Über Indien zu den hohen Bergen in Nepal und zurück!

Reisezeit: März - August 2009  |  von Jan Schäfer

Rishikesh Klappe die 2te: Das Valley of Flowers

Das Valley of Flowers

Am Morgen des 12.8 war es dann endlich so weit. Es ging weiter! Den "special Salad" (er ist wirklich spezial!) vom vorigen Abend, konnte ich mir an diesem Morgen noch mal in der Spülschüssel meiner Toilette genauer ansehen. (Wieso werde ich immer an Reisetagen etwas krank?) Die Sachen waren in 20 Minuten gepackt und das Übergepäck beim Hotel zwischengebunkert. Mit einer Loperamid im Magen stiegen Marie, Paul und ich um halb acht in den Jeep. Mit an Bord waren noch zwei weitere Östereicher und ein netter junger Inder, der unseren Fahrer bei Laune hielt und so gings fuer 750 Rupies in die Berge Nordindiens. Da der geräumige Jeep mit 7 Personen für indische Verhältnisse gerade zu lächerlich unterbesetzt war, gestaltete sich die Reise sehr angenehm, auch wenn ich die ersten 3 Stunden mit Übelkeit und Kreislaufproblemen zu kämpfen hatte. Aber als die Medikamente wirkten, konnte auch ich die schöne Fahrt genießen. Dabei überquerten wir tatsächlich mehrere Landslides (Erdrutsche), die für Busse noch unpassierbar waren und in mühseliger Handarbeit abgetragen wurden. Die Stassenzüge sind mit vielen Sprüchen in Hindi und Englisch vollgepinselt und weisen auf die Gefährliche Kombination von Alkohol und Autofahren hin. "Drinking wiskey makes driving risky!

Um 16:00 Uhr erreichten wir endlich Govinghat und es wurde uns erst jetzt bewusst, dass wir uns am Startpunkt einer beliebten Pilgerroute der Sikhs befanden, denn der kleine Ort war voller Pilger und Läden, die die typischen Pilgerutensilien anbieten.

Schon im Jeep wurde für uns ein Zimmer in Govinghat organisiert, doch als wir den Preis von 900 Rupien hörten, war das Zimmer doch nicht mehr so schön. Wir fanden dann ein schickes Loch für 300 Rupien in der Lodge daneben.
Voller Vorfreude legten wir drei uns in unsere Pilgerbetten und schliefen uns vor unserem Trek noch mal richtig gut aus.

Als wir um sieben Uhr morgens beim Hotel auscheckten, mussten wir mal wieder hundert enttäuschten Pferdehaltern erklären, warum wir kein Pferd für den Weg brauchten. Der Weg begann relativ steil mit vielen Serpentinen und wir brauchten viele Pausen, um nicht ausser Puste zu geraten. Dabei waren wir mal wieder die Hauptatraktion für die netten Sikhs und wir mussten alle 500 Meter für ein Photo posieren.

Der Weg war sehr schön: Kinder sausten die Berghänge auf selbstgebauten Einradwagen hinunter und immer wieder konnte man schön herausgeputzte Sikh-Herren auf hohen Rössern beobachten, die mit ihren farbenfrohen Turbanen einen Hauch von Exotik in die Umgebung brachten.

Allerdings stellten wir nach einem sehr durchschnittlichen Maggi-Nudel-Mittagessen und 4 Stundenlaufzeit fest, dass der Weg doch wesentlich länger und vor allem steiler war, als wir anfangs bedacht hatten. Ich hatte zum ersten mal den Fehler gemacht und nicht vorher auf der Karte nachgesehen, wie lang der Weg ist und wie hoch wir klettern müssten und dies sollte sich nun zum ersten Mal so richtig rächen. Anfangs dachten wir, wenn so ein untrainierter Pilger den Weg schafft, müssen wir es ja wohl auch schaffen. Doch bald viel uns auf, dass fast sämtliche Frauen und Kinder getragen wurden und die Pilger die unterwegs waren, hatten nicht viel mehr als einen winzigen Tagesrucksack dabei. Da fielen wir drei mit unseren dicken Trekkingrucksäcken schon auf und die paar Kilo die wir dabei hatten, zwangen uns bald zu immer längeren und regelmäßigen Pausen.

Als wir in der Dämmerung in Ghangharia ankamen und nach einigem Hin und Her endlich in unsere Hostelbetten fallen konnten, stellte ich fest, dass es wohl ein bisschen zu viel war. Ich bekam sofort Fieber und fiel in einen sehr seltsamen Schlaf. Doch ich ließ das Fieber erst mal zu, denn es fühlte sich im Moment richtig an und ich unterstützte meine körpereigenen Abwehrkräfte erst in der Nacht mit einer halben Ibuprofen. Denn wie wir am nächsten Tag feststellten, waren wir 13 Kilometer gewandert und hatten dabei über 1300 Höhenmeter zurückgelegt, deswegen kann ich jedem mit viel Gepäck oder schwachen Waden empfehlen, sich lieber ein Pferd für 400 Rupies zu nehmen.

Und hoch zum Valley of Flowers

Am nächsten Morgen war ich aber zu meinem eigenen Erstaunen wieder top-fit, doch nun war Marie krank und somit machte ich mich nur mit Paul auf den Weg zum Valley of Flowers. Der Eingang zum Valley lag nur 1 Kilometer hinter Ghangharia und ein drei Tagesticket kostete nur 350 € Pro Person plus 100 Rupies für die Kamera. Der erste Kilometer hinter dem Eingang war schon sehr schön und noch nicht sehr steil.

Danach erfolgte ein 3 Kilometer langer steiler Anstieg der einen an den eigentlichen Beginn des fast 10 Kilometer langen Tals bringt.

Paul, der immer noch sehr müde vom gestrigen Tag war, beschloss an dem großen Stein am Anfang des Valleys zu warten und somit stürzte ich mich alleine in das Valley und es war eine wahre Freude so viele seltene Blumen zu fotographieren.

Während das Wetter bisher nur bewölkt und kalt war, so zogen um 2 Uhr dichte Wolkenschwaden ins Tal und als ich gerade den Mittelteil des Tals erreicht hatte, zwang mich ein immer stärker werdender Regen zur Umkehr.

Ich sprintete also zurück und suchte unter einem großen Felsen Unterschlupf vor dem Regen. Als ich hier mit einem netten Inder eine Pausenzigarette rauchte, schwärmte mir dieser von Hemkund Sahib vor, ein sehr hoch gelegener See, der das eigentliche Ziel der Sikh Pilger darstellt. Somit hatten wir unser nächstes Tagesziel auch schon ausgekundschaftet. Im schwächer werdenden Regen ging ich wieder hinab nach Ghangharia und berichtete meinen beiden Weggefährten von den neuen Plänen. Für den Rest des Tages entspannten wir uns, um für den nächsten Tag fit zu sein.

Hemkund

Am Morgen bestellte ich mir wieder 2 gekochte Eier und wieder versuchte ich erfolglos dem Kellner klar zu machen, dass ich sie gerne ungeschält und ohne "leckere" Masala hätte, doch er sollte mich erst am dritten Morgen verstehen, nur um es am nächsten Tag wieder falsch zu machen... aber egal, ich mag Eier jetzt auch mit dem sowieso schon nach Eiern schmeckenden indischen Standartgewürz.
Da wir nicht den selben Fehler wie am ersten Aufstiegtag machen wollten, informierten wir uns vorher über die Strecke und als wir erfuhren, dass es bis Hemkund wieder 1300 Höhenmeter sein sollten, fassten wir den Entschluss es dieses Mal mit einem Maultier zu versuchen.
Nach vielen überteuerten Angeboten fanden wir endlich einen Eselstreiber, der nur 500 Rupies pro Person von uns verlangte. An dem Grenzposten hoch zu Hemkund mussten wir dann noch mal 50 Rupies Zoll-Gebühr für das Pferd bezahlen. Und so gings wieder im steilen Serpentinen hoch. Auf den relativ bequemen Satteln der Pferde ging es so einfach und ich war verwundert, dass unsere Treiber dem flotten Schritt der Pferde überhaupt mithalten konnten. Doch leider schlugen sie die Pferde immer und man konnte es ihnen auch nicht so richtig ausreden. Die Inder wollten immer, dass ich auf meiner Nepali-Flöte spiele und ich habe ihnen dann gesagt, dass ich nur spiele, wenn sie nicht mehr ihre Pferde schlagen, doch so richtig funktioniert hat es leider nicht.

Das Wetter war so richtig mies und sollte, je weiter wir nach oben kahmen, noch schlimmer werden. Der steinige Weg war überall mit Schlamm und Müll überzogen und ich bewunderte die singenden Pilger, die bei diesen widrigen Bedingungen barfuss diesen megasteilen Berg hoch hasteten. Der Nebel war so dicht, dass man leider gar nichts von dem phänomenal steilen Talkessel sehen konnte, der sich unter uns in schwindelerregenden Tiefen verlor.

Nach noch nicht einmal anderthalb Stunden erreichten wir das baumlose Ende des Pilgerpfads und ein mit Regencapes überzogener matschiger Vorplatz erstreckte sich vor unseren Augen. Da uns sehr kalt war, gingen wir erstmal in den Tempel (Ich überlasse es mal lieber jedem selber, diesen unter ästhetischen Gesichtspunkten zu beurteilt)

Leider musste man nur seine Schuhe im Tempel ausziehen und danach über viele kalt-nasse Teppiche laufen, um ins Tempelinnere zu gelangen. Spätestens dann war einem saukalt! Aber der Innenraum machte doch einiges her und die hauseigene Band unterhielt uns ganz gut, während wir eine Runde um den Schrein vollzogen.

Der Glauben der Sikh ist eine sehr offenherzige Mischung aus Islam und Hinduismus. Wir fühlten uns zwar etwas deplatziert zwischen all den Gläubigen, doch zu keinem Zeitpunkt unwillkommen. Alle waren nett und hilfsbereit und wir stellten doch viele Parallelen in den Riten und religiösen Handlungen fest (Beten und so eine Art Glaubensbekenntnis).

Als wir wieder in unseren eiskalten Schuhe geschlüpft waren, statteten wir dem heiligen See einen Besuch ab. Doch nach den hohen Erwartungen, die alle Gläubigen in mir aufleben lassen hatten, konnte der See leider nicht anders, als mich zu enttäuschen. Naja aber wenigstens gab es eine Volksküche wo man umsonst Chai und süssen Reis bekam. Alles ganz lecker, aber die hygienischen Verhältnisse währen definitiv nichts für Indienneuankömmlinge gewesen.

Etwas enttäuscht machten wir uns wieder an den Abstieg, hier versuchten wir durch das Benutzen von halsbrecherischen Zwischenwegen die Serpentinen etwas abzukürzen. Schnell war es auf jeden Fall, doch wir verloren Paul in dem unübersichtlichen Farbencode aus blauen, gelben und grünen Regencapes.

Marie und ich unterhielten uns derweil mal für eine gewisse Zeit auf Französisch, dann wieder auf English (aus Höflichkeit) und auf Deutsch, wenn es keiner verstehen sollte.

Als wir wieder in Ghangaria ankamen und auf Paul trafen, teilte uns dieser mit, dass er ein paar Inder kennen gelernt hat und mit diesen weiterreisen wollte, da er nicht mehr so viel Zeit in Indien hatte und nicht noch einen Tag in diesen kühlen Höhen verbleiben wollte. Wir verabschiedeten uns, da Marie und ich am nächsten Tag noch einmal in Valley wollten.

Marie und ich machten uns früh am nächsten morgen auf und erkletterten das Valley of Flowers. Es regnete leicht, als ich ihr versuchte das Fotographieren mit dem Makroobjektiv beizubringen. Denn es ist viel anstrengender, als es aussieht. Da in diesen Bereichen, wo alles so stark wackelt, hält man automatisch die Luft beim fotographieren an und man ist ganz schön fertig, wenn man 100 Bilder geschossen hat.

Insgesamt kamen wir gut voran und als wir den oberen Teil des Valleys erreichten, konnten wir sogar einen kleinen Wiedehopf beobachten, der zwischen den glatt geschliffenen Flusssteinen nach Nahrung suchte.

Doch auch dieses Mal begann es um 3 zu regnen und somit war der Rückweg wieder sehr schnell und nass. Und als wir am Nachmittag wieder in Ghangaria ankamen, entschlossen wir uns direkt auszuchecken und noch am selben Tag wieder nach Godvinghat zu laufen. Der Abstieg ging natürlich viel leichter als der Aufstieg, doch der Weg war sehr lang und unsere Zeitplanung sehr knapp. Wir machten nur wenige kurze Pausen und wir erreichten Godvinghat genau zu dem Zeitpunkt, als das Tageslicht nicht mehr ausreichte, um den zahlreichen Schlaglöchern im Boden auszuweichen.

Ein schönes und billiges Zimmer mit Flussrauschen war schnell gefunden und ich säuberte mich erst mal mit einem schönen Hot Bucket. Da wir so herunter gerannt waren, hatte ich wieder viele schmerzende Blasen an den Füssen, doch mit meiner ayurvedischen Creme sollten sie sich wenigstens nicht entzünden. Noch am Abend fragte ich den Hotelbesitzer, ob er eine Möglichkeit wüsste, wie wir wieder zurück nach Rishikesh kommen könnten und er bot uns sofort an, am nächsten Morgen in einem Sammeljeep mitzufahren. Dafür sollten wir auch nur 350 Rupies pro Person bezahlen.

Die Fahrt war zwar nicht so komfortabel, wie die Hinfahrt, wo wir uns die mittlere Sitzreihe zu dritt teilen konnten, doch die 3 langbärtigen Inder, mit denen wir uns sie dieses Mal teilten, sangen zur Unterhaltung schaurige Mantras (U Satre naam satre naam).

In Rishikesh setzte ich mich wieder in das Freedom Cafe am Ganges und verschlang die Abendstimmung...

© Jan Schäfer, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fotospielplatz der Welt, ich komme! 3 Wochen Indien dann 3 Wochen Nepal anschließend 3 Monate arbeiten in einem Kinderdorf (Pokhara). Dabei hoffe ich auf viele interessante Orte, Personen und Situationen zu treffen.
Details:
Aufbruch: 14.03.2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 29.08.2009
Reiseziele: Indien
Nepal
Chitwan Nationalpark
Der Autor
 
Jan Schäfer berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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