich in der verzwickten Lage, dass sich das Abteil mit immer mehr überteuerten Krankheitsverkäufern füllte. Ich wurde sie nicht mehr los und in diesem Moment musste ich sehr gut auf meinen Rucksack am Rücken aufpassen. Ich war dann doch sehr froh, als mir ein paar nette Franzosen zur Hilfe kamen, die die Plagegeister mit genug Geschiebe aus dem Abteil beförderten. Wir rauchten in diesem Zwischenabschnitt zusammen eine Zigarette und sie gaben mir etwas Wasser, das so lange reichte, bis der nächste staatliche Wasserverkäufer mir endlich ein versiegeltes kaltes Wasser für 12 Rupies verkaufte.

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Die Fahrt verging ansonsten sehr angenehm. Ich las und schaute hin und wieder durch meine dreckigen Fenster nach draußen. Ich hatte immer noch das ganze Abteil für mich und als die Sonne untergegangen war, legte ich mich in mein (endlich!) oberes Bett und kettete die Rucksäcke mit Schlössern und Metallketten am Zug fest. Doch kurz nachdem ich mich entschlossen hatte die Äuglein zu schließen, hielten wir an einem Bahnhof und mein Abteil war innerhalb von 2 Minuten voll. Doch die Inder die sich zu mir gesellten sprachen sehr gutes Englisch und einer hatte sogar eine Gitarre dabei. (dicker Vorteil der teureren Sleeper Claas: intelligente Leute!)

Als ich Gaurav die Akkorde für Gusarish (auf das Lied stehen hier alle!) aufgeschrieben hatte und ich noch ein paar Liederchen geträllert hatte, ging es dann aber wirklich ins Bett und ich konnte sogar relativ gut schlafen.

Am naechsten Morgen rauchte ich eine Zigarette in der Wagontür und beobachtete die Inder bei ihrer Morgendusche an den öffentlichen Wasserpumpen. Als wir in Haridwar ankamen, hatte ich schon eine richtige kleine Reisegruppe um mich versammelt, da die Engländer wie die Franzosen noch nie in Rishikesh waren und ich ihnen versprach, sie innerhalb von max. 2 Stunden für 20 Rupies dort hin zu bringen. Somit stand ich wie ein Reiseleiter am Busbahnhof und war eifrig dabei die Devanagari-Buchstaben der Busschilder zu entziffern, um den richtigen Bus zu finden. Nach 30 Minuten kam auch endlich einer und der geschäftige Busunternehmer quetschte uns alle noch in seinen kleinen Mini-Lokal Bus. Leider musste ich und der Rest meiner Reisegruppe stehen, doch für eine Stunde geht das schon in Ordnung und man sieht viel mehr von seiner Umgebung.

Und wieder in Rishikesh

In Rishikesh trennten sich dann unsere Wege, nachdem wir uns ein Tuk-Tuk bis Laksmanjhula geteilt hatten und ich ging den Rest des Weges alleine, um mir im Dorfzentrum eine Bleibe zu suchen. Dabei viel mir mal wieder auf, wie unwahrscheinlich angenehm ruhig und schön Rishikesh doch ist. Auch hier war nun Monsun. Es war schwüler und ruhiger in Rishikesh geworden und (ob ihrs glaubt oder nicht) ich konnte manchmal über einen Kilometer gehen, ohne dass jemand versucht hat mir etwas anzudrehen. Ich weiß nicht, ob es an der Nebensaison oder an meinem asozialen Aussehen liegt, aber es war herrlich entspannend.

Der Monsun war nun auch in Rishikesh angekommen und die Stadt wirkte sauberer und grüner als bei meinem ersten Besuch. Jeden Tag gab es mal für 2 Stunden regen, aber zwischen den Monsunschauern gab es immer wieder Sonne und schwül heiße 35 Grad.

Der Monsun ist auch in Rishikesh

Der Monsun ist auch in Rishikesh

Und der Ganges hat somit Hochwasser....

Und der Ganges hat somit Hochwasser....

Ich fand ein schönes Zimmer im Stadtzentrum von Laxmanjhula und schlenderte danach sofort zum little Buddha Cafe, wo ich es mir bei einer Lemonana (eiskalte Pfefferminz-Zitronenlimonade) und Nelkenzigarette gemütlich machte. Nach nicht einmal mehr 1 Stunde hatte ich schon Joni, Johanna und Tom kennen gelernt. Wie ich wollten sie zum Valley of Flowers, doch ich wollte eigentlich noch auf Marie-Eve und Paul warten, da ich ihnen versprochen hatte, mit ihnen dort hin zu gehen. Nach viel Hin- und Herüberlegen war ich dann doch bereit mich ihnen anzuschließen und wir suchten schon nach einem Jeep um dort hin zu gelangen.

Ansonsten waren es sehr ruhige und faule Tage (nach so viel Gereise wollte ich mir mal eine kleine Aktivitätspause gönnen) und ich nutzte die viele Freizeit, um in der kosmopolitischen Backpackerkultur abzutauchen. Jeder der vielen Leute, die man hier schnell und einfach kennen lernt, hat irre Storys über Krankheiten (Top-Thema), wilde Busfahrten oder andere abgefahrene Sachen auf Lager.

This is family, this is unity, this is celebration, this is sacred...

This is family, this is unity, this is celebration, this is sacred...

Hier mal ein paar Evergreens, die einfach nur zu passend für Indien sind. Erstens: "Dear diary, today i had diarrhoea..."
Zweitens: "Sab kuch milega!" Alles ist moeglich! Denn man bekommt nie was man erwartet, nie das was man will, aber immer das, was man unwissentlich braucht.
Drittens: "Same same, but different!" passt wirklich auf alles! Der ultimative Standartspruch für Indien. "How was the shit today?" "Same same but different!"

Und wenn man sich früher noch aufgeregt hat, dass die ganzen indischen Namen so gleich klingen, so sollte es im Bambuscafe noch schlimmer werden. Nach einigen "Vorstellungsgesprächen" fand ich mich in der Namensmitte von Makan, Jon, Jan und Maayan wieder (klingt halb hin gehört alles nach "Yan")

Carlos, der schon sechs Monate hier ist und vermutlich nochmal fünfeinhalb Jahre dranhängen will...

Carlos, der schon sechs Monate hier ist und vermutlich nochmal fünfeinhalb Jahre dranhängen will...

Katrin, die schon fast überall mal war, oder dort hin schon einen Flug gebucht hat...

Katrin, die schon fast überall mal war, oder dort hin schon einen Flug gebucht hat...

Es war einfach herrlich in diese Kultur abzutauchen und die Abende verbrachten wir in der Mitte der Gangesbrücke und blickten in den nun braunen Strom der Himalayaabwässer. Dabei wird man von einem schwierig zu beschreibenden Gefühl beseelt. "Du bist in Indien, was kann schon schief gehen?..." man fühlt sich so sicher, frei und einfach erfüllt.

Auch meine Fotographier-Regel (Vorher fragen) hab ich nun abgelegt, da die Inder selber nicht fragen, ob sie eines machen dürfen. Und da das Tele einfach nur super zum unbemerkt fotographieren ist, hab ich mal ein paar Leute auf der Strasse fotographiert.

Back from school...

Back from school...

So sieht man aus, wenn man schon n paar Jahre hier ist...

So sieht man aus, wenn man schon n paar Jahre hier ist...

Und so sah mein abendlicher Nachhauseweg aus...

Und so sah mein abendlicher Nachhauseweg aus...

Am nächsten Tag wollten wir eigentlich zum Valley of Flowers aufbrechen, doch Joni kam am morgen ins Cafe und informierte uns alle darüber, dass die Strasse wegen zahlreichen Erdrutschen für einige Tage unpassierbar sein würde. Die drei wollten jedoch nicht so lange warten und machten sich am nächsten Tag direkt nach Manali auf. Ich blieb und versumpfte noch ein bisschen mehr, während ich auf die Ankunft von Marie und Paul wartete.

Die beiden trafen auch nach 5 Tagen (zum Glück früher als erwartet) ein und auf einmal schien auch wieder der Weg zum Valley of Flowers befahrbar zu sein. Doch bevor wir dahin aufbrechen sollten, mieteten wir uns zwei Scooter und fuhren zu einigen Wasserfällen oberhalb von Rishikesh. Mir war das Scooter fahren ja immer etwas zu heikel, da ich keine große Motorzweiraderfahrung habe, doch wenn mir jemand vorher gesagt hätte, dass die Dinger weder Kupplung noch Gänge haben, hätte ich mich damit wahrscheinlich schon früher ins Getümmel gestürzt. Denn es macht sau Bock! Für 200 Rupies pro Tag bekommt man ein treues Gefährt, mit dem man sich seinen Weg durch das Straßenchaos bahnen kann und abseits der Stadt kann man der Hitze durch den Fahrtwind entfliehen, waehrend man seine Serpentinen um die Schlaglöcher fährt.

Bei den Wasserfällen angekommen, erfrischten wir uns in den kühlen Bergbächen und Fontainen.

Das war echt ne starke Brause (die wär nie durch den deutschen TÜV gekommen)

Das war echt ne starke Brause (die wär nie durch den deutschen TÜV gekommen)

Und es ist immer warm genug um im glatten Kiesbett abzutauchen...

Und es ist immer warm genug um im glatten Kiesbett abzutauchen...

Paul unter der Hardcore Dusche

Paul unter der Hardcore Dusche

Gangesimpressionen

Gangesimpressionen

© Jan Schäfer, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fotospielplatz der Welt, ich komme! 3 Wochen Indien dann 3 Wochen Nepal anschließend 3 Monate arbeiten in einem Kinderdorf (Pokhara). Dabei hoffe ich auf viele interessante Orte, Personen und Situationen zu treffen.
Details:
Aufbruch: 14.03.2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 29.08.2009
Reiseziele: Indien
Nepal
Chitwan Nationalpark
Der Autor
 
Jan Schäfer berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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